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Nebenjobs, die man nur einmal macht

Heute schmücke ich mich mal mit fremden Federn. Nur im Gegensatz zu diesem Kollegen, habe ich gefragt, ob ich den Text verwenden darf. Schon deshalb, weil er einfach hier her passt.
Der Beitrag selber ist schon fast elf Jahre alt. Das dort erlebte noch älter. Dürfte also vor zwanzig Jahren passiert sein. Das gar nicht mal so überraschende ist, dass es noch immer Firmen gibt, wo es so abläuft:

Ach so: Danke an Jens Scholz…

Einen Job, den ich nie wieder machen werde gabs auch, und das waren meine drei Monate als Transportfahrer.

Der Job selbst war gar nicht das Problem: Mit einem 4,5 Tonner, zuweilen mit Anhänger, irgendwelches Zeug von A nach B fahren ist erstmal nicht so problematisch, auch dass man entgegen aller Arbeitsvorschriften natürlich trotzdem selbst auf- und ablädt (seitdem kann ich Ameisen und Schildkröten fahren) ist nicht so schlimm. Das Problem war, dass mein Chef der Meinung war, dass für ein Festgehalt von 2500 Mark einen Arbeitstag von über 12 Stunden völlig akzeptabel sein müsse. Und daß seine Autos in zuweilen höchst abenteuerlicher Verfassung waren.
Meine erste Fahrt ging z.B. früh um drei Uhr in die schwäbische Alb, wo es völlig verschneit war und die Eiszapfen einen Meter lang von den Bäumen hingen. Der DAF hatte keine Servolenkung und natürlich auch keine Winterreifen.

Die Mercedesse waren was die Lenkung anging wesentlich komfortabler. Die angenehmste Zeit war daher auch, als ich für sechs Wochen an Witzenmann in Pforzheim ausgeliehen wurde. Da gabs dann den normalen Acht-Stunden plus Pausen Tag und ich fuhr Krümmer und Rohre zwischen Stuttgart (Benz, Porsche) und Pforzheim hin und her, der Fahrdienstleiter war nett und fand mich wohl auch gut, jedenfalls machte er mir nach vier Wochen ein Angebot, mich ganz zu übernehmen.

Diese sechs Wochen hätten auch eventuell dazu geführt, den Job doch auch nochmal zu machen, wenn mein Chef mir nicht jedes Mal, wenn ich nach etwa neun Stunden die Karre wieder auf den Platz gestellt habe noch eine Fahrt aufgebrummt hätte. Den Ausschlag dafür, den Job dann tatsächlich zu schmeißen war eine zusätzliche Fahrt nach dem Tag bei Witzenmann nach Ulm und Nürnberg (natürlich in einem anderen Auto – wollen ja nicht, dass das so aussieht, als wär ich über 10 Stunden unterwegs gewesen). Bis Ulm zur AEG kam ich noch, der Nachtportier wunderte sich etwas und sagte, das hätte doch morgen auch locker gereicht.

Da wars dann fast dunkel (es war Hochsommer, muss also gegen halb Zehn gewesen sein) und ich machte mich auf den Weg nach Nürnberg, um irgendetwas in Form und Größe eines Duschschlauchs abzugeben (heute wundere ich mich, dass ich dafür mit einem Transporter fahren musste…bzw. dass das nicht einfach per Post verschickt wurde).
Dann wurde es dunkel. Sehr Dunkel sogar, bis ich merkte, dass das daran lag, dass die Scheinwerfer überall hin leuchteten, nur nicht auf die Straße vor mich. Dann gabs einen kurzen Regenschauer und ich bemerkte, dass die Karre – wohlgemerkt unbeladen – mehr rutschte als fuhr. Ein Check der Reifen erklärte das schnell: die hatten kein Profil. Kein Profil nicht wie „Ui, die sind aber ganz schön weit runtergefahren“ sondern kein Profil wie „Oh, kein Profil“.

Ich schaute auf die Uhr, es war kurz nach Zehn und rechnete aus, dass Nürnberg und Rückweg nach Niefern zusammen etwa drei Stunden sein würden. Und dass ich morgen um halb sieben wieder bei Witzenmann auflaufen müsste.
Also drehte ich um, stellte das Auto ab, machte einen Zettel dran, dass ich wegen der kaputten Lichter und der Reifen nicht weiterfahren konnte und der Schlauch auf dem Beifahrersitz liegt. Mein Chef versuchte noch, mir deswegen richtig Ärger zu machen, aber da war ich dann trotz noch nicht im echten Leben angekommen (Schule und Zivi) und völlig unerfahren im Umgang mit solchen Menschen doch inzwischen klar genug um mir nicht noch mehr Müll einreden zu lassen.

Hab ihm dann auf Ende des Monats gekündigt, nachdem er mir nur eine Woche später wieder eine Szene machen wollte, nachdem ich drei Stunden zu spät kam, weil ich mich um jemanden kümmerte, die auf der Landstraße wegen eines Rasers, der mich überholte ohne zu schauen, ob ihm was entgegenkommt, ihr Auto ordentlich im Feld zerlegte.

von Jens Scholz

4 Comments

  1. Chris
    Chris 05/01/2015

    Ja so Buden gibt es leider auch heute noch. Und die finden immer wieder dumme die dort arbeiten. Wenn ich deren Begründung höre warum sie dort arbeiten fällt mir nichts mehr ein. „Ich muß doch sonst sperrt mich das Amt“! Und die glauben das tatsächlich…

  2. Bewerberbibel
    Bewerberbibel 06/01/2015

    Gerade als Kraftfahrer ist das Leben nicht leicht. Ständig Druck die Zeiten zu halten, das Fahrzeug nicht zu beschädigen und für relativ wenig Entlonung diese Risiken einzugehen. Meistens dürfen dann noch die Bußgelder selbst bezahlt werden.

    Viele Grüße

    Michael Büchler

  3. Christian
    Christian 06/01/2015

    Oh man, dass ist ja ein Erlebnisbericht über einen Nebenjob. Da hätte ich auch gekündigt. Unglaublich, dass es solche Arbeitgeber noch immer gibt.
    Gruß

  4. Tobias
    Tobias 06/01/2015

    Ja, solche Arbeitgeber gibt es immernoch. Selber bei so einem gelandet. Der hat mich dann rausgeschmissen, weil ich mal einen Sonntag (ich fuhr von Montag bis Sonntag. Ohne Ruhetag) frei haben wollte. Der Zoll war übrigens auch schon mehrfach bei dem. Hoffentlich geht dieser „Mensch“ mit dem Mindestlohngesetz ordentlich den Bach runter! Mein Nachfolger hat ihm Sprit geklaut und Privatfahrten auf Kosten der Firma veranstaltet. Da konnte ich mir eine gewisse Schadenfreude nicht verkneifen.

    Woanders habe ich gearbeitet. Da „verschwanden“ auch mal Scheiben, und ich habe bis zu 16 Stunden gearbeitet, habe aber vernünftiges Geld „verdient“, so viel, wie es im Rahmen des Möglichen lag.

    Und die Autos waren, obwohl teilweise älter als ich (19), in einem einwandfreien technischen Zustand. Auch wenn ein Mercedes 611D nicht gerade das komfortabelste Auto ist.

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