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Kategorie: Internes

Alles neu macht der August…

Mein altes Blog lief direkt über WordPress. Da man sich aber stetig weiter entwickelt, habe ich für mich entschlossen, die „WordPress – Software“ herunterzuladen und auf meinem eigenen „Webspace“ zum laufen zu bringen.
Über die „berühmte Fünf – Minuten – Installation“ schreibe ich jetzt nichts 🙂
Letztendlich zählt das Ergebnis…

Im Laufe der Zeit werde ich die Einträge aus dem alten Blog in dieses exportieren, nur kann das etwas dauern.

3 Kommentare

Lkw – Fahrerstreik

Veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung von Jan Exner:

Wie es der Zufall so will, bin ich genau am richtigen Ort und kann sozusagen live vom großen Streik in Frankreich berichten, und genau das tue ich jetzt auch.

Sonntag, 3.9.2000

Die Fischer beenden ihren Streik wegen zu hoher Benzinpreise. Zur allgemeinen Belustigung hatten sie die Regierung aufgefordert, die Benzinpreise zu senken. Fischer zahlen keine Mineralölsteuer, bekommen also den Liter Sprit für um die FF2-3, knapp unter einer Mark. Aus irgendeinem Grund fordern sie jetzt FF1.5 als Preis, und um diese Forderung zu untermalen, blockieren sie ein paar Tage lang den einen oder anderen Hafen. Irgendwie kautzig, diese Fischer.
Gerüchte über einen bevorstehenden Streik der LKW-Fahrer machen die Runde, Bernhard entdeckt am Abend erste Schlangen an den Tankstellen.
Ich beschließe, das ganze als Gerücht zu behandeln und erstmal ganz locker zu bleiben, obwohl mein Tank fast leer ist. Ich habe halt keine Lust, eine halbe Stunde an irgendeiner Tanke anzustehen.

Montag, 4.9.2000, erster Tag des Streiks

LKWs blockieren die Zufahrt zum Flughafen. Man kommt noch ans Terminal heran, aber nur im Schritttempo. An einigen Tankstellen fallen mir Schlangen auf. Ich gebe ein paar Dias bei Carrefour ab und habe Schwierigkeiten, wieder rauszukommen, weil die Schlange vor den Zapfsäulen fast über den halben Parkplatz geht.
Ts… die streiken also tatsächlich.
Ich ärgere mich, nicht am Vorabend getankt zu haben, über den Daumen gepeilt habe ich noch genug Sprit für zwei Fahrten nach Nice und zurück. Ich mache mir aber keine Sorgen, schließlich geht so ein Streik genau so schnell vorbei, wie er angefangen hat, und letztesmal waren es nur zwei Tage.
Abends erfahre ich, daß jetzt auch Paris bestreikt wird, was den Vorteil hat, daß sich dann die Regierung tatsächlich um den Streik kümmern wird. Ich bin erleichtert.

Dienstag, 5.9.2000, zweiter Tag des Streiks

Der Streik wird Gesprächsthema Nummer 1.
Ich fahre morgens an einer Tankstelle vorbei, an der die Schlange nur etwa 50m lang ist, bin aber zu faul, tatsächlich zu tanken.
Gerüchte besagen, daß es in der ganzen Region kein Benzin mehr gibt. Mein Kollege Eric findet im Web eine Karte, auf der eingezeichnet ist, in welchen Regionen das Benzin knapp ist. 06 und 83, die beiden Regionen hier, sind ebenso rot wie z.B. die Bretagne und noch ein paar andere Gegenden.
Ich beginne an meinem Optimismus zu zweifeln. Vielleicht war es doch nicht so schlau, die Gelegenheit am Morgen sausen zu lassen. Aber wer hat schon Lust, irgendwo eine Stunde anzustehen?
Man tauscht Geschichten aus, ‚Mein Kollege hat gestern bei Carrefour 1.5 Stunden gewartet‘, ‚Bei Super-U in Opio soll es noch Benzin geben‘ oder ‚Bis zum Wochenende ist es hoffentlich vorbei‘, um nur ein paar represäntative zu nennen.
Bernhard fragt sich, ob er wohl seinen Computer mitnehmen und zuhause arbeiten soll und kann.
Die Anzeigetafeln über der Autobahn, auf denen sonst so wichtige Dinge wie ‚Gurt kann Leben retten‘ oder ‚4. Sep, 0h16, 20°‘ stehen, sind jetzt alle auf ‚Information Carburants Ecoutez 107.7FM‘ umgeschaltet, zu deutsch ‚Neuigkeiten zum Benzinengpaß auf 107.7MHz‘.
Die französischen Fluggesellschaften kündigen an, ab Donnerstag die Inlandsflüge zumindest teilweise einstellen zu müssen. Lufthansa versichert, man könne die meisten Ziele in Frankreich mit einer halben Tankfüllung erreichen, also hin und wieder zurück fliegen.
Auf dem Weg nach Hause fahren wir an jeder Tankstelle an endlosen Schlangen von wartenden Autos vorbei.

