Das die Lokführer noch streiken, hat ja mittlerweile jeder mitbekommen. Gut, mich betrifft das eigentlich weniger. Auch wenn die Metallarbeitgeber als Reaktion darauf jetzt vorschlugen, dass Sonntagsfahrverbot für Lkw einmalig auszusetzen.
So könne die Gefahr von Produktionsausfällen zumindest teilweise abgeschwächt werden. Das sagte Niedersachsens Metall-Chef Volker Schmidt.
Tja. Eigentlich ist das ein unüberlegter und dummer Vorschlag. Um Transporte an einem Sonntag durchzuführen, müssten Personalverordnungen und Sozialgesetze geändert werden. Denn es gibt Sozialvorschriften. Ja. Auch für Lkw – Fahrer.
Also nix als heiße Luft. Die übrigens von Leuten kommt, die gut bezahlt werden.
Dieser Arbeitskampf selber kommt bei vielen nicht gut an. Das ist kein Geheimnis. Aber warum sollten Lokführer nicht ihre Macht nutzen? Manager haben das die letzen 20, 25 Jahre ja auch so gemacht. Und das ganz ungeniert.
In Berlin wird ein Flughafen gebaut. Oder in Hamburg eine Philarmonie. Da werden nicht nur Millionen vergeudet, sondern Milliarden. Wo bleibt da der zigtausendfache Aufschrei? Banken und Konzerne werden mit Steuergeldern in schwindelerregender Höhe gestützt. Geld, welches bei Krankenhäuser, Schulen oder in der Altenpflege fehlt.
Oh, ich habe die Infrastruktur vergessen. Da werden mittlerweile für den Schwerverkehr ganze Autobahnabschnitte gesperrt. Oder die Geschwindigkeit verringert. Warum? Weil nicht einmal Geld für anständige Leitplanken vorhanden ist. Vielleicht aber auch, weil Lobbyisten ihre Interessen durch gesetzt haben.
Aber nein. Letzteres kann nicht sein. Politik ist ja nicht käuflich. Welch ein böser Gedanke von mir.
Aber zurück zum Thema: Den Weselsky habe ich gestern in einem Interview gesehen. Der hat nicht nur seinen Text abgespult, sondern logische Fakten genannt. Für mich war das verständlich.
Deshalb verstehe ich Leute nicht, die sich lautstark über diesen Streik aufregen. Seit Jahren werden Reallohnverluste einfach so hingenommen. Arbeitnehmer müssen aufstocken, es gibt immer mehr Zeitarbeits- und Werksverträge. Zig Millionen droht später Armut. Schon allein deshalb, weil die sich eine Altersvorsorge überhaupt nicht leisten können.
Haben sich diese Nörgler nicht das falsche Ziel ausgesucht? Sind die eigentlichen Schuldigen nicht eher bei den Vorständen der Bahn zu finden? Leute, die sich Jahresgehälter in Millionenhöhe gönnen? Ein Herr Mehdorn z.B. hatte Gehaltszuwächse von über 20% pro Jahr. Als er noch Bahnchef war. Der jetzige Bahnchef Grube verdient 2,6 Millionen Euro.
Jetzt wollen Politiker/innen wie die Nahles Einheitsgewerkschaften. Also auf gut deutsch, dass die Politik Streiks regelt und anschließend beschränkt. Oder das welche wie Profalla vermutlich, der jahrelang Gesetze zugunsten der Bahn gefördert hat, nun mit einem Millionenposten belohnt werden?
In was für einem Land lebe ich denn eigentlich, wo so etwas auch noch mit Applaus belohnt wird? Sorry. Aber manchmal komme ich mir vor wie in einem Irrenhaus. Die Schafe gönnen sich gegenseitig nichts, während die Metzger die Messer schleifen und frech grinsen.
Ich finde nicht das die GDL bzw deren Obermacker alles richtig machen. Fakt ist, sie erpressen ein ganzes Land und nehmen es in Geiselhaft! Berechtigte Forderungen sind das eine aber völlig überzogene Forderungen stellen ist das andere. Wieso will die GDL denn Zugbegleiter vertreten? Die GDL hat doch ihren Namen nicht vom Jahrmarkt oder? Ein Lokführer ist ein Lokführer und ein Zugbegleiter ein Zugbegleiter! Ich halte den Sachsen Wesselsky meiner Meinung nach für Größenwahnsinnig, borniert und Machtgeil! Wenn man etwas erreichen will muß man auch verhandeln und nicht wie ein kleiner Trotzkopf immer mit dem Fuß auf dem Boden treten! Er schadet seinen Leuten mehr als er ihnen nützt, das wird die Zukunft bald zeigen.
