Zwei Kisten abladen lassen, geht fix. Also rechnet man auf dem Weg zum ersten Kunden schon mal den weiteren Tagesablauf durch. Was soll auch schon passieren: Eine Seite des Aufliegers öffnen, Gurte lösen, Dach zurück schieben, der Kran kommt, hebt die erste Kiste herunter und schließlich die zweite.
Nach nicht mal einer halben Stunde ist alles vorbei. Na ja, normalerweise.
Harzgerode, gegen 8.30 Uhr: Meine Entladestelle liegt in einem Industriepark. Ich melde mich beim Pförtner: „Moin, ich möchte zur Firma ABC – Metallverarbeitung„! „Was liefern Sie denn für die an„, werde ich gefragt. „Eine Maschine“ antworte ich wahrheitsgemäß.
Während sich mein Gegenüber die Lieferscheine anschaut, murmelt er: „Da muss ich telefonieren. Die kommt sicher nicht hier her, sondern nach Quedlinburg. Die bauen dort nämlich neu, wissen Sie!“
Nein, dass wusste ich natürlich nicht. Woher auch. Auf den Papieren steht Harzgerode und genau da bin ich. Nur das interessiert mich.
Der Pförtner reißt mich aus meinen Gedanken: „In fünf Minuten kommen zwei Mitarbeiter dieser Firma. Mit denen können Sie dann alles bereden!“ Ohne etwas zu sagen, wartete ich abseits der Pförtnerbude.
Kurze Zeit später kam ein Pkw aus dem Werksgelände gefahren und hielt hinter dem Tor. Ein Mann stieg aus, schaute mich kurz an, ging zum Lkw und versuchte durch die geschlossenen Scheiben etwas zu erkennen. Dann klopfte er zaghaft an die Tür.
„Keiner da„, antwortete ich. „Wo ist denn der Fahrer“ kam als Frage zurück. Bevor ich etwas sagen konnte, rief der Pförtner: „Da, dass ist der Fahrer“ und zeigte gleichzeitig mit den Finger auf mich.
Sichtlich erleichtert begann der Mann zu erzählen: „Sie sind zu früh. Wir haben Sie erst morgen erwartet. Außerdem muss die Maschine nach Quedlinburg. Dort bauen wir neu. Deshalb können wir die hier nicht gebrauchen.“
Ich schaute Ihn nur an, er fuhr fort: „Passen Sie auf. Ich fahre jetzt mit meinem Kollegen zu dem Neubau. Dort versuchen wir irgendetwas zu managen, um die Maschine heute doch noch entladen zu können. Wir rufen dann hier beim Pförtner an und der sagt Ihnen, wie es weiter geht!“ „Managen ist gut„, erwiderte ich. Dann war er bereits verschwunden.
Neunzig Minuten später klopfte es an der Tür des Lkw. Ich erwachte aus meinem Dämmerschlaf und öffnete das Fenster. Der Pförtner reichte mir einen Zettel mit der neuen Adresse dieser Firma.
Gegen elf trudelte ich auf der Baustelle ein und wurde schon erwartet. „Wie sieht denn die Kiste aus„, bestürmte mich ein junger Mann. Der war wirklich jung. Höchstens fünfundzwanzig. Und das ist nicht alt. Zumindest für mich.
Aber lassen wir das, denn jetzt kam mein Part: „Wo steht der Kran? Wo soll ich mich hinstellen? Dann öffne ich den Auflieger und dann, erst dann, kannst Du die Kiste bestaunen!“
„Siehst Du hier irgendwo einen Kran„, bekam ich vom Jungspund zur Antwort. „Ich lade das Ding mit einem Stapler ab!“ Nun mußte ich kurz husten: „Klar, mit einem Stapler! Das Teil wiegt neun Tonnen!“
Aber irgendwie scheint der Jüngling auf diese Bemerkung gewartet zu haben: „Der hebt 14 Tonnen. Das ist kein Problem für mich„!