Mittwoch, 6.9.2000, dritter Tag des Streiks

‚Mindestens bis zum Wochenende‘ scheint tatsächlich zu stimmen.
Ich mache mir Gedanken, ob ich Freitag noch zur Arbeit kommen werde. Ein Kollege von Julia war gestern schon nicht mehr da. Der Flughafen ist immer noch blockiert, die Schlangen an den Tankstellen sind weg, logisch, ist ja auch kein Benzin mehr da.
Man hat den Eindruck, es seien weniger Autos unterwegs als sonst, und man fährt natürlich viel ruhiger, Spritverbrauch drücken.
Mein Auto steht in Nice, ich werde wohl noch einmal nach Sophia und wieder zurück kommen. Arnds Auto steht bei Eurécom, damit werde ich am Sonntag Arnd und Carine vom Flughafen abholen können, viel mehr aber auch nicht. Bernhard hat zum Glück rechtzeitig vollgetankt, drei mal hin und zurück dürften noch drin sein.
So oder so, ab Dienstag werde ich nicht mehr zur Arbeit kommen, wenn es so weitergeht. Ich beschließe, mal ein wenig Zeitungen zu lesen.
Gestern Abend gab es Verhandlungen in Paris, bei denen die Regierung eine Preisminderung von 35 Centimes pro Liter angeboten hat, die Basis hat aber wohl heute entschieden, daß das nicht reicht, und daß sie gefälligst 50 Centimes weniger zahlen wollen.
Der Hintergrund dieses Streiks ist auch zu cool:
Die Transportunternehmen haben ihren Beschäftigten angekündigt, kein Geld mehr zu haben, weil der Sprit so teuer sei. Daraufhin haben die LKW-Fahrer beschlossen, aus solidarischen Gründen zu streiken. Sowas gibt’s wirklich nur in Frankreich.

Donnerstag, 7.9.2000, vierter Tag des Streiks

Die Frankreichkarte ist etwa zu einem Drittel rot, die komplette Bretagne, der gesamte Südosten (schluck), Paris und Umgebung, um Bordeaux herum und im Norden ist das Benzin ausgegangen.
Auf den Straßen fällt es noch nicht auf, die meisten Leute haben wohl rechtzeitig ‚Le plein‘ gemacht, vollgetankt.
Die Gewerkschaften (es gibt drei große alleine für die Fernfahrer) drohen seit heute morgen, den Kanaltunnel zu blockieren, wenn die Regierung nicht den Unterhändlern ihr Gewicht in Gold und eine Prinzessin zur Frau geben sollte. Äh nee, das war was anderes.
Am Nachmittag sehe ich nochmal auf die Karte, mittlerweile ist halb Frankreich rot, der gesamte Norden, Süden und Osten. Nur in den ländlichen Gebieten um Paris herum gibt es noch keine Probleme. An einigen Supermärkten kann man noch für maximal FF150 tanken, Eric stellt sich 1.5 Stunden an.
Die Regierung bekräftigt, ihr sei das zu doof, sie sei nicht bereit, noch weiter einzulenken. Die Gewerkschaften erklären, sie seien zu weiteren Gesprächen bereit.
In ganz Frankreich müssen Kantinen schließen, die Post wird an einigen Orten nicht mehr transportiert, die Müllabfuhr in Lyon ist eingestellt, Flüge werden gestrichen, der Flughafen Nantes hat kein Benzin mehr und muß 3 von 10 Flügen annullieren. 5000 Taxen schließen sich den Blockaden im Raum Paris an, sogar die Atommüll-Aufbereitung in La Hague wird blockiert, warum auch immer.
Der Flughafen Nice bittet die Passagiere auf den offiziellen Webseiten, sich außerhalb absetzen zu lassen und zu Fuß zum Terminal zu laufen. Abgesagt wurde noch nichts, man solle aber mit Verspätungen rechnen und morgen nochmal nachsehen, ab Freitag werde es wahrscheinlich Ausfälle geben. Die Ausnahme: Die Flughäfen in Paris haben eine eigene Pipeline. Flüge nach Paris, Auslands- und Interkontinentalflüge seien im grünen Bereich.

