Ich verkaufe gerade ein Auto. Also ein gebrauchtes. Früher hat man das Gefährt bei solchen Gelegenheiten an den Strassenrand gestellt, dass rechte Seitenfenster einen Spalt offen gelassen und darauf gehofft, nach zehn Tagen oder so, einige Zettel von Kaufwilligen im inneren der Karosse zu finden.
Zur Not half auch eine Zeitungsannonce. Aber da meldeten sich nur irgendwelche Snobs. Und mit denen wollte ja keiner was zu tun haben. Also blieb nur der Strassenstrich.
Heute dagegen? Jaaaa – da ist das viel einfacher. Man knipst sein Auto zehn mal aus verschiedenen Perspektiven, lädt die Fotos in sogenannte virtuelle Fahrzeugmärkte hoch, schreibt noch ein wenig Kauderwelsch dazu und hofft auf Reaktionen. Einfach und genial, da kann ja eigentlich überhaupt nichts schief laufen.
Aber Fehlanzeige. Mein erster Fehler war, die Karre an einem Sonntagabend nach 22.00 Uhr zu inserieren. Der erste Anruf kam bereits zehn Minuten später. Eine tiefe Stimme fragte:
„Hallo, ist noch Auto da?“
„Ja klar, habe ich ja grad erst inseriert!“
„Gut, ich melden mich morgen wieder!“
Ich war freudig erregt. Kaum online und schon der erste Anruf. Das eventuell der BND mithörte, war mir egal.
Kurz darauf machte ich mich fertig für mein Bett. Während ich im Bad ein wenig Körperhygiene betrieb, klingelte mein Handy erneut. Den Mund voll Zahnpasta meldete ich mich:
„Hallo?“
„Ich interessiere mich für Ihr Auto!“
„Ja?“
„Wie ist denn der Lack?“
„Goldig!“
„Ja, dass sehe ich. Aber wie ist der Zustand des selbigen?“
Jetzt tropfte mir etwas Zahnpasta auf mein Mobiltelefon. Mit einem Finger wischte ich den Klecks beiseite. Durch das ungewohnte Geräusch etwas mißtrauisch geworden, fragte mein Gesprächspartner:
„Hallo? Sind Sie noch da?“
„Ja klar, ich will ja, dass Sie mein Auto kaufen!“
„Na ja, ich wollte erstmal nachfragen!“
Dann legte er auf. Meine freudige Erregung zog sich in das innere meines Körpers zurück.
Zwanzig Minuten später wanderte ich in das Reich der Träume. Dort gibt es keine Autos, niemals. Mein Traumland ist weiblichen Geschöpfen vorbehalten. Wunderschöne Frauen, die man auch ohne Porsche und Ferrari abschleppen kann.
Auf halben Weg dahin, brachte mich das Rasseln des Telefons wieder in die Realität zurück. Im Halbschlaf meldete ich mich:
„Hallo?“
„Ja, auch hallo. Ich störe doch nicht?“
„Nein, bei was auch!“
„Dann ist ja gut. Ist das Auto noch da?“
„Ja, bis jetzt schon!“
„Wie ist denn der Lack?“
Jetzt war ich hellwach. Es konnte doch kein Zufall sein, dass bereits der zweite Anrufer nach dem Zustand der Farbe fragt. Ich war mir sicher, dass diese virtuellen Fahrzeugverschleuderer Ihre Hotlinemitarbeiter mit diversen Fragebögen ausstatten, um virtuellen Fahrzeugverschleuderern wie mir, Interesse vor zu gaugeln.
Nun stellte ich eine für mich um diese Zeit clevere Frage:
„Wo wohnen Sie eigentlich?“
„In der Nähe von Nordhausen. Das ist ja nicht weit von Ihnen entfernt!“
„Ja, das ist wohl wahr!“
Mein Verdacht löste sich buchstäblich in Luft auf.
„Jetzt ist es ein wenig ungünstig, zumal der Zustand des Lackes im dunklen eh nicht erkennbar ist. Aber Sie können sich das Auto gerne am nächsten Wochenende anschauen„, redete ich weiter.
Damit war er einverstanden und wir wünschten uns gegenseitig eine geruhsame Nacht. Ich schaltete mein Handy aus…
Heute morgen nach dem Anschalten, quäkte es zwei Minuten lang. Drei vergebliche Anrufe und eine SMS waren das Ergebnis der letzten Nacht. Ich zweifelte am Verstand der Menschheit.
Kaum unterwegs, klingelte es erneut und dann im „Halbstundentakt“. Die Mehrzahl der Anrufer quälte mich mit unüberlegten Fragen, wünschen nach Preisnachlässen von teilweise fünfzig Prozent und irgendwelchen Forderungen.
Insgesamt blieben drei Anrufer übrig, die ein ernstes Interesse bekundeten und auf die ich nun hoffe. Aber ich warte ab – Druck mache ich mir nicht. Schließlich frisst mein „Erdbeerkörbchen“ kein Heu.
