Erinnert Ihr Euch an den Vertrag „Made in Sachsen„, den ich vor fünf Wochen hier veröffentlichte? Wenn nicht, hier ist der Verweis dazu >>>
Das das kein Einzelfall ist, dürfte eigentlich klar sein. Schon letzten November schickte mir ein Fahrer einen Bericht über die Zustände in der Leipziger Niederlassung einer bayerischen Transportfirma:
Viele Stunden weit über Arbeitszeitgesetz – im Durchschnitt 13- 17 am Tag. Keine Zuschläge für Nachtarbeit oder Freizeit für gemachte Nachtstunden trotz Arbeitszeitgesetz. Keine Überstundenvergütung. Arrogantes Auftreten der Vorgesetzten. Dispo NL. Leipzig überfordert und chaotisch.
Mitarbeiter der NL Leipzig incl. Vorgesetzte stehen mehrfach am Tage vor dem Bürogebäude und Rauchen ohne Ihre Arbeitszeit nach zuarbeiten bzw. eine Stechuhr zu betätigen. Dispo sucht sich Ihre Lieblinge für feste Tagestouren. Diese Fahrer bekommen das gleiche Geld wie Fahrer mit über 100 Nachtstunden im Monat.
Equipment teilweise schlecht. Fahrzeugausrüstung zum Teil miserabel (kein Kühlschrank keine mitführungspflichtgen Ersatzteile, kein Werkzeug, ungenügendes Sicherungsmaterial) auf Grund des Fahrzeug- und Fahrermikado vorprogrammiert sehen teilweise auch so aus. Auf Familien wird keine Rücksicht genommen. Schichtwechsel in der Woche keine Seltenheit. Arbeitsbeginn und Ende sehr ungewiss, da immer 2 Fahrer auf einem Auto sind oder auf den Übergabewechsel warten.
Der Lohn von 1600,00 €, viele bekommen auch weniger, ist für diese Arbeitsleistung der blanke Hungerlohn. Im Arbeitsvertrag sind 208 Stunden fixiert. Im Durchschnitt leistet jeder Fahrer 30-60 unbezahlte Überstunden im Monat.
Dafür werden weder Lohnsteuer und Sozialabgaben abgeführt. Arbeitsverträge zum Teil lt. Verdi nicht rechts konform. Es existiert kein Tarifvertrag. In der Probezeit gibt es weniger Urlaubsanspruch ( 10 Tage statt 12).Lenk- und Ruhezeiten können nur eingehalten werden, wenn Pause gedrückt wird beim Be.- u. Entladen oder bei Wartezeiten. Fahrzeuge sind gedrosselt. Außer bei Fahrern, die die Fahrzeit auch ohne Manipulation nicht halten können.
Viele Fahrer haben die Bildung aus der Bild. Neuerdings bekommen aufmüpfige Fahrer 100,00 € pauschal zur Gewissensberuhigung, da ja kein Freizeitausgleich geboten wird. Würde wohl bei einem Arbeitsrechtsstreit nicht so gut aussehen.Wer nicht mitmacht und den Mund auf macht, wird gekündigt. Für manche ist das auch eine Erlösung. Man denkt offensichtlich, man kann jeden kaufen für „Apfel und ein Ei“. Manch einer hat auch ein wenig Berufsehre. Hier arbeiten Menschen und keine Leibeigenen. Burnout Symptome bei Fahrern keine Seltenheit.
Hier seht ihr einige Segmente aus dem dazugehörigen Arbeitsvertrag:
Und die im Erfahrungsbericht erwähnte 100 Euro Regelung:
Ach übrigens. Letzten Donnerstag berichtete auch der SWR über Arbeitszeiten im Transportsektor: Ausbeutung und Lohndumping: Fernfahrer klagen an
Das ist ja 1€ unter Mindestlohn…
Namen! Diese Firmen gehören von der Bildfläche gelöscht!
Ich verstehe immer noch keinen der für solche Verbrecher (was diese meiner Meinung nach sind) fährt!
Wenn man etwas den Arsch bewegt findet man auch solide Firmen für die man arbeiten kann!
hmm … entweder leistet der Fahrer jeden Monat 28 Stunden Nebentätigkeit, oder man müsste sich mal über Doppelwochen-limits unterhalten …
(mal ganz abgesehen davon, dass der ganze Vertrag selbstverständlich stinkt wie eine Klärgrube)
Theorie und Praxis ——
Wo kein Kläger … da kein Richter
So ist es fast überall in Deutschland !
a) 208 Std. —- sind ok
b) 30-60 unbezahlte Überstunden im Monat —- Normal
c) weder Lohnsteuer und Sozialabgaben abgeführt = b) ok
d) kein Tarifvertrag — Normal
e) Probezeit gibt es weniger Urlaubsanspruch — Normal
f) Lenk- und Ruhezeiten können nur eingehalten werden, wenn Pause gedrückt wird beim Be.- u. Entladen oder bei Wartezeiten —- Normal
g) Fahrzeuge sind gedrosselt — Normal
h) Keine Zuschläge für Nachtarbeit oder Freizeit -Normal
i) bei be- und entladen — Problem
—beim BKF Gehalt von 1600 € — Problem
—bei über 14 Stunden innerhalb von 24 Std. — Problem
Wenn nach dem NachwG einige Fehler oder rechtswidriges im Arbeitsvertrag enthalten ist —- muss beim Problem der AG das Gegenteil, von dem was der BKF behaupet, beweisen (Beweislastumkehr)
das fehlende BKF-Gehalt iZm. der ortsüblichen sog. Taxe oder des dortigen Gehalt-Tarif —- kann der BKF innerhalb von 3 Jahren nachträglich einklagen.
fast Alles — ist Normal
ca. 2x Problem — ist Strafbarkeit vorhanden
ca. 1x Problem — kann Strafbarkeit vorhanden sein
hab nur eine einfache Überprüfung gemacht