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Der Lkw als Vorreiter bei der Sicherheitstechnik

Gastbeitrag

Noch immer gibt es auf Deutschland’s Straßen jedes Jahr viel zu schwere Verkehrsunfälle, an denen Lkw beteiligt sind. Die moderne Sicherheitstechnik hat in den vergangenen Jahren jedoch einen deutlichen Beitrag dazu geleistet, die Unfallzahlen erheblich zu senken.
Durch Sicherheitssysteme wie ABS, ESP und das neue automatische Notbremssystem ABA sind die bundesdeutschen Straßen ein Stück weit sicherer geworden.

Vor allem bei Lkw, die in Deutschland zu Unrecht ja noch immer als Unfallverursacher Nummer eins verschrien sind, lohnt sich die Investition in moderne Sicherheitssysteme.
Trucks, die mit Stabilitätsregulierung (ESP), automatischem Notbremssystem (ABA), Abstandregeltempomat (ACC) und Spurwächter ausgestattet sind, verursachen nur halb so viele Unfälle wie Lkws gleichen Typs ohne derartige sicherheitsrelevante Ausstattung.

Deutlich weniger Unfälle

Eine noch deutlichere Sprache spricht die Statistik der entstandenen Schadenssumme durch Lkw-Unfälle. Bei Fahrzeugen, die mit der Sicherheitstechnik ausgestattet sind, fällt die Schadenssumme um 90 Prozent geringer aus als bei Lkw, die nicht mit ESP, ABA und Co. ausgestattet sind.
In die Sicherheit ihrer Fahrzeuge zu investieren, rechnet sich für Fuhrunternehmen und Lkw-Besitzer gleichermaßen: ein komplettes Sicherheitspaket ist schon für knapp 11.000 Euro zu haben – eine relativ überschaubare Summe im Vergleich zu den horrenden Kosten, die ohne Safety-Ausstattung im Falle eines Verkehrsunfalls zu erwarten sind.
Kein Wunder also, dass immer mehr Lkws in Deutschland mit aktiven Sicherheitssystemen ausgerüstet werden.

Sicherheitstechnik wird Pflicht

Auf europäischer Ebene liegen die Ausstattungsquoten hingegen noch deutlich unter dem Bundesdurchschnitt. Das dürfte sich in naher Zukunft ändern, denn laut EU-Gesetz müssen ab dem Jahr 2013 alle neu entwickelten Lkws mit einem Gewicht über 3,5 Tonnen mit dem Notbremsassistenten ABA ausgestattet werden. Ab 2015 wird der Notbremsassistenten für alle neu zugelassenen Trucks Pflicht.
Den deutschen Straßenverkehrswächtern vom ADAC geht diese Verordnung der EU noch nicht weit genug. Ginge es nach dem Automobilclub, dann müsste ABA so schnell wie möglich ebenso selbstverständlich wie Luftfilter und Motor in jeden Lkw eingebaut werden.
Der ADAC demonstriert an einem Crashtest eindrucksvoll, wie zahlreiche Unfälle durch moderne Fahrzeugtechnik verhindert werden könnten. Bei Geschwindigkeiten von bis zu 55 Stundenkilometern kann der Notbremsassistent den Aufprall auf ein anderes Fahrzeug komplett verhindern, bei höheren Geschwindigkeiten wird der Aufprall immerhin deutlich gebremst.

Mit der neuen Verordnung will die Europäische Union ihrem Ziel näher kommen, bis 2020 die Zahl der Verkehrstoten auf den Straßen Europas zu halbieren. Schon 2003 formulierten die EU-Kommissare in Brüssel einen ähnlichen Vorsatz, der nicht ganz so erfolgreich wie erhofft in die Tat umgesetzt werden konnte. Anders als vor acht Jahren wird heute bei der verbindlichen Verordnung unfallverhindernder Sicherheitstechnik nicht mehr lange gezögert.
Auch ESP und Rollover Protection werden ab November 2014 in allen europäischen Lkw Pflicht. Damit nehmen die EU-Wächter auch diejenigen Sicherheitssysteme ins Visier, die die häufigsten Ursachen schwerer Verkehrsunfälle mit Lkw-Beteiligung verhindern könnten: fast 40 Prozent aller Lkw-Unfälle entstehen durch Abkommen von der Fahrbahn und durch Spurführungsfehler.