Kleiner Witz am Rande. 25 Jahre nach dem Fall der Mauer verhindert ein Sachse das freie Reisen in Deutschland!
Der wesentliche Grund, warum sich überhaupt Leute über den Streik aufregen, ist der, daß sie selbst von den Auswirkungen betroffen sind.
Nun sind allerdings nicht die Lokführer persönlich dafür verantwortlich, daß der Bahnverkehr planmäßig stattfindet; wenn man sich eine Fahrkarte kauft, dann ist die DB der Vertragspartner und nicht der einzelne Lokführer.
Natürlich stört es, wenn der Zug, mit dem man fahren wollte, stehen bleibt. Aber Lokführer sind keine Sklaven; daß die ihr Streikrecht nutzen, muß man denen ebenso zugestehen, wie man sich bei Auseinandersetzungen mit dem eigenen Arbeitgeber die Kritik Dritter daran wahrscheinlich auch verbitten würde.
Es ist nur schwer nachvollziehbar, dass in einem Unternehmen zwei (oder mehr) Tarifverträge bestehen. Das war doch das ursprüngliche Problem (das auch jetzt nicht gelöst ist).
Im Übrigen: Bei Streiks werden immer Personen oder Unternehmen geschädigt, aber das ist halt so, nicht mehr und nicht weniger.
Und bitte, lieber Maik, löse bitte jetzt keine Neiddebatte (Hinweis auf Managergehälter) aus, das würde das Ganze nur entwerten.
Und zum Vorschlag der Aufhebung des Sonntagsfahrverbotes: Manager oder PoLitiker halt, was willst Du von denen erwarten – vor Allem, wenn sie auch noch aus der zweiten oder dritten Reihe stammen .. (das heisst nicht, dass „die aus der ersten Reihe“ wirklich besser sind).
Was mich halt stört ist, dass doch Lokführer und Piloten gefühlt jedes Jahr streiken. Als würden Tarifverträge nur ein Jahr gehen oder so.
Und die genannten Berufsgruppen müssen doch mit Sicherheit nicht aufstocken.
Die Gewerkschaften sollten sich mal geschlossen um die kümmern, die aufstocken müssen oder anderweitig schlecht verdienen, auch wenn die keine Mitglieder sind.
@Zackbäm
„…auch wenn die keine Mitglieder sind.“
Ich glaube, so läuft der Hase nicht.
Dann wäre diejenigen ja schön doof, die da überhaupt noch eintreten und Beiträge zahlen.
@Gast, es geht doch nicht darum berechtigte Forderungen anzuzweifeln. Es geht einzig darum das Herr Weselsky meint er könne den Trotzkopf spielen!
Ich bin nicht vom Streik betroffen aber es ist mir einfach zuwieder wie die Sache abläuft.
@Chris: „25 Jahre nach dem Fall der Mauer verhindert ein Sachse das freie Reisen in Deutschland!“ — Hmmkrrrhiiiihihihii! Der ist mal echt gut!
@maik: Ich finde es toll, dass Du derartige Debatten immer wieder anstößt! Argumentieren und diskutieren, ohne dem anderen seine Meinung zu verbieten, das ist ein wichtiger Teil der Demokratie 🙂
Ich bin selbst von den Streiks betroffen, da ich meine täglichen Arbeitswege durch Nutzung von Nahverkehrszügen um insgesamt über eine Stunde verkürze. Da fluche ich natürlich innerlich, wenn ich extra Zeit in die Hand nehmen muss, die ich auch daheim bei der Familie verbringen könnte.
Andererseites ist es sehr wichtig, dass sich Gewerkschaften das Streikrecht nicht durch irgendwelche Politiker oder Manager wegnehmen lassen. Ich für meinen Teil bin verdammt froh, dass es hier freie Gewerkschaften gibt!
Und wieder andererseits finde ich Forderungen von 5% mehr Lohn _und_ Verringerung der Wochenarbeitszeit von 39 auf 37 Stunden weit überzogen. Der LKW-Faher wird auch nicht gefragt, ob er gern weniger als 40 Stunden voll konzentriert auf dem Bock säße, oder, Maik?
