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Crash Boom Bang

Seit Jahren warte ich darauf, dass mir mal einer hinten drauf fährt. Stehe ich am Stauende, schaue ich erwartungsvoll in den Rückspiegel. Aber bisher haben es noch alle geschafft, rechtzeitig und sicher zu bremsen.
Nicht das ich es unbedingt wollte. Um Himmelswillen, nein. Aber man muß ja damit rechnen. Ausserdem gibt es sicher irgendwo irgendeine Statistik, die besagt, dass jeder Vielfahrer mal dran ist. Also mit dem Bums von hinten.

Heute war es soweit. Nur ganz anders, als ich immer gedacht hatte. Es krachte bei voller Fahrt.

Aber von Anfang an: Mit gemütlichen 88 Kilometern pro Stunde fuhr ich über die A45, irgendwo bei Gießen. Im Radio lief die Werbung vor den zwölf Uhr Nachrichten, mit den Gedanken war ich irgendwo im Nirgendwo. Dann – ein Schlag von hinten.
Mein erster Gedanke? Hmm, habe ich jetzt ein Rad verloren? Oder irgendein anderes lebenswichtiges Teil? Vielleicht ganz und gar den Auflieger? Ein Blick in den Rückspiegel zeigte mir jedoch, dass der noch da war. Und auch sonst kullerte nichts über die Strasse.

Dafür erspähte ich einen Transporter, der langsam auf dem Standstreifen ausrollte. Das war also der Übeltäter, der mich aus meinen Gedanken riss. Ich tat es Ihm gleich und stoppte ebenfalls am Rand der Autobahn.
Links aussteigen war unmöglich. Pkw, Lkw, Busse – keiner machte auch nur kleinste Anstalten, etwas zur Strassenmitte auszuweichen. Also quälte ich mich zwischen meinem Sattel und der Leitplanke nach hinten.

Der Fahrer des Transporters sah sich bereits den Schaden an, unterbrochen von lautem Fluchen. Abgesehen von einem leichten Schock war Ihm aber nichts passiert.
Ist nur Blechschaden„, meinte ich lapidar. „Hast Du schon die Polizei gerufen?“ „Mach Du das mal„, erwiderte er. „Ich bin zu aufgeregt dafür!

Auto kaputt wegen Unfall

Natürlich tat ich Ihm den Gefallen. Im nachfolgenden Gespräch erzählte er mir, dass er erst seit drei Wochen in dieser Firma angestellt ist und sich nun wohl wieder auf dem Arbeitsamt melden darf. Um vom persönlichen abzulenken, fragte ich Ihn, wie der Unfall passiert ist.
Er wußte es selber nicht genau. Zumindest sagte er das. Mir reichte das als Antwort, mehr interessierte mich auch nicht. Ob er kurz eingenickt ist oder irgendwie abgelenkt war, spielte auch keine Rolle. Also für mich.

Dann kam auch schon die Polizei. In Kurzform erzählte ich meine Version des Erlebten, die jeweiligen Daten wurden aufgenommen und ausgetauscht.
Was mir aber auffiel: Kaum stand ein Auto mit Blaulicht dahinter, fuhr jeder bereitwillig auf die linke Spur. Was ein blinkendes Licht so alles bewirken kann.

Die Schäden am Auflieger halten sich in Grenzen: Unterfahrschutz zerkratzt, oberhalb davon ein Blech etwas verbeult und die rechte Beleuchtungseinheit wurde nach vorne gedrückt und beschädigt. Der Schaden dürfte trotzdem vierstellig sein. Zumal das Teil noch keine sechs Monate alt ist.

Die Schäden am Transporter waren ungleich höher. Pizzablech halt. Huckepack ging es per ADAC in irgendeine Werkstatt. Auch so hält man die Wirtschaft am laufen.

14 Comments

  1. Jan
    Jan 07/09/2011

    Vielleicht war’s ja auch ein verkapptes Fantreffen:
    „Mensch, Dich wollte ich schon immer mal persönlich treffen…“ – Rumms. 😉

  2. maik
    maik 07/09/2011

    @Jan: Na ja. Wie ein Groupie sah er nicht aus 🙂

  3. SpaceFalcon
    SpaceFalcon 07/09/2011

    Tarnung Maik!

    Alles nur Tarnung….

