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Erste Ziele

Bereits vor einigen Wochen hatte ich Probleme mit der AdBlue – Zufuhr in Richtung Abgastrakt. Wie damals kam auch gestern die Meldung “Emissionen zu hoch“ und kurze Zeit später wurde die Motorleistung um 40% reduziert.
Also war mein erstes Ziel eine Scaniawerkstatt.

Laut dem Diagnosegerät hat ein Ventil seinen Geist aufgegeben. Eigentlich nichts weltbewegendes. Trotzdem dauerte die Reparatur fast drei Stunden.

Apropo erstes Ziel: Die Nacht vom Mittwoch zum Donnerstag vergangener Woche verbrachte ich auf einem unbewirtschafteten Rumpelparkplatz an der A5 unterhalb von Karlsruhe. Das letzte Wasser aus meinem Kanister verbrauchte ich am Abend. Ist ja eigentlich kein Problem, da die nächste Raststätte nicht weit weg war.

Eben diese fuhr ich am nächsten Morgen an. Blöd nur, dass SaniFair siebzig Cent verlangt – erst recht, wenn die eigene Blase bis zum Anschlag gefüllt ist und man kein Kleingeld parat hat. Aber Druck macht erfinderisch. So krabbelt man unter der Absperrung durch und schon ist Erleichterung in Sicht.
Natürlich kam just in diesem Augenblick der Pächter um’s Eck, im Schlepptau die Toilettenfachkraft. Ich zeigte beiden das leere Münzfach meines Portemonnaie mit dem Hinweis, den Betrag anschließend nach zu bezahlen.

Der Tankstellenmann glaubte mir natürlich nicht. Für Ihn war ich ein Klopreller, der beschimpft und bestraft werden musste. Als erstes befahl er dem Klomann, umgehend die Polizei zu holen. Dann legte er richtig los.
Er nannte mich lautstark ein Dreckschwein und ich sollte zum Rhein gehen. Der Fluß wäre nur 500 Meter entfernt, dort könnte ich mich waschen.
Und überhaupt. Leute wie ich hätten in seinem Sanitairbereich sowieso keinen Zutritt.

Blöd für Ihn, dass ich schon drin war. Eigentlich hatte ich schon Lust auf eine Diskussion mit dem Kerl, aber mein dringendes Bedürfnis war wichtiger. Also lies ich Ihn stehen.

Die siebzig Cent Toilettenmaut zahlte ich noch. Das hatte ich ja angekündigt und ist ja irgendwo logisch. Gedanken darüber, warum ich mich von einem Fremden als Dreckschwein bezeichnen lassen muss, mache ich mir aber trotzdem. Selbst heute noch, fünf Tage später.

12 Comments

  1. truckstop24.net
    truckstop24.net 05/06/2012

    Ja, und dann fragt man sich, warum man nicht auf der Stelle zum Wildpinkler werden sollte!
    Ist doch immer wieder schön, wie man in diesem Lande selbst von denen, die direkt an uns Fahrern verdienen, behandelt wird.
    Und für die Beleidigung hätte ich definitiv die Polizei kommen lassen – irgendwo hört´s einfach auf.

  2. Ralf
    Ralf 05/06/2012

    Ich hätte auch mal die Polizei angerufen. Das dumme Gesicht des Tankstellenbetreibers wenn er die Anzeigen wegen Beleidigung und Umweltverschmutzung bekommt wäre es mir allemale wert gewesen.

  3. SaltyCat
    SaltyCat 05/06/2012

    Ist es eine Beleidigung? Natürlich. Ist es völlig überzogen? Sicher. Ist es ein wenig nachvollziehbar? Dazu meine Beobachtung von gestern, Rasthof harz an der a7: zwei Männer, dem Alter nach Evtl Vater und Sohn, gehen zum Drehkreuz. Der ältere wirft Geld ein, schiebt den jüngeren durchs kreuz und krabbelt hinterher. Ich kann mir schon vorstellen dass man das ‚wollt ich gleich noch zahlen‘ irgendwann nicht mehr glaubt …

  4. cohn structa
    cohn structa 06/06/2012

    Irgendwo gab es mal einen guten Bericht über die Firma Sahnifähr, über Arbeitsbedingungen und Stundenlöhne etc. – ich für meinen Teil möchte gerne ein sauberes Klo – dafür bezahle ich dann auch ein paar Cent nur fürs Pinkeln – auf den Teller der Putzfachkraft. So aber geh ich zum Pinkeln in den Wald oder auf dem Parkplatz an den Zaun. In anderen Ländern klappt es ja auch ohne diese Bude. Oder an den meisten Autohöfen… – Die Tank&Rast verpachtet die Klos jetzt gewinnbringend an Sahnifähr und macht dadurch mehr Gewinn -> wie immer: Verluste sozialisieren und Gewinne privatisieren.
    Die Traute unter dem Ding durchzukriechen hätte ich nicht – feige bin ich auch noch. Vermutlich steht da sowieso überall eine Kamera.

  5. Ralf
    Ralf 06/06/2012

    @SaltyCat: Ich hatte mir mal unvernünftigerweise an einem Rasthof ein Brötchen und eine Tasse Kaffee gekauft. Kostete zusammen knapp 6 Euro. Dann fiel mir noch ein das ich noch ein Feuerzeug brauchte, sagte also der Bedienung bescheid, die reichte mir eins rüber uns meint dann allen ernstes zu mir „2 Euro“. Ich habe die gute Frau dann wortlos mit dem Feuerzeug stehen gelassen.

