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Schlagwort: Italien

Hitzige Mücken

Dreißig Grad am frühen morgen. Hitzefrei gibt es trotzdem nicht. Zumindest nicht für mich.
Gestern Abend war ich mal wieder so schlau, ein Fenster geöffnet zu lassen. Das Ergebnis war eine Mückeninvasion – obwohl ich im dunklen saß. Irgendwie riechen diese Viecher mich und mein Blut.

Mücken und Hitze

Einige habe ich mit einer Zeitung erwischt. Die Süddeutsche vom Monatag war noch schlagfest. Den Rest wollte ich mit Deospray killen. Nur wurden die von dem Geruch noch geiler, während ich noch immer wie ein Stricher stinke.

Jetzt, gegen Mittag sind es um die 34 Grad. Oder auch 35. Mir persönlich ist das zu heiß. Ich verstehe eh nicht, wie Leute das angenehm finden. Im eigenen Saft zu schwimmen ist eklig. Und dann noch freiwillig? Nee!

Bei mir rauscht die Klimaanlage. Von früh bis spät umschmeichelt eine Wohlfühltemperatur von 19 Grad meine zarte Haut. Die Hütte verlasse ich nur, wenn es notwendig ist. Also zum Be- oder Entladen. Zumal des Abladen auch schon Geschichte ist.
Bis jetzt habe ich zwei Ladestellen. Beide kenne ich, da geht es gemütlich zu. Oder „piano„, wie man in Italien sagt.

Immerhin ist morgen kein Feiertag. Also da wo ich bin. So erspare ich mir sinnloses rumstehen.
Gerade ruft mich ein Kumpel an – der ist in Frankfurt. Da regnet es. Und gewittert. Cool, besser als Hitze. Na ja, in diesem Sinne: „Ahoi“!

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Achtzehn Minuten

Es ist Freitag. Noch fünfzehn Kilometer bis nach Hause. Blöd, dass ich gerade jetzt mindestens neun Stunden Pause machen müßte. So verlangt es das Gesetz von mir – nämlich dann, wenn meine vorgeschriebene Tageslenkzeit vorrüber ist. Und genau das ist nun der Fall.

Ich ignoriere das. Am Ende des Tages habe ich meine Tageslenkzeit um 18 Minuten überschritten. Egal. Es ist Wochenende.

Drei Wochen später: Kontrolle in Italien. Sorgen mache ich mir nicht, stimmt eh alles. Zumindest dachte ich das. Der Bullezist – wie nennt man die eigentlich da unten – will alles sehen. Und natürlich haben. Führerschein, Personalausweis, Frachtbriefe, Lieferscheine, EU – Genehmigung und den ganzen restlichen Kram. Zum Schluß verlangt er meine Fahrerkarte.

Eine halbe Ewigkeit später erscheint er wieder am Lkw. Er reicht mir einen Zettel, auf dem ein Datum steht. Von diesem will er einen Ausdruck. Ich fummel am Gerät herum, dann rasselt der Streifen Papier heraus.
Er schnappt sich den Fetzen, schaut kurz darauf und zeigt auf eine Zahl. Zehn Stunden Achtzehn, lese ich. Irgendetwas zu erklären, bringt nichts. Der will mich eh nicht verstehen. Dann verschwindet er wieder.

Fünf Minuten später taucht er wieder auf, in der Hand irgendein Buch und einen Taschenrechner. Er beginnt auf dem Gerät zu tippen und dabei unaufhörlich zu reden. Jetzt ging er mir wirklich auf den Sack.
Dann ist er fertig und schreibt 38.50 Euro auf einen Zettel. Ich verkniff es mir, Ihm einen Vogel zu zeigen. Stattdessen belies ich es bei einem „Du tickst nicht richtig„. Er legte den Kopf zur Seite, ich winkte ab und zog es vor, meine Klappe zu halten – und die Kohle zu zahlen.

Selbst im gierigen Frankreich hätte ich nichts geblecht, da bin ich mir sicher. Aber diese Schwarzkittel da unten brauchen halt Erfolgserlebnisse. Warum auch immer.
Ich will nicht wissen, was einer zahlen muß, bei dem man zehn oder zwanzig Übertretungen findet. Der wird sicher arm wie eine Kirchenmaus. Mich ärgern schon die 40 Euro.

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Eine Genehmigung für alles

Piacenza ist eine hässliche Stadt. Wer Berlusconien Italien wirklich kennen lernen will, sollte einen Abstecher dorthin machen. Große Industriebetriebe liegen mitten im Ort und lassen die Häuser noch grauer erscheinen, als diese in diesem Land eh schon sind.

