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Kategorie: Gastbeitrag

Der Lkw als Vorreiter bei der Sicherheitstechnik

Gastbeitrag

Noch immer gibt es auf Deutschland’s Straßen jedes Jahr viel zu schwere Verkehrsunfälle, an denen Lkw beteiligt sind. Die moderne Sicherheitstechnik hat in den vergangenen Jahren jedoch einen deutlichen Beitrag dazu geleistet, die Unfallzahlen erheblich zu senken.
Durch Sicherheitssysteme wie ABS, ESP und das neue automatische Notbremssystem ABA sind die bundesdeutschen Straßen ein Stück weit sicherer geworden.

Vor allem bei Lkw, die in Deutschland zu Unrecht ja noch immer als Unfallverursacher Nummer eins verschrien sind, lohnt sich die Investition in moderne Sicherheitssysteme.
Trucks, die mit Stabilitätsregulierung (ESP), automatischem Notbremssystem (ABA), Abstandregeltempomat (ACC) und Spurwächter ausgestattet sind, verursachen nur halb so viele Unfälle wie Lkws gleichen Typs ohne derartige sicherheitsrelevante Ausstattung.

Deutlich weniger Unfälle

Eine noch deutlichere Sprache spricht die Statistik der entstandenen Schadenssumme durch Lkw-Unfälle. Bei Fahrzeugen, die mit der Sicherheitstechnik ausgestattet sind, fällt die Schadenssumme um 90 Prozent geringer aus als bei Lkw, die nicht mit ESP, ABA und Co. ausgestattet sind.
In die Sicherheit ihrer Fahrzeuge zu investieren, rechnet sich für Fuhrunternehmen und Lkw-Besitzer gleichermaßen: ein komplettes Sicherheitspaket ist schon für knapp 11.000 Euro zu haben – eine relativ überschaubare Summe im Vergleich zu den horrenden Kosten, die ohne Safety-Ausstattung im Falle eines Verkehrsunfalls zu erwarten sind.
Kein Wunder also, dass immer mehr Lkws in Deutschland mit aktiven Sicherheitssystemen ausgerüstet werden.

Sicherheitstechnik wird Pflicht

Auf europäischer Ebene liegen die Ausstattungsquoten hingegen noch deutlich unter dem Bundesdurchschnitt. Das dürfte sich in naher Zukunft ändern, denn laut EU-Gesetz müssen ab dem Jahr 2013 alle neu entwickelten Lkws mit einem Gewicht über 3,5 Tonnen mit dem Notbremsassistenten ABA ausgestattet werden. Ab 2015 wird der Notbremsassistenten für alle neu zugelassenen Trucks Pflicht.
Den deutschen Straßenverkehrswächtern vom ADAC geht diese Verordnung der EU noch nicht weit genug. Ginge es nach dem Automobilclub, dann müsste ABA so schnell wie möglich ebenso selbstverständlich wie Luftfilter und Motor in jeden Lkw eingebaut werden.
Der ADAC demonstriert an einem Crashtest eindrucksvoll, wie zahlreiche Unfälle durch moderne Fahrzeugtechnik verhindert werden könnten. Bei Geschwindigkeiten von bis zu 55 Stundenkilometern kann der Notbremsassistent den Aufprall auf ein anderes Fahrzeug komplett verhindern, bei höheren Geschwindigkeiten wird der Aufprall immerhin deutlich gebremst.

Mit der neuen Verordnung will die Europäische Union ihrem Ziel näher kommen, bis 2020 die Zahl der Verkehrstoten auf den Straßen Europas zu halbieren. Schon 2003 formulierten die EU-Kommissare in Brüssel einen ähnlichen Vorsatz, der nicht ganz so erfolgreich wie erhofft in die Tat umgesetzt werden konnte. Anders als vor acht Jahren wird heute bei der verbindlichen Verordnung unfallverhindernder Sicherheitstechnik nicht mehr lange gezögert.
Auch ESP und Rollover Protection werden ab November 2014 in allen europäischen Lkw Pflicht. Damit nehmen die EU-Wächter auch diejenigen Sicherheitssysteme ins Visier, die die häufigsten Ursachen schwerer Verkehrsunfälle mit Lkw-Beteiligung verhindern könnten: fast 40 Prozent aller Lkw-Unfälle entstehen durch Abkommen von der Fahrbahn und durch Spurführungsfehler.

