Drücke "Enter", um den Text zu überspringen.

Geschriebener Unsinn

Screenshot Ostseezeitung

Wie schön, dass es Presseagenturen gibt. Die liefern Nachrichten mitsamt den dazugehörigen Schlagzeilen und erleichtern somit die Arbeit von Zeitungsredaktionen ungemein. Man übernimmt einen Artikel, stellt Ihn ungelesen online und schon wurde der öffentliche Meinungsauftrag erfüllt.

Es ist mir klar, dass Redaktionen sparen müssen, besonders im Onlinebereich. Trotzdem ist das für mich Journalismus auf Anzeigenblatt-Niveau.
Was ich besonders schlimm finde ist, dass sich viele Leser damit abgefunden haben. Vielleicht ist das aber auch für viele in Ordnung – die tägliche Dosis Nachrichten zu konsumieren, ohne darüber nachzudenken, ist halt einfach und bequem.

Mir fiel vorhin ein Artikel, erschienen in der Onlineausgabe der Ostsee – Zeitung auf. Da hieß es in der Überschrift:

Lkw – Maut – Preller blockieren bei Glätte Bundesstraße

Bei dieser Art von Meldung interessiert mich schon, woher man denn in Rostock weiss, dass dies alles Mautpreller waren, die diese Strasse blockierten.
Die Antwort einer Redakteurin war zwar klar und deutlich, aber wenig überraschend: „Diese Meldung kam von dpa und wurde von uns so übernommen. Wir können nicht jede einzelne Meldung überprüfen, zumahl der Online – Bereich kaum Gewinn abwirft!“

Nach dieser Art arbeiten sicher viele Redaktionen. Das ist sicher kein Eingeständnis von Unfähigkeit, sondern eher von der bereits beschriebenen „Sparsamkeit“. Aber egal an was es liegt: Ich finde es schade, denn so verschwinden viele Zeitungen – egal ob real oder virtuell – in der Bedeutungslosigkeit.

Immerhin war selbst die Redakteurin der bereits erwähnten „Ostsee – Zeitung“ erstaunt, dass der Artikel mit dieser Überschrift veröffentlicht wurde und änderte Ihn ab. So kann man jetzt lesen:

Lkw – Fahrer blockieren bei Glätte Bundesstraße

Gut, dass klingt nicht so spektakulär wie am Anfang, aber das soll es ja auch nicht. Eine Lokalzeitung soll glaubhaft informieren. Für alles andere gibt es den Boulevardjournalismus. Der soll unterhalten, sonst nichts…

Screenshot Ostseezeitung

10 Comments

  1. Spacefalcon
    Spacefalcon 12/02/2010

    Wenn ich das Wort schon höre… Mautpreller, da geht mir die Hutschnur hoch!

    Meines Wissens gibt es KEIN Gesetz, dass es Lkws verbietet Bundesstraßen zu benutzen. Daher rühren ja auch die diversen Durchfahrtverbote….

  2. Ralf
    Ralf 13/02/2010

    „Diese Milch kam von Milch Müller und wurde von uns so ausgeladen. Wir können nicht jede einzelne Milchtüte überprüfen, zumal der Lebensmittel – Bereich kaum Gewinn abwirft!“

    Hätte ich die Zeitung gekauft, hätte ich sie aufgrund solcher Aussagen wegen eines erheblichen Produktmangels zurück gegeben. Es ist erstaunlich welche Pflichten und Gewährleistungen Händlern und Erzeugern/Produzenten aufs Auge gedrückt wird. Die Presse darf sich hingegen alles raus nehmen und jeden Mist verkaufen.

  3. Bernd
    Bernd 16/02/2010

    Das extra „h“ in der Antwort macht die Sache nur skurriler.

  4. Silvy
    Silvy 16/02/2010

    Das mit diesem Anzeigenniveau kann ich nur bestätigen. Viele Zeitungen, selbst überregionale tendieren in diese Richtung.

  5. o. bertram
    o. bertram 16/02/2010

    dieser artikel bekommt nicht nur meine zustimmung, sondern mehr noch: ich hätte ihn noch schärfer geschrieben.

  6. lupe
    lupe 16/02/2010

    Wenn es nur im Online-Bereich der OZ so wäre, hielte ich das nur für halb so schlimm. Doch die Ähnlichkeit des Qualitätsniveaus mit dem der gedruckten Ausgabe – der Online-Bereich ist zum großen Teil ein Abklatsch der gedruckten Ausgaben – ist unübersehbar.

    Nahezu täglich ist sogar bei flüchtigem Lesen zu erkennen, dass viel redaktionelle Arbeit im Kopieren von Fremdmaterial besteht. Das ist in der Mantelredaktion zu beobachten, kommt aber auch sehr häufig in den Lokalredaktionen vor und wurde vielfach gegeißelt – ohne Erfolg. PR-Material wird häufig so kopiert wie Material von Nachrichtenagenturen, und zuweilen wird ganz vergessen wird, die Quelle zu nennen.

    Daraus ergeben sich mindestens drei Fragen:
    1. Warum bekommen diese Kopierer ein etwa doppelt so hohes Bruttogehalt wie das des Durchschnittsverdieners in M-V, dort, wo die OZ erscheint?
    2. Warum wagte es der Verlag dennoch, im vergangenen Sommer eine Abo-Preiserhöhung u.a. mit der Hochwertigkeit des Produktes OZ zu begründen?
    3. Da nicht nur die Online-Redaktion zum Kopierorgan abgestiegen ist, sondern in Teilen auch die Print-Redaktionen (Ich habe mehr als 7000 Belege in fünf Jahren gesammelt und überblicke nur einen Teil des Produktes OZ.): Welchen Grund gibt es für die schlechte Qualität im Printbereich, wenn es im Online-Bereich mit dem geringen Gewinn begründet wird?

  7. Helge
    Helge 16/02/2010

    Vermutlich meinst Du, Dir fiel vorhin folgender Artikel auf….

Die Kommentarfunktion ist deaktiviert.