Ich meine, die 5% mehr Lohn sind gerechtfertigt; und zu dieser Forderung hat die Bahn doch bereits „Ja!“ gesagt. Das mit der Wochenarbeitszeit ist ein Schuß ins eigene Knie. Das Gleiche gilt meiner Meinung nach für den Versuch, im selben Atemzug im Revier einer Partnergewerkschaft zu wildern. Da sollten doch gemeinschaftliche Absprachen möglich sein, oder? Wie wärs mit einer Partnerschaft der Zugbegleiter mit den Lokführern wie zwischen Seefahrern und Hafenarbeitern (https://www.verdi.de/themen/internationales/++co++e172981e-5de8-11e4-bfbe-52540059119e)?
Ich bin also für beide Seiten 😛 dafür, dass sie sich endlich und vernünftig einigen. Ohne das Streikrecht anzutasten und ohne überzogene Forderungen durch Erpressen aller Bahnbenutzer durchzudrücken.
Viele Grüße und gute Fahrt!
— Al
Etwas vereinfacht und plakativ ausgesdrückt, geht es hier nicht um einen Streik mit dem primären Ziel einer Lohnsteigerung, sondern um Streben nach Macht.
DAS ist kein schützenswertes Streikziel.
Diese nicht von der Hand zu weisende Tatsache stört mich an diesem Streik.
Im Übrigen: Der Vergleich mit Managern überzeugt überhaupt nicht: Es gibt kein Recht im Unrecht!
@ Chris und @Julian
Ihr solltet Euch mal etwas mehr informieren.
Die GDL vertritt die Mehrheit der Lokführer, es sind aber auch eine größere Zahl Zugbegleiter und anderes Zugpersonal in die GDL eingetreten. Diese versucht die GDL nun auch zu vertreten.
Dazu sollte man wissen, dass die EVG (die andere Gewerkschaft) die Nachfolgerin der Transnet-Gewerkschaft ist. Diese hatte in der Vergangenheit mit der Bahn einen Tarifvertrag abgeschlossen, in dem Lokführer (ohne Ausgleich) mehr arbeiten mussten, sie hatte der DB auch ermöglicht, Leiharbeiter als Lokführer für 7,50 € je Stunde einzustellen und verhielt sich auch sonst sehr arbeitgeberfreundlich. Der Chef der Transnet wechselte 2008 in den Vorstand der DB und bekam für 2 Jahre 3 Millionen € Gehalt.
Die aktuelle Vorbedingung der DB zu den Tarifverhandlungen lautet: parallele Verhandlungen der DB mit GDL und EVG, wenn die DB keine Einigung mit der GDL über den Vertrag für die von der GDL vertretenen Zugbegleiter erzielt, soll automatisch der Vertrag der EVG auch für die Zugbegleiter der GDL gelten. Und zu dieser Vorbedingung, die die Bahn nicht verhandeln will, sagt die GDL Nein.
Im Übrigen hat die Bahn damit angefangen, für die gleiche Tätigkeit verschiedene Verträge und Bezahlungen einzuführen.
Wozu hat sie denn sonst zig Unterfirmen gegründet, die selbst nochmals Tochterfirmen haben.
Da gibt es eigene Gesellschaften für Fernverkehr, für Güterverkehr mit der Bahn, für Güterverkehr mit Lkw (Schenker), für die Infrastruktur, für die Bahnhöfe, für die Energieversorgung … und für die regionalen Nahverkehre. Diese DB-Regio ist nochmal unterteilt in 10 Tochtergesellschaften denen nochmals jeweils mehrere kleinere Verkehrsbetriebe und Gesellschaften untergeordnet sind.
Und dann denken wir nochmal an die Leiharbeiter und deren miese Verträge.
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Die Arbeitsbedingungen der Lokführer sind sicherlich nicht schlechter als die der Lkw-Fahrer – sie sind aber auch nicht wesentlich besser.
Z.B. ist auf die Dienstpläne kein Verlass, angeordnete Überstunden sind die Regel (es gibt viele Lokführer, die schieben eine dreistellige Anzahl Überstunden vor sich her).
Ein Lokführer kann z.B. nicht mal pinkeln gehen wann er will. Einfach mal rechts ranfahren geht nicht – wenn das Signal grün ist muss gefahren werden.
Und in der Pause an einem Einkaufsmarkt oder einer Raststätte anhalten, gibt es auch nicht – schließlich macht ein Güterzug nicht Pause im Hauptbahnhof sondern auf einem Abstellgleis.
