Ein schönes Video aus 1985 vom Truckfestival in Birstein im Vogelsberg. Leider auch schon seit gut zwanzig Jahren Geschichte. Tja, Veranstaltungen kommen und gehen.
Allerdings, in diesem Video vor sieben Wochen waren es die Pkw, die ich cool fand, hier sind es die Lkw. Irgendwie stehe ich auf Fahrzeuge aus dieser Zeit. Also Achtziger bis irgendwann in die Neunziger Jahre.
Aber das soll nicht unbedingt Thema sein. Denn da fällt mir ein, gestern habe ich einen Beitrag auf Facebook gelesen. In dem geht es um Veränderungen, also weniger die Technik, sondern mehr um den Fahrer zwischen früher und heute.
Es ist echt irre wie sich die Technik in den letzten 100 Jahren verändert hat, von Motoren die klobiger nicht sein konnten bis hin zur heutigen Hightech Maschine. Die Form des Lkw ist heute auf Aerodynamik ausgelegt um effizientere Werte zu bekommen wobei man früher nur auf das Ladevolumen bedacht war und der Verbrauch als sekundär angesehen war.
Beim Lastkraftwagenfahrer ist es genau umgekehrt gelaufen, früher war er angesehen und wurde gut bezahlt! Man achtete auf ein Miteinander und hatte soziale Sicherheit. Heute ist es so, wer kommt und hat den Führerschein kann am besten gleich losfahren. Quantität vor Qualität und billig muss der Fahrer sein! Missstände noch und nöcher und wenn man das dann öffentlich macht wird man noch beschimpft und man soll nicht rum heulen!
Aus einem Beitrag der Facebook-Seite „Ich bin Berufskraftfahrer/in und habe Respekt verdient“
Über die Technik, ok. Darüber brauche ich nichts groß zu schreiben. Seit 1991, also genau dreißig Jahre, fahre ich jetzt Lkw.
Angefangen habe ich auf einem Daimler mit 330 PS, der blaue da rechts in der Seitenleiste, mit dem hässlichen Windabweiser auf dem Dach. Der hatte nicht mal einen luftgefederten Fahrersitz. Da musste das Gewicht des Fahrers noch per Drehrad am Sitz eingestellt werden. Das Teil hatte weder Klimaanlage, noch Standheizung. Für das Lenkrad brauchte man lange Arme, so einen Durchmesser hatte das Ding.
Vergaß man im Winter die Luftkessel zu entwässern, fror die Bremsanlage ein. Und das sind nur einige Beispiele.
Also kein Vergleich zur jetzigen Zeit. Da meine ich nicht mal die aktuellen Assistenzsysteme. Nein, dass gesamte Arbeitsumfeld hat sich komplett verändert. Die meisten Fahrer und Fahrzeuge werden heute komplett überwacht. Ein Disponent sieht auf Knopfdruck, wo sich welches Fahrzeug befindet, der Arbeitgeber erhält sämtliche Daten des Lkw. Also z.B. die gefahrene Durchschnittsgeschwindigkeit, den aktuellen Spritverbrauch, Leerlaufzeiten des Motors u.s.w.
Demnächst können Kontrollbeamte die aktuellen Fahrzeiten des Fahrers während des Vorbeifahrens an einem Lkw ablesen. Lkw oder auch Busse können dann gezielt kontrolliert werden.
Aber um letzteres geht es in dem weiter oben zitierten Beitrag ja nicht. Sondern darum, dass meine Berufskollegen und ich früher besser bezahlt und angesehen waren. Besser bezahlt, einige vielleicht. Aber anders angesehen?
Das mag ich bezweifeln. Denn wenn ich mal durch meinen Bücherschrank schaue, da finden sich einige Werke aus den achtziger und neunziger Jahren, die nicht nur das damalige Verhältnis zwischen Bevölkerung und Fahrern gut darstellen, sondern auch die Arbeitsverhältnisse von Fahrern generell. Da war nicht alles eitel Sonnenschein.
Lange zu suchen brauche ich da nicht. Bei „Fernfahrer. Vom Leben auf Achse.“ (Amazon-Partnerlink) von Frank Gotta kann man lesen:
In der Touristenstadt Sterzing, eine Viertelstunde vom Zollhof entfernt, betrachtet man das fahrende Volk mit Distanz. Zwar lassen sich die Fahrer nur selten in der Stadt blicken. Aber, erklärt Bürgermeister Rudolf Pichler, wir wollen diese Leute hier nicht haben.
Aus dem Buch „Fernfahrer – vom Leben auf Achse“ von Frank Gotta
Das war übrigens Anfang der 80er Jahre. Ein guter Ruf klingt anders. Wie war das eigentlich mit dem Führerschein? Ach ja, beim Bund gemacht, danach nicht so richtig gewußt, wie es eigentlich weiter gehen soll. Aber hab ja ne Fahrerlaubnis in der Tasche, fahr ich also Lkw. Irgendein Chef wird mich schon einstellen, meist war es auch so. Die Qualität eines Fahrers war also auch nicht unbedingt besser.
Klar, Zeiten verändern sich. Aber auch „damals“ gab es schon eine „Ich-Gesellschaft„. Ja, im Osten vielleicht notgedrungen weniger, wie im Westen. Und ob es der heutigen Gesellschaft wirklich egal ist, wie Menschen behandelt werden? Weiß nicht. Also den meisten Leuten die ich so kenne, ist es das nicht.
Also, waren die Umstände früher wirklich besser? Die Technik, die Umwelt, die Sitten? Wer möchte zurück? Also ich nicht.
Hey Maik!
Ein sehr guter Artikel, danke dafür! Wenn uns die letzten 16 Monate nicht gezeigt haben, dass und wie sehr wir einander brauchen und an welchen Stellen ein „Ich Ich ICH!!111!!!“ keinen Platz haben sollte (darf!), dann weiß ich auch nicht, ob diese Gesellschaft noch lange so weiter existieren wird. Es wird Zeit, dass wir einander wieder eine angemessene Wertschätzung entgegenbringen — und das fängt in meinen Augen schon damit an, dass man sich in der Firma nicht mehr als „Ressource“ bezeichnen lässt! Über eine Ressource wird nach Belieben verfügt. Mit Bezug auf Menschen dachte ich, das wäre mit dem Ende der Sklaverei Geschichte. Wir sollten wirklich sehr aufpassen!
Viele Grüße und gute Fahrt!
— Al
Hallo Maik,
von früher und heute – und was bringt uns die Zukunft? Ich bin seit meiner Kindheit LKW-Fan. Vor kurzem habe ich meinen Blog gestartet: Zukunft der Lastkraftwagen. Die Entwicklung wird hier sicher noch einiges verändern. Ich fürchte, die „Fernfahrer-Romantik“, sofern es sie noch gibt, wird dann gänzlich überholt sein. Gut, das es Blogs wie deinen gibt. Irgendwann kennt man die alten Brummis nur noch aus den Museen.
Allzeit gute Fahrt, Kev