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Krampfhähne

Nur 20% aller Lkw fahren leer durch die Gegend. Ich finde, dass ist ein guter Wert. Das sieht der sogenannte Verkehrsexperte und Mitglied des Europäischen Parlaments, Ismail Ertug natürlich anders. Nun ja, durch dessen geistigen Horizont donnern ja auch noch Monstertrucks.

Bereits vor 13 Jahren wollte der damalige Verkehrsminister Kurt Bodewig eine extrahohe Maut für Lkw erheben, die leer durch die Gegend fahren. Damals lag der Anteil an Leerfahrten noch bei rund 30 Prozent.
Diese Spezialmaut wurde nie eingeführt. Trotzdem sank der Anteil an unbeladenen Lastwagen im Straßenverkehr seit dieser Zeit um gut zehn Prozent – und das ohne staatlichen Druck.

Das scheint Herrn Ertug aber nicht zu reichen. Denn in dieser Rede vor dem Europäischen Parlament vergleicht er Leerfahrten von normalen Lkw mit grenzüberschreitenden Fahrten von Lang-Lkw:

Heute hat die Europäische Kommission eine Studie zur Kabotage vorgelegt, in der sie in ihrer eigenen Studie zu dem Ergebnis kommt, dass zwanzig Prozent der Lkw quer durch die Europäische Union unbeladen fahren.
Da frage ich mich, warum wir auch noch längere Lkws benötigen sollen.

Ich verstehe diesen Zusammenhang nicht. Also was leere Auflieger mit überlangen Lastwagen gemein haben. Man vergleicht ja auch keine Äpfel mit Birnen. Oder die Länge von Gurken mit der Form eines Brummis.
Genau das scheint ein weiteres wichtiges Anliegen von Ismail Ertug zu sein:

Aerodynamische Anpassungen eines Lastwagens werden zu einer erhöhten Verkehrssicherheit beitragen.

Zugleich haben wir den positiven Effekt, dass letztendlich die Fahrerkabinen nun zu mehr Komfort beitragen werden.

Mit der letzten Aussage hat er natürlich recht. Eine bessere Aerodynamik vermindert Windgeräusche, die während der Fahrt auftreten. Das ist natürlich ein Riesenfortschritt. Mehr Komfort durch weniger Lärm. Nur gut, dass wir EU-Politiker haben, die so etwas erkennen.

Aber Spass beiseite. Wieso wird eine Fahrerkabine behaglicher, gemütlicher, wohnlicher, wenn sich die Aerodynamik eines Lkw ändert? Eher das Gegenteil ist der Fall. Noch mehr Rundungen heißt weniger Platz für mich als Fahrer.
Es sei denn, das Fahrerhaus wird nach hinten verlängert. Aber genau das will Herr Ertug ja nicht. Denn dann würde der komplette Lkw länger werden. Genau das versucht er ja zu verhindern.

Hmm, irgendwie werde ich aus dem Mann nicht schlau. Vielleicht sollte er seine planwirtschaftlichen Vorschläge für sich behalten. Die Form eines Lkw oder von mir aus auch einer Gurke gehen EU-Politikern nichts an. Da gibt es andere, wichtigere Dinge.
Ein europaweit einheitliches Mautsystem für den Schwerverkehr wäre ein Thema. Oder eben die Beibehaltung der Kabotage in ihrer derzeitigen Regelung. Dazu weitreichende Kontrollen, ob diese Verordnung auch eingehalten wird. Denn genau das passiert nicht.

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Homepage von Ismail Ertug
Europäisches Parlament

5 Comments

  1. Jürgen
    Jürgen 22/04/2014

    Der hat seine Rede von einem jungen Absolventen, der von einer der sogenannten Elite-Hochschulen kommt (z.B. College of Europe in Brüssel), schreiben lassen und nur mal kurz im Flugzeug überflogen.