11 Comments

  1. chevyOF
    chevyOF 02/08/2011

    Ist ne absolut saubere Sache. Nur muss ich dem ADAC beipflichten, dass das Ganze leider auf einen viel zu langen Zeitraum ausgelegt ist.

  2. Sven
    Sven 02/08/2011

    Wollte man TATSÄCHLICH und KONSEQUENT die Unfallzahlen in Europa drastisch reduzieren, würden solche Systeme in JEDEM Kraftfahrzeug Pflicht, und nicht nur in LKW!

    Wenn ich schon lese „Mit der neuen Verordnung will die Europäische Union ihrem Ziel näher kommen, bis 2020 die Zahl der Verkehrstoten auf den Straßen Europas zu halbieren.“ kriege ich das pure Kotzen, denn die meisten Verkehrstoten gehen eben NICHT auf das Konto von LKW, sondern ausschließlich auf das Konto von unfähigen PKW-Fahrern, welche sich hoffnungslos selbstüberschätzen!

    Eine Posse nach der nächsten, und das dumme PKW-Volk schreit regelmäßig Helau …

  3. Ralf
    Ralf 02/08/2011

    Ach der ADAC hat einen Test mit einem Notbremsassitenten gemacht? Das hatte Mercedes auch mal gemacht. Solche Tests funktionieren am besten wenn a) die Situation auf das Gerät hin optimiert ist b) jemand pfuscht c) der Test nicht durchgeführt wird.
    Der ADAC demonstriert immer wieder irgendwelche blöden Sachen und biegt sich dabei die Tests so zurecht, das sie auch optimal auf das erhoffte Ergebnis passen.

    Was hat das jetzt mit dem Alltag zu tun? Wo liegen denn die Grenzen solcher Assistenzsysteme? Genau diese Antworten will der ADAC nicht geben. Denn dann würde jedem klar werden das diese Assistenzsysteme oft zum versagen verurteilt sind. Denn wenn der Abstand nicht stimmt, dann hilft auch kein ABA mehr weiter.
    Und hier steckt auch das größte Problem bei allen Assistenzsystemen: Viele verwechseln Assistenzsysteme mit Zaubermitteln und verlassen sich zu sehr darauf. Schnell werden physikalische Grenzen überschritten und weder ABS, ESP noch ABA können helfen.
    Assistenzsysteme gaukeln dem Fahrer eine Sicherheit vor die nicht da ist. Viele verlassen sich auf diese passive (!!) Sicherheit und vergessen das sie selber aktiv (!!) sorgen müssen.

    Ich persönlich gehe davon aus das bei vielen Auffahrunfällen der Tempomat schuld war. Vor allem wenn ein LKW ungebremst auf ein Stauende auffährt hatte der Fahrer wahrscheinlich den Tempomaten an und den Abstand viel zu gering gewählt.
    Assistenzsysteme erleichtern die Arbeit des BKF, keine Frage. Aber oftmals werden sie auch hoffnungslos überschätzt. Mein LKW hat Breakmatic und sorgt dadurch das ich bergab nicht zu schnell fahre. Vorausgesetzt ich bediene das System richtig. Ansonsten hilft Breakmatic rein gar nichts.
    Das gleiche beim Tempomaten. Klar ist es ein wesentlich entspannteres Fahren. Jedoch muss ich nun doppelt aufmerksam sein. Denn Ausrollen ist ja nicht mehr. Sollte ich mal einen Herzinfarkt haben, fährt der LKW sogar so lange weiter, bis ihm der Sprit ausgeht oder ein Hindernis im Weg steht.

