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Öfter mal was neues

Stau hinter der letzten Mautstelle vor Turin. Normalerweise ordnet sich der Verkehr von sieben oder acht Spuren auf drei Fahrstreifen ein. In Italien sieht man das aber nicht so eng. Da passen auch zwölf Autos nebeneinander. Im Süden des Landes auch fünfzehn. Mindestens.
Nachgeben ist nicht. Sonst steht man sich dumm und dämlich. Also hängt man stur am Vordermann und rollt zentimeterweise vorwärts. Der Blick wandert dabei abwechselnd vom linken Spiegel nach vorn und weiter zum rechten Spiegel. Passt eigentlich immer. Na ja, fast.

Am Dienstag knirschte es plötzlich auf der Beifahrerseite. Keine Ahnung, ob ich das Auto übersehen hatte oder einfach eine Lücke vom Pkw ausgefüllt wurde. Auf jeden Fall war nicht genügend Platz für beide vorhanden.
Während ich mir den Schaden ansah, quälte sich die Fahrerin aus Ihren Opel. Der linke Aussenspiegel war hinüber, die Fahrertür zerkratzt und etwas eingedrückt.
Am Lkw wurde die untere Trittstufe des Einstiegs etwas nach oben gedrückt. Sonst nix. Fällt kaum auf.

Beim Anblick des Schadens an Ihrem Auto begann die Frau zu brüllen. Ich kenne keine italienischen Schimpfwörter. Trotzdem konnte ich mir vorstellen, mit was ich betitelt wurde. Aber das kann ich auch – zwar nur auf deutsch und englisch. Dafür aber lauter als jedes hupende Auto um uns herum.

Keine Ahnung, ob die davon beeindruckt war. Sie stieg in’s Auto und verschwand zickzack fahrend im mittlerweile zähfliesenden Verkehr. Und ich stand da wie ein Trottel. Nicht einmal das Kennzeichen habe ich komplett notiert.
Gut, dass wäre eh sinnlos gewesen. Im Endeffekt bin ich froh, dass die abgehauen ist. Mein Schaden war minimal und mir wurde nerviger Schreibkram erspart.

2 Kommentare

  1. truckstop24.net
    truckstop24.net 15/03/2012

    Aha, klassische Fahrerflucht … mach das mal als deutscher!
    Naja, solange sich der Schaden am LKW mehr oder minder wegpolieren lässt, kräht da kein Werkstattmeister/Disponent nach. 😉

  2. Greatdane
    Greatdane 15/03/2012

    Kann ich dir nur beipflichten,
    hatte selber ein ähnliches Erlebnis in Paris zur allmorgentlichen Stoßzeit.
    Stau, alles rollt mit Schrittgeschwindigkeit und das einfädeln klappt, eigentlich wie gehabt. Plötzlich ein widerliches Geräusch von „da unten rechts ein Bisschen hinterm Hintern“. Na gut Warnblinker an und raus ins Geschehen. Nichts grosses am LKW passiert, die gute Frau hat Ihre vordere linke Ecke vom Pkw genau in der Mitte meines rechten Vorderrades „zentriert“.
    Anders sah es mit dem Pkw aus, der war schon etwas gehäkselt da vorne, eben.
    Frau raus, Handy an und irgend Einer angerufen, was für ein grosser, grosser Lkw ihr Wagen gerammt hat, und jetzt kommt sie zu spät!
    Ich habe einen Vorteil: ich kann sehr inständig in dänisch mein Unwillen mit dem eben passierten Vorfall kundgeben, aber auch in französisch erklären, was das mit Vorfahrt achten und so`n Kram auf sich hat, und ob sie doch bitte so nett wäre die Polizei zu rufen, weil sie ja eben französisch spricht.
    Dann hat sie kurzerhand „Pierre“ angerufen, hat ihm die Leidensgeschichte erzählt und gefragt in etwa: Was nun?
    Hört zu, zirka 40 Sekunden, klappt das Handy zu, guckt mich an als wäre ich vom Mars runtergefallen, steigt ins Auto und legt einen Raketenstart in Zick-Zack in der kleinen Lücke vorm LKW hin, und schafft es irgendwie beulenfrei in dem Verkehr einzufädeln.
    Ich habe sie nie wieder gesehen oder Etas davon gehört, möchte ich auch nicht wirklich. Ist schon anstrengend in fremden Sprachen.
    Allzeit gute Fahrt.

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