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Die Lage am Kanal

Die Lage in und um Calais beschäftigt mittlerweile auch die deutschen Medien. Was allerdings bei der Berichterstattung komplett untergeht, ist das Chaos auf der anderen Seite des Ärmelkanals.
Stefan Musik, Lkw-Fahrer aus Schweinfurt, stand letzte Woche in England:

Ich möchte auf diesem Weg einmal darauf aufmerksam machen, mit welchen Umständen wir Fahrer zu kämpfen haben. Ich stehe auf der M20, 44 Kilometer vor Dover und warte darauf, irgendwann mal auf eine Fähre zu kommen um nach hause fahren zu können.

Man hört in den Medien immer was von den Imigranten, die versuchen über den Eurotunnel von Frankreich nach England zu gelangen. Wer erzählt mal was von uns? Das wir Stunden oder Tage aufgereiht auf der Autobahn stehen, ohne eine Möglichkeit aufs Klo zu gehen oder zu duschen oder etwas warmes zu Essen zu bekommen, dass interessiert scheinbar niemanden.

Stau M20 vor Dover

Zu allem Überdruss werden die Touristen von den Fährgesellschaften bevorzugt behandelt und dürfen an uns vorbei in den Hafen fahren. Aber das ist ja auch verständlich, die wollen ja in den Urlaub fahren.
Wir wollen ja nur nach hause zu unseren Familien, die wir eine ganze Woche nicht gesehen haben oder manche Kollegen vieleicht mehrere Wochen nicht. Wir, die dieses Europa am laufen halten und mit allem versorgen was es benötigt zum leben werden behandelt wie der letzte Dreck.

Blinde Passagiere im Lkw

4 Kommentare

  1. hajo
    hajo 01/08/2015

    Stefan, ich verstehe Deine Verärgerung sehr gut und halte diese Zustände auch für untragbar. Sie sind zusätzlich absolut kontraproduktiv, denn die LKWs sind ja nicht zum Selbstzweck unterwegs. Auch für „die Insel“ gilt, dass bei Wegfall dieser Transportmittel die einheimische Wirtschaft nicht mehr funktioniert
    .. von der Versorgung der Bevölkerung ganz zu schweigen!
    Allerdings: Die Problematik – bezogen auf die Flüchtlinge – ist eine andere.
    Daher solltest Du nicht auf Andere zeigen, wenn Du Deine berechtigte Kritik anbringst.
    Im Übrigen ist doch Saure-Gurken-Zeit und da greifen „die“ Journalisten nur zu gern Themen auf, die bereits aktuell in der Diskussion sind (da muss man nicht gross nachdenken).
    Allen, insbesondere denen, die irgendwo fernab der Heimat sind (gilt auch für Menschen auf Baustellen etc.)
    alles Gute und: bleibt gesund!
    Herzliche Grüsse
    Hajo

  2. Jens
    Jens 02/08/2015

    Es gibt Fahrer die haben den Arsch in der Hose und sagen ihren Firmen, Dover und Folkestone sind zur Zeit ein absolutes NoGo. Und die werden dann über andere Häfen gebucht, wie z.B. Hoek van Holland, Zeebrugge usw.
    Meine Firma fährt zur Zeit gar nicht nach GB, auch das ist machbar!
    Natürlich ist es Dreck wie die Kollegen da stehen aber selbst Schuld! Das Problem ist bekannt aber bloß nicht den Mund aufmachen in der Firma. Es wird niemand gezwungen LKW zu fahren und/oder nach GB zu fahren!

  3. Ulrich
    Ulrich 02/08/2015

    Hallo hajo, ich stimme dir sonst im stillen oft zu. Nur diesmal muß ich dir widersprechen. In Calais wird das Problem auf die schwächsten Glieder abgeladen, nämlich Flüchtlinge, Polizisten und Trucker. Die Politiker versagen hier auf ganzer Linie. Hier stehen nationale Interessen ganz vorne. Was die Engländer in Person von Cameron treiben, ist eine Schande für die Menschheit. Ich kann es nicht anders ausdrücken.

  4. hajo
    hajo 02/08/2015

    hallo Ulrich, ich habe in keiner Weise versucht, das „Flüchtlingspproblem“ kleinzureden, es hat nur nichts mit den von Stefan beschriebenen Problemen der Fahrer zu tun!
    Was mit den Flüchtlingen geschieht, ist eine Katastrophe in jeder Hinsicht und AUCH hier versagt die Po-Litik kläglich

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