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Mützenbonus inklusive

Eigentlich habe ich ein entspanntes Verhältnis zur Gattung mit dem Namen Pförtner. Natürlich denken viele, Sie wären König und arbeiten nach dem Motto: Erst kommen die Pförtner, dann der Chef und dann Gott. Es sind halt Menschen, die es weder bei der Bundeswehr, noch bei der Polizei geschafft haben, eine Uniform tragen zu dürfen. Jetzt haben sie eine vom Wachschutz und das muss ausgelebt werden.

Das kuriose dabei ist, dass das in jedem Land gleich ist. Hier mal ein Beispiel aus Italien: Ich habe mehrere Kisten mit Messingrohre geladen, die für eine Firma in Arcevia – westlich von Ancona gelegen – bestimmt sind. Vor der Einfahrt in das nicht sehr große Betriebsareal muß man sich beim Pförtner melden. Er ist der Herr über Tor und Schranke, ohne Ihn geht demzufolge nichts.
Also zeige ich Ihm den Frachtbrief, auf dem alles notwendige steht: Der Absender und der Empfänger, sowie die Art des Materials. Den Namen der Spedition, die das Zeug anliefert, kann er auf dem Lkw ablesen und das Kennzeichen sieht er über einen Monitor. Mehr hat den nicht zu interessieren.

Tut es aber doch. So wollte er auch meinen Personalausweis. Dieser wird während meiner Anwesenheit in einer kleinen Holzkiste deponiert, die direkt am Fenster steht, durch welches ich mich mit dem Mann unterhalte.
Den bekam er natürlich nicht. Warum auch? Alles wichtige wußte er bereits. Für mich war die Sache damit erledigt, im Gegensatz zu Ihm. Er weigerte sich, die Schranke zu öffnen. Ich wartete in der Zwischenzeit brav im Fahrerhaus. Irgendwann und irgendwie mußte es ja weiter gehen.
Genau das tat es auch: Nach nicht einmal zwei Minuten öffnete er das Teil und ich konnte oder durfte zur Warenannahme fahren.

Das diese Leute Anweisungen der Geschäftsleitung befolgen müssen, ist mir klar. Auch sollte man bedenken, dass die teilweise viele Stunden bei miserabler Bezahlung arbeiten.
Zudem werden diese Jobs in einigen Firmen gerne als Übergangslösung für „kurz vor der Rente steher“ oder „Sonderlinge“ benutzt. Deshalb sind die oft komisch.

Meinen Ausweis oder ähnliches gibt es trotzdem nicht. Die anschließenden Diskussionen sind zwar lästig, aber notwendig. In dieser Sache bin ich nämlich ein wenig eigen.

5 Comments

  1. Karsten Jahnke
    Karsten Jahnke 17/11/2010

    Da passend: lawblog. Ist zwar im Ausland im Zweifelsfalle irrelevant, aber in Deutschland ganz klar. Den Ausweis muss man nicht hinterlegen!

  2. Pu
    Pu 18/11/2010

    Eine Pförtnergeschichte, selbst erlebt, ist allerdings schon mehr als 30 Jahre her:

    Mein Kollege wurde von einer kleinen Firma angerufen: „Maschine kaputt, Produktion steht, es eilt!“ Kollege sagt:“Fahren Sie los, aber sofort, wie schieben das halt irgendwie dazwischen.“

    Kollege instruiert den Pförtner, sofort zu melden, wenn die Firma Müller die Maschine bringt. Es sei WICHTIG.

    Nach zwei Stunden noch immer keine Firma Müller. Der Kollege hat den Pförtner schon drei Mal gefragt, immer hieß es:“Firma Müller? Nööö!“
    Kollege ruft bei Firma Müller an. „Der müsste schon lange bei Ihnen sein, ist doch nur eine Stunde zu fahren!“

    Kollege muss inzwischen wegen etwas anderem in die Reparaturabteilung. Vorarbeiter:“Übrigens, mit der Maschine von Müller sind wir bald fertig, das war nix Großes.“ Kollege:“???“

    Kollege zum Pförtner:“Sagen Sie mal, ich hatte Ihnen doch extra aufgetragen, mir sofort zu melden, wenn die Firma Müller kommt!“
    „Hier ist aber keine Firma Müller durchgekommen, nur eine Firma Ententrainer!“
    „Wie, was, Ententrainer? Ich kenne keine Firma Ententrainer! Haben Sie den Fahrer gefragt, woher er kommt?“
    „Nö, ich red mit denen nicht – ich schreib nur auf, was auf dem Wagen steht, und da stand Ententrainer!“

    Kollege macht sich entnervt auf den Weg zurück in die Reparaturabteilung. Dort steht irgendwo der Fahrer herum. Kollege:“Sagen Sie mal, Sie sind doch ganz sicher von der Firma Müller?“ „Ja, warum?“
    „Weil unser Pförtner meint, es sei keine Firma Müller gekommen, sondern eine Firma Ententrainer.“

    Fahrer: „Ohje. Ich arbeite bei der Firma Müller, und weil heute der Lieferwagen woanders gebraucht wurde, bin ich halt mit meinem Kastenwagen eingesprungen. Wir transportieren damit immer unser ganzes Geraffel, wenn wir einen Auftritt haben.“

    Kollege und Fahrer gehen auf den Hof. Dort parkt das Auto, und an der Seite hat es eine Aufschrift: „Entertainer-Tanzkapelle, wir spielen für Sie!“

    Der Pförtner hieß fortan nur noch „der Ententrainer“.

  3. SaltyCat
    SaltyCat 26/11/2010

    @Pu: schönes Ding *lol*

    @Maik: Bei der Aussage „in allen Ländern gleich“ muss ich Dir mal widersprechen. Ich bin jahrelang überwiegend im Norden unterwegs gewesen und war mitunter verwundert, wie unkompliziert ich insbesondere in Schweden abgefertigt wurde.
    So fuhr ich z.B. mit meiner bis dato aufgelaufenen Erfahrung mit Autoherstellern (VW Wolfsburg *grusel*) zu Volve Hauler & Loader irgendwo in der Nähe von Växjö, hielt schon Ausweis, Frachtpapiere etc. bereit um Ärger zu vermeiden – und dann sass da ein Pförtner, der mich lächelnd begrüßte, mir den Weg wies und auf die Frage, ob er meinen Ausweis benötigen würde, nur ungläubig mit dem Kopf schüttelte … Und das war bei weitem nicht die einzige positive Erfahrung im Land der Elche.

  4. SaltyCat
    SaltyCat 26/11/2010

    VolvO sollte das natürlich heissen … 🙁

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