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Gastbeitrag: Navigation – Navi Apps fürs Handy

In Zeiten des iPhones und GPS Handys ist moderne Navigation noch viel einfacher geworden. Mit der richtigen App kann man sich die Anschaffung eines teuren Navigationssystems manchmal sogar sparen. Jedoch ist im App Dschungel auch Vorsicht geboten, denn nicht jede Navi App hält auch was sie verspricht.

Um Navi Apps erfolgreich nutzen zu können, müssen Sie zunächst ein GPS fähiges Mobiltelefon besitzen. Dann gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder man entscheidet sich für eine kostenlose Navi App, durch die aber Folgekosten entstehen können, sofern man nicht über eine Internetflat fürs Handy verfügt.
Denn kostenlose Navigation Apps rufen bei jeder Verwendung immer die benötigten Daten und Karten online ab, wodurch entsprechende Folgekosten entstehen können. Auch erfüllen diese kostenlosen Apps nicht immer allen Anforderungen, die der Benutzer an eine Navigation App stellt. Manche dieser Apps sind entweder sehr langsam oder haben nur eine schwache Datenverbindung, die schnell unterbricht. Hier kommt es wieder stark darauf an, in welchem Maße man die App nutzen möchte. Eine einfache kostenlose Navi App wird sicher niemals ein komplett ausgestattetes externes Navigationssystem ersetzen.

Neben den kostenlosen Angeboten gibt es auch noch die Möglichkeit, umfangreichere Apps gegen ein moderates Entgelt zu erwerben. Diese Applikationen verfügen in der Regel über ein deutlich breites Spektrum an nützlichen Funktionen. Und es entstehen natürlich auch keine Folgekosten, da alle erforderlichen Karten direkt beim Erwerb auf das Handy geladen werden.
Aufgrund dessen finden solche Apps benötigte Routen auch wesentlich schneller, da sie bei der Routensuche nicht auf eine stabile Internetverbindung angewiesen sind. Wer öfters auf ein Navi angewiesen ist, der sollte sich eher für eine umfangreiche kostenpflichtige Navigation App entscheiden. Preislich liegen solche Apps trotzdem noch unter dem Anschaffungspreis für ein hochwertiges Navigationsgerät und es entstehen keinerlei Folgekosten wie bei vergleichbaren vermeidlichen kostenlosen Navigation Apps.

Hat man dann eine passende App gefunden, sollte man sich auch Gedanken über eventuelles Zubehör machen. Möchte man sein Handy zum Beispiel als mobiles Navigationsgerät im Auto verwenden, ist es ratsam, sich eine entsprechende Handyhalterung zuzulegen, die das navigieren deutlich erleichtert. Auch sollte man immer ein Ladekabel für sein Mobiltelefon bereit halten. Denn die Benutzung der GPS Funktion mit Handy belastet den Akku grundsätzlich stark.

Anm.: Stefan Ricks arbeitet in der Marketing Branche und schreibt Gastbeiträge zum Thema Navigation.

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InfoMail Nr. 39 der Polizei Münster: Streckenwärter leben gefährlich

Straßenwärter der Autobahnmeistereien befahren Tag für Tag mit ihren Streckenfahrzeugen die bundesdeutschen Autobahnen, um den Zustand der Schnellstraßen zu kontrollieren.
Sie fahren mit Schrittgeschwindigkeit über den Standstreifen und prüfen die Beschilderung, halten Ausschau nach Beschädigungen am Fahrbahnbelag und an den Leitplanken und räumen alles von der Fahrbahn, was dort nicht hingehört.
Dies reicht vom Tierkadaver bis zur Werkzeugkiste und von der Lauffläche eines LKW-Reifens bis zum Skiträger. Ihre Fahrzeuge sind mit auffälligen gelben Blinkleuchten und einem grell blinkenden Leuchtkreuz ausgestattet. Sie selbst tragen Warnkleidung in leuchtend orange.

Straßenwärter leben gefährlich, besonders wenn sie ihr Fahrzeug verlassen müssen. Dies ist immer der Fall, wenn sie verloren gegangene Gegenstände oder Reifenteile von der Fahrbahn oder aus dem Mittelstreifen räumen müssen. Aber schon allein das Befahren des Seitenstreifens ist sehr gefährlich und birgt ein sehr hohes Berufsrisiko in sich.

