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Schlagwort: Unterwegs

Mittwoch

Kurz vor acht stehe ich vor dem noch verschlossenen Werktor einer Firma auf halben Weg zwischen Pescara und Bari in Süditalien. Vor mir wartet bereits ein Rumäne. Nicolai heißt er und ist stinksauer. Er sollte pünktlich – absolut pünktlich – am Vortag um 14.00 Uhr laden. Jetzt hofft er, noch vor Mittag des heutigen Tages beladen zu werden. Typischer Fall von alltäglicher Fehldisposition.

Ich habe bereits meine Instruktionen bekommen. Wenn der Lkw leer ist, soll ich bei einer im gleichen Ort ansässigen Spedition Ladung für vier Kunden übernehmen – Neuwied, Herten, Dortmund und Siegen. Natürlich soll ich am Freitag noch leer werden.
Kein Problem, bis zum ersten Kunden sind es ja nur knapp 1 800 Kilometer.

Der Tag beginnt

Um acht Uhr öffnet sich das Tor, Nicolai fährt los, ich folge Ihm. Während sich Nicolai in eine abgelegene Ecke verzieht, beginne ich die Seite des Aufliegers zu öffnen.
Nach 30 Minuten kommt ein Staplerfahrer, schaut sich die Paletten an und fährt wieder. Ich nehme mein Waschzeug und gehe mich frisch machen. Der Waschraum ist schmutzig, die Toiletten ebenfalls.
Es ekelt mich nicht mal mehr an.

15 Minuten später bin ich wieder am Lkw. Mittlerweile wird ein Italiener entladen. Ich zeige auf meinen Lkw, der Staplerfahrer winkt nur ab. Kurz vor Elf ist der Laster leer, Nicolai steht noch immer in seiner Ecke.

Ich melde mich telefonisch bei meiner Disposition und erfahre, dass sich meine Ladestellen geändert haben. Statt einer sind es nun vier.
Die ersten beiden sind in einem Kaff am Rande der Abruzzen. Eine schaffe ich noch vor 12.00 Uhr, an der zweiten muß ich warten – Mittagspause bis 14.00 Uhr.
Ich schließe meine Augen…

Der Nachmittag

Kurz nach zwei werde ich munter. Es passiert noch nichts. Ich gehe nach hinten, die Lagerleute stehen vor der Halle und rauchen. „Cinque Minute“ sagt einer zu mir. Ich nicke mit dem Kopf.
Eine knappe dreiviertel Stunde später kann ich losfahren.

Bis zur dritten Ladestelle sind es knapp 60 Kilometer, also eine gute Stunde Fahrzeit. Gerade in Italien kann es aber passieren, dass man sich sprichwörtlich „einen Wolf sucht“. Mal stimmt die angegebene Strasse nicht, mal fehlen einfach nur Strassennamen und (oder) Hausnummern.
Diesmal aber läuft alles glatt. Zwei Paletten soll ich laden, nach fünf Minuten bin ich wieder weg.

Mittlerweile ist es kurz nach 16.00 Uhr. Die letzte Ladestelle ist nicht mehr zu schaffen. Ich rufe meine Disposition an und sage, dass ich dort am nächsten Tag um 8.00 Uhr lade – Zustimmung klingt irgendwie anders. Aber nun ja, wegen mir macht sicher keiner Überstunden, erst recht nicht in Italien.

Am Abend

So gegen halb sieben steuere ich die letzte Raststätte vor meiner angestrebten Autobahnabfahrt an. Ich finde tatsächlich noch einen annehmbaren Platz. Auch in Italien ist die abendliche Parkplatznot kein Fremdwort.
Ich krame mein Essgeschirr hervor und entscheide mich für Halberstädter Würstchen und gegen Erasco – bei Würstchen lässt sich der Topf einfacher und schneller reinigen.
Noch während die Wurst vor sich hin köchelt, werde ich müde, da ich sonst nichts zu tun habe.
Ich überlege, ob es sich lohnt den Laptop aufzubauen, um eine DVD zu schauen. Keine zwei Minuten später läuft das Teil.
Während der Film beginnt, esse ich die Wurst. Den Topf zu reinigen verschiebe ich auf später.

Irgendwann nach Mitternacht werde ich munter. Es ist dunkel, der Laptop läuft noch immer, neben dem Gaskocher steht der schmutzige Topf und mir ist kalt, erbärmlich kalt. Mit steifen Fingern suche ich nach dem Knopf für die Standheizung.
Ich schalte den Laptop aus und lege mich in die Koje, das Wärme versprechende Summen der Standheizung im Ohr. Den Topf zu reinigen verschiebe ich auf morgen…

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Nix da

Da schlendert man an einem sonnigen, warmen Donnerstagabend durch den Hafen von Genua, freut sich auf das Wochenende im heimischen, beschaulichen Thüringen und plötzlich beschleicht einem bei dem Anblick der vielen Fähren so etwas wie Fernweh.

