Ein Lkw wird mit fast 100 km/h gestoppt. Bei der anschließenden Kontrolle kann der Fahrer, ein Mazedonier, keinen Originalführerschein vorweisen. Macht aber nix, denn die Spedition, ein deutsches Unternehmen, kann einen Ersatzfahrer schicken.
Seine Strafe musste der Mazedonier übrigens nicht vor Ort zahlen. Er hat mit 69 weiteren Personen eine Meldeadresse am Firmensitz der deutschen Spedition.
Dem drohen u.a. zwei Monate Fahrverbot. Passt doch, da kann er die Wohngemeinschaft putzen. Neunundsechzig Männer machen eine Menge Dreck. Gut, kleiner Scherz. Ich wette, in Wirklichkeit hausen die wochenlang in ihrer Kabine, können aber bei einer Kontrolle sagen: „Ich schlafe in Wohnung bei Firma am Wochenende.“
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Die Gewerkschaft Verdi ist gegen eine Lockerung von Lkw-Fahrverboten an regionalen Feiertagen. Tja nun, wie sehr ein Feiertagsfahrverbot an regionalen Feiertagen oder Feiertagen die auf einen Dienstag, Mittwoch, Donnerstag fallen nötig ist, habe ich an Christi Himmelfahrt gemerkt. Eigentlich überhaupt nicht. Statt den Tag auf einem Rast- oder Autohof zu vermuffeln, durfte ich nach Hause fahren und den Nachmittag und Abend in heimischen Gefilden verbringen.
Wer also spricht hier eigentlich für wessen Interessen? Eine Gewerkschaft für 92, 93, 94 Prozent Nichtorganisierter unter den Fahrern? Kann normal nicht funktionieren. Auch weil wie hier Vernunft und vielleicht auch Bereitschaft für einen fairen Kompromiss leider fehlte.
Dann wundern sich einige, dass Lkw-Fahrer sich sofort abdrehen, wenn das Thema „Verdi“ aufkommt und es schwierig ist, Fahrer als neue Mitglieder zu rekrutieren. Auch weil das Gefühl da ist, dass außer Vorschreiben und Einmischen in eigene persönliche Lebensbereiche nix kommt.
Wir Lkw-Fahrer sind doch schließlich Helden des Alltags und systemrelevant. Schreibt auch Verdi. Nur dann behandelt uns auch so.
Das beginnt schon damit, dass Modell Gewerkschaft neuen Realitäten anzupassen. Denn wer nicht kapiert, dass es heutzutage für viele nicht mehr unbedingt nötig ist, sich zu organisieren um seine Ziele zu erreichen, einfach weil Fahrer mobil sind und sich per sozialer Netzwerke vernetzen, sich dort Jobs suchen oder auf Hilfe bei Fragen oder Probleme hoffen, dazu ein Handy reicht, um Firmen an den medialen Pranger zu stellen, darf nicht auf Zuspruch oder neue Mitglieder hoffen.
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Lkw von Plozzer Autotrasporti habe ich in Italien schon öfter gesehen. Klar, wie andere auch. Das dort aber Zustände wie im Mittelalter herrschen, also Leibeigenschaft und so, unglaublich. Und auch hier wieder ein Gedanke, warum tun sich Fahrer so etwas an? Auch in Italien gab es einen Fahrermangel, zumindest vor Corona. Aber wahrscheinlich fanden die dort Angestellten das alles nicht sooo schlimm.
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Automobilhersteller und Maschinenbauer versuchen verstärkt, vertraglich fixierte Frachtpreise über Neuausschreibungen zu drücken. Die Metro AG hat das übrigens auch angekündigt – rückwirkend zum 1. April diesen Jahres.
Metro gibt als Grund die niedrigen Dieselpreise an. Deren Senkung der Frachtpreise sollte also nicht von langer Dauer sein. Denn irgendwann demnächst steigen die Spritpreise wieder. Ob Metro dann auch nachzieht? Ich lache mal laut.
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Soldaten an der Paket-Front
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3..2..1..meins. Die Deutsche Bahn Tochter Schenker stellt ab sofort Ladungen im Auktionsverfahren in die Frachtenbörsen. Nach oben gibt es keine Grenze, nach unten natürlich erst recht nicht.
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„Das beginnt schon damit, dass Modell Gewerkschaft neuen Realitäten anzupassen. Denn wer nicht kapiert, dass es heutzutage für viele nicht mehr unbedingt nötig ist, sich zu organisieren um seine Ziele zu erreichen, einfach weil Fahrer mobil sind und sich per sozialer Netzwerke vernetzen, sich dort Jobs suchen oder auf Hilfe bei Fragen oder Probleme hoffen, dazu ein Handy reicht, um Firmen an den medialen Pranger zu stellen, darf nicht auf Zuspruch oder neue Mitglieder hoffen.“
Und weil die Organisation und Zielerreichung außerhalb gewerkschaftlicher Strukturen so gut funktioniert, ist der Beruf des Lkw-Fahrers trotz des niedrigen Organisationsgrades durch äußerst attraktive Arbeitsbedingungen gekennzeichnet.
Bitte nicht falsch verstehen. Ich stelle Gewerkschaften nicht in Frage, aber so werden Gewerkschaften von vielen Fahrern wahrgenommen. Bestes Beispiel das „dafür sein“ für die bisherigen Fahrverbote an regionalen Feiertagen. Klar, Verdi muss das, die Angst vor einem aufweichen auch des Sonntagfahrverbotes ist groß. Eine nicht ganz so starre Regelung kommt null in Frage. Durch Gespräche mit Kollegen und Bekannten die auch Lkw fahren, merke ich, dass die große Mehrheit eine weniger starre Regelung aber durchaus begrüßen würde. Die Krux ist nur, keiner von denen ist gewerkschaftlich organisiert, hat also kein Mitspracherecht.
„Laut einem der VerkehrsRundschau vorliegenden Schreiben an die Transportdienstleister kürzt Metro Logistics rückwirkend zum 1. April die Frachtraten um 2,5 Prozent.“
Endlich mal ein vorbehaltlos faires Handelsunternehmen. In Zukunft werde ich wann immer es geht bei der Metro einkaufen. Wenn ich dann mal feststelle, dass irgendwas teurer war als nach meiner Kalkulation nötig, kürze ich der Metro einfach die Rechnung.