Freitag, 8.9.2000, fünfter Tag des Streiks

Eine irre Sicht heute morgen, wahrscheinlich wegen des Sturms, der mich heute Nacht geweckt hat (Quelle bonheur, ich konnte daher mit anhören, wie ein Nachbar das Fenster eines anderen einschmiß, weil letzterer wohl zu laut war. Nette Nachbarn bei uns…). An einer Tankstelle stehen eine Ambulanz und ein Feuerwehrwagen und tanken.
Die Karte ist um 11:00 zu zwei Dritteln rot. Zwei Regionen an der Grenze zu Italien, mitten im Gebirge, sowie ein paar Regionen südlich und südwestlich von Paris sind noch grün, alles andere ist rot.
Ich bringe mein Auto nach Sophia, weil es auf dem CICA-Gelände doch besser steht als in Nice im Parkverbot. Ich bin schon in der Reserve, als ich losfahre, bei 700km, spätestens bei 750 dürfte Schluß sein.
TF1 (die ARD unter den französischen Sendern) berichtet, 88% der Franzosen würden die Blockade befürworten. Daraus schließe ich mal ganz frech, daß es in Paris noch Benzin gibt 🙂
Hier in der Region scheint die Stimmung eher gegen den Streik oder neutral zu sein, zumindest habe ich bisher noch mit niemandem geredet, der wirklich dahinter gestanden hätte. Ok, viele finden es egal, spannend oder interessant, aber so richtig dafür ist niemand.
Die FNTR, eine der drei großen LKW-Fahrer-Gewerkschaften, wird um 11h00 bekanntgeben, was die Gespräche mit der Regierung gestern Nacht ergeben haben. Die Taxen haben eine Abmachung ausgehandelt und sind zufrieden, Landwirtschaft und Ambulanzen sind noch unzufrieden, trotz allem berichten die Zeitungen, die Hoffnung auf ein schnelles Ende würden wieder steigen. 80% der Tankstellen außerhalb Paris sind trocken.
Am Flughafen Nice wird ab 12h00 kein Kerosin mehr ausgegeben, weil die Lager leer sind. Inlandsflüge werden ab heute Nachmittag wohl nicht mehr wirklich planmässig fliegen können.
Pierre hat mir gestern erklärt, daß es in Frankreich sehr ungern gesehen wird, wenn die Polizei gegen irgendjemanden massiv vorgeht. Ich frage mich ja schon seit Tagen, warum die nicht einfach die Blockaden räumen, zumindest vor den Flughäfen (könnte ja mal was passieren, und wenn dann die Rettungsdienste nicht schnell genug zum Flughafen kommen, weil da Laster im Weg stehen…), aber es ist eben in Frankreich so, daß das nicht gemacht wird.
1992 hatte die Regierung mal Panzer gegen einen ganz ähnlichen Streik eingesetzt, aber danach sind die Umfrageergebnisse der Regierung in den Keller gefallen, und jetzt traut sich natürlich niemand mehr, sowas zu tun. Die Franzosen sind da scheinbar sehr eigen. Jason, unser neuer Amerikaner bei e-acute, denkt wahrscheinlich, er sei hier im Zoo.
LKW-Fahrer in Spanien, Belgien und Irland werden vielleicht dem Beispiel der Franzosen folgen, das werden die nächsten Tage zeigen.
Am Mittag erklärt der Chef der FNTR (eine der drei großen Gewerkschaften der LKWs), für ihn sei der Konflikt beendet, der Kompromiß sei gelungen, und er fordert seine Mitglieder auf, die Blockaden zu beenden. Eine andere Gewerkschaft (die UNOSTRA) berät noch. Mindestens ein Landesverband der FNTR hat allerdings erklärt, sie würden nicht aufhören, es bleibt also spannend.
Um kurz vor 4 kommt die Meldung: Die FNTR-Basis hat das Ergebnis der Gespräche abgelehnt und fordert jetzt den Rücktritt des FNTR-Chefs. Da bin ich ja mal gespannt, wie lange der Streik noch laufen wird.
Um 18:00 Uhr dann erklärt auch die UNOSTRA sie werde die Barrikaden nicht aufheben. Das Wochenende wird keine Erleichterung bringen, es wird kein Benzin geben.
In GB werden die ersten Barrikaden gebaut, und die Iren wollen am Wochenende anfangen.
Gegen Abend kommt das Gerücht auf, die Barrikaden würden vielleicht am Wochenende geräumt werden. 10 von 129 Blockaden sind geräumt, die Taxen sind zufrieden und die Landwirte werden wohl über Nacht ihren Streik aufgeben, beide sind mit den Angeboten der Regierung zufrieden.
Der Flughafen Nice mußte heute 10 von 220 Abflügen streichen, 11 von 224 ankommenden Flügen wurden annulliert. Für morgen wird von ‚Modifikationen‘ geredet, besonders für Flüge von Air France und Air Littoral. Schade daß Air France ausnahmsweise gerade mal nicht streikt…
Ich gehe jetzt mal gucken, wieviel Benzin in Arnds Auto noch drin ist, meins ist ja leer. Vielleicht kann ich ja noch nach Hause fahren.

