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Wenn kindische Drohungen Ihre Wirkung nicht verfehlen

Es ist kurz nach sechs, ich freue mich auf meine abendliche Dusche. An der Rasthofkasse zahle ich den durchaus angemessenen Betrag von zwei Euro, bekomme einen Gratisvouche zum passieren der WC – Schranke und betrete die Dusche.
Auf einer Ablage liegen gebrauchte Einwegrasierer, das Waschbecken ist schmutzig, der Boden ebenfalls.

Zaghaft rufe ich nach der Toilettenfrau. Diese kommt daraufhin mit einem Handy am Ohr aus der Männerabteilung, schaut mich kurz an und telefoniert weiter. Brav wie ich bin, warte ich das Ende des Gespräches ab und weise Sie dann auf die Mißstände in der Dusche hin.
Ein kurzer Blick von Ihr, dazu ein paar unverständliche Worte und die Rasierer landeten im Mülleimer. Dann war Sie wieder verschwunden. Nach einem „Hallo“ meinerseits schlürfte Sie wieder heran und sah mich mit müden Augen an.

Der Boden und das Waschbecken sind noch dreckig„, entgegnete ich. Diese Worte wirkten wie ein Wecker, denn schlagartig war Sie munter. „Egal! Du duschen so! Ich machen Dusche nicht sauber. Seit früh um sieben ich hier. Jetzt machen Schluß„, bellte Sie mich mit giftiger Stimme an.
Das einzige, was mir in diesem Moment einfiel, war: „Die Dusche wird jetzt gewischt, sonst sind Sie demnächst überhaupt nicht mehr hier“!

Eigentlich fand ich meine Reaktion kindisch. Umso erstaunter war ich, dass dieser Satz seine Wirkung nicht verfehlte. Mit Eimer und Wischlappen bewaffnet, wurde der Duschraum gereinigt.
Zum Schluß hielt Sie mir Ihr Namensschild unter die Nase: „Da, mein Name. Jetzt Du Dich beschweren über mich“!
Warum sollte ich? Der Raum war oberflächlich sauber, ich habe einen Beitrag für meinen Blog und Ihr was zu lesen. Passt doch alles…

9 Kommentare

  1. Spacefalcon
    Spacefalcon 16/07/2010

    Einst, in grauer Vorzeit, da war der Kunde König…

    Heute, in der Realität, scheint er immer mehr nur noch das Arschloch zu sein, was für schlampige Leistungen und miesen Service und teilweise extrem unfreundliches Auftreten des Personals zu zahlen hat…

    Schade, oder?

  2. Spacefalcon
    Spacefalcon 16/07/2010

    Ah ok, ein Wort Deiner Blacklist habe ich scheinbar gefunden 😉

  3. Spottdrossel
    Spottdrossel 16/07/2010

    *kicher* Vielleicht steht die Dame ja auf dominante Herren…
    Spaß beiseite, eigentlich kann man daraus ja auch was lernen. Mit typisch deutscher Zurückhaltung wäre die Dusche dreckig geblieben und Du hättest Dich den ganzen Abend geärgert. Von daher sollte man wirklich öfter das einfordern, was einem zusteht, und wenn Du für´s Duschen zahlen mußt, hast Du auch ein Recht auf eine begehbare Dusche.

  4. Ralf
    Ralf 16/07/2010

    Hast du die Dusche denn wenigstens halbwegs sauber zurück gelassen? Immerhin hatte die Dame ja Feierabend und wir halten uns doch alle an die Pfadfinderegel „Verlasse den Berg immer etwas sauberer als du ihn vorgefunden hast“

    Ich denke mal das deine Drohung nicht ganz so kindisch war. Das die gute Frau so lange arbeitet/arbeiten muss, ist nicht dein Problem. Wir müssen uns in unseren Job auch oftmals nach 10 oder 12 Stunden zusammenreissen und unsere Arbeit machen. Wer das nicht kann oder will, muss halt was anderes machen.

  5. Jooochen
    Jooochen 16/07/2010

    schöner Blogeintrag…konnte es mir richtig bildlich vorstellen…lustiges Kopfkino 🙂

  6. Sven
    Sven 17/07/2010

    Klingt nach Sanifair.

    Das schlimme ist, dass die obendrein auch noch ranzig werden, wenn man kein Kleingeld ins Schälchen wirft!

    Da kommt man beispielsweise in das „Örtchen“ gestiefelt, an diesem hängt ein Zettel mit „Frisch gereinigt“, und hinter der Tür siehst du die Schei**e vom Vornutzer vor 3 Tagen an den Kacheln hängen!

    Bei solch einem „Service“ wird man echt zum Wildpinkler/hinterm-Baum-Schei**er/aus-dem-Eimer-Duscher!

    Da ich leider eine recht lebhafte Fantasie habe, vermag ich mir garnicht vorzustellen, was in so manchen Küchen solcher Rasthöfe abgeht, denn auch bei den Speisen sieht Qualität sehr häufig gänzlich anders aus als das, was man für viel Geld geboten bekommt…

  7. Banane
    Banane 17/07/2010

    Tja, irgendwie werden Dienstleistungen (zumindest von denen, die sie ausführen) oft nicht mehr als solche angesehen. Liegt oft genug auch an Überlastung und Unterbezahlung. Siehe die Paketdienste.
    Andererseits ist das natürlich kein Grund, Kunden blöd anzumachen und die Arbeit, für die man bezahlt wird, zu verweigern.
    Ich erinnere mich noch gut an einen Hörgeräteakustiker, der mir einreden wollte, mein Hörgerät wäre nicht kaputt, bis ich dann etwas lauter wurde und auf Reparatur bestand. Aus der Werkstatt kam es dann mit einem neuen Mikrofon zurück 🙂

  8. maik
    maik 17/07/2010

    @Ralf: Sauber ja, aber halt mit nassen Boden. Das ist normal, da das Wasser in diesen Räumlichkeiten schlecht abfließt.

  9. maik
    maik 17/07/2010

    @Spacefalcon: Glückwunsch 🙂

    Jetzt kannst Du Dich auf die Suche nach dem nächsten machen 🙂

    @Spottdrossel: Deine Antworten landen im Spamordner. Was hast Du angestellt 😉 ?

    @Sven: Guten Appetit…

    @Banane: Genau das ist das Problem. Wer für seine Arbeit miserabel entlohnt wird, macht diese eben auch schlecht.

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