Rettungsgasse!
Ist doch eigentlich relativ einfach. Nach rechts b.z.w. links fahren, so das in der Mitte eine Fahrspur für die Rettungsfahrzeuge gebildet wird. Für diejenigen, die das trotzdem nicht begreifen, wird das im folgenden Video nochmal wunderbar erklärt:
YouTube – Direktlink
In Österreich klappt das eigentlich ganz gut. In der Schweiz ebenso. Nur in Deutschland scheinen noch viele Deppen unterwegs zu sein, die dieses eigentlich simple System nicht verstehen. Oder nicht kapieren wollen.
Mittwochabend stürzte auf der A5 bei Homberg/Ohm ein mit Zuckerrüben beladener Lkw um. Dessen Ladung verteilte sich daraufhin über die gesamte Fahrbahn. Natürlich war die Autobahn danach voll gesperrt. Der Fahrer wurde nur leicht verletzt, ein Bauer beseitigte mit Traktor und großem Anhänger das Malheur.
Soweit fast alles gut.
Überhaupt nicht toll war, dass ein Teil der im Stau stehenden Lkw – Fahrer von einer Maßnahme wie der Rettungsgasse wahrscheinlich noch nie gehört hatte. Oder diese einfach ignorierte. Was vielleicht noch schlimmer ist.
Es wurden nicht nur alle drei Fahrspuren dicht gemacht, sondern auch der Standstreifen.
Der „Gießener Anzeiger“ beschreibt dieses Szenario mit klaren Worten:
Ignorant, rücksichtslos oder einfach nur dumm – alles Attribute, die auf eine große Anzahl der Lkw-Fahrer zutreffen die am späten Mittwochabend bei dem Rübenunfall auf der A5 die Autobahn komplett dicht machten. Nicht nur, dass sie sich in Zweierreihe aufstellten, nein, viele zogen auch noch auf die dritte, die Überholspur, und machten jegliche Möglichkeit, eine Rettungsgasse zu bilden, zunichte, zumal sie so dicht auf den Vordermann auffuhren, dass ein Rangieren nicht mehr möglich war.
Selbst die Standspur wurde blockiert, weil manche Brummi-Fahrer glaubten, Verkehrserzieher spielen zu müssen, sich zur Hälfte darauf stellten, um wiederum unvernünftigen Autofahrern, die meinten, dort schneller vorankommen zu können, den Weg versperrten. Eine undurchdringliche Wand. Da halfen auch Blaulicht und Martinshorn nichts mehr. Besonders schlimm deswegen, weil mittendrin ein Einsatzfahrzeug eingeklemmt war, das ein Organtransplantat an Bord hatte. Über 30 Minuten benötigte dies für nicht einmal 2000 Meter, um wenigsten bis zur Rastanlage Reinhardshain zu gelangen, von wo es aus über die Landstraße die Unfallstelle umfahren konnte.
Welche geistige Einstellung die „Herren der Straße“ inzwischen teilweise haben, verdeutlichten diese, auf ihr Fehlverhalten angesprochen, durch das Hochstrecken des Stinkefingers.
Ganz ehrlich? Ich will den Begriff „unfassbar“ nicht benutzen. Deshalb drücke ich mich mal anders aus: Für mich ist solch ein Verhalten nicht zu verstehen. Es wird so langsam Zeit, dass auch hierzulande für solch ein Vergehen drakonische Strafen und Fahrverbote verhängt werden. Denn solche Deppen braucht keiner.
Bericht im Gießener Anzeiger >>>
Ich war ja mal der Meinung, mit Strafen kann man Menschen nicht erziehen. Aber in solchen Fällen ist es einfach nur notwendig.
