Parkplätze sollen eigentlich Oasen der Ruhe sein. Zumindest dann, wenn der Tag fortgeschritten ist, Autofahrer sich in Ihre eigenen vier Wände zurück gezogen haben und der Verkehr auf der angrenzenden Strasse etwas nachgelassen hat.
Es gibt aber Orte, auf denen erst in den Abendstunden das Leben beginnt.
Ich stehe seit dem frühen Nachmittag an der A 1, zwischen Trier und Wittlich. Pkw kommen und parken, die Fahrer steigen aus. Dann spazieren Sie über den gesamten Platz, mustern mit Ihren Augen jedes neu ankommende Auto. Ab und zu verschwindet einer im angrenzenden Wald, eine Minute später folgt Ihm ein anderer. Es ist schon interessant, dass zu beobachten. Eine Frage beschäftigte mich aber: Kommt bei Regen und Kälte überhaupt eine gewisse Stimmung auf, sich körperlich zu nähern?
Fragen sind da, um sie beantworten zu lassen. Schräg vor mir parkte ein älterer Mann. Ich schätzte Ihn auf Mitte sechzig. Eine Zeitlang blieb er im Auto sitzen. Plötzlich stieg er aus, musterte einen anderen, wesentlich jüngeren Burschen. Ob die Luft nun anfing zu schwingern, weiss ich nicht. An mir muß es glücklicherweise vorrüber gegangen sein.
Der Alte maschierte Richtung Wald, kurze Zeit später auch der andere. Sein Gang erinnerte an einen Geheimagenten. Immer wieder drehte er sich kaum merklich um und inspizierte seine Umgebung. Dann war auch er zwischen den Bäumen verschwunden.
Nach ungefähr fünfzehn Minuten erschien der jüngere wieder. Diesmal hatte er es eilig. Ich überlegte kurz, mir sein Autokennzeichen zu merken. Man weiss ja nie. Tatorte gibt es überall. Dann sah ich aber den Älteren auftauchen. Langsam näherte er sich seinem Auto. Dort angekommen, winkte ich Ihn heran und fragte, wie es war.
Er winkte ab und erwiderte: „Nichts war. Zuviele Leute unterwegs!“ Mit dieser Antwort war ich aber nicht zufrieden: „Und die Kälte? Stört die nicht?“ „Ja, schon. Ich wollte im Auto. Ihm war es aber zu eng!“
Nun war ich sprachlos. Mit soviel Freizügigkeit hatte ich nicht gerechnet. Gut, ich habe gefragt. Aber eigentlich, ohne eine Antwort zu erwarten. Er stieg in sein Auto. Irgendwann war er weg, ohne dass ich es bemerkte.