Die 40-Tonner fahren nur wenige Zentimeter an den Pritschenwagen vorbei, so dass die Insassen durch den Windsog jedes Mal durchgeschüttelt werden, das ihnen „Angst und Bange“ wird.
Und das nicht ohne Grund. Immer wie ereigneten sich folgenschwere Verkehrsunfälle, bei denen die Streckenwagen übersehen werden und Lastkraftzüge auffahren.

Im Jahr 2010 kam es im Überwachungsbereich des Polizeipräsidiums Münster auf den Autobahnen A 1 und A 43 zu fünf Verkehrsunfällen, bei denen Lastzüge in Absicherungsfahrzeuge der Autobahnmeistereien fuhren oder diese streiften. In allen Fällen blieb es bei, teilweise nicht unerheblichem, Sachschaden; wobei bei dieser Art von Unfällen nur wenige Zentimeter zwischen einem abgefahrenen Spiegel und toten oder schwerstverletzten Streckenwärtern liegen.

Eine Minimierung des Risikos und die Gefährdung für die Straßenwärter kann schon durch Einhalten des erforderlichen Mindestabstandes (LKW über 3,5 t zGG = 50 Meter) und ausnutzen der gesamten Fahrstreifenbreite (3,75 Meter) zur Mitte hin erreicht werden. Selbst ein Wechsel auf den linken Fahrstreifen, ohne den nachfolgenden Verkehr zu behindern oder zu gefährden, kann unter Umständen sinnvoll sein.

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Ein Erlebnisbericht von Thomas Gaigals. Danke 😉 !

Ich bin mit meinem Vater im Lkw mitgefahren, als wir auf einmal in einen Stau gerieten der in einer Kurve endete. Als wir standen, ist uns eine A-Klasse Mercedes voll in die Seite reingefahren!! Weil sie das Stauende übersehen hatte und zu schnell dran war. Mit Glück hat Sie das ganze Überlebt!! Das Auto und Lkw waren Schrott!

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Montagfrüh in Frankreich

Gastbeitrag von Torsten Müller. Danke!

Es war an einem kalten Februartag an einem Montagfrüh gegen 4 Uhr. Ich war bereits seit sechs Stunden auf Achse und verspürte noch den Geschmack kalten Kaffees im Mund, den ich an der „Goldenen Bremm“ getrunken hatte. Seit fast eineinhalb Stunden rollte ich nun schon durch Frankreich. Die Autobahn war leer und die Müdigkeit überkam mich so langsam. Mein Ziel war Auxerre und so beschloss ich in Pont – da – Mousson von der Autobahn zu fahren und über Nationalstrassen in Richtung Troyes zu fahren. Dadurch erhoffte ich mir ein wenig mehr Abwechslung.

Ich verliess die Autobahn und fuhr durch das zu dieser Zeit natürlich Menschenleere Pont – da – Mousson. Am anderen Ende der Stadt bemerkte ich einige Leute die mit roten Lichtern leuchteten und mich aufforderten zu halten. Beim Bremsen merkte ich, dass mein Lkw bereits zu rutschen anfing. Nachdem ich stand, kam einer der Männer auf mich zu und erklärte mir in gebrochenen Deutsch, dass die Nationalstrasse wegen eines schweren Unfalls auf eisglatter Fahrbahn noch längere Zeit gesperrt sein wird. Ich fragte ihn, ob es nicht eine andere Strasse in diese Richtung gäbe und er zeigte auf eine Strasse die nach links führte. Meine Frage, ob diese Strasse auch mit einem Lkw zu befahren sei, bejahte er und sagte, dass dort viele Lkws entlangfahren.

Ich fuhr also diese Strasse entlang und befand mich plötzlich auf einem bergauf führenden Waldweg. Er war kaum breiter als mein Lkw. An zurück fahren war nicht mehr zu denken, zumahl inzwischen auch einige Pkws hinter mir fuhren. Immerhin war ich der Meinung, dass mir die Strassenglätte hier nichts anhaben konnte.

