Vor fünf Tagen widmete sich „WISO – das Wirtschafts- und Verbrauchermagazin im ZDF“ in einem Beitrag dem Thema Lohndumping in der Transportbranche. Abgesehen von der Einleitung war es ein ganz akzeptables Filmchen.
Das Problem Missbrauch der Kabotage durch osteuropäische Billigfirmen wurde kurz angesprochen und auch die daraus folgenden Schwierigkeiten, die hiesige Transporteure dadurch bekommen.
In der Hauptsache ging es aber um Lohndumping. So erzählt ein tschechischer Fahrer, dass er für vier Monate Arbeit gerade einmal eintausend Euro verdient bekommt. Ob das so stimmt, weis ich nicht. Kommt mir selbst für Osteuropäer arg wenig vor.
Aber warum soll der Mann lügen?
Interessant ist auch ein Arbeitsvertrag, welcher kurz vorgestellt wird: Das Schreiben ist auf deutsch verfasst, der Fahrer jedoch in Gibraltar angestellt. Die Honorarabrechnung kommt aus Polen, bezahlt wird in dänischen Kronen. Man kann es kaum glauben wie einige Firmen versuchen, eh schon niedrige Löhne noch weiter zu drücken.
Hallo Maik,
dieses Thema wird in dieser Zeit recht oft von den Medien „behandelt“, z.Tl. wohl auch wegen der „Saure-Gurken-Zeit“.
Es wird zu Recht immer wieder auf die katastrophalen Einkommensverhältnisse hingewiesen, jedoch ohne gleichzeitig auch einen der Verursacher an den Pranger zu stellen: den Verbraucher. Diese „Geiz-ist-geil“-Mentalität ist auch für die Zustände verantwortlich.
Sicherlich will jeder so wenig wie möglich für ein Produkt ausgeben (ich schliesse mich da gar nicht aus), aber geht nicht dabei gleichzeitig der Blick auf den Wert einer „Sache“ über die Wupper, den Main o.ä.?
Mit einem kollegen aus der Ukraine verbrachte ich das Wochenende. Sein Lohn 600 Euro im Monat.
Von was verpflegen die sich in Westeuropa? Sammeln die Pfandflaschen und durchwühlen die Mülleimer? Das ist einfach nur unfassbar.
Also der Kollege aus CZ hat nicht gelogen, er hat die Frage nicht richtig verstanden. Auch oder gerade in CZ werden bessere Löhne bezahlt. Manchmal sogar besser als im Osten von Deutschland. Ich habe vor über 10 Jahren schon mit Kollegen aus Dresden gesprochen die in CZ fuhren, eben weil dort die Löhne besser waren. Was der Kollege wohl eher macht, er ist für dieses Geld vier Monate nicht zu Hause! Damit wären wir wieder bei dem anderen Thema (offener Brief der AIDT an die BAG), denen ist das bekannt und gemacht wird nichts! Denn das ist so politisch gewollt von der EU!
Hallo Hajo,
eine „saure Gurken Zeit“ sehe ich dieses Jahr nicht. Im Irak und Syrien werden Menschen masakriert, im nahen Osten beschießt man sich gegenseitig mit Raketen, in der Ex – Sowjetunion wurden aus Waffenbrüdern Feinde, in Westafrika sterben Menschen an einer Krankheit, ein Flugzeug wird noch immer vermisst…
Das Thema Lohndumping gehört immer in die Nachrichten. Es kann nicht sein, dass Menschen von Ihrer eigenen Arbeit nicht leben können. Klar will jeder seinen Krempel so billig wie möglich einkaufen oder bestellen. Nur viele müssen es. Eben weil die kaum Geld zur Verfügung haben.
Das ist ein Kreislauf. Keine Ahnung wie man den durchbrechen kann. Von Politik und Wirtschaft ist es eh nicht gewollt.
„Von Politik und Wirtschaft ist es eh nicht gewollt.“
und das nennt sich dann „freie Marktwirtschaft“ 🙁
Dann muss aber auch mal aufhören, dass wir uns alle hier gegenseitig in die Tasche lügen und von wegen so Sprüche ablassen wie „Du hast weniger als 2000,– netto im Nahverkehr in der Tasche? – Dann biste ne Schwachmatte!