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Ich kann die Mentalität vieler deutscher Arbeiter nicht verstehen: „Ich habe einen miesen Job und bekomme wenig Lohn – da darf es den anderen nicht besser gehen.“
Die Kraftfahrer haben es sehr schwer sich zu organisieren, sind es doch viele kleine Firmen und die Lkw-Fahrer alles Einzelkämpfer. Deshalb sollte man aber anderen, besser organisierten, nicht den Arbeitskampf neiden oder sich von den Medien aufhetzen lassen, sondern selber etwas tun.
Bei den Fernbusfahrern das Gleiche. Dürfen für ein Butterbrot malochen, müssen bei Verspätungen, um den Fahrplan trotzdem einigermaßen zu halten, die Lenkzeiten überschreiten und in den „Pausen“ das Gepäck verladen und Fahrscheine kontrollieren. Anders wären nämlich diese niedrigen Fahrpreise bei den Fernbussen gar nicht realisierbar. Die hätten ebenfalls auf ihre Lage aufmerksam machen sollen und gleich mitstreiken.
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Meine Pläne für den vergangenen Samstag und Sonntag haben die Lokführer mit ihrem Streik übrigens auch zerschossen und trotzdem habe ich Verständnis.
Wir sollten in Deutschland aufpassen und uns zusammen gegen die zunehmende Verschlechterung der Arbeits- und Sozialbedingungen wehren.
Über das gegenseitige Gezänk von uns Fussvolk freuen sich nur die „oberen Zehntausend“.
Deren Motto lautet nämlich „Divide et impara“.
@Matthias:
Ist mir alles bekannt, aber danke für den ausführlichen Hinweis.
Ich sehe darin aber nach wie vor formaljuristisch keine Legitimation für einen Macht-Streik unter dem Deckmantel der Lohnsteigerung. Ich bin mir aber sicher, dass Du mir auch das erklären kannst, damit ich endlich mal diese soziale, zum Himmel schreiende, Ungerechtigkeit verstehen kann!
Vielleicht solltest auch Du mal im Stillen darüber nachdenken, aus welchen Motiven Herr Weselsky handelt.
„Vielleicht solltest auch Du mal im Stillen darüber nachdenken, aus welchen Motiven Herr Weselsky handelt.“
Wenn sonst nix mehr geht, dann geht immer noch ein argumentum ad hominem 😉
Nun, gerade „formaljuristisch“ ist der Streik legitim, haben zumindest beide Instanzen der Arbeitsgerichte so geurteilt.
Und der Begriff „Macht-Streik“ ist wohl so etwas wie ein weißer Schimmel – jeder Streik ist ein Machtkampf.
Und den momentanen Tarifkampf bei der Bahn würde ich nicht gerade als „soziale, zum Himmel schreiende, Ungerechtigkeit“ bezeichnen, es ist einfach ein Arbeitskampf, der seit vielen Jahren mal wieder mit etwas größerer Härte geführt wird.
In, zum Glück lange vergangenen Zeiten, haben die Arbeiter viele der heute von allen geschätzten Errungenschaften (Arbeitszeiten, Arbeitsschutz, soziale Absicherung) noch wirklich mit ihrem Blut (und Toten) erkämpfen müssen.
Dass ein gerademal 4-tägiger Streik bei den mit Phrasen wie „alle in einem Boot“, „Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft“, „Erhalt von Arbeitsplätzen“ eingelullten Deutschen, auf eine dermaßene Ablehnung stößt (zumindest laut der ’selbstverständlich‘ unvoreingenommen und unabhängig agierenden „Qualitätsmedien“), finde ich beschämend und ein Armutszeugnis für die deutschen Arbeitnehmer.
Naja, die ehemalige Arbeiterpartei verrät ja auch gerade ihre Ziele und eigene Klientel und verhilft sich damit selbst zur Bedeutungslosigkeit.
Über die Motive des Herrn Weselsky mache ich mir keine Sorgen, zumindest solange nicht, wie die Gremien der GDL und die Gewerkschafter hinter ihm stehen.
Viel eher hinterfrage ich die Motivation der DB AG, gerade der GDL eine seit 2010 vom höchsten Gericht bestätigte Tarifpluralität zu verweigern, während man mit der EVG sehr wohl auch Tarifverhandlungen über die paar wenigen von ihr vertretenen Lokführer führt, dies umgekehrt aber der GDL für die _von ihr vertretenen_ Zugbegleiter kategorisch verweigert.