Warum ich das erwähne? Hmm. Keine Ahnung. Passt halt gut als Einstieg für folgendes Ereignis: In eben diesem Piacenza gibt es eine Firma, die ich schon des öfteren beliefern durfte. Die Anfahrt dahin ist einfach – von der Autobahn runter, zwei Kreisverkehre gerade aus überqueren, beim dritten rechts ab und den vierten um 360 Grad umrunden. Muss leider sein, denn dieser Betrieb liegt auf der anderen Seite der Strasse und diese ist in der Mitte mit einer Art Grünstreifen verziert. Etwas Farbe tut auch unserer Stadt gut, meinten wohl die Stadtväter.
Wie auch immer. Zweihundert Meter zurück und man ist da. Zumindest war es bisher so. Gestern jedoch hing ein selbstgemaltes Schild am Tor. Diesem entnahm ich, dass die Firma Ihren Standort gewechselt hat.

Schild an Firma auf italienerisch

Das Navi umprogrammieren ging fix, ebenso die Suche. Keine zwei Kilometer entfernt sollte der neue Sitz der alten Firma sein. Frohen Mutes bewegte ich mich in diese Richtung. Am ersten Kreisel links, am zweiten ebenfalls – noch 400 Meter. Das war es dann aber – ein Schild verbot mir, diese Strasse zu nutzen.
Also wieder zurück und während der Fahrt das Navigationsgerät beauftragt, eine Alternativroute zu suchen. Auch diese war schnell gefunden und kaum weiter, als die herkömmliche Strecke. Erster Kreisverkehr rechts, zweiter geradeaus und dritter wieder rechts. Pustekuchen – wieder Durchfahrtverbot für Lkw.

Nun kam erneut diese Alternativsuchfunktion des Routenplaners ins Spiel. Danach waren es schon knapp sieben Kilometer. Tolle Show. Nach vier Kilometer war aber wieder Endstation. Weshalb könnt Ihr Euch sicher denken.

Jetzt hatte ich die Faxen dicke. Aber richtig. Sagt man doch so. Oder? Ich rief meinen Disponenten an und erteilte mal selber einen Befehl – er sollte den Auftraggeber anrufen, damit der widerum seinen Kunden die Anweisung gibt, mich am alten Standort der Firma abzuholen.
Genau das klappte wunderbar. Kaum angekommen, war bereits mein Vorrausfahrer da. Und was glaubt Ihr, wo der entlang fuhr? Richtig – erster Kreisverkehr links, zweiter ebenfalls. Das Durchfahrtverbot wurde einfach ignoriert. Klar. Ist ja auch Italien.

Natürlich sprach ich Ihn darauf an. Seine Erklärung klang einfach – man hätte eine Genehmigung. In dieser wird Lkw erlaubt, diese Firma auch über eigentlich gesperrte Strassen anzufahren.
Klar. Logo. Das glaube ich aufs Wort. Wer hat diese denn nicht?

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Zeit, Ärger und quiekende Schweine

Stellt Euch vor: Ihr geht zum Metzger, um drei Schnitzel zu kaufen. Die Fleischereifachverkäuferin bittet um etwas Geduld und bietet Euch einen Stuhl an.
Nach einiger Zeit seht Ihr, wie ein Schwein durch einen Nebeneingang in einen Hinterhof getrieben wird. Kurz darauf quiekt das Vieh erbärmlich, bis es durch einen Schuß verstummt. Und zwar für immer. Peng.

Nach zwei Stunden fragt Ihr höflich nach, was denn eigentlich aus den gewünschten Schnitzeln geworden ist. Die Fleischereifachverkäuferin geht nach hinten und kommt nicht wieder. Ihr ahnt mittlerweile, dass das gewünschte Fleisch noch irgendwo im oder am Schwein hängt. Also geht Ihr. Es gibt ja noch andere Metzgereien.

Einfach wegfahren geht bei mir natürlich nicht. Leider. Also heißt es weiter warten. So auch am Mittwoch in einem kleinen Kaff im Süden Kalabriens.

Von meiner Dispo erfuhr ich, dass ich Holz für Hamburg laden sollte. Nicht mehr und nicht weniger. Also nahm ich an, dass es sich um Bretter oder Platten handelt. Eigentlich eine dankbare Ladung: Die Seite des Aufliegers öffnen, dem Staplerfahrer seine Arbeit machen lassen, Ladung verzurren, Auflieger schließen, fertig.
Kurz vor Mittag trudelte ich in der Firma ein.