Faehre in Genua

Diese Gedanken habe ich aber ganz schnell verscheucht 🙂

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Wer zu früh kommt…

Kurz vor Nürnberg rief mich ein Kollege an: „Würzburg sind jetzt schon 3 Kilometer Stau. Du weisst ja, Freitags baut sich das immer schnell auf, da wirst Du nachher sicher die doppelte Länge vor Dir haben!
Tja, jetzt habe ich Würzburg hinter mir und was war? Richtig, nichts – freie Fahrt, sprichwörtlich bis zum Horizont.
Da bewahrheitet es sich mal wieder: Wer zu früh kommt, den bestraft das Leben!

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Ich habe mich gelangweilt oder wie ich mich durch den Donnerstag quälte

Zollhof Weil/Basel, Donnerstagfrüh, 4.40 Uhr. Der Wecker klingelt, ich quäle mich aus der Koje, putze mir im Halbschlaf die Zähne und stehe als erster vor dem noch geschlossenen Tor, dass mich von der Schweiz trennt.
Kurz nach fünf öffnet es sich, die Ampel vor mir springt auf grün, ich gebe meinen „Laufzettel“ ab und los gehts…

Donnerstagvormittag, kurz nach Elf. Ich bin an meiner Entladestelle bei Mailand. So richtig fit bin ich noch immer nicht, aber was macht man nicht alles, um endlich einmal einigermassen früh Wochenende zu haben.
Kurz vor zwölf bin ich leer und melde mich bei meinem Disponenten: „Moin, wo soll ich laden?
Die Antwort klingt weniger toll – ein Kunde in Piacenza, dessen Ware aber nicht vor Freitagmittag fertig ist.

Ich schleiche mit nicht einmal 80 km/h über die Autobahn, trotzdem stehe ich keine Stunde später auf dem letzten Rasthof vor Piacenza. Feierabend…

Ich versuche ein wenig zu pennen, geht natürlich nicht. Also fange ich an, Staub zu putzen und die Hütte auszukehren. Nach nicht einmal 10 Minuten habe ich darauf keinen Bock mehr und höre auf.
Ich gehe eine Runde über den Rasthof, dann wird mir kalt. Also wieder ins Führerhaus, Standheizung anstellen und einen Blick auf die Uhr werfen: Wow, eine Stunde ist schon rum!

Ich krame ein wenig im Lkw und finde eine angebrochene Tüte mit Salzbrezeln und eine 3 Wochen alte Bildzeitung. Cool, endlich Beschäftigung!
Um Zeit zu schinden, blicke ich öfter aus dem Fenster und beobachte fremde Leute. Nur so richtig befriedigt mich das auch nicht.
Bildzeitung lesen macht müde, erst recht, wenn diese drei Wochen alt ist. Ich lege mich in die Koje und schlummere friedlich hinweg.

Gegen 17.00 Uhr werde ich munter. Neben mir dröhnt ein Kühler, ich kann aber nicht bestimmen, ob er links oder rechts neben mir steht. Ich krabbel aus der Koje und sehe die Bescherung: Es sind zwei Kühler, links und rechts. Was habe ich verbrochen?

Ich beschliesse, die Kühler zu ignorieren und etwas zum Essen zu machen: „Schweine – Gulaschtopf mit Nudeln“ klingt gut. Die Büchse ist schnell auf, der Inhalt fix in einem Topf. Der Gaskocher brennt still vor sich hin. Nur irgendwie zu still.
Ich hebe den Topf an und sehe, dass nichts mehr brennt. Ein Schütteln bringt Gewissheit, die Kartusche ist leer und natürlich keine zweite dabei.

Nach solch einem Tag hilft nur noch Brad Pitt. Erst zweieinhalb Stunden „Troya“ und dann zum x-ten mal „Sieben“. Das Dröhnen der Kühler neben mir fügt sich nahtlos in die Story ein.

Irgendwann neigt sich aber auch der bescheidenste Tag seinem Ende zu. Die Abendwäsche ist schnell erledigt, in meiner Koje liege ich noch schneller.
Der Schlaf kommt und mit Ihm schöne Träume – wie ich unbeschwert durch die Zeit reise und dabei schöne Frauen beglücke.

Träumen darf man ja wohl…

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Die Immerunterwegsseinmüssengesellschaft

Samstagabend, kurz nach 18 Uhr auf der A 45 bei Gießen: Es ist mehr Verkehr als wochentags im Berufsverkehr.
Wo wollen die alle hin?

Um diese Zeit sitzt man eigentlich zu hause bei der Family und lässt es sich gutgehen.
So dachte ich zumindest…

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