Ich für meinen Teil weiß wie es ist, irgendwohin geschickt zu werden, ohne wirklich Ahnung von den jeweils örtlichen Begebenheiten und Vorschriften zu haben. Das erste mal nach England. Oder nach Frankreich. Beides Anfang 1994.
Keiner hat mir was nützliches erzählt. Fahr erstmal nach Calais, von da geht eine Fähre nach Dover, hieß es. Wichtig ist, dass Du in anderthalb Tagen in Norfolk bist. Die warten da auf unsere Ladung.
Oder fahr nach Auxerre. Aber nur Nationalstraße. Autobahn kostet Geld. Das wollen wir ja nicht unnötig ausgeben. Den kürzesten Weg wirst Du Dir schon raus suchen. Wie wäre es mal mit einer Tour in die Schweiz? Oh, da gibt es ja noch den Zoll. Na ja, musst dich halt durchfragen. Du machst das schon.
Ein Jahr später Polen. Auch hier erst Zoll an der Grenze, später noch zum Zoll im Binnenland. Meine kleinen Kenntnisse im Schulrussisch halfen mir nicht wirklich weiter. Aber letztlich wurde immer alles gut. Denn es fanden sich jederzeit Leute, die mir weiter halfen.
Vielleicht bin ich deshalb bis heute so nett oder von mir aus auch zuvorkommend, wenn mich jemand nach Dinge fragt, wo er nicht durchblickt oder die ihm keiner erklärt hat. Also nicht so richtig.
Wie dem Fahrer einer litauischen Firma, der mich an der unteren Tankstelle am Irschenberg ansprach. Kurze Erklärung. An der Abfahrt Irschenberg gibt es zwei Tankstellen. Erstmal die übliche Raststätte mit Tanke und Rasthaus. Und dann eben noch eine Tankstelle, etwas unterhalb vom Rasthof.
Genau da mache ich öfter eine halbe oder dreiviertel Stunde Pause. Reicht für die schnelle Morgenwäsche, einen Kaffee und ne Butterbrezel.
Oder auch für eine Auskunft. Der Fahrer des litauischen Lkw sah ziemlich hilflos aus. Keine Ahnung, aus welchen Land er eigentlich kam. Russland, Ukraine, Belorussland? Spielt auch keine Rolle.
Seine erste Frage? Wie funktioniert Maut in Österreich. Natürlich in einem Mix aus russisch, englisch und deutsch. Ich zeigte auf die Box vorn bei mir an der Scheibe, sagte das er die oben am Rasthof an der Autobahn bekommt und dort auch richtig eingestellt wird.
Erste Frage beantwortet. Die zweite kam von mir. Nämlich ob er auch eine Umweltplakette hat. Nein, natürlich nicht. Woher auch. Ihm war nicht einmal bekannt, dass diese in Teilen Österreichs Pflicht ist.
Aber alles gut. Auch das habe ich ihm erzählt und Adressen aufgeschrieben, wo er diesen Aufkleber bekommt. Denn man hilft ja wo man kann. Auch wenn aus fünfundvierzig Minuten Pause eine Stunde wird.
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