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Die – fast – unendliche Geschichte

Vor knapp drei Wochen gab es hier einen Bericht über die Situation im baltischen Transportsektor. Über ähnliche Zustände habe ich vorhin auf der Website des Zeitungsverlag Waiblingen gelesen.

Da wurde Ende Januar irgendwo im schwäbischen ein im Ausland zugelassener Zwölftonner von der Polizei kontrolliert und wegen erheblicher Mängel still gelegt. Durch einen technischen Gutachter wurden gravierende Schäden an den Bremsen und der Lenkung fest gestellt. Außerdem war er höher als erlaubt. Desweiteren liefen Kraftstoff und Motoröl aus und verschmutzten die Straßen.
Da Fahrer und Firma im Ausland ansässig waren, musste zur Sicherung der zu erwartenden Geldbuße eine Bargeldsicherheit hinterlegt werden. Diese betrug 1 600 Euro.

Wie in solchen Fällen üblich, beschloss die Firma, den schadhaften Lkw in der Heimat reparieren zu lassen. Ist halt billiger. Dazu sollte dieser Laster in Lorch von einem anderen Lkw abgeholt werden.
Bei der Kontrolle diesen zweiten Lastzugs stellte die Polizei fest, dass das Gespann länger als erlaubt war und dafür keine Ausnahmegenehmigung vorlag. Desweiteren wurde der digitale Fahrtenschreiber vom Fahrer nicht richtig betrieben. Diese Verstöße führten zu einer weiteren Sicherheitsleistung von rund 1 000 Euro. Der ursprünglich kontrollierte Lkw durfte nicht mitgenommen werden.
Also beauftragte die Firma ein anderes Transportunternehmen mit der Abholung.

Doch auch Lkw Nummer drei durfte Lkw Nummer eins nicht mitnehmen. Denn auch an diesem stellte die Polizei erhebliche Mängel fest. Der Fahrer, 62 Jahre alt, besaß keine gültige Fahrerlaubnis. Am mitgeführten Sattelschlepper stellte ein Gutachter mangelhafte Bremsen fest. Ausserdem beanstandete er den Zustand mehrerer Reifen, sowie der Beleuchtung. Stoßdämpfer waren beschädigt oder fehlten ganz und Schweißarbeiten wurden unsachgemäß ausgeführt.
Der Auflieger wurde stillgelegt. Somit standen nun zwei Fahrzeuge auf dem Verwahrplatz. Die Sicherheitsleistung betrug in diesem Fall 2 900 Euro.

Auch Lkw Nummer vier durfte weder Lkw Nummer eins, noch Lkw Nummer drei verladen. Der Grund waren auch hier erhebliche Mängel. Also kam Lkw Nummer fünf. Erst dieser konnte letzten Freitag die Mängelliste durch brechen.
Damit war auch die Odyssee für den 62-jährigen Fahrer von Lkw Nummer drei beendet. Dieser campierte mehr als eine Woche bei seinem Fahrzeug. Ihm fehlte Geld für Essen und Sprit für die Standheizung. Die Polizei vereinbarte einen Termin beim Sozialamt, um dem Mann eine Überbrückung zu organisieren. Etwas Diesel wurde ihm von einer Werkstatt spendiert.

Mehr als zwei Wochen nach der ersten Kontrolle durften sich alle festgesetzten Fahrzeuge wieder auf den Weg Richtung Heimat machen. Bis auf Lkw Nummer eins. Also diesen 12-tonner. Der wurde nun doch in einer deutschen Werkstatt repariert.
Für die insgesamt 7 602 Euro Sicherheitsleistung und die ganzen übrigen Kosten hätte der Halter auch einen guten gebrauchten 12-tonner bekommen. Tja, selber Schuld.

2 Kommentare

  1. Chris
    Chris 11/02/2015

    Wenn es nicht so traurig wäre, es wäre ein guter Witz…
    Alleine das man Menschen ohne ausreichende finanzielle Mittel quasi irgendwo aussetzt spricht Bände. Eigentlich sollte man so abgewichsten Bossen mal einen freundlichen Besuch abstatten, mit dem Baseballschläger. Ein Besuch an den sie ihr Leben lang denken würden….

  2. ednong
    ednong 16/02/2015

    Einfach unglaublich. Und traurig zugleich. Zeigt es doch, wie unverantwortlich die Oberen handeln. Man, man.

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