Maik, die ErdbeerSaison ist doch schon lange vorbei 😉
Was hast Dir denn für ein neues Auto gekauft? 🙂
Nix neu. Ich hab ja noch nen Omega. Zwar auch schon zehn Jahre alt, aber noch gut in Schuß – wie man so schön sagt.
Dazu Vollausstattung, V6 – Maschine. Passt schon 🙂
Ähm, Leerlaufregler, Druckdose Benzinleitung, Spritfilter, Spritförderpumpe, alles kleine Ursachen mit Deiner Fehlerbeschreibung – behalten und reparieren!!!
Es tut mir leid, das sagen zu müssen… aber das Auto sieht ja absolut grässlich aus 🙁
Irgendwie scheint das heute für mich der Tag der zweideutigen Andeutungen… gut in Schuß 😉
Paßt schon Maik!
Geschmäcker sind verschieden Ingmar. Ich finde das Auto cool. Eben wegen der Farbe 🙂 Und wegen der Alus. Und überhaupt.
Die selben Erfahrungen habe ich auch gemacht. Da rufen Leute mitten in der Nacht an und fragen unsinnige Sachen. Als ob das nicht Zeit bis zum nächsten Tag hat.
Aber du hast das super beschrieben.
Also ich habe mir die Bilder angeschaut und wollte mal fragen – wie ist denn der Lack so?
Obwohl, ich ruf dann lieber gleich mal direkt an, würde ja auch gern wissen ob noch TÜV drauf ist und so.
*g*
Die Frage nach dem Lackzustand ist aber nicht unberechtigt, wo doch Motorhaube, Kotflügel und Tür bereits 3 verschiedene Farben aufweisen.
Oder ist das Gold-Flip-Flop? 😉
Sascha
Ging bei mir recht fix. Am selben Tag 6h nach der Einstellung des Fahrzeugst war der Kaufvertrag unterschrieben und geld/brief getauscht.
Gut, der ruft jetzt zwar ständig an und will geld zurück weil er die Bremsen reparieren lassen musste, aber hey. Gekauft wie gesehen! Für mich hat sich das gelohnt! 😉
Der Käufer ist übrigens 250km einfach von München her gefahren. Wenn die mal so nen Weg auf sich genommen haben fahren sie ungern ohne Auto wieder heim. Also wird auch nichts mehr am Preis gedreht! 😉
Damals® als wir noch kein Internet hatten, sind wir immer Samstags zum Autokino gefahren. Irgend einen Traumpreis in die Scheiben gehängt und die dummen Kommentare von den „Kaufwilligen“ angehört. Mittlerweile ist das aber zu gefährlich geworden. Wenn die sich zu sehr ärgern, dann laufen die nicht mehr 100 Meter fluchend dem Auto hinterher, sondern verfolgen einen mit dicken Limosinen bis ihnen klar wird wie viel Sprit die gerade dabei sind durch den Auspuff zu schleudern.
@Sven: Nee Du, lass mal. Das Teil geht weg.
@Ingmar: Ach komm 🙂
@Spacefalcon: Verstehe ich jetzt nicht… 😉
@David: Das wäre meine Antwort auf die Bemerkung von Ingmar gewesen 😉
@George: dito und danke.
@martin III: Das war jetzt böse. Irgendwie 🙂
@Whoopster: Mit Ausnahme der Haube täuscht das auf dem Bild. Lichteinfall und so.
@zoellner: Sei froh 😉 . Macht der noch argen Ärger?
@Ralf: Du lebst gefährlich. Irgendwann taucht Dein Foto bei „Nepper, Schlepper, Bauernfänger“ auf…
Die Leute ham echt sorgen, der Lack ist nicht sooo wichtig, solange er nicht schon überall Blasen wirft (unterrostung).
Bei nem Cabrio guckt man zuerst nach dem Verdeck und ob die Karre insgesammt trocken ist.
@Maik
Wenn ich mehr Platz hätte, hätte ich glatt den tausender für das „Erdberkörbchen“ Investiert. War mal ein Jugendtraum von mir, damals 1990 aber für nen Ossi noch unerschwinglich…
Grüße
Und, ist er mittlerweile verkauft?
@Sven: Interessenten gibt es viele. Ungelogen. Einem habe ich zugesagt, der das Auto am nächsten Samstag holen will.
Wenn der es sich doch anders überlegen sollte, ist noch ein Holländer im Spiel, der auch heiß auf die Karre ist.
Na ja, mal sehen 🙂
@Sven, @Maik:
Immer wieder Samstags, ….. *sing
#Insider
@maik:
Na, dann drücke ich doch mal die Daumen, dass da wenigstens noch ein paar Rubel bei rauskommen.
@Spacefalcon:
Apropos … Bilder??? #Insider ,too *g*
100€ mehr als der Höchstbietende ist doch nett
Die Holländer haben wohl doch genug Geld 🙂
Äh, habe ich was verpasst?
@Spacefalcon: Das Auto ist weg. Und das zu einem mehr als annehmbaren Preis 🙂
Na das ist doch Klasse.
Wenigstens eine Meldung, die mich heute mal wirklich freut. 🙂