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Karfreitag…

…ist Feiertag. Logisch. Zumindest hier in Deutschland. Und wie so oft, wenn solch ein Ereignis nicht auf einen Montag fällt, stehe ich mir auf irgendeinem Rasthof die Beine in den Bauch. Oder in meinem Fall eher die Räder in den Asphalt.
So ist es nun mal. Auch wenn es heute ärgerlich ist – gerade einmal neunzig Minuten von meinem Zuhause entfernt. Aber die Fahrzeit…
Das alte Spiel also.

Früher – vor einigen Jahren – hätte ich das Schaublatt gewechselt und wäre gen Heimat gedüst. Wäre kein Problem gewesen. Sollte ich eine Woche später in eine Kontrolle kommen, würde ich die letzte Tachoscheibe vorzeigen und alles wäre gut gewesen.
Heute jedoch ist das nicht mehr möglich. Auf der Fahrerkarte werden die letzten 28 Arbeitstage gespeichert. Mindestens. Und genau für diesen Zeitpunkt kann man bei Fehltritten bestraft werden. Also hat diese Karte sauber zu bleiben. Auch wenn so manche Pause alles andere als Erholung ist.

Ich stehe auf einem Rasthof an der A7, unterhalb von Kassel. Nicht nur auf der Autobahn ist Kampftag, sondern auch auf der Raststätte. Horden von Ausflüglern bevölkern das Gelände und ergötzen sich an den Spritpreisen. Der Liter Diesel kostet mehr als 1.50 Euro. Getankt wird trotzdem. Na ja, dafür spart man ja auch.

Eigentlich wollte ich heute auspennen. Gestern Abend extra länger wach geblieben. Aber wie es halt so ist – kurz nach neun war ich schon munter. Ich quälte mich aus der Koje, schnappte mir mein Waschzeug und bewegte mich Richtung SaniFair.
Dort gibt es drei Waschbecken. Zwei für Erwachsene und zwischen diesen beiden, eines für Kinder. Dieses wirkt eigentlich wie eine Trennlinie: Rechts ich, in der Mitte niemand und links der Rest. Also die, die nur Ihre Hände waschen wollen. Das dauert gewöhnlich keine zehn Sekunden. Wenn überhaupt.

Nur warum verstehen das nicht alle? Zuerst beugt sich ein alter Mann stöhnend hinab, um sich die Hände an dem tiefer liegenden Waschbecken zu säubern. Kurz darauf erscheint ein vielleicht fünfzigjähriger Ottfried Fischer Verschnitt. Obwohl das linke Becken frei war, benutzte er das Kinderbecken. Seine Pfoten schüttelte er natürlich in meine Richtung. Ein Schwall fetter Wassertropfen ergoss sich über meinen linken Arm. Am liebsten hätte ich seine eklige, dicke Fresse weiter verformt.

Nach reichlich frischen Wasser und Shampoo um den Arm zu desinfizieren, fing ich an, mir die Zähne zu putzen. Aber selbst das hielt den nächsten nicht ab, dass mittlere Becken in Beschlag zu nehmen. Nachdem der mit seinen Händen fertig war, holte er geräuschvoll Luft und beförderte während des Ausatmens etwas helles, schleimiges ins Becken. Mir wurde leicht übel. Er sah mich an und grinste.

Du hast Krebs„, sagte ich zu Ihm. Dabei traf Ihn ein Teil der Zahnpasta aus meinem Mund. Das fand er nun wieder nicht lustig. Egal, denn jetzt grinste ich.
Tja, es ist manchmal komisch, dieses Leben. Aber manchmal hilft es, diverse Sachen einfach raus zulassen. Die anschließende Genugtuung entschädigt für vieles.

11 Comments

  1. actro
    actro 22/04/2011

    Arme Socke. Ich werd gleich an Dich denken, wenn ich die Grillwurst auflege..

    Lass Dir die Zeit nicht zu lang werden, sonst wird Dir das noch vom Urlaub abgezogen 😉

  2. maik
    maik 22/04/2011

    @actro: Ach. Das passt schon. Ich gehe jetzt mal ein wenig spazieren und dann zu Nordsee – BurgerKing gibts ja hier nicht.
    Gegrillter Fisch kann auch lecker sein 😉

  3. Miki
    Miki 22/04/2011

    Bleib tapfer, lieber Maik! Und der Auswurf- Würger wird dich niemals vergessen. Der rennt am Dienstag zum Arzt. Laaanges Ostern 😉
    Liebe Grüße!

  4. Spacefalcon
    Spacefalcon 22/04/2011

    Ich stehe auf einem Rasthof an der A7, unterhalb von Kassel

    Und schon wieder aneinander vorbeigefahren *lach*

    Ich hoffe Du hattest dennoch einen mehr oder weniger schönen Feiertag. 🙂

  5. steamme
    steamme 22/04/2011

    Wäre es nicht sinnvoll bei nur 90 Minuten bis zur Heimat dich abhohlen zu lassen um so das Osterfest bei deiner Familie verbringen zu können?

  6. Chris
    Chris 23/04/2011

    Ja, diese tolle Erfindung Digitacho. Außer dass wir noch mehr abgezockt werden hat sie nichts gebracht, im Gegenteil. Unfallzahlen der LKW steigen weil man gezwungen wird Pause am hellichten Tag bei 35 Grad zu machen. Sehr erholsam….
    @steamme. Bei 90 Minuten kalkuliere ich einfach mal ca 100 KM bis nach Hause. Wenn Maik jemand abholen möchte muß er die Strecke viermal fahren= 400 KM. Und dass bei den Spritpreisen und dem Osterverkehr?
    Frohe Ostern trotzdem

  7. Ralf
    Ralf 23/04/2011

    @ steamme: Ich würde meinen LKW nicht unbewacht über Ostern auf einem Rastplatz stehen lassen. Könnte sein das der nach Ostern entweder ganz anders aussieht oder erst gar nicht mehr da ist.

  8. Gerd
    Gerd 23/04/2011

    Stört mich nicht im geringsten, das Ihr auf Rasthöfen rumgammelt, während andere ihren wohlverdienten Feiertag geniesen. Da fahrt ihr zumindestens nicht auf der Autobahn rum. Ich ärger mich genug über euch. Ihr seit unerträglich.

  9. maik
    maik 23/04/2011

    @Spacefalcon: Wird schon nochmal klappen. Irgendwann 🙂

    @steamme: Wegen einem Tag lohnt das nicht. Das hat ja @Chris schon erwähnt.

    @Gerd: Frage Mama, ob Du noch eine Stunde nach draussen darfst. Vielleicht lassen Dich die anderen Kinder mitspielen.

  10. SpaceFalcon
    SpaceFalcon 23/04/2011

    Dir wünsche ich auch ein schönes Wochenende.

    Im Garten sitzen, den Schlapptop auf dem Tisch, ein Bier und auf dem Grill die Würsteln….

    So gammele ich im Kreis meiner Familie eigentlich ganz gerne herum 🙂

  11. Helmut
    Helmut 26/04/2011

    @ Gerd:

    Aha, und wer hat dafür gesogt, dass du vor Ostern im Supermarkt alles kaufen konntest, was du brauchst? Wer schleppt dein Bier (oder was immer du gerne trinkst) dein Essen, deine Klamotten, dein was-auch-immer ran? Klar, die Trucks fahrem zum Spaß auf der Autobahn rum, nur um Dich ganz persönlich zu ärgern. Ach was reg ich mich auf. Hat ja eh keinen Zweck.

    Übrigens: Ich bin KEIN LKW-Fahrer.

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