Ich hab meine 2,2k brutto im Nahverkehr, schlaf jeden Tag zu Hause und hab netto mit LST I so meine 1,5 bis 1,6k netto in der Tasche und dazu steh ich! Da komm ich noch besser bei weg wie mancher der für „Kasseler Einheitsbrei“ für 1,6 k Euros Brutto fährt!
Und DAMIT fängts doch schon mal an, dass die ganze Aufschneiderei aufhört und dann würde auch zwischen manchen Kollegen, die das gleiche Ziel verfoglen – auch innerhalb der Blogs – ein wesentlich besseres Klima herrschen!
Nur mal so zum Nachdenken und zur Anregung!
Nachtrag:
Für die, die in LST3 sind mags ja noch funktionieren solange deren Lebensplanung noch nicht aus den Rudern gelaufen ist…
Aber bei den heutigen Löhnen, rentiert sich für einen „alten“ Fahrer der int. Verkehr mit LST I gar nicht mehr, wenn entsprechende „Altlasten“ zu zahlen sind. Davon kann man dann weder zu Hause Leben, noch die „Altlasten“ bedienen, noch auf der Autobahn leben. DARUM geht es mir… dass wirklich mal EHRLICH geredet wird, anstatt ständig „auf den Putz zu hauen“! Nichts für ungut!
Floh, Du hast so was von recht das es schon weh tut. Ich habe daraus die Konsequenzen gezogen und mich verkauft. Ich bin ein „Söldner“ in Norwegen der als Deutscher dort wie ein Norweger bezahlt wird. Dafür habe ich kaum Freizeit und andere Nebensächlichkeiten. Ich verdiene aber richtig richtig gutes Geld und dafür nehme ich so etwas in Kauf. Ich würde sofort bei einem deutschen fahren wenn die Bedingungen stimmen, aber sie stimmen nicht. Hier in Bremen zahlt man ca. 1800€ brutto für FV, im NV noch weniger. Firmen die 2200€ im NV zahlen, gibt es auch, da darfste dann für Dachser und co von 5 bis 20 Uhr malochen…
Gerade noch irgendwo gelesen, Kühler national und die ganze Woche auf Tour mit gelegentlichen(!!) Wochenenden für schlanke 1900€!
Chris, ich hab auch regelmäßig meine 10 – 12 Stunden Schichten, aber das gleich ich dann schon wieder aus … so ist es nicht (und wenn ich selber dafür sorge, dass es ausgeglichen wird… ) 😉
Aber immer noch besser, als für 1.600,– Euro brutto international zu fahren! Auch wenn man in den Schichten zuweilen ganz schön ranklotzen muss! Geschenkt wird einem natürlich trotzdem nichts. Aber es geht einfach darum, dass mal WIRKLICH und EHRLICH gesagt wird, was verdient wird, denn anders wird wobei dann natürlich die LST-Klasse noch mit dazu genannt werden muss. Dies ist der _einzige_ Schritt um eine Solidaritätsbasis unter uns deutschen Fahrern zu schaffen! Und dann mag ich nicht wissen, vieviele sich dann auf einmal auskotzen… und sagen…. wenn Du wüsstest für was ich in Wahrheit fahren muss…
So siehts doch aus… nur meint jeder, wenn er mal ehrlich sagt, was er verdient, dass er dann vor den anderen „dumm“ dasteht… und das ist doch das Traurige drann! Schlimmer noch als „Penis-Neid“ (hierzu: meiner ist „kürzer“ als 18 cm) 😉
So, den ersten Schritt hab ich hierzu getan, jetzt seid Ihr an der Reihe… habt den Mut… in allen anderen Dingen seid Ihr alle doch auch sonst die „Supertrucker“ … ja, dies hab ich BEWUSST so provokant geschrieben!