Nachdem ich auf diesem Weg schon ca. drei bis vier Kilometer zurückgelegt hatte, sah ich hinter einer Kuppe einen Lichtstrahl der immer stärker wurde. Das nächste was ich sah, waren zwei schwächere Lichter und dann zwei starke. Da wurde mir klar, dass ein anderer Lkw von oben entgegenkam.

Da standen sich nun auf diesem Waldweg zwei Lkws im Dunkeln gegenüber. Etwas weiter unter befand sich eine kleine Ausbuchtung. Ich lies mich langsam zurückrollen und nachdem die Pkws vorbeigefahren waren, begann die Rangiererei. Mittlerweile kamen von oben und unter weitere Lkws und das Chaos war total perfekt. Nach vielen Rangierversuchen gelang es schliesslich, dass ich an den anderen Lkws vorbei kam. Es war aber Millimeterarbeit.

Wie lange die anderen gebraucht haben, weiss ich nicht.

Als ich wieder auf der Nationalstrasse ankam, sah ich, daß der Verkehr dort wieder normal lief. Es war mir aber egal, denn der nächste Parkplatz war meiner.

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Nachtgedanken

Zugesand von Thomas Helm. Danke!

Wie ein Ritter durchstreift der Trucker die Nacht,
die er mit hellem Licht zum Tage macht.
Er denkt an seine Lieben die allein zu Haus,
setzt den Blinker und zieht raus.

Vorbei an anderen die nicht so schnell
und freut sich schon, wenn es wird hell.
Die Gesetze gelten nächtens nicht
und weiter zerschneidet er die Dunkelheit mit Licht.

Der Termin, so heißt´s, muss gehalten werden
und so reitet er auf Hunderten von Pferden.
Weiter in die Nacht hinein,
weit entfernt von seinen Lieben daheim.

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Streik

Veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung von Jan Exner!

Sonntag, 3.9.2000

Die Fischer beenden ihren Streik wegen zu hoher Benzinpreise. Zur allgemeinen Belustigung hatten sie die Regierung aufgefordert, die Benzinpreise zu senken. Fischer zahlen keine Mineralölsteuer, bekommen also den Liter Sprit für um die FF2-3, knapp unter einer Mark. Aus irgendeinem Grund fordern sie jetzt FF1.5 als Preis, und um diese Forderung zu untermalen, blockieren sie ein paar Tage lang den einen oder anderen Hafen. Irgendwie kautzig, diese Fischer.
Gerüchte über einen bevorstehenden Streik der LKW-Fahrer machen die Runde, Bernhard entdeckt am Abend erste Schlangen an den Tankstellen.
Ich beschließe, das ganze als Gerücht zu behandeln und erstmal ganz locker zu bleiben, obwohl mein Tank fast leer ist. Ich habe halt keine Lust, eine halbe Stunde an irgendeiner Tanke anzustehen.

Montag, 4.9.2000, erster Tag des Streiks

LKWs blockieren die Zufahrt zum Flughafen. Man kommt noch ans Terminal heran, aber nur im Schritttempo. An einigen Tankstellen fallen mir Schlangen auf. Ich gebe ein paar Dias bei Carrefour ab und habe Schwierigkeiten, wieder rauszukommen, weil die Schlange vor den Zapfsäulen fast über den halben Parkplatz geht.
Ts… die streiken also tatsächlich.
Ich ärgere mich, nicht am Vorabend getankt zu haben, über den Daumen gepeilt habe ich noch genug Sprit für zwei Fahrten nach Nice und zurück. Ich mache mir aber keine Sorgen, schließlich geht so ein Streik genau so schnell vorbei, wie er angefangen hat, und letztesmal waren es nur zwei Tage.
Abends erfahre ich, daß jetzt auch Paris bestreikt wird, was den Vorteil hat, daß sich dann die Regierung tatsächlich um den Streik kümmern wird. Ich bin erleichtert.