Ich wehre mich entschieden gegen die einseitige Hetze dieses Provinsblattes! Es sind auch fast alle PKW Lenker nicht in der Lage eine Rettungsgasse zu bilden. Im Gegenteil, selber am Donnerstagabend auf der A1 bei Damme erlebt, fährt man rechts mit dem LKW quetschen die sich links an einem vorbei! Auch ein Sprinter mit CLP Kennzeichen, schoß so an mir vorbei um mir noch den gestreckten Mittelfinger zu zeigen um dann mit hoher Geschwindigkeit die gute 2 KM entfernte Rastanlage Dammer Berge anzusteuern! Das ich massiv von hinten angeblinkt wurde ich solle jetzt sofort den STANDSTREIFEN räumen ist fast nebensächlich. Aber leider muss ich diesen ganzen Irren (meine Meinung nach!)sagen, ich habe eine Daschcam und alle wurden bereits angezeigt!
Höhere Strafen helfen nichts, wenn sie nie (oder nur zufällig, gefühlt willkürlich) verhängt werden. Beim Thema Rettungsgasse gibt es da ein großes Dilemma:
Der Stau hat idR eine Ursache und ein Ende. Alle verfügbaren Polizeifahrzeuge werden die Ursache ansteuern oder das Ende absichern. Da hat kein Fahrzeug Zeit, um Strafen wegen nicht-Bildung einer Rettungsgasse zu verhängen (und dabei womöglich noch selbst die Reste der Rettungsgasse zu blockieren)
Lösen könnten wir als Gesellschaft dieses Problem mit mehr Verkehrserziehung (teilweise gibt es ja diese schönen Schilder und Banner an den Brücken) und mit mehr Geld für unsere Verkehrspolizei. Das zweite passt nicht zu unserer „schlanker Staat“-Philosophie, denn dazu müsste es ja Steuereinnahmen geben – und außerdem werden dann eine ganze Reihe Leute aufschreien, weil sie plötzlich auch nicht mehr mit 130 durch die Baustelle brettern können, sondern auch das mal kontrolliert werden wird.
Also hilft nur: Vorbild sein und nicht aufregen. Erziehungsversuche gehen meistens schief, werden falsch verstanden, sorgen für noch mehr böses Blut. Auch wenn sie manchmal sehr verlockend sind 🙂
MfG, Arno
Hallo Chris, um mal bei dem von Maik gezeigten Bsp. zu bleiben: Was hat ein Lkw im Stau auf der mittleren oder ganz und gar linken Fahrspur zu suchen?
Abgesehen davon, dass dadurch Staus unnötig verlängert werden, da sich ja alle wieder einordnen müssen, passieren dann solche Sachen wie oben erwähnt. Weder Rettungsfahrzeuge, noch Bergungsfahrzeuge kommen nicht oder nur mit großer Verzögerung zur Unfallstelle. Wem ist damit gedient? Etwa dem Lkw-Fahrer, der auf der linken Spur steht?
Das Grundübel bei der Rettungsgasse ist doch nicht, dass sich einige falsch verhalten. Das größere Problem ist, dass die meisten gar nicht wissen, wie sie sich (richtig) verhalten sollen.
Blöd ist nun, dass ausgerechnet hier das eingebundene Video mit seinem Vorschaubild den größten Fehler als quasi richtig darstellt. Dieses Verhalten ist für Österreich vorgesehen, aber nicht für Deutschland.
Meine Fahrschulzeit liegt nun schon einige Jahre zurück. Aber schon damals sagte mein Fahrlehrer. ein Standstreifen ist ein Standstreifen, kein Fahrstreifen.
Beachtet man diesen Umstand, dann dürfte jedem klar werden, wie die Gasse zu bilden ist. Die äußerst linke Spur fährt bis an den Fahrbahnrand, alle anderen rutschen nach rechts. Dabei aber dann nur bis zum Standstreifen, nicht darauf. Zwei LKW nebeneinander sollte dann auch der gesunde Menschenverstand verhindern, denn dann bleibt kein Platz.