  2. Ismail Ertug
    Ismail Ertug 24/04/2014

    Herr Erdmann,

    sehr erstaunt war ich über Ihren Beitrag über mich, zu dem ich nachfolgend Stellung nehme. Denn als Europaabgeordneter stehe ich Ihnen, sowie natürlich allen anderen BürgerInnen, jederzeit gern Rede und Antwort zu europäischen Verkehrsthemen.

    Ob Sie es glauben oder nicht, als „sogenannter“ Experte für den europäischen Landverkehr liegt mir die Straßengüterverkehrsbranche am Herzen. Ich denke, dass es in Europa aktuell viele Herausforderungen gibt. Zu den größten zählen mit Sicherheit eine fehlende Harmonisierung der Arbeits- und Sozialstandards, die zu Wettbewerbsverzerrungen und Sozialdumping führt sowie die schlechten Infrastrukturbedingungen einschließlich Parkplatzmangel aufgrund unzureichender Finanzierung. Diese Themen müssen wir im gemeinsamen Binnenmarkt dringend angehen.

    Fraglich erscheint mir da, warum stattdessen intensiv über einen europaweiten Einsatz von Gigalinern debattiert wird, während in einigen Mitgliedstaaten noch nicht einmal eine öffentliche Debatte dazu begonnen hat und Feldversuche in anderen wiederum noch ergebnislos sind. Mit dem Vorschlag über die Zulassung von Gigalinern hat die Europäische Kommission riskiert, dass wichtige Änderungen der Richtlinie 96/53/EG in Hinblick auf verbesserte Aerodynamik unter die Räder geraten.

    Was die Bestimmungen zur Abmessung des Führerhauses anbelangen, so dürfen aerodynamische Anpassungen auf keinen Fall dazu führen, dass der Komfort des Fahrers oder das Ladevermögen eingeschränkt werden. Das geht klar aus Artikel 1 Nummer 7 des Richtlinienvorschlags hervor, wonach einer entsprechenden Vergrößerung des Führerhauses Rechnung getragen werden muss.

    Auf das Thema Leerfahrten gehe ich ebenfalls kurz ein: Ich freue mich, dass Sie sich auf die von mir genannten Zahlen stützen, die die Europäische Kommission kürzlich veröffentlicht hat. Ich beziehe mich dabei auf den Anteil an Leerfahrten von allen Lkw innerhalb der EU. Innerhalb Deutschlands liegt Anteil an Leerfahrten laut KBA weiterhin konstant bei ca. 37 Prozent. Ihre Aussage, die Zahl der Leerfahrten habe sich um 10 Prozent verringert, ist also falsch. Es ist kein Geheimnis, dass Lkw die Straßen durch ihr hohes Gewicht um ein Vielfaches mehr belasten, als normale Pkw. Leerfahrten mit Gigalinern würden dieses Problem verschärfen.

    Herr Erdmann, greifen Sie doch in Zukunft einfach im Vorfeld Ihrer Berichterstattung zum Hörer oder schreiben Sie eine Email an Ihre/n Abgeordnete/n. Meine KollegInnen und ich stehen Ihnen jederzeit gern für ein Gespräch zur Verfügung.

    Beste Grüße,

    I.Ertug

  3. Matthias K
    Matthias K 25/04/2014

    Mich würde es mal interessieren, wie es zu diesem Prozentanteil der Leefahrten gekommen ist? Sind bei dieser Statistik Kilometerzahl der Leerfahrten ausschlaggebend oder wurden lediglich die Leerfahrten zusammengezählt? Das heißt, dass eine 20 km Leerfahrt vom Abladeort zum Ladeort genauso viel zählt wie eine Fahrt im beladenen Zustand von 800 km durch Deutschland? Ich glaube, eher letzteres und somit wäre diese Statistik unglaubwürdig.

