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Schlagwort: Transport

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Nochmal zum vorhergehenden Beitrag mit der Auseinandersetzung zwischen Mazur und „seinem“ Fahrer. Hier die Meinungsverschiedenheit aus Sicht des Lohnabhängigen:

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Von diesem Vorfall mal abgesehen. In den ersten Wochen des Jahres hab ich wirklich wenig tiefblaue Lkw gesehen. Mittlerweile aber wieder mehrmals täglich.
Und auch wenn die jetzt neutral unterwegs sind, also ohne Beschriftung. Aber die fallen schon auf:

lkw mercedes actros der firma lukmaz / agmaz aus polen in neutraler lackierung

Aufträge scheinen die also genug zu bekommen.

Ach ja. Hier noch ein Bericht, der auf Missstände hinweist.

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Diese Dokus laufen irgendwie immer gleich ab: Fahrer beschreiben ihren Job, ein belgischer Polizist oder niederländischer Gewerkschaftler spricht diese vor laufender Kamera an und dann wird gezeigt, wie ein Chauffeur seine Wäsche am aufgeklappten Kühlergrill trocknet oder seine Kollegen ihr Essen auf einem dreckigen Auflieger zubereiten.

An der dargestellten Situation wird sich aber nix ändern. Niemals. Denn das Logistikgewerbe in Deutschland Europa ist so kaputt.
Kunden und Endverbraucher wollen nichts zahlen, erwarten aber Premium-Service. Transporteure konkurrieren untereinander und unterbieten mit Dumpingpreisen ihre Mitbewerber.

Leidtragende sind die Leute ganz unten in der Logistik. Also Fahrer, besonders die, die für Speditionen aus MOE-Staaten unterwegs sind, oder die Be- und Entlader in irgendwelchen Großlagern.
Arbeiten für nen Hungerlohn, bis die Knochen kaputt sind. Von fairer Bezahlung weit entfernt.

Hauptsache Transport bleibt billig. Ist halt nur eine Dienstleistung. Das die Kosten woanders eingespart werden? Egal.

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Links und rechts der Daten-(autobahn)

Besoffen und ohne Licht gegen nen abgestellten Anhänger geknallt, der dort geparkt war, weil auf dem Betriebsgelände zu wenig Platz ist und auf dem Parkstreifen eventuell stehende Lkw ein Wohnzimmer verdunkeln würden.
Kann man sich nicht ausdenken sowas…
***

Wenn Ihr Euch manchmal fragt, wieso Autofahrer so fahren, wie sie fahren:

Bei einer Großkontrolle hat die Magdeburger Polizei 550 Autofahrer überprüft. Vorrangig sollte die Fahrtüchtigkeit geklärt werden.

Hier die Bilanz:

  • 31 x Verkehrsordnungswidrigkeitsanzeigen wegen des Verdachts des Fahrens unter Betäubungsmitteln
  • 2 x Verkehrsordnungswidrigkeitsanzeigen wegen des Verdachts des Fahrens unter Alkohol
  • 51 x sonstige Verkehrsordnungswidrigkeitsanzeigen
  • 10 x Anzeigen wegen des Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz
  • 9 x Anzeigen wegen Fahrens ohne Fahrerlaubnis
  • 1 x Anzeige wegen Trunkenheit im Verkehr
  • 1 x Anzeige wegen Gefährdung des Straßenverkehrs
  • 5 x Anzeigen wegen Verstößen gegen das Waffengesetz
  • 2 x Verstoß Pflichtversicherungsgesetz
  • 2 x Verstoß Aufenthaltsgesetz

***

Eine Solidaritätsadresse von Verdi? Ist das Verarschung? Die Fahrer hausen da seit zehn Wochen auf nen stinkenden Rasthof.
Macht lieber Druck, dass das Mindestlohngesetz kontrolliert wird. Und die Kabotageregelungen. Und das solche Fahrer spätestens alle drei Wochen nach Hause kommen. 

Wenn jemand an der Belastungsgrenze angekommen ist, dann die Fahrer in Gräfenhausen. Dabei wollen die „nur“ die ihnen zustehende Kohle bekommen.
***

Es gibt