Von Zeit zu Zeit bekomme ich eMails mit Inhalten wie diesen:
Meine Erfahrung mit den „routinierten Berufskraftfahrern“ (ala „Kapitäne der Landstraße“) sieht folgendermaßen aus:
die wenigsten können in keiner Weise ihr Fahrzeug in Extremsituationen beherrschen;
die meißten brettern mit ihrem 38-Tonnen-Monster kreuzworträtsellösend / videoschauend / handytelefonierend / onanierend / besoffen / etc. pp. über die Autobahn;
die meisten sind unter einem immensen Zeitdruck und ignorieren die gesetzlich vorgeschriebenen Lenk- und Ruhezeiten in Permanenz;
Die Ladung vorschriftsgemäß zu sichern machen die wenigsten; Verbote, Gebote und Vorschriften – wie Überholverbot, Mindestabstand, Beladungsgrenzen, zulässiges Gesamtgewicht, tatsächliche Achslast, etc. pp. – werden konsequent und ohne Unrechtsbewußtsein ignoriert bzw. sind nicht einmal bekannt.
Viele LKW-Fahrer verfetten hinter ihrem Lenkrad, können keine dauerhaften Partnerschaften eingehen, bekommen Sex nur noch am Rasthof gegen Bares und befinden sich im steten Kampf gegen Termine, Polizei und Parkplatznot.
Im Normalfall lösche ich solche Nachrichten, nachdem ich sie gelesen habe. Auf diese versuche ich trotzdem mal zu antworten, obwohl es nichts bringen wird – Leute die so etwas schreiben, lassen sich nicht umstimmen.
Schlimm ist nur, dass Menschen mit solchen Vorurteilen am öffentlichen Strassenverkehr teilnehmen (dürfen).
Aber komme ich zum eigentlichen Thema: Bist Du (leider kenne ich nicht einmal Deinen Namen) schon einmal in einem Lkw mitgefahren?
Lkw fahren bedeutet nicht vierzig Tonnen Freiheit, sondern vor allem vierzig Tonnen Verantwortung. Klar hat unsere Branche einen schlechten Ruf, nur haben wir Fahrer daran die geringste Schuld. Von Politik, Medien und Autolobby werden wir als die bösen Buben hingestellt, dass ist einfach und macht sich halt immer gut.
Der Blick auf die Welt aus dem Führerhaus eines LKW ist etwas anders. Man sieht so einiges in diesem Land, z.B. wie in vielen Zentrallagern der großen Handelsketten (und nicht nur dort) immer mehr Personal eingespart wird – nach dem Motto: Der Fahrer wird es schon machen!
Dazu kommen stundenlange Wartezeiten, so das man weitere Termine verpasst oder was noch schlimmer ist, seine Lenkzeiten nicht einhalten kann.
Von der Parkplatznot will ich jetzt nicht anfangen. Dieses Thema kommt in diesem Blog zur Genüge vor.
Die meißten Fahrer sind sich Ihrer Verantwortung bewußt. Die wenigsten laufen mit Cowboyhut und Franzenjacke herum oder hören Countrymusik.
Ich freue mich, wenn ich eine saubere Dusche und ordentliche Toiletten vorfinde. Zufrieden bin ich auch, wenn ich am Freitagabend zuhause bin und eventuell erst Montagfrüh um vier wieder losfahren muß.
Aber all das verstehen Leute wie Du nicht. Sich von irgendwelchen billigen Reportagen oder Beiträgen berieseln zu lassen, ist halt einfacher, als seine Gehirnzellen (sofern vorhanden) selber anzustrengen…