Ja. Ich präsentiere mich. Gut, nicht meinen Körper. Das machen andere. Aber mein Leben. Und davon eine ziemliche Menge. Ich finde das nicht so schlimm. Zumal allzu privates hier eh nicht zu finden ist. Selbst bei beruflichen Sachen halte ich mich zurück. Schließlich darf will ich keinen Ärger riskieren. Ich bin nur Angestellter und bei diesem Status soll es auch bleiben.
Dieses Projekt ist mein Hobby. Mehr nicht. Eigentlich das einzige, was ich ausführen kann. Den Beiträgen ist es egal, wo sie geschrieben werden – ob daheim oder im Lkw. Dazu kommt, dass ich die Zeit unterwegs sinnvoll verbringe. Na ja, zumindest in meinen Augen.
Bei vielen Kollegen läuft der Tag doch so ab: Arbeiten, scheißen, schlafen. Selbst das Essen wird zwischendurch in einer kleinen Pause eingenommen. „Hochwertigeren“ Zeitvertreib gibt es kaum.
Viele Blogger sehen sich als Teil einer Gemeinschaft. Diese sogenannte „Blogosphäre“ ist denen heilig. Jeder der was gegenteiliges schreibt, ist ein Nestbeschmutzer. Dabei findet man in vielen Blogs nur uninteressantes Gelaber von irgendwelchen Wichtigtuern. Die paar Weblogs, die wirklich interessant sind, werden kaum gefunden. Kein Wunder, werden diese ja auch von zigtausend anderen Blogs – in denen es vor Langeweile nur so trieft – verdeckt.
Es ist wie im Film „Und täglich grüßt das Murmeltier“. Alles läuft gleich ab. Tag für Tag. Alle paar Monate gibt es einen Aufschrei in Bloggersdorf – etwa dann, wenn ein Blogger abgemahnt wurde oder einem anderen Gefahr droht, sein digitales Heim zu verlieren.
Dann kommen Losungen, wie „Kauft nicht beim Juden„, ups, sorry: „Kauft nicht bei Jako“ oder „Sag NEIN zu Jack Wolfskin…„!
Dabei geht es den meisten aber nicht um Solidarität oder ähnliches. Nein, man will der Welt da draußen zeigen, wie ungebrochen die Macht der Blogger ist. Gerne wird dabei auf den sogenannten „Streisand – Effekt“ hingewiesen. Nur verpufft dieser in der Regel nach einigen Tagen wieder. Genau wie die eigentliche Empörung. Allein das zeigt, welche Bedeutung Weblogs haben.
Was bleibt, ist die Jagd nach Klicks. Damit hat man sich aber bereits den sonst so kritisch gesehenen etablierten Medien angeglichen. Außerdem nimmt damit die Bereitschaft ab, eigene Inhalte zu liefern. Und genau dieses persönliche fehlt vielen Blogs. Inhalte werden woanders zusammen geklaut und als eigener Erguss präsentiert.
Das das, was viele Blogs liefern, Menschen außerhalb dieser Szene nicht bewegt, ja nicht einmal interessiert, wundert da nicht. Beiträge über das iPhone oder irgendwelche YouTube – Videos berührt die Menschen genauso wenig wie die tägliche Linkschleuder, die auf andere Blogs verweist.
Das führt dazu, dass viele Weblogs in der Regel nur von anderen Bloggern gelesen werden. Selbst Besucher, die über Suchmaschinen kommen, suchen bloß nach Lösungen für ein konkretes Problem. Stammleser werden diese also auch nicht. Es fehlt halt an passenden Inhalten. Und so entsteht eine Art Inzucht.
Diese macht sich dann bemerkbar, wenn es noch weniger als in normalen Zeiten zu schreiben gibt. Dann prügeln zwei oder mehrere Blogger gegenseitig auf sich ein. Natürlich virtuell. Im realen Leben hätte keiner die Eier dazu und man würde sich aus dem Weg gehen. Nerd’s halt.
Nun gut. Eigentlich ist es sinnlos, sich darüber Gedanken zu machen. Aber eines noch: Wenn jemand mit seinem Blog Kohle verdienen will, ist mir das scheiß egal. Der Inhalt muss mich interessieren. Tut er das nicht, besuche ich diesen Weblog nie wieder. So einfach kann das sein.