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Schlagwort: Calais

Die Lage am Kanal

Die Lage in und um Calais beschäftigt mittlerweile auch die deutschen Medien. Was allerdings bei der Berichterstattung komplett untergeht, ist das Chaos auf der anderen Seite des Ärmelkanals.
Stefan Musik, Lkw-Fahrer aus Schweinfurt, stand letzte Woche in England:

Ich möchte auf diesem Weg einmal darauf aufmerksam machen, mit welchen Umständen wir Fahrer zu kämpfen haben. Ich stehe auf der M20, 44 Kilometer vor Dover und warte darauf, irgendwann mal auf eine Fähre zu kommen um nach hause fahren zu können.

Man hört in den Medien immer was von den Imigranten, die versuchen über den Eurotunnel von Frankreich nach England zu gelangen. Wer erzählt mal was von uns? Das wir Stunden oder Tage aufgereiht auf der Autobahn stehen, ohne eine Möglichkeit aufs Klo zu gehen oder zu duschen oder etwas warmes zu Essen zu bekommen, dass interessiert scheinbar niemanden.

Stau M20 vor Dover

Zu allem Überdruss werden die Touristen von den Fährgesellschaften bevorzugt behandelt und dürfen an uns vorbei in den Hafen fahren. Aber das ist ja auch verständlich, die wollen ja in den Urlaub fahren.
Wir wollen ja nur nach hause zu unseren Familien, die wir eine ganze Woche nicht gesehen haben oder manche Kollegen vieleicht mehrere Wochen nicht. Wir, die dieses Europa am laufen halten und mit allem versorgen was es benötigt zum leben werden behandelt wie der letzte Dreck.

Blinde Passagiere im Lkw

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Alles ist Politik

Auf der Selbstdarstellungsseite der SPD kann man diese Sätze lesen:

Verantwortungsvolle Flüchtlingspolitik.

Die schwersten Menschenrechtskrisen seit Jahrzehnten zwingen heute fast 17 Millionen Menschen dazu, ihre Heimat zu verlassen.

Sie brauchen dringend Zuflucht – in Deutschland und in anderen sicheren Staaten. Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität sind sozialdemokratische Grundwerte.

Wie diese verantwortungsvollen Grundwerte aussehen, kann man auf diesem Video bestaunen. Und das ist nur eines von zig anderen, die man allein auf Youtube findet.

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England. Das ist die Hoffnung für die Flüchtlinge. Aber Calais ist die Realität. Auch für Lkw-Fahrer. Ich kenne die Strafen nicht, die einem Fahrer drohen, wenn Flüchtlinge in Dover oder Folkestone auf deren Lkw entdeckt werden. Aber die sollen ziemlich hoch sein. Die Anklage in GB lautet wohl auf Menschenhandel. Und darauf steht Gefängnis. Oder zumindest hohe Geldstrafen. Natürlich auch für Chauffeure.
Ob diese wussten, dass sich Menschen auf oder unter deren Auflieger versteckten, spielt dabei sicher kaum eine Rolle.

In der Firma für die ich fahre, lädt ein Ire regelmäßig für England. Der ist eigentlich locker drauf, fröhlich, meist gut gelaunt. Etwas crazy halt. Das ist nicht negativ gemeint, im Gegenteil. Nur gestern, als ich Ihn mal auf die Situation in Calais ansprach, wurde er still und nachdenklich. Das kenne ich sonst nicht von Ihm.

Es ist traurig, was Politik mit Menschen macht. Abends nach getaner Arbeit oder wenn ich zwischendurch mal warten muss, da ich nicht immer sofort be- oder entladen werde, schaue ich auf Facebook durch diverse Fahrergruppen. Diese liefern ja mittlerweile eine Art Feldherrenblick, der früher den Mächtigen vorbehalten war. Da wird online über Weltpolitik schwadroniert, natürlich aus Fahrersicht. Was früher der Stammtisch in Autohöfen war, ist jetzt halt Facebook.
Auch über dieses oder ähnliche Videos wurde diskutiert. Für einige gibt es endlich wieder reale Feinde da draußen. Also abseits von Polizei und Pkw-Fahrern. Nämlich Menschen, die noch weiter unten stehen. Flüchtlinge die nichts mehr haben, ausser Ihren Klamotten am Laib. Und ein wenig Hoffnung.

Meinungen zu Calais

Sind das die Ansichten von Einzelpersonen? Nee, glaub ich nicht. Dieses Denken ist eher weit verbreitet. Wer sich dagegen stellt, wird mittlerweile gern als Gutmensch betitelt. Auch ich durfte mir das schon anhören.
Das ist mir aber egal. Denn wenn ich von irgendwelchen Hohlköpfen als solcher bezeichnet werde, dann bin ich halt einer. Sogar gerne.

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Mein 1. Mai oder die Invasion der Polen

Meinen 1. Mai verbrachte ich auf der Zufahrtsspur zum Fährhafen in Calais – warten auf einen Kollegen war angesagt.

Fährhafen Calais

Eigentlich sollte ich erst eine Tour nach England fahren, doch dann wurde (wie so oft) umdisponiert. So hieß es halt auf den Kollegen warten, um dann umzusatteln.
Dummerweise war ich schon gegen 12.00 Uhr dort, der Kollege kam aber erst gegen 18.30 Uhr.

Immerhin hatte ich genug Zeit um Bergungsarbeiten zu „beschauen“ (nein: ich bin kein Gaffer, sondern hatte wirklich Zeit 😉 ), Schiffe auf dem Ärmelkanal zu fotografieren und mir Gedanken darüber zu machen, wo denn die ganzen Polen nur alle herkommen.

Bestimmt 50% der Lkw die dort an- oder abfuhren, hatten polnische Kennzeichen. Ich dachte eigentlich, die Zeit der billigen Preise wäre auch dort so langsam vorbei.
Aber vielleicht habe ich auch falschgedacht…

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