    Assistenzsysteme können dabei helfen den Alltag zu erleichtern. Aber es muss einem als Fahrer halt bewusst sein das sie nur helfen und nicht zaubern können.
    In erster Linie ist es also deutlich wichtiger die Fahrer besser zu schulen. Denn das beste Notbremssystem nützt nichts, wenn es abgeschaltet oder falsch bedient wird.

  4. Sven
    Sven 02/08/2011

    @Ralf: Du denkst dabei zu kurz!
    Der ADAC verfolgt dabei eine ganz andere Philosophie: freie Fahrt für freie (PKW-)Fahrer!
    D.h., erst schaffen wir eine Grundlage, damit sich der LKW an Abstände hält (und das ABA setzt ja zwingend eine Abstandkontrolle voraus), damit die PKW-Fahrer freie auf- und Abfahrt an den Autobahnen haben, und dann führen wir das generelle LKW-Überholverbot ein und zwingen den LKW auf die rechte Fahrspur. Dabei kommen dann diese Testgeschwindigkeiten wie 55km heraus, denn selbstverständlich muss ich ja nun auch seit neuestem einem auf die Autobahn auffahrenden PKW-Fahrer gewähren lassen, auch wenn er sich zu dusselig anstellt.
    Der ADAC ist Pest und Cholera zusammen! Ich frage mich immer wieder, wie so ein Verein auch noch als „Sachverständiger Verein“ immer und immer wieder zu gesetzlichen Entscheidungen Gehör finden kann, obwohl auch dort nur PKW-Fahrer sitzen, die eine recht einseitige Sichtweise auf ein ganzes haben.

  5. highwayfloh
    highwayfloh 03/08/2011

    Zum „ABA“:

    Ich empfehle das Handbuch von Mercedes Benz zum aktuellen Actros 1844 durchzulesen!

    Da stehen ellenlange Hinweise drinn, wann dieses System besser „nicht“ eingesetzt werden sollte, bzw. wann es „falsch“ reagiert!

  6. highwayfloh
    highwayfloh 03/08/2011

    Nachtrag:

    das „einiige“ was ich „vermisse“ ist die zuverlässige „Abstandregelung“ …

    aber bezüglich solcher „Sicherheitssysteme“ bleibe auf dem Standpunkt, dass diese komplett und vollständig DEAKTIVIERBAR sein müssen, da die Technik eben noch nicht/strong> so ausgereift und „sicher“ ist, wie es oftmals publiziert wird!

  7. Stefan
    Stefan 07/08/2011

    Ich kann mich noch gut an die Schlagzeilen erinnern, als das ABS und der Airbag eingeführt wurden. Frau von Airbag geköpft usw. war da zu lesen. Und heute über 20 jahre später hats selbst der billigste Dacia drin, und es funktioniert. Das selbe mit ESP, für die „Experten“ wars ja nur eine Krücke damit ne A-Klasse nicht kippt, heute hats fast jeder Kleinwagen. Der Nutzen dieser ganzen Systeme ist an der Statistik deutlich ersichtlich, mehr Verkehrsaufkommen und trotzdem so wenig Verkehrstote wie noch nie.

    Daher werden Abstandsradar, Spurhalte und Totwinkelassis in ein paar Jahren Standart sein….

    Grüße

  8. Ralf
    Ralf 07/08/2011

    In meinem LKW habe ich keinen Airbag. Kenne eigentlich auch niemanden der einen Airbag im LKW hat.
    ESP ist beim LKW auch nicht sehr weit verbreitet. Mein Anhänger hat noch nicht einmal ABS.

    Die ganzen Assistenzsysteme gibt es für LKW schon länger als für PKW (z.B. Spurhalteassitent, Abstandsregeltempomat). Warum sind sie dann jetzt noch nicht Serie?

