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Warum ich an manchen Tagen auf Fragen nach meinem Gemütszustand allergisch reagiere

Wenn jemand in Italien gegen sechs Uhr am Morgen an die Fahrertür hämmert, kann es zweierlei bedeuten: Überfall oder Polizei. Gut, im schlimmsten Fall auch beides.
Logisch denken kann ich bei dieser Art Weckruf nicht. Das krabbeln aus der Koje und den Vorhang ein wenig zurückziehen, geht automatisch. Eine Gefahr für mich sehe ich in diesem Zustand nicht – eher für den, der mich so brutal weckt.

Das erste was ich heute früh sah, war die Ecke eines Aufliegers, die sich bedrohlich nah meinem linken Aussenspiegel näherte. Das öffnen des Fensters und ein Brüller waren eins. Wie bereits beschrieben – reiner Automatismus.
Ich zwängte mich in meine Hose, zog ein T – Shirt über und stieg mit Badeschlappen an den Füßen aus. Nun brauchte ich einen Moment um zu begreifen, was ich sah.

Gestern Abend parkte ich vorschriftsmäßig auf einem Rasthof bei Verona. Gut, nicht ganz – aber immerhin so, ohne einen zu behindern. Wie es aber des Nachts so ist, wird jede noch so freie Fläche von anderen Fahrern genutzt, um ebenfalls Pause zu machen.
Eben diese Fläche fehlte heute früh einem Tschechen, um loszufahren. Wie lange er schon rangierte, konnte ich nur erahnen, denn auf der Rastanlage ging sprichwörtlich nichts mehr.
Wer Italiener kennt, weiss wie ungeduldig dieses Volk ist. Da wird versucht, jede noch so kleine Lücke zu nutzen, um vorwärts zu kommen. Nur gab es diese nicht, da der Tscheche alles dicht machte.

Natürlich hämmerte er in seiner Not an meine Tür. War ja irgendwie klar. Das ich in solchen Fällen auf stur schalte, konnte er ja nicht wissen.
Mittlerweile war eine Polizeistreife eingetroffen. Auch diese beachtete ich nicht, sondern hämmerte nun meinerseits an die Tür des Lkw, dessen Fahrer meiner Meinung nach im Weg stand. Irgendwie lief das bei dem ähnlich wie bei mir ab: Aus der Koje krabbeln, den Vorhang ein wenig zur Seite schieben und völlig tranig die Realität verkennen.

Nun mischte sich einer der Polizisten ein. „Dokumente, Dokumente„, raunzte er mich an. Ich fauchte zurück: „Was willst Du? Nichtmal zwanzig Jahre alt und macht mich früh um sechs schon dumm an. Sowas mag ich überhaupt nicht„!
Während ich zu meinem Lkw ging, folgte er mir, immer wieder „Dokumente, Dokumente“ rufend. Dabei übertönte er selbst das Hupen der immer ungeduldiger werdenden Autofahrer.
Nun mischte sich sein Kamerad ein. Dieser war weit über fünfzig und sah aus wie Räuber Hotzenblotz. Bei dessen Anblick kam mir kurz der Gedanke, ob das nicht doch vielleicht ein Überfall ist und alle unter einer Decke stecken würden. Na ja, es war früh am Morgen. Da zieht man jede Möglichkeit in Betracht.

Wie dem auch sei: Räuber Hotzenblotz wollte, dass ich wegfahre. Meinen Fingerzeig auf den anderen Lkw und meinen digitalen Tachometer ignorierte er. Der Kerl war noch sturer als ich.
Zumindest einen Ausdruck des Tachographen sollte er mir unterschreiben. Immerhin war ich vom regulären Ende meiner Pause noch drei Stunden entfernt. Damit war er einverstanden.
Während es über mir ratterte und der Ausdruck zu Vorschein kam, sah ich den blau – weißen Alfa mit der Policia – Aufschrift an mir vorbeiziehen. „Elende Mistböcke„, dachte ich. „Jetzt verpissen die sich einfach ohne Unterschrift!

Den Rasthof verließ ich kurze Teit später. Aus den Augenwinkeln sah ich noch, wie die Vorhänge des anderen Lkw wieder geschlossen waren.

5 Kommentare

  1. Sven
    Sven 02/07/2010

    Moin moin.
    Na, wie geht´s? 🙂

    Ich habe mir mittlerweile selbst in DE angewöhnt, unter keinen Umständen zu reagieren, wenn es am Fahrerhaus kloppt! Das letzte mal, als es einer getan hatte, fand er sich in einer Hecke wieder, in welche er durch die Wucht der Fahrertür geschleudert wurde. Seitdem betrachte ich es für gesünder, mit Ohrstöpseln zu pennen, und sei es nur für meine Umwelt. :mrgreen:

    Und das mit der Unterschrift hätte ich Dir auch sagen können, dass Du die als Deutscher bei den Spaghettis nicht bekommst – hat mir erst vor kurzem ein Kollege erzählt, dass Du als Bockfahrer bei denen und von denen nach Strich und Faden verarscht wirst.

    Naja, trage als Grund einfach die Webadresse dieses Artikels ein, und Du hast bei einer nächsten Kontrolle anschließend genügend Material für einen weiteren Artikel. :mrgreen:

  2. Kein.Trucker.fragt:
    Kein.Trucker.fragt: 02/07/2010

    Servus, warum muss denn die Polizei unterschreiben?
    PS Finde dein Blog recht interessant; recht informativ mal was von „der anderen Seite“ etwas zu erfahren 😉

  3. Ingmar
    Ingmar 02/07/2010

    @Kein.Trucker: Damit der nächste Kontrolleur der Lenkzeiten sieht, dass die „Überschreitung“ auf Anordnung der Polizei geschehen ist.

  4. actro
    actro 02/07/2010

    Ich stelle für sowas immer den Tacho auf „OUT“. Btw, du solltest dringend woanders spielen, Maik, Italien scheint Dir nicht zu bekommen 😉

  5. maik
    maik 03/07/2010

    Doch doch actro,

    dieses Land bekommt mir schon. Selbst jetzt im Sommer. Nur solche – ich nenne es mal – Begebenheiten, kommen doch auch in Deutschland vor. Zumal es solche „Mistböcke“ auch in diesem unserem Land gibt.

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