Du hast 2200 Brutto. Das klingt ja erstmal nicht schlecht. Nur arbeitest du dafür jeden Tag 12 Stunden? Wie hoch ist denn dann dein Stundenlohn? Ich verstehe das nicht. Ich dachte als fahrer verdient man mehr.
2200 brutto ist leider schon über dem Durchschnitt, zumindestens in unseren Breitengraden. In Ba-Wü oder Bayern kann das schon wieder anders aussehen.
@SaBille, besser man rechnet sich den Stundenlohn nicht aus, sonst bekommt man Depressionen.
Mein letztes Angebot hier im NV waren 2300, das war aber Werksverkehr und keine Spedition.
Unser guter Maik wird auch nicht ohne Grund von seinem Heimat und Wohnort zu seiner Arbeitsstelle ein paar Hundert KM fahren…
@SaBille:
wenn Du es genau wissen willst, das ist noch „gut“ bezahlt hier für den Nahverkehr. Und ja, ich arbeite im Prinzip für meine Ziggis und den Sprit und die Miete so lange. Zum „Leben“ bleibt da so gut wie nichts mehr übrig. Das ist die Realität!
Als „Belohnung“ darf man sich von irgendwelchen Lageristen wie der letzte Dreck behandeln, von Journalisten und der Öffentlichkeit niedermachen lassen… . Dennoch fahre ich… ist eben schlimmer als das Rauchen, die Fahrerrei… kommt man einfach nicht davon los, auch wenn ich es schon versucht und ne zeitlang durchgezogen habe.
Ich hab mich mal in unserer Gegend bei ner bekannten und renomierten Schwerlast-Verkehrsbude beworben… Das Angebot war: Als Anfänger 1.600,– Euro brutto, natürlich Wagenpflege und selbst mit anpacken beim Laden / Entladen und mehrmonatiger Abwesenheit international.
Hab mich dann höflich verabschiedet… (obwohl mir ganz was anderes auf der Zunge gelgen ist)… .
Und mit Verlaub, verweise ich mal auf meinen Blog, da hat mir eine „Paketschubbserin“ mal was gesteckt, als ich die getroffen habe, was bei denen neuerdings abgeht. Dürfte für manche bezüglich der Lohndiskussion ebenso interessant sein zu lesen.
@Chris – Nachtrag:
Man muss aber schon verdammt genau rechnen, ob es sich bei den heutigen Spritpreisen lohnt, ein paar hundert Kilometer auf sich zu nehmen, auch wenn es brutto erstmal besser bezahlt sein mag.
Wenns dumm läuft kommt man in die „kalte Progression“ rein und hat netto weniger in der Tasche als zuvor und muss dann den weiten Arbeitsweg, evt. Zweitwohnsitz in Kauf nehmen und zahlt letztendlich doch wieder drauf. Und ja, ich bin da vom Fach auf diesem Gebiet und kann daher schon fundiert drüber was sagen.
Letzendlich muss dies aber jeder für sich selbst entscheiden, wie er / sie das handhabt.
Und wie Du weiter oben meintest, dass Du als „Söldner“ arbeitest… dagegen ist nichts einzuwenden, solange Du und deine evtl. vorhande Familie / Partnerin damit klar kommst / kommen. Aber auf Dauer macht es Dich kaputt… drumm will ich auch gar keinen FV mehr fahren… ausser mal ne wirklich begrenzte 1 Wochentour zum eigenen Vergnügen.
Hauptberuflich kannste den FV doch total knicken, wenn Du ehrlich bist national und auch international.
Jedenfalls sag ich mir:
Wenn es meine Gesundheit ruiniert, dann ist es Zeit zu gehen und mir was ruhigeres zu suchen, denn wenn ich nicht mehr so agiere, wie es die „Chefs“ wollen, bin ich ganz schnell weg und durch nen anderen ersetzt und dann ist es ganz schnell vergessen, ob man vorher jahrelang 150% und mehr geleistet und so manchen „Gefallen“ zugunsten der Firma getan hat… .
Und auch vor diesem Punkt verschliessen alle die Augen!