Bereits die Anfahrt war eine Geschichte für sich – vom morgendlichen Beginn bis zu eben diesem Betrieb hatte ich gerade einmal 80 Kilometer zurück gelegt. Der Fahrtenschreiber zeigte aber bereits eine Fahrzeit von knapp drei Stunden an. Selbst die Landschaft entschädigte nicht meinen leicht aufkommenden Ärger.

Auf der Dauerbaustellen – Autobahn von Reggio Calabria bis Gioia Tauro und weiter auf der halbwegs ausgebauten Nationalstrasse bis Cittanova lief es ja noch einigermassen. Wenn man den ärgsten Schlaglöchern ausweicht, kommt man sogar relativ fix vorwärts.
Doch sobald man Nebenstrassen benutzen muß, geht viel Zeit verloren. Immerhin sind Pkw – Fahrer auf dem Land relativ zuvorkommend. Da wird auch mal gewartet und nicht so hektisch gefahren wie in den Städten.

Strasse in Kalabrien

Natürlich war bereits Mittag. Italien halt. Von zwölf bis zwei ist das eine heilige Zeit. Im Norden weicht das teilweise auf. Da gibt es Betriebe, die sich auch mit einer Stunde Freizeit zufrieden geben. Im Süden dagegen beginnt dieses Ereignis eher zehn Minuten früher und endet dementsprechend auch zehn Minuten später.

Langsam trudelten die Arbeiter ein. Ich ging in’s Büro und teilte meine Wünsche mit. Aus der Antwort die ich bekam, filterte ich heraus, dass die Ware auf einem anderen Gelände lagert und erst noch heran geschafft werden muß. Jetzt ärgerte ich mich darüber, dass meine Eile am Vormittag nicht nur albern, sondern auch überflüßig war. Wie so oft.
Ich wartete im Lkw. Nicht zu wissen wann es weitergeht, mag ich nicht. Um mich abzulenken, begann ich die Hütte zu putzen. Auch ein neuer Laster setzt Staub an. Besonders dann, wenn er steht.

Nach einiger Zeit begannen zwei Leute in sichtbarer Entfernung Baumstämme in handliche Stücke zu sägen. Endlich eine willkommende Abwechslung. Auch wenn mir nicht klar war, weshalb diese Arbeit wichtiger sein sollte, als meine Bretter oder Platten heran zu schaffen.
Ich stieg aus, um mir das Schauspiel aus der Nähe zu betrachten. Einer der beiden sah mich an, zeigte erst auf die Stämme und dann auf mich. Ich schüttelte mit dem Kopf.

Das schien Ihm aber nicht zu beeindrucken. Er war weiterhin der Meinung, dass diese wildgewachsenen Stämme für mich bestimmt waren.
Eine gute Stunde später war auch ich davon überzeugt. Aber eher unfreiwillig. Denn wie ich bereits erwähnt habe: Ich kann mir meine Ladung nicht aussuchen.

Passende Holzstaemme

Mit dem Verladekran eines Lkw, der – nebenbei erwähnt – seine beste Zeit seit 30 Jahren hinter sich hatte, wurden die Stämme nach Beendigung der Sägearbeiten schließlich verladen. Am Ende hatte ich neben viel Schweiß und Nerven, zwölf Gurte verbraucht. Und natürlich Zeit. Viel Zeit.

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Kleine Anmerkung

Seit Mittwochabend stehe ich irgendwo zwischen Pescara und Ancona dumm und sinnlos rum. Das ganze nennt sich Feiertag. Na ja, wie auch immer.
Damit Ihr auch was davon habt:

Viele sind ja der Meinung, die italienische Sprache klingt entspannend oder erotisch oder nach was auch immer. Gegen diese Auffassung habe ich ein gutes Mittel: Hört Euch zwanzig Minuten einen italienischen Radiosender an und Ihr werdet die deutsche Sprache in allen Ihren Versionen lieben. Versprochen.

Achso: Ich hoffe, dass Video ist auch in Deutschland abrufbar. Bei den Brüdern weiss man ja nie.

Update: Ist es wohl nicht. Dann halt Bilder aus Ancona, untermalt mit Rumpelmusik.