Chris, mal abgesehen davon, dass die immer wieder geäusserten Vergleich („.. die haben ja auch ..“) so was von gequirlter brauner Masse ist, möchte ich diese Deppen mal in gleicher Situation (an Stelle dessen, der Hilfe benötigt) sehen
.. da wäre aller Voraussicht mal das Geschrei gross ..
@Ich bin Olaf, ich habe auch schon im Stau auf dem mittleren Fahrstreifen gestanden. Denn leider gibt es immer wieder die Situation das man nicht mehr auf den rechten Fahrstreifen wechseln kann. Aber egal, wenn die auf demn rechten Fahrstreifen alles richtig machen kann man entsprechend weit nach rechts fahren. Da aber in D 95% nicht in der Lage sind eine Rettungsgasse zu bilden…Und über den linken Fahrstreifen brauchen wir gar nicht reden, der ist absolut gesperrte Zone.
Hajo, ich kann Dir leider nicht folgen was Du meinst!
Das Thema hatte ich vor anderthalb Jahren schon mal >>> truckonline.de/blog/2013/03/13/erziehung-durch-strafe
Es hat sich nichts geändert. Auch meine Meinung zu Strafen nicht. Wer nicht willig ist eine Rettungsgasse zu bilden, soll zahlen. Und das nicht zu knapp.
Den Artikel in dieser Gießener Zeitung finde ich gut. Es waren halt vorwiegend Lkw-Fahrer, die eine Autobahn vollends dicht gemacht haben, wo durch Rettungskräfte behindert wurden.
Das da mal einer Klartext schreibt, finde ich völlig gerechtfertigt.
Das Argument von @Marco mit dem eingebundenen Video ist ok. Der Standstreifen darf in Deutschland wirklich nur in besonderen Fällen benutzt werden. Aber trotz allen zeigt diese Anleitung, wie es funktioniert. Oder funktionieren kann.
@Chris: Ich denke Hajo meint, dass jeder der mal Hilfe braucht, froh ist, wenn diese schnell eintrifft.
[…] TruckOnline bin ich auf folgendenden Artikel des Gießener Anzeiger […]
Wenn ich mal eingreifen darf: Da Marco ja im Kommentar No. 5 schrieb, Zitat: „Blöd ist nun, dass ausgerechnet hier das eingebundene Video mit seinem Vorschaubild den größten Fehler als quasi richtig darstellt. Dieses Verhalten ist für Österreich vorgesehen, aber nicht für Deutschland.“
Sorry Marco, doch das Verhalten in Österreich und Deutschland in Sachen bilden einer Rettungsgasse ist zu 100% gleich.
Kannst Du gerne googlen…
Chris, Du schreibst: „Es sind auch fast alle PKW Lenker nicht in der Lage eine Rettungsgasse zu bilden.“
Was andere falsch machen, ist doch unerheblich, zumindest in diesem Zusammenhang.
Jetzt etwas klarer? 😉
Danke Maik für Deine vollkommen richtige Einschätzung (Du kennst mich offenbar recht gut :-D).
Weiterhin gute Fahrt und immer eine Handbreit Luft zum „Nachbarn“ und zur Leitplanke!
.. und gute Heimkehr!
Herzliche Grüsse
Hajo
Bei uns in Österreich funktioniert’s? Auf zweispurigen Abschnitten vielleicht, aber bei dreispurigen so gut wie nie!
Besonders witzig finde ich aber, dass in österreichischen Medien immer erklärt wird, wie unfähig wir sind und wie toll das System im Vergleich dazu in Deutschland funktioniert. Schön zu lesen, dass anscheinend eh alle überall die gleichen Probleme haben.
lg Klaus
Vielen Dank für die Information. Ich war mir immer unsicher, wie ich mich auf der mittleren Spur zu verhalten habe. Als Beispiel: Die A1 zwischen Bremer Kreuz und Dreieck Stuhr ist ca. 20km lang, 3-spurig und hat 5 Auffahrten. Meine Überlegungen waren: „Wie sollen die Rettungsfahrzeuge von der Auffahrt durch 2 Kolonnen stehender Fahrzeuge zur Rettungsgasse kommen? Es wäre doch besser, rechts die Rettungsgasse zu bilden.“ Aber jetzt weiß ich es richtig zu machen.