  4. Matthias K
    Matthias K 08/09/2011

    lol
    Naja, man kan froh sein, dass es bei voller Fahrt passiert ist. Wärst du langsamer gewesen oder hättest du sogar gestanden, würde der Transporter etwas anders aussehen. So einen Rumms habe ich auch schon mal erlebt, zwar nicht als Fahrer, aber als Beifahrer, ist schon fast 25 Jahr her, damals hat ein 7,5-Tonner zwei Autos auf unseren Hänger geschoben… war nicht nett anzusehen…

  5. scp
    scp 08/09/2011

    Die von Dir genannten Schäden gehen ins vierstellige? Das find ich heftig. Und ist ein zerkratzter Unterfahrschutz nicht irrelevant, schließlich ist der doch dafür da, das man nicht dadrunter kommt.
    Aber das ist ja genauso wie bei den ganzen Stoßstangen bei Pkws. Früher waren die aus Plastik, da wars sch…egal, teilweise wurden die eben auch zum stoßen benutzt (siehe Parksituation Frankreich). Dann erkannten wohl die Versicherungen und Werkstätten, dass man daraus noch etwas Asche machen könnte und flup, wurden die Dinger lackiert…

  6. Matthias
    Matthias 08/09/2011

    Ach scp, wenns denn nur die Lackierung der heutigen sogenannten Stoßstangen wäre. Die Dinger sind ja aber so konstruiert, dass sie nicht nur selbst sondern mindestens die Leuchten kaputtgehen und die angrenzenden äußeren Blechteile, also Kotflügel. Wobei der hintere Kotflügel sich ja meist nach vorn bis zur A-Säule zieht.

    Wenn der heutige Pkw-Fahrer, weil ihm in der überfüllten U-Bahn jemand auf die Füße getreten ist und dabei das Leder etwas zerkratzt hat, auch gleich noch eine neue Hose und eine neue jacke kaufen müsste, hui, da wäre was los.
    Aber beim Auto, unserem heiligen Blechle, da honorieren wir den Herstellern sowas.

  7. topas
    topas 09/09/2011

    @scp: Stimmt – wenn ich überlege dass zwei Autos an der hinteren Stoßstange des alten Micra (Baujahr 89) zerschellt sind. Das waren noch Stoßstangen – unlackiert, Weichplaste, nicht geklipst und mit Spaltmaßen, die man noch im zweistelligen Millimeterbereich ausdrücken konnte 🙂

    Letztens einen Hohlblockstein (Kantenlänge so 25-30cm) mit der vorderen Stoßstange des aktuellen Autos etwas verschoben (ich sollte nicht vor 09:00 Auto fahren). ATU & Konsorten meinten gleich, dass man da mit Lackstift etc. nichts machen kann sondern mindestens 200EUR einplanen muss da das alles neu lackiert werden müsste.

    Ich will wieder richtige Autos haben, und koa heil’ges Blechle *grmbl*

  8. SpaceFalcon
    SpaceFalcon 10/09/2011

    „mindestens 200EUR“

    Meine Güte, was sind denn das für Preise?

  9. bet-et-homo
    bet-et-homo 10/09/2011

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  10. maik
    maik 10/09/2011

    @im-bett-mit-einem-homo: Meine auch!

  11. Martin
    Martin 11/09/2011

    Was mich interessieren würde:
    Weisst Du wie schnell der Transporter war? Hat er dazu was gesagt? Nach dem Schaden zu urteilen mindestens 120, eher mehr.
    Und, wie deutlich hast Du den Schlag gespürt? Wäre der Kaffee verschüttet worden?

    Hintergrund: In vielen Linienbussen gibts keine Gurte, in meinem Wohnbus auch nicht. Meine Theorie ist, dass der Schwungmasse eines Busses ein auffahrender PKW oder Transporter wenig macht, ebensowenig wenn man auf einen drauf fährt.

  12. Ralf
    Ralf 11/09/2011

    „Schaden zu urteilen mindestens 120, eher mehr.“

    Wohl kaum, ansonsten hätte er wie ich 5 Wochen Krankenhaus am Stück gebucht (ich bin ja auch mal mit nem Transporter nem LKW hinten drauf genagelt). Bei mir wurde die Geschwindigkeit auf 120-130 geschätzt und von der Büchse blieb nicht viel übrig. Die WAB (war nen DHL-LKW) hatte mir das Lenkrad auf die Brust gedrückt, der „Unterfahrschutz“ vom LKW war nicht mehr existent.

    Ich schätze eher das er kaum schneller war als Maik. Hat sich halt an Maik dran gehängt und war ne kurze Zeit unaufmerksam. Entweder ist der Transporter nen Kilometer schneller geworden oder Maik langsamer. In Verbindung mit zu geringem Sicherheitsabstand knallt es dann im Handumdrehen.

  13. maik
    maik 11/09/2011

    @Martin: Den Schlag habe ich schon gespürt. Aber Kaffee wäre nicht schütt gegangen. Denke ich zumindest.

  14. Einwegfeuerzeug
    Einwegfeuerzeug 13/09/2011

    Vom Schadensbild her würde ich auch auf 100km/h + tippen. Ich hab auch Dailys, allerdings die Nachfolger / Facelifts des mit Maik verunfallten Dings, und die sind, wenn auch natürlich keine Ausgeburten der Massivität, doch massiver, als dass wenige km/h Überschuss die Front so verunstalten würden. Zumindest würde ich das so einchätzen, nachdem ich ein paar Unfallschädchen an meinen besichtigen konnte un die dazu führenden Abläufe kenne.

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