Auf einer Raststätte bei Frankfurt. Ein etwas ungepflegt wirkender Mann mittleren Alters klopfte an die Fahrertür. Erst dachte ich, er wollte nach dem Weg fragen oder ob ich Pfandflaschen für ihn hätte. Aber nein, sein Begehren war etwas anderes.
„Hallo, ich stehe da hinten mit einem Transporter und mir ist der Diesel ausgegangen. Kannst Du mir so drei, vier Liter geben?„
„Da hinten? Da ist eine Tankstelle, da gibt es auch Diesel.“
„Ja aber, ich brauche doch nur zwei, drei Liter.“
„Ach ja, Kleinmengen verkaufen die ja nicht. Wie weit willst Du eigentlich mit drei Litern kommen?“
„Na ja, Du kannst mir natürlich auch dreißig oder vierzig Liter geben. Bei dem großen Tank hier fällt das doch überhaupt nicht auf.„
„Ach jetzt willst Du schon vierzig Liter? Komm, geh und lass mich in Ruhe.“
„Wie geh doch einfach? Darf ich Dir mal was erklären? Wir sind ein kleines Puppentheater, wegen Corona haben wir keine Aufträge, uns geht es schlecht. Wenn jeder so ignorant ist wie Du, gibts bald keine Kunst mehr.“
„Dann bau hier Deine Bühne auf und gib eine Vorstellung. Vielleicht spenden ein paar Fahrer was. Von mir gibt es nix.“
Das wollte er aber auch nicht. Wohl weil er von Künstler sein so weit entfernt ist, wie die Erde von der Sonne. Ich kenne doch meine Dieselschnorrer. Mal kommen die angeblich von einem notleidenden Zirkus, dieses mal war es ein Puppentheater.
Schlimm ist nur, dass die immer wieder einen finden, der nen Schlauch in den Tank hält und sich Diesel abzapfen lässt. Das es dabei nicht bei fünfzig Litern bleibt, dürfte auch klar sein. Ganz schnell wechseln mal hundert Liter oder mehr den Besitzer.
Aber wer seinen Chef bescheißen will, gerne. Bei mir gibt es nix. Es sei denn, ich schlafe den Schlaf der Gerechten.