Samstag, 9.9.2000, sechster Tag des Streiks

Bei Carrefour waren heute deutlich weniger Autos auf dem Parkplatz, der Streik zeigt auch bei PKWs Wirkung.
Heute morgen um 11:00 hat die UNOSTRA ihre Mitglieder aufgefordert, die Barrikaden freizugeben. Man geht davon aus, daß der Streik bald vorbei sein wird, 3/4 der Barrikaden sind am Nachmittag geräumt.
Die Unterhändler und Chefs der Gewerkschaften geben Pressekonferenzen, in denen sie sagen, die Regierung werde ihre Zusagen einhalten, der Streik sei somit nicht mehr notwendig.
TF1 berichtet, der Flughafen in Nice sei schon wieder gut erreichbar, und das nächste Depot hier in der Region in Puget-sur-Argens ist frei, wir werden also bald wieder Benzin haben.
In England ist der Streik offenbar etwas anders verlaufen, die Polizei hat einfach mal schnell ein paar der Blockierer verhaftet, dann war’s vorbei.
Jetzt dauert es natürlich noch einige Tage, bis wieder an allen Tankstellen Benzin aufgefüllt sein wird, aber ich nehme mal an, daß ich Montag oder Dienstag wieder ohne Probleme tanken kann. Es ist vorbei.
Erleichtert,
Jan

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Zu tief ins Glas geschaut

Es war wieder einmal einer dieser Tage, wo alles schief lief.

Zuerst nervte mich der Disponent andauernd, da er anscheinend nichts besseres zu tun hatte, als mich alle halb Stunden anzurufen, um mir mitzuteilen, dass ich mich endlich beeilen solle.
Mir war das eigentlich egal, da ich eh nur die angegebene Höchstgeschwindigkeit fuhr. Mehr lag nach meiner Meinung auch nicht drin.

Doch dann kam auch noch die Geschichte mit dem Tschechen hinzu der auf der Autobahn hin und her schlingerte.
Doch nun erst mal zum Anfang dieses Erlebnisses. Ich hatte vom Chef den Auftrag erhalten eine Tour von Basel nach Neapel zu fahren. Eigentlich nichts spezielles. Ich bin diese Strecke schon etliche Male gefahren und liess mich auch diesmal vom Chef nicht hetzen.

Ich schob gerade meine Lieblings-CD in den Recorder, als ich einem ausländischen LKW immer näher kam. Eigentlich ein ungewöhnliches Gefühl, da ich nur mit 80 kmh fuhr und sonst immer von den schnelleren Kollegen überholt wurde.
Wir befanden uns gerade im Seelisbergtunnel auf der A2 beim Vierwaldstättersee, als ich das Nummernschild des LKW erkennen konnte. Es war ein Tscheche. Da es von hinten jedenfalls so aussah, dass er einen modernen LKW fährt, wunderte ich mich schon ein wenig über sein Reisetempo, welches knapp über 70 lag.

Ich überlegte mir gerade, ob ich ihn überholen sollte, als er plötzlich nach rechts auf die überholspur zog. So unerwartet wie er nach rechts zog, schwenkte er auch wieder nach links. Mir war ein wenig mulmig zumute, da wir uns ja in einem Tunnel befanden.
Da dieser Tscheche ständig Schlangenlinien fuhr, war es mir unmöglich, ihn zu überholen. Natürlich gab es aber Autofahrer, welche an ihm vorbeifuhren und ich konnte nur hoffen, dass kein Unglück geschieht.