Ich begann den Auflieger zu öffnen, kurze Zeit später war die Kiste zum abladen bereit. Mittlerweile stand die halbe Führungsriege der Firma am Lkw. Plötzlich fiel einem auf, dass dieses Teil nicht quer durch das Tor in die Halle passt.
Man diskutierte kurz und kam zum Ergebnis, in der Werkhalle zu entladen. Nun war es an der Zeit, meine Neuigkeiten kund zu tun: „Auch da bekommen wir Probleme. Die Kiste ist zu hoch, um sie von der Seite zu abzuladen!“
Um die fragenden Blicke zu beenden, zeigte ich auf die Ladekante am Boden des Sattelaufliegers und auf die Aluleiste am Rand des Daches: „Das sind feste Teile, die kann ich nicht entfernen. Und deshalb bekommen wir die Kiste von der Seite nicht runter!“
„Das flechsen wir ab„, antwortete einer. „Ich flechse Ihnen gleich was anderes ab„, erwiderte ich. Schon war Ruhe.
„Fahren Sie trotzdem in die Halle. Wir probieren es„, erzählte ein anderer. Kopfschüttelnd baute ich den Auflieger wieder zusammen.
Kurze Zeit später das gleiche Spiel. Während ich den Sattel wieder auseinander baute, fragte mich der Mann mit der Flechs. ob man denn die Seite nicht höher kurbeln könne. Ich schüttelte mit dem Kopf. Meine negative Reaktion befriedigte Ihn aber nicht: „Am Freitag war einer hier, da konnte man das„! Ich, betont freundlich: „Das mag sein. Nur bei dem Auflieger geht das nicht„!
Mit einer Handbewegung machte er eine Kurbel nach. Ich nickte Ihm zu und lächelte.
Nun kam die Stunde des jungfräulichen Staplerfahrers. Über Funk verständigte er sich mit einem Gehilfen. Das verhinderte aber nicht, dass die Gabeln sich laut quitschend über die Ladekante quälten.
Letztlich war alles umsonst – nichts ging von der Seite. Man suchte eine Kranfirma und fand diese: In Halberstadt. Dort ging das Entladen wie am Anfang gedacht: Eine Seite des Aufliegers öffnen, Gurte lösen, Dach zurück schieben, der Kran kommt, hebt die erste Kiste herunter und schließlich die zweite.
Nach nicht mal einer halben Stunde war alles vorbei.
Sollte die Frage nicht besser lauten, ob in manchen Firmen nicht unfähige Disponenten bzw. Koordinatoren arbeiten?
So wie Du das schilderst haben alle mit den ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln ihr bestes gegeben. Und waren auch nicht unfreundlich.
Warum sammelt sich der Frust immer unten und nicht bei der Krönung der Inkompetenz, die das ganze in ihrer Kurzsichtigkeit verbockte?
Irgendwie muß ich hierbei an die Aktion denken, wie ich einen Stromerzeuger von gut 3 Tonnen laden sollte… Dumm war nur, dass der Stapler nur 2 Tonnen schaffte… *g*
@Ingo: Fakten und Kommunikation sind eigentlich alles. Wenn ich als Besteller ein Trum bestelle und nur ‚beschränkte‘ Möglichkeiten der Entladung habe, dann teile ich dass dem Versender mit, so kann man dann vernünftig planen.
Fehlt die Hälfte der Daten kommt dann eine Aktion wie oben beschrieben heraus. 😉
@Ingo: Weil in 90% der Fälle der Empfänger davon ausgeht das bei zwei Kisten mit einem Gesamtgewicht von 10 Tonnen jede Kiste 5 Tonnen maximal wiegen MUSS.