    Aber vielleicht kann Herr Ertug auch erklären, wie Gefahrguttankwagen, Lebensmitteltankwagen, Silofahrzeuge, Baustoff-LKW, Baustellen-Kipper, Glastransporter (und vieles mehr, die einen beträchtlichen Anteil des LKW-Verkehrs darstellen) wieder mit Rückladung zum Ausgangspunkt fahren können…

  4. maik
    maik 03/05/2014

    Herr Ertug,

    Sie waren über meinen Beitrag erstaunt? Warum? Trauen Sie einem „NormalBürger“ nicht zu, eine eigene Meinung zu haben?

    Aber zum Thema: Das Ihnen die Straßengüterverkehrsbranche am Herzen liegt, glaube ich Ihnen gerne. Auch bei den aktuellen Herausforderungen stimme ich Ihnen zu.
    Nur warum vermischen Sie auch in Ihrer Antwort unterschiedlichste Themen, die überhaupt nichts miteinander zu tun haben?

    Was hat z.B. der europaweite Einsatz von Gigalinern mit dem Thema Harmonisierung der Arbeits- und Sozialstandards zu tun? Das ist doch ein völlig unterschiedliches Thema.

    Sie ergehen sich in Verallgemeinerungen. So ist es schon bezeichnend, dass eine eigentlich technische und organisatorische Lappalie wie der Gigaliner zu einem derartigen Politikum wird.

    Bleiben wir mal in Deutschland. Nur wenige Bundesländer unterstützen den Versuch. Es wurde sogar Verfassungsklage eingereicht, weil sich Bundesländer ärgerten, dass Lang-Lkw auf Autobahnen fuhren, welche gar nicht dafür freigegeben wurden.
    Mit welchem Ergebnis soll dann solch ein Feldversuch enden?

    Es ist richtig, dass Lkw die Straßen mehr belasten, als Pkw. Das bestreitet auch keiner. Nur warum würden Leerfahrten mit Lang-Lkw dieses Problem noch verschärfen? Diese haben mehr Reifen, dadurch wird ein geringerer Druck auf die Straße ausgeübt.

    Grund dafür ist, dass die Achslast, also das Gewicht das je Achse auf der Straße lastet, selbst bei einem 60-Tonnen-LKW geringer ist, als bei einem herkömmlichen 40-Tonnen-LKW. Diese Reduzierung der Achslast beim Lang-Lkw wird durch eine Verteilung des Gesamtgewichts auf mehr Achsen erreicht.

    Zum Thema Leerfahrten: Stimmt. Sie beziehen sich auf Leerfahrten von Lkw innerhalb der EU. Deutschlandweit betrug der Anteil der Leerfahrten im Jahr 2001 etwa über 41%. Diese sanken bis 2013 auf knapp 37%. Der Rückgang betrug also nicht wie von mir behauptet 10%, sondern nur rund 4%.
    Da muß ich meine Angaben berichtigen.

    Das ist aber kaum ein Grund, sofort zum Hörer zu greifen oder Ihnen b.z.w. Ihren Kollegen eine eMail zu schreiben.

    Da muß ich nochmal zum Thema Lang-Lkw zurück kommen: Warum sind viele Menschen eigentlich gegen diese Fahrzeugkombination? Vielleicht weil denen einige Experten oder Politiker – entgegen den bekannten technischen Tatsachen – eingeredet haben, dass die Gigaliner die Straßen kaputt fahren würden.
    So ähnlich würde wohl auch eine der Antworten lauten, die ich bekommen würde.

    Was mir wichtig ist: Die bestehenden Regeln müssen konsequent kontrolliert und durchgesetzt werden. Dazu braucht es nicht unbedingt neue Gesetze. Der ehrliche Fahrer darf nicht der dumme sein.

  5. Chris
    Chris 03/05/2014

    Als ob es etwas bringen würde die Damen und Herren Politiker per Mail oder Telefon anzusprechen. Denn erstens sind die nie erreichbar für den Bürger, zweitens ergehen sie sich nur in Floskeln und dem typischen Geschwätz usw etc pp. Drittens ist denen der Bürger egal, Hauptsache die eigenen Schäfchen sind im trockenen.
    Wenn ich ehrlich bin, mich kotzt dieses Geschwafel nur noch an!

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