Dienstag, 5.9.2000, zweiter Tag des Streiks

Der Streik wird Gesprächsthema Nummer 1.
Ich fahre morgens an einer Tankstelle vorbei, an der die Schlange nur etwa 50m lang ist, bin aber zu faul, tatsächlich zu tanken.
Gerüchte besagen, daß es in der ganzen Region kein Benzin mehr gibt. Mein Kollege Eric findet im Web eine Karte, auf der eingezeichnet ist, in welchen Regionen das Benzin knapp ist. 06 und 83, die beiden Regionen hier, sind ebenso rot wie z.B. die Bretagne und noch ein paar andere Gegenden.
Ich beginne an meinem Optimismus zu zweifeln. Vielleicht war es doch nicht so schlau, die Gelegenheit am Morgen sausen zu lassen. Aber wer hat schon Lust, irgendwo eine Stunde anzustehen?

Man tauscht Geschichten aus, ‚Mein Kollege hat gestern bei Carrefour 1.5 Stunden gewartet‘, ‚Bei Super-U in Opio soll es noch Benzin geben‘ oder ‚Bis zum Wochenende ist es hoffentlich vorbei‘, um nur ein paar representative zu nennen.
Bernhard fragt sich, ob er wohl seinen Computer mitnehmen und zuhause arbeiten soll und kann.
Die Anzeigetafeln über der Autobahn, auf denen sonst so wichtige Dinge wie ‚Gurt kann Leben retten‘ oder ‚4. Sep, 0h16, 20°‘ stehen, sind jetzt alle auf ‚Information Carburants Ecoutez 107.7FM‘ umgeschaltet, zu deutsch ‚Neuigkeiten zum Benzinengpaß auf 107.7MHz‘.

Die französischen Fluggesellschaften kündigen an, ab Donnerstag die Inlandsflüge zumindest teilweise einstellen zu müssen. Lufthansa versichert, man könne die meisten Ziele in Frankreich mit einer halben Tankfüllung erreichen, also hin und wieder zurück fliegen.
Auf dem Weg nach Hause fahren wir an jeder Tankstelle an endlosen Schlangen von wartenden Autos vorbei.

Mittwoch, 6.9.2000, dritter Tag des Streiks

‚Mindestens bis zum Wochenende‘ scheint tatsächlich zu stimmen.
Ich mache mir Gedanken, ob ich Freitag noch zur Arbeit kommen werde. Ein Kollege von Julia war gestern schon nicht mehr da. Der Flughafen ist immer noch blockiert, die Schlangen an den Tankstellen sind weg, logisch, ist ja auch kein Benzin mehr da.
Man hat den Eindruck, es seien weniger Autos unterwegs als sonst, und man fährt natürlich viel ruhiger, Spritverbrauch drücken.

Mein Auto steht in Nice, ich werde wohl noch einmal nach Sophia und wieder zurück kommen. Arnds Auto steht bei Eurécom, damit werde ich am Sonntag Arnd und Carine vom Flughafen abholen können, viel mehr aber auch nicht. Bernhard hat zum Glück rechtzeitig vollgetankt, drei mal hin und zurück dürften noch drin sein.
So oder so, ab Dienstag werde ich nicht mehr zur Arbeit kommen, wenn es so weitergeht. Ich beschließe, mal ein wenig Zeitungen zu lesen.

Gestern Abend gab es Verhandlungen in Paris, bei denen die Regierung eine Preisminderung von 35 Centimes pro Liter angeboten hat, die Basis hat aber wohl heute entschieden, daß das nicht reicht, und daß sie gefälligst 50 Centimes weniger zahlen wollen.

Der Hintergrund dieses Streiks ist auch zu cool:
Die Transportunternehmen haben ihren Beschäftigten angekündigt, kein Geld mehr zu haben, weil der Sprit so teuer sei. Daraufhin haben die LKW-Fahrer beschlossen, aus solidarischen Gründen zu streiken. Sowas gibt’s wirklich nur in Frankreich.

Donnerstag, 7.9.2000, vierter Tag des Streiks

Die Frankreichkarte ist etwa zu einem Drittel rot, die komplette Bretagne, der gesamte Südosten (schluck), Paris und Umgebung, um Bordeaux herum und im Norden ist das Benzin ausgegangen.
Auf den Straßen fällt es noch nicht auf, die meisten Leute haben wohl rechtzeitig ‚Le plein‘ gemacht, vollgetankt.