So’n Strunz erlebe ich auch jedes mal aufs Neue. Letztens sollte ich bei einem Kunden 15 Tonnen laden. Den Kunden kann man nur Solo anfahren. Mein Lagermeister meinte das es maximal 2 Touren seien müssten, ich könne ja je Tour 10 Tonnen laden. Blöd nur das es 15 Tonnen Alu-Rohre waren. Jede Tour etwas über 2 Tonnen Gewicht, dafür aber rund 40m³ Volumen. So fährt man dann halt 7 mal anstatt zweimal. Typisches Sender-Empfänger-Problem. Da redet der eine mit dem anderen nur das nötigste.
So schlau waren die in der Firma wahrscheinlich wirklich nicht. Ich hätte mir nen dicken Hammer genommen und hätt die Kisten auseinander gekloppt. Man kann mal davon ausgehen das es dann auch gepasst hätte.
Ich frag mich nämlich wie die die Maschine jetzt von Halberstadt zurück nach Quedlingburg bekommen?
„Dach zum Hochkurbeln“
So einen Müll habe ich auch mal gefahren – da stehst Du stundenlang auf dem Hof und bastelst Dir anschließend wieder Deinen Aufhänger zusammen, denn meistens darf man das irgendwo auf’m Acker machen, wo der Untergrund alles andere als eben ist. Alles klemmt, nichts passt mehr – pure Gewalt ist angesagt, und nicht einer fasst mit an von diesem Hofvolk – Hauptsache, die konnten easy und entspannt entladen.
PS: UTC+1 … nicht nur im digitalen Fahrtenschreiber! 😉
Wie kannst Du Dir nur erdreisten, Recht zu haben, Maik? Hast Du etwa vergessen, dass Du nur ein dummer Fahrer bist?
Erfahrungen zählen nicht, ein Intschenörstudium und eine Krawatte wiegen weitaus schwerer, das solltest Du doch inzwischen gelernt haben..
@Ralf: >>>Ich frag mich nämlich wie die die Maschine jetzt von Halberstadt zurück nach Quedlingburg bekommen?
Mit einem Tieflader der Kranfirma.
@truckstop24.net: Danke, Ich habe es geändert.
@actro: Heute habe ich eine Walze geladen – ebenfalls in einer Kiste verstaut.
Der Verlader hatte eine etwas andere Vorstellung als ich zum Thema Ladungssicherung.
Das Ergebnis? Ich habe den vom Auflieger gejagt und mein Ding durchgezogen.
So einfach kann es manchmal sein.
Um die Frage aus der Überschrift zu beantworten:
Ja.
(Gilt nicht nur für Speditionen/Frachtführer und deren Kunden.)
Ich als ehemaliger Disponent, kann nur sagen Erfahrung zählt. Kunden lassen teilweise durch ihre Empfangs/Vorzimmerdamen bestellen. Da gingen bei mir schon die Alarmglocken an. Fängt an mit : Ich brauch mal einen 7,5 Tonner!!! Standart-Antwort seinerzeit… Geil, 7,5 Tons! Wohin denn? Neee keine 7,5 Tons, ähh ähh… Da hörtest du schon klack,klack… Überfordert! Ich rufe gleich zurück. Rufe noch in den Hörer „Und die Maße brauche ich auch!“ von wat auch ümmer. Rückruf. Neee… Keine 7,5 Tons! Ist nur eine Mateng mit knapp ner Tonne. Habe Sie gefragt ob Sie Kopflastig ist! Dat war mein Glück. Sie legte auf. Der nächste Anruf kam von einem Mitarbeiter der Firma, welcher Ahnung hatte. Und nicht Kopflastig war. Zum Glück bin ich jetzt Kindergärtner. In diesem Sinne…
@HHmyPearl: Du arbeitest als immer noch im gleichen Beruf? 😉
@Ralf : Kindergarten ist immer und überall. Dat ist wie mit Hack. Dat ist auch immer und überall im Angebot. Schon mal drüber nachgedacht? Ich bin und bleibe Kindergärtner 😉