Ich habe auch immer gedacht, man muß dann als ganz rechts fahrender auf den Standstreifen ausweichen. Seltsamerweise halten sich das Gesetz (§ 11 StVo) als auch diverse Flyer bedeckt. Ergo: man kann ihn wohl mitnutzen, da ihn die Rettungskräfte im NOrmalfall nicht nutzen werden, muß es aber nicht.
Und bei mehrspurigen Fahrbahnen (also mehr als 2 pro Richtung) kann man sich das ganz einfach merken: es gilt in Deutschland das Rechtsfahrgebot. Also alles nach rechts rüber – bis auf ganz links. Denn bei 2-spurigen gilt ja: ganz links und ganz rechts.
Also ich muss hier mal Marco Recht geben. In Deutschland ist die Rettungsgasse OHNE die Verwendung des Standstreifens zu bilden!
Ich habe auch Christians Rat aus Beitrag 10 befolgt und das zur Sicherheit nochmal gegoogelt.
https://www.rettungsdienst-ludwigsburg.de/faq-leser/items/welche-spur-rettungsgasse-muss-ich-bei-einem-stau-auf-der-autobahn-fuer-rettungskraefte-freimachen.html
https://www.unfallzeitung.de/zeitung/rettungsgasse-aber-wie-und-wo-
https://www.recht.de/phpbb/viewtopic.php?f=48&t=226262
Gruß
Manuel
Verständlich ist das Verhalten der LKW-Fahrer, die Standspur dicht zu machen. Einerseits sind Standspurfahrer egoistische Ar###löcher – denn bei der Auffahrt bremsen sie durch das Reinquetschen dann den gerade anlaufenden Verkehr wieder aus, so dass sich der Stau für die hunderte Verkehrsteilnehmer langsamer auf. Besonders clever wie einmal bei einer Vollsperrung der A10 (Rastplatz Michendorf). Da musste der Verkehr über eine Wald- und Wiesenabfahrt (Ferch) runter. Das war die einzige freie Abfahrt, wurde seit Stunden auch so angesagt. Trotzdem gab es Helden, die die Herausforderung, drei Spuren Autobahn auf eine kleine Landstraße abzuleiten, noch erhöhten, indem sie sich auf dem Standstreifen anstellten.
Zudem sind Standspurfahrer gefährlich: In dem Szenario, dass ich mal sah kamen zwar zwei Faktoren zusammen. Zunächst die LKW-Fahrer, die es nicht schafften, in einem LKW-Rückstau (LKW standen, PKW konnten links fahren) eine Abfahrt frei zu lassen. Durch eine 5-Meter-Lücke musste sich dann ein PKW zur Ausfahrt durchquetschen – genauer gesagt reintasten, denn Spiegel brachten nix. In dem Moment kam über den Standstreifen einer angeflogen, der rechts an den LKW über den Standstreifen überholte – und der hat den anderen PKW genau auf Höhe des Fahrers auf die Ecke vom LKW gedrückt.
Dabei wäre es doch zumindest im Stau doch einfach, was für die Bußgeldstatistik zu tun: Bei einer Vollsperrung o.ä. einfach zur Abfahrt fahren, ein Polizist geht hinter der Leitplanke zum Anfang der Abfahrt und gibt per Funk die Kennzeichen durch, während die Kollegen am Ende der Abfahrt auf der Landstraße die Autofahrer einsammeln und die 70EUR Spende einsammeln. Noch effektiver wäre es, einfach einen Schwarzlichblitzer ein paar 100m vor die Abfahrt hinzustellen und manuell auszulösen 🙂