Die Gewerkschaften (es gibt drei große alleine für die Fernfahrer) drohen seit heute morgen, den Kanaltunnel zu blockieren, wenn die Regierung nicht den Unterhändlern ihr Gewicht in Gold und eine Prinzessin zur Frau geben sollte. Äh nee, das war was anderes.
Am Nachmittag sehe ich nochmal auf die Karte, mittlerweile ist halb Frankreich rot, der gesamte Norden, Süden und Osten. Nur in den ländlichen Gebieten um Paris herum gibt es noch keine Probleme. An einigen Supermärkten kann man noch für maximal FF150 tanken, Eric stellt sich 1.5 Stunden an.
Die Regierung bekräftigt, ihr sei das zu doof, sie sei nicht bereit, noch weiter einzulenken. Die Gewerkschaften erklären, sie seien zu weiteren Gesprächen bereit.

In ganz Frankreich müssen Kantinen schließen, die Post wird an einigen Orten nicht mehr transportiert, die Müllabfuhr in Lyon ist eingestellt, Flüge werden gestrichen, der Flughafen Nantes hat kein Benzin mehr und muß 3 von 10 Flügen annullieren.
5000 Taxen schließen sich den Blockaden im Raum Paris an, sogar die Atommüll-Aufbereitung in La Hague wird blockiert, warum auch immer.

Der Flughafen Nice bittet die Passagiere auf den offiziellen Webseiten, sich außerhalb absetzen zu lassen und zu Fuß zum Terminal zu laufen. Abgesagt wurde noch nichts, man solle aber mit Verspätungen rechnen und morgen nochmal nachsehen, ab Freitag werde es wahrscheinlich Ausfälle geben.
Die Ausnahme: Die Flughäfen in Paris haben eine eigene Pipeline. Flüge nach Paris, Auslands- und Interkontinentalflüge seien im grünen Bereich.

Freitag, 8.9.2000, fünfter Tag des Streiks

Eine irre Sicht heute morgen, wahrscheinlich wegen des Sturms, der mich heute Nacht geweckt hat (Quelle bonheur, ich konnte daher mit anhören, wie ein Nachbar das Fenster eines anderen einschmiß, weil letzterer wohl zu laut war. Nette Nachbarn bei uns…). An einer Tankstelle stehen eine Ambulanz und ein Feuerwehrwagen und tanken.

Die Karte ist um 11:00 zu zwei Dritteln rot. Zwei Regionen an der Grenze zu Italien, mitten im Gebirge, sowie ein paar Regionen südlich und südwestlich von Paris sind noch grün, alles andere ist rot.
Ich bringe mein Auto nach Sophia, weil es auf dem CICA-Gelände doch besser steht als in Nice im Parkverbot. Ich bin schon in der Reserve, als ich losfahre, bei 700km, spätestens bei 750 dürfte Schluß sein.

TF1 (die ARD unter den französischen Sendern) berichtet, 88% der Franzosen würden die Blockade befürworten. Daraus schließe ich mal ganz frech, daß es in Paris noch Benzin gibt 🙂
Hier in der Region scheint die Stimmung eher gegen den Streik oder neutral zu sein, zumindest habe ich bisher noch mit niemandem geredet, der wirklich dahinter gestanden hätte. Ok, viele finden es egal, spannend oder interessant, aber so richtig dafür ist niemand.

Die FNTR, eine der drei großen LKW-Fahrer-Gewerkschaften, wird um 11h00 bekanntgeben, was die Gespräche mit der Regierung gestern Nacht ergeben haben. Die Taxen haben eine Abmachung ausgehandelt und sind zufrieden, Landwirtschaft und Ambulanzen sind noch unzufrieden, trotz allem berichten die Zeitungen, die Hoffnung auf ein schnelles Ende würden wieder steigen. 80% der Tankstellen außerhalb Paris sind trocken.

Am Flughafen Nice wird ab 12h00 kein Kerosin mehr ausgegeben, weil die Lager leer sind. Inlandsflüge werden ab heute Nachmittag wohl nicht mehr wirklich planmässig fliegen können.

Pierre hat mir gestern erklärt, daß es in Frankreich sehr ungern gesehen wird, wenn die Polizei gegen irgendjemanden massiv vorgeht.
Ich frage mich ja schon seit Tagen, warum die nicht einfach die Blockaden räumen, zumindest vor den Flughäfen (könnte ja mal was passieren, und wenn dann die Rettungsdienste nicht schnell genug zum Flughafen kommen, weil da Laster im Weg stehen…), aber es ist eben in Frankreich so, daß das nicht gemacht wird.