    Die geringe Anzahl an Verkehrstoten ist lediglich auf eine höhere passive Sicherheit zurückzuführen. Hatte man z.B. vor 15 Jahren einen Überschlag mit dem Auto, waren die Überlebenschancen relativ gering. Heute steigen viele fast völlig unverletzt aus.

    Im Jahr 2010 ereigneten sich in Deutschland 2 411 271 polizeilich erfasste Unfälle, das waren 4,2 % mehr als im Vorjahr. Darunter waren 92 107 schwerwiegende Unfälle mit Sachschäden (+ 2,9 % zu 2009), 2 03 867 Unfälle mit sonstigen Sachschäden (+ 6,2 % zu 2009)
    Quelle: Wikipedia

    Bei den Unfallzahlen sehe ich nur Pluszeichen. Also hat die Passive Sicherheit anscheinend auch zu riskantere Fahrweise geführt. Und genau das ist das Problem. Viele denken ja das ihnen dank ABS&Airbag nichts passieren kann und rasen deswegen noch schneller.

  9. Stefan
    Stefan 07/08/2011

    @ Ralf

    In deiner Statistik sind nur die Unfälle ohne Personenschäden angegeben. Also vom Parkrempler bis zum Blechschaden an der Kreuzung. Die IMHO tatsächlich relevante Zahl der Unfälle mit Personenschäden ist hingegen rückläufig:

    Zitat Wiki:
    288 297 Unfälle mit Personenschäden (- 7,2 zu 2009). Dabei verunglückten 374 818 Personen (- 6,7 % zu 2009). Die Zahl der Getöteten betrug 3 648 (- 12,1 % zu 2009), die der Schwerverletzten 62 620 (-8,7 % zu 2009) und die der Leichtverletzten 308 550 (- 6,2 % zu 2009).

    Freilich ist auch die passive Sicherheit gestigen, aber ABS und ESP haben auch ihren Anteil, da sie die Unfallschwere erheblich verringern können.

    Ich persönlich möcht die ganzen Assis nicht missen, selbst ESP hat mir schon 1-2 mal den Allerwertesten gerettet. Das Problem ist halt das der Mensch auch mal nicht 100% bei der Sache ist, da kann sowas schon ganz Hilfreich sein.

    Grüße

  10. Ralf
    Ralf 07/08/2011

    @Stefan:
    Die Anzahl an tödlichen Unfällen ist seit Jahren rückläufig. Jedoch steigt die Gesamtanzahl an Unfällen genauso kontinuierlich. Genauso wie die Anzahl an schweren Unfällen seit Jahren steigt.
    Auf diesen Umstand weisen Unfallforscher schon seit einigen Jahren hin. Neben dem subjektiven Gefühl „Mir kann ja nichts passieren. Mein Auto hat ja alle Sicherheitsausstattungen“ kommt noch hinzu das die Autos immer stärker motorisiert sind und auch immer schneller fahren.

    Ein weiteres Problem im Verkehr ist, dass Verkehr ein System ist das sich nach dem schwächsten Teilnehmer richten muss. Es nützt ja nichts das dir ESP schon paar mal den Arsch gerettet hat wenn andere noch ohne unterwegs sind. Du kannst ja nicht sagen „Ich habe ABS&ESP. Aus den Weg ihr Luschen!“. Aber leider sind viele genau mit dieser Einstellung unterwegs. Entweder absichtlich oder unbewusst.

    Wenn du sagst das dir ESP schon den Arsch gerettet hat, dann stellt sich mir die Frage wer dir denn den richtigen Umgang mit damit gezeigt hat?
    Wenn Opa Heinz sich einen neuen MB E320 mit allem Schnick&Schnack leistet, wird ihm wohl kaum jemand erklären wie der Spurhalteassitent funktioniert. Sofern Opa Heinz das überhaupt noch auf die Reihe bekommt das richtig zu bedienen.

    Deswegen halte ich Fahrsicherheitstrainings, möglichst regelmäßig, für deutlich wichtiger als alle Assistenzsysteme.

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