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Sie sterben sozusagen am Arbeitsplatz – aber das erwähnt keiner

Von Udo Skoppeck

Dieser Satz von Lkw-Fahrer Franco Filippone aus einem aktuellen Artikel der Stuttgarter Zeitung trifft mich mitten ins Herz.

Er beschreibt damit eine Wahrheit, die viele von uns schon lange kennen, aber kaum einer laut ausspricht: Wir Fahrer schuften unter Bedingungen, die auf Dauer krank machen. Körperlich, psychisch und menschlich.

Wochenlang unterwegs, schlafen auf überfüllten Rastplätzen, manchmal mit einem Eimer statt einer Toilette.
Lärm, Hitze, Kälte, Zeitdruck, dass ist Alltag. Wer von außen denkt, man „sitzt ja nur“, hat keine Ahnung, was dieser Beruf wirklich bedeutet.

Wir tragen Verantwortung für zig Tonnen Ladung, für die Sicherheit anderer und oft auch für unser eigenes Leben und trotzdem fehlt es an Respekt, Wertschätzung und vor allem an Infrastruktur.
Fakten sprechen für sich: Mehr als die Hälfte aller Berufskraftfahrer ist übergewichtig, viele leiden unter Bluthochdruck, Diabetes oder Schlafapnoe. Und jeder Dritte hat schon einmal erlebt, am Steuer kurz einzunicken.

Das ist kein Versagen, das ist ein Systemfehler, verursacht durch Übermüdung, Termindruck und mangelnde Pausenmöglichkeiten. Die Branche leidet, weil die Gesellschaft möglichst billig einkaufen will.

Sie sterben am Arbeitsplatz. Das bisschen fahren. Abgebildet ist das gleichnamige Buch.

Speditionen stehen unter Druck, Auftraggeber drücken die Preise, und am Ende bleibt der Fahrer auf der Strecke. Viele sterben sprichwörtlich am Arbeitsplatz, während sie eigentlich nur ihren Job machen wollten.

Ich weiß, wovon ich schreibe. Nach Jahrzehnten auf der Straße kenne ich beide Seiten.
Die Leidenschaft fürs Fahren und die Schattenseiten des Systems. Ich selbst leide an Schlafapnoe und Diabetes.

Das kam nicht von irgendwoher. Es sind Folgen eines Berufs, in dem Schlaf oft Luxus ist und Essen aus der Plastikschale kommt.

Wir brauchen endlich ehrliche Veränderungen: Bessere Rastplätze mit ordentlichen Sanitäreinrichtungen. Faire Bezahlung, die dem Risiko und der Verantwortung gerecht wird.
Und eine Gesellschaft, die begreift, dass ihr Wohlstand auf den Rädern dieser Menschen rollt.

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