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Grande Katastrophe

Da fallen ein paar Flocken vom Himmel, davon bleiben drei Zentimeter liegen – und schon geht in und um Mailand nichts mehr.
So habe ich gestern für 20 Kilometer knapp 2,5 Stunden gebraucht. Selbst die Polizei fuhr im Schritttempo. Kein Wunder, wenn man mit Sommerreifen unterwegs ist.

Schnee in Milano

PS. Der Kunde im Transporter ganz rechts wollte mit auf’s Bild. Huhu Luigi. Ok., war ein kleiner Scherz am Rande. Keine Ahnung, warum der mich anglotzt anschaut.

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Es ist, wie es ist

Wißt Ihr, wo Deutschland’s größter Parkplatz ist? Nein? Dann fahrt mal in die südwestlichste Ecke unseres Landes. Da stehen jede Nacht zig Lkw. Schön aufgereiht auf zwei Spuren und das über mehrere Kilometer.
Einfach Weil am Rhein in ein Navigationsgerät eingeben und dann findet Ihr das schon. Das ist wirklich nicht schwer.

Mit etwas Glück entdeckt Ihr dort auch mich in dieser Nacht. Wir könnten anschließend Mau Mau spielen. Gut, zur Not auch Siebzehn und vier. Weitere Kartenspiele kann ich leider nicht. Selbst Skat habe ich nie kapiert. Von Pokern ganz zu schweigen.

Der Vorteil dieser Spielerunde wäre, dass ich nicht überlegen müßte, wann ich morgen früh aufstehe. Um fünf Uhr beginnen die Zöllner mit Ihrer Arbeit. Nur heißt das nicht automatisch, dass dieser Parkplatz bereits um diese Zeit von vorne her verkürzt wird.
Nein, manchmal beginnt das erst um sechs. Oder auch um sieben. Und ich habe keine Lust, zwei Stunden mit halboffenen Augen und ungewaschenen Gesicht die Hecktüren des vor mir stehenden Lkw anzuschauen.

Ja ja. Jetzt denkt Ihr, ich wäre eine Sau. Quält sich aus seiner Koje und wäscht sich nicht einmal. Recht habt Ihr. Aber: Lieber mal ein weibliches Schwein sein, als sich den Pops von Pkw – Fahrern abfahren zu lassen.
Immerhin hole ich das später nach. Also das waschen. Versprochen. Zeit habe ich ja dazu.

Wenn ich an die Schweiz denke, wird mir leicht übel. Nein, nicht wegen der Menschen in diesem Land, auch nicht wegen der Berge. Obwohl, bei den Menschen…?
Viele Eidgenossen haben ja etwas gegen Ausländer. Na ja, zumindest gegen solche, die in irgendeiner Weise straffällig geworden sind. Und einige sind ja der Meinung, auch ich wäre kriminell. Allein schon deshalb, weil ich mit einem Lkw durch Ihr schönes Land fahre.
Aus diesem Grund hat man sogenannte Stauräume geschaffen, in denen man mich festhält. Also nicht nur mich, sondern auch meine Kollegen der fahrenden Zunft. Da steht man dann und wartet auf seine Freilassung.
Wie lange das dauert, kann natürlich keiner sagen. Den Grund auch nicht.

So kann es passieren, dass ich für diese lumpigen 290 Kilometer von Basel nach Chiasso fünf Stunden brauche. Super, da freue ich mich.
Es können aber auch sieben werden. Oder acht. Oder sogar noch mehr. Dann werde ich etwas grantig. Und bin auf dieses Land nicht gut zu sprechen.

Tage wie der morgige sind der Grund, dass ich immer dicker werde. Ich sitze und fahre. Sonst nichts. Gut, in der Schweiz heißt es: Sitzen und stehen. Also ich sitze und der Lkw steht. Nur Kalorien verbraucht man da auch kaum.

Bis Genua – also da, wo ich hin muß – sind es noch knapp 500 Kilometer. Angenehm wäre es schon, morgen noch abladen zu können. Allein schon deshalb, um nicht wieder erst Samstagabend ins Wochenende zu kommen.
Aber abwarten. Es ist wie es ist. Ich nehm’s so hin.

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Prozent statt Kilometer

Irgendwo in der Pampa zwischen Ancona und Gubbio. Anruf meines Disponenten: „Du müßtest mal einen kleinen Abstecher machen. Das sind nur zwanzig Kilometer!

Zwanzig Prozent

Irgendwie hat der 20 Kilometer mit 20 Prozent verwechselt…

PS. Der Himmel ist wirklich so blau!

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