Endlich fuhren wir aus dem Tunnel. Die Sonne blendete mich wieder und ich war erst mal erleichtert.
Doch die Irrfahrt des Tschechen setzte sich fort. Er fuhr noch extremere Schlangenlinien und es war mir auch nach dem Tunnel nicht möglich, an ihm vorbeizufahren.Ich überlegte also, was ich tun sollte und da kam mir eine Idee, welche ich jedoch sofort wieder verwarf. Doch je länger ich nachdachte, kam ich zum Schluss, dass dies das einzige richtige sei.
Also tat ich etwas, was ich in meiner langen Berufszeit als Fernfahrer noch nie gemacht habe. Ich verpfiff einen Berufskollegen! Denn der Tscheche war eine Gefahr für den Verkehr und ich wollte dass er noch vor dem Gotthardtunnel aus dem Verkehr gezogen wird, damit er nicht noch ein Unheil anrichten konnte.

Also griff ich zum Natel und rief die Urner Kantonspolizei an und schilderte ihr den vorliegenden Fall. Von ihr bekam ich den Befehl weiter, in einem genügend grossen Abstand hinter dem tschechischen 40 Tonner zu bleiben. Denn die Polypen wollten den Ostblock-Fahrer noch bei Erstfeld abfangen und brauchten mich danach anscheinend noch als Zeugen.
Ich tat was mir die Polizei befohlen hatte und blieb hinter dem Tschechen. Ich kam jedoch immer mehr ins Schwitzen, denn die Fahrweise, welche der Tscheche an den Tag legte war unglaublich. Immer wieder kam er auf die linke Spur und einmal auf einem Viadukt schwenkte er so bedrohlich auf den Pannenstreifen, dass ich dachte, dass war es für ihn.

Da kam mir ein Geistesblitz und ich fragte mich warum ich nicht schon früher darauf gekommen bin. Ich versuchte per Funk Kontakt zum Tschechen aufzunehmen, doch alle meine Versuche blieben leider vergebens. Ich fragte mich, ob der CB-Funk in den Ostblockstaaten etwa immer noch verboten sei, oder ob der Tscheche sonst einfach keinen Funk besass.

Wir kamen jedenfalls Erstfeld immer näher, als plötzlich die Polizei links an uns vorbeifuhr und vor dem Tschechen die Kelle schwenkte. Als dieser das irgendwann begriff, fuhr er auf den Pannenstreifen und stoppte seinen 40-Tonner. Ich tat es ihm gleich und fuhr ebenfalls auf den Standstreifen, als gerade die Polizei auf sein Fahrerhaus losstürmte und die Tür aufriss. Sie befahl ihm auszusteigen.

Mit solchen Fällen geht die Schweizer Polizei in der Regel nicht sehr zimperlich um.
Der Tscheche jedoch, ein Mann mittleren Alters, konnte sich kaum auf den Beinen halten. Er schwankte und die Polizei nahm auch sogleich eine Alkoholprobe von ihm und sah sich sein Fahrzeug genauer an.

Danach wurde ich als Zeuge vernommen und ich schilderte nochmals diese 20 furchterregenden Kilometer, welche ich hinter dem Tschechen fuhr. Später kam ans Licht, dass der Tscheche einen Alkoholgehalt von 2,8 Promille im Blut aufwies.
Ich war sehr entrüstet über dieses Ergebnis, da Alkohol und LKW-fahren einfach nicht zusammenpassen. Und dieser Tscheche ist bestimmt kein Einzelfall, was den Alkoholkonsum während dem Fahren angeht!

Voller Sorge malte ich mir aus, was alles hätte geschehen können, wenn dieser Kollege weitergefahren wäre.
Ich wusste, ich hatte das einzig Richtige getan, auch wenn ich zuerst noch Gewissensbisse hatte, einen Kollegen bei der Polizei zu verpfeifen.

Monate später kam es aber dann doch zu dem, was mal geschehen musste: Ein betrunkener Türke ohne Arbeitserlaubnis krachte im Gotthardtunnel gegen einen korrekt entgegenkommenden LKW und löste eines der schlimmsten Tunnelunglücke in Europa seit dem Brand im Mont Blanc Tunnel aus.

Dieses schwere Unglück im Gotthardtunnel forderte insgesamt 11 Menschenleben und verursachte den nach Italien fahrenden Lkws noch monatelang Beschwerlichkeiten bei der Durchquerung der Alpen.

Darum appelliere ich an die Kollegen: Bitte lasst die Finger vom Alkohol während der Fahrt und seid euch bewusst, was für eine Verantwortung auf euch allen lastet, als Fahrer eines LKW.

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