    Die Preise an den Rasthöfen sind weit jenseits von Gut&Böse. Die Betreiber wissen was so ein LKW-Fahrer verdient, wissen aber auch um deren Nöte und diese geschickt auszunutzen. Jeder verschissene Angestellte hat ein Recht auf ein Klo. Nur wir, die ständig unterwegs sind, sollen für unser Grundrecht auf hygenisches Pinkeln&Kacken bezahlen??

    Wenn die Rasthofbetreiber so langsam merken das sie sich mit ihren Bezahl-Klos ins eigene Fleisch geschnitten haben, weil es nur für Unmut sorgt, sollen sie den Vertrag kündigen. Aber den meisten Rasthofbetreibern sind ihre Gäste einfach scheißegal, die denken sich das die eh nur auf der Durchreise sind und nie wieder kommen. Service wird an deutschen Raststätten so klein geschrieben, dass man es schon gar nicht mehr lesen kann.

    Mit Feuerzeugen bin ich übrigens mittlerweile sehr gut eingedeckt. Die tausche ich in einer Nachbarfirma gegen Lutschbonbons ein. 5 Bonbons gegen 2-3 Feuerzeuge. EK laut Chef der Firma: 20 Cent.

  6. SpaceFalcon
    SpaceFalcon 08/06/2012

    Okay! Danke für die Infos Maik! 😀

    Ich bin ja morgen auf dem Rückweg von Freiburg nach Kassel und werde mir diesen Rasthof gerne mal ansehen 😛

  7. Jürgen
    Jürgen 11/06/2012

    War das nicht mal so, dass es auf jedem Rastplatz/Rasthof eine kostenlose Möglichkeit geben muss, um sich seines Geschäftes zu erledigen? Es gibt doch an einigen Rastplätzen mit Tankstellen noch im Bereich der Tankstellengebäude Sanitärräume, oder?
    Als die Sache mit dem Eintritt in die Sanitärabteilungen hoch kam, gab es noch diese Gutscheine über die Höhe des Eintritts. Ich bin dann zur Kasse der darüber liegenden Gastronomie und habe mir den Gutschein auszahlen lassen.

    Ich muss gestehen, ich bin schon ewig nicht mehr auf einem Rasthof zum Klo gegangen. Nicht weil ich ins Wilde pinkel, sondern weil ich, wie oben beschrieben, meistens auf die kostenlosen Toiletten im Bereich der Tankstellen gehe. Ganz abgesehen davon bin ich schon ewig nicht mehr mit dem Auto auf einer Fernreise unterwegs gewesen.

  8. Matthias K
    Matthias K 11/06/2012

    @Jürgen
    Firmen wie Sanifair haben auch die meisten Toiletten im Tankstellenbereich unter den Nagel gerissen…

  9. Jürgen
    Jürgen 12/06/2012

    Hallo Matthias K,

    danke für die Information. ich merke, ich muss mal wieder eine längere Strecke über die bundesdeutschen Autobahnen fahren.

    Mir war in Erinnerung verblieben, dass es eine Regelung gibt, wonach es auf Rastplätzen und an Raststätten kostenfrei nutzbare Sanitäreinrichtungen geben muss. Vielleicht habe ich vor Jahren da mal etwas falsch verstanden oder es wurde zwischenzeitlich abgeschafft oder Unternehmen wie Sanifair scheißen auf diese Bestimnmungen und seitens der Verwaltung kümmert sich kein Mensch drum.

  10. Marek Luthardt
    Marek Luthardt 12/06/2012

    Sehr entspannend finde ich die Situation in Österreich und Dänemark, wo man wirklich an sehr vielen Stellen kostenlose und saubere öffentliche Toiletten findet. Warum klappt das bei denen scheinbar so problemlos und in Deutschland muss man sich zwischen verdreckt und teuer entscheiden?

  11. Ralf
    Ralf 12/06/2012

    12.819km vs. 1123km. Deutschland hat rund zwölf mal so viele Autobahnkilometer wie Dänemark (ist übrigens das drittlängste Autobahnnetz der Welt). Dementsprechend dürfte auch die Anzahl an Klos links&rechts der Autobahnen deutlich höher sein als in Dänemark.
    Es ist ja auch nicht so das es in Deutschland gar keine (sauberen) öffentlichen Toiletten gibt. Nur an den privatisierten Raststätten gibt es keine kostenlosen Toiletten (mehr).

  12. Chris
    Chris 13/06/2012

    Der Sanifair Wahnsinn fängt jetzt auch in NL und B an, ich war doch sehr erstaunt darüber…
    Maik, welche Rastanlage war das? Da sollte man mal ein wenig negative Werbung machen…
    Ich hätte auch die Polizei gerufen, die Zeiten sind lange vorbei wo ich mich von jemanden beleidigen lasse. Da ich ja nicht selber die Sache regeln darf, es gibt Richter die neigen bei Körperverletzung dazu drakonische Strafen zu verhängen, sollen die es machen die man dafür bezahlt!
    Laut Gerücht, konnte mich selber noch nicht davon überzeugen, mußte Sanifair auf der Rastanlage Harz die Schranken abbauen da es gegen das Gaststättengesetz verstößt.

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