Das einzige was wirklich zählt ist die eigene Kosten / Nutzen-Bilanz und was nach all dem eigenem Aufwand noch im eigenem Geldbeutel ist! Alles andere ist Selbstbelügerei… .
Nachtrag 2:
Mit „Anfänger“ meinte ich nicht dass ich generell „Anfänger“ als Fahrer bin, sondern dann „Anfänger“ im Schwerlast-Bereich.
Hab ich vorhin vergessen zu erwähnen in meiner Antwort an „SaBille“, sorry.
Und noch ein Nachtrag an Chris:
Was viele auch nicht bedenken und wovon sich so manche Kolleginnen und Kollegen „blenden“ lassen:
Die „Prämien“… die sind nämlich im Arbeitsvertrag – sofern es einen gibt – nämlich so geschickt an gewisse Klauseln gebunden, dass man sich schon bewusst sein sollte, dass die JEDERZEIT WEGFALLEN können!
Von daher darf man die eben NICHT zum Brutto mit dazuzählen!
Und wenn das mal ein paar machen würden, und ihren Arbeitsvertrag aufs reine Grundbrutto prüfen würden, würde ihnen die Kehle trocken bleiben!
Hatte mal vor ca. 2 Jahren für ne ebenfalls renomierte Spedietion hier im Schichtverkehr gefahren, die meinten, dass sie mich Ködern könnten… wäre dann das Fahrsicherheitstraining angestanden, alles von denen bezahlt, auch die Fortbildungen…
… Nur ich hätte unterschreiben müssen, dass ich dann nach Absolvierung 1 Jahr bei Ihnen bleiben muss … und kurz vor der Frist haben die sich dann den „Dicken“ raushängen lassen…
Konsequenz:
Hab denen Ihr ganzes Zeugs am nächsten Tag auf den Tresen geknallt und gemeint, dass sie sich doch dann wohl besser nen „Dummen“ suchen, wenn sie keinen Wert auf seriöse Fahrer legen… war damals noch bei denen in der Probezeit … . Nee, solche Spielchen laufen mit mir nicht, dazu bin ich zu lange im Geschäft!
Ebenso lass ich mich nicht davon blenden, ob die Kiste „hergerichtet“ ist oder nicht… davon kann ich nicht abbeissen und krieg meinen Magen nicht voll, wenn da ein paar Lämpchen und Chromteile mehr drann sind oder nicht.
Ich fahr von mir aus auch noch nen alten MAN mit Eation-Fuller-Getriebe, der völlig verrostet ist, solange er technisch einwandfrei ist. Ist mir völlig egal. Ich brauch keinen „Show-Truck“.
Wenn, dann muss der Lohn stimmen und ich mag anständig behandelt werden. DAS ist es was zählt!
Ich glaube nicht, dass die „Geiz ist Geil“ Mentalität dafür verantwortlich ist, dass die Löhne so niedrig sind. Ich glaube eher, dass sich die Bosse schamlos die Taschen vollstopfen.
@Alf:
zum Teil hast Du durchaus Recht, aber die „Geiz ist Geil“-Mentalität spielt dennoch eine Rolle. Es wird doch schon drum gekämpft, ob der Versand im Preis pro Palette nach der 5ten-Kommastelle nicht billiger absolviert werden kann.
Wenn ein Unternehmen das dann übers Jahr hinaus hochrechnet, machen sich auch diese Nachkommastellen – je nach Auftragsvolumen entsprechend bemerkbar. Allerdings wird dabei dann eben vergessen, mit welchem Unternehmen man den Transport beauftragt! Lieber – meine persönliche Meinung – zahle ich etwas mehr und weiss, dass meine Fracht unbeschädigt und sicher ankommt, als dass ich einen Billig-Frächt6er engagiere, der zu Dumpfingpreisen den Transport durchführt und ich eventuell gegenüber meinem Kunden dann dumm dastehe, weil die Ware eben nicht ordnungsgemäß angekommen ist, sondern beschädigt… .
Dies ist der springende Punkt. Und leider haperts da bei ettlichen Versendern, was dieses Thema anbelangt, auch und gerade bei „global“ agierenden und „renomierten“ Firmen!