1992 hatte die Regierung mal Panzer gegen einen ganz ähnlichen Streik eingesetzt, aber danach sind die Umfrageergebnisse der Regierung in den Keller gefallen, und jetzt traut sich natürlich niemand mehr, sowas zu tun. Die Franzosen sind da scheinbar sehr eigen. Jason, unser neuer Amerikaner bei e-acute, denkt wahrscheinlich, er sei hier im Zoo.

LKW-Fahrer in Spanien, Belgien und Irland werden vielleicht dem Beispiel der Franzosen folgen, das werden die nächsten Tage zeigen.
Am Mittag erklärt der Chef der FNTR (eine der drei großen Gewerkschaften der LKWs), für ihn sei der Konflikt beendet, der Kompromiß sei gelungen, und er fordert seine Mitglieder auf, die Blockaden zu beenden. Eine andere Gewerkschaft (die UNOSTRA) berät noch. Mindestens ein Landesverband der FNTR hat allerdings erklärt, sie würden nicht aufhören, es bleibt also spannend.

Um kurz vor 4 kommt die Meldung: Die FNTR-Basis hat das Ergebnis der Gespräche abgelehnt und fordert jetzt den Rücktritt des FNTR-Chefs. Da bin ich ja mal gespannt, wie lange der Streik noch laufen wird.
Um 18:00 Uhr dann erklärt auch die UNOSTRA sie werde die Barrikaden nicht aufheben. Das Wochenende wird keine Erleichterung bringen, es wird kein Benzin geben.

In GB werden die ersten Barrikaden gebaut, und die Iren wollen am Wochenende anfangen.
Gegen Abend kommt das Gerücht auf, die Barrikaden würden vielleicht am Wochenende geräumt werden.
10 von 129 Blockaden sind geräumt, die Taxen sind zufrieden und die Landwirte werden wohl über Nacht ihren Streik aufgeben, beide sind mit den Angeboten der Regierung zufrieden.

Der Flughafen Nice mußte heute 10 von 220 Abflügen streichen, 11 von 224 ankommenden Flügen wurden annulliert. Für morgen wird von ‚Modifikationen‘ geredet, besonders für Flüge von Air France und Air Littoral. Schade daß Air France ausnahmsweise gerade mal nicht streikt…
Ich gehe jetzt mal gucken, wieviel Benzin in Arnds Auto noch drin ist, meins ist ja leer. Vielleicht kann ich ja noch nach Hause fahren.

Samstag, 9.9.2000, sechster Tag des Streiks

Bei Carrefour waren heute deutlich weniger Autos auf dem Parkplatz, der Streik zeigt auch bei PKWs Wirkung.
Heute morgen um 11:00 hat die UNOSTRA ihre Mitglieder aufgefordert, die Barrikaden freizugeben. Man geht davon aus, daß der Streik bald vorbei sein wird, 3/4 der Barrikaden sind am Nachmittag geräumt.
Die Unterhändler und Chefs der Gewerkschaften geben Pressekonferenzen, in denen sie sagen, die Regierung werde ihre Zusagen einhalten, der Streik sei somit nicht mehr notwendig.

TF1 berichtet, der Flughafen in Nice sei schon wieder gut erreichbar, und das nächste Depot hier in der Region in Puget-sur-Argens ist frei, wir werden also bald wieder Benzin haben.
In England ist der Streik offenbar etwas anders verlaufen, die Polizei hat einfach mal schnell ein paar der Blockierer verhaftet, dann war’s vorbei.

Jetzt dauert es natürlich noch einige Tage, bis wieder an allen Tankstellen Benzin aufgefüllt sein wird, aber ich nehme mal an, daß ich Montag oder Dienstag wieder ohne Probleme tanken kann. Es ist vorbei.

Erleichtert,
Jan

Anmerkung: Die französischen Straßengütertransport-Verbände FNTR und Unostra haben sich Ende September 2009 zusammengeschlossen. Damit verringerte sich die Zahl der Verbände von vier auf nur noch drei: den Spediteursverband TLF, die FNTR-Abspaltung OTRE und das jetzt geschaffene Tandem FNTR/Unostra.

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