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Durch die Nacht

Gott sei Dank ist mein Biorythmus seit heute wieder im Gleichgewicht. Eine ganze Nacht durch die Gegend fahren, ist überhaupt nichts mehr für mich.

Montag habe ich erst am frühen Abend angefangen. Ein Formrahmen sollte von Mittelhessen in die Steiermark gefahren werden. Nur war das Teil eben erst so spät fertig und sollte am Dienstagvormittag bereits beim Kunden sein. So hieß es also, die Nacht durch zu fahren. Vorher schlafe ich natürlich nicht noch mal. Meine freie Zeit zuhause ist mir dafür zu kostbar.

Den Rahmen zu laden, ging fix. Kurz nach neunzehn Uhr war ich beim Kunden, keine halbe Stunde später schon wieder weg. In weiser Voraussicht habe ich mir noch eine Thermoskanne Kaffee mitgenommen.
Nachts zu fahren, hat einen Vorteil. Man kommt vorwärts. Aber das ist auch schon alles.
Zwischen Würzburg und Nürnberg machte ich meine erste Pause.

Kurz nach halb drei stand ich dann vor Passau. Nach Österreich rein zu fahren, lohnt sich um diese Zeit nicht. Bis fünf Uhr ist die Höchstgeschwindigkeit für Lkw auf sechzig km/h beschränkt. So zu fahren, hatte ich keine Lust. Ausserdem hätte ich zuviel Zeit verloren. Es wurde eh eng mit der Fahrzeit.
Einen Parkplatz zu finden, war natürlich wieder Glücksache. Mehr schlecht als recht blieb ich in der Durchfahrt hinter anderen Lkw stehen. Aber für zwei Stunden passte es.

Die Empfängerfirma lag in einem Ort, mitten im Gebirge. Gut, dass hat die Steiermark so an sich. Trotzdem fand ich die vierzig Kilometer von der Autobahn zum Ziel mühsam. Kurvenreiche schmale Straße, bergauf und bergab, enge Dorfdurchfahrten, mieses trübes Wetter mit Schnee und Regen. Ich war echt froh, als ich endlich beim Kunden war.

Noch glücklicher war ich, dass auch das abladen realtiv fix vonstatten ging. Inklusive warten war es nach etwas mehr als einer Stunde erledigt. Dann durfte ich endlich in meine Koje und den Rest vom Dienstag verschlafen.

Am Abend kam noch ein Kollege mit einem zweiten Rahmen. Mit dem noch einen kurzen Plausch gehalten und dann bis heute früh um vier weiter gepennt. Dann begann endlich wieder meine normale Tagschicht.
Früher hat mir es nichts ausgemacht, durch die komplette Nacht fahren zu müssen. Aber heute? Keine Ahnung, ich war kaputter als nach einem Tag mit mehreren Ladestellen. Den Kaffee mit zu nehmen, war eine gute Idee.

Auf den Straßen ist es zwar ruhig, man macht Kilometer. Trotzdem wäre ein Job als Nachtfahrer nichts für mich. Gut, da pennt man tagsüber und hat während der Arbeit auch mal Abwechslung. Es wird umgebrückt, wartet auf den Begegnungsfahrer oder darauf abgeladen und wieder beladen zu werden. Aber nee, die Nacht ist zum schlafen da. Immerhin gehe ich stramm auf die fünfzig zu. Da sollte man ruhiger werden.

2 Kommentare

  1. hajo
    hajo 09/03/2017

    ja, lieber Maik, wir werden halt alle nicht jünger 😉
    Ich bin früher (in grauer Vorzeit) auch lieber (zu Baustellen) nachts gefahren, mittlerweile ziehe ich unseren lieben Licht spendenden Stern vor.
    Du sitzt zwar geringfügg höher 😀 als ich im PKW oder auch VW-Bus, aber das manchmal gleissende Gegenlicht (vor Allem bei Regen) strengt doch an.
    Mittlerweile kann ich’s mir aussuchen, Du allerdings (noch) nicht.
    Herzliche Grüsse und gute Fahrt!
    Hajo

  2. Chris
    Chris 11/03/2017

    Wenn Gott gewollt hätte das wir nachts arbeiten, hätte er uns Lampen wachsen lassen oder das Licht angelassen!
    Ich habe eine „Kernruhezeit“ von 22- 6 Uhr, mein Boss weis das auch und hält sich daran.
    Wer es mag in der Nacht zu arbeiten okay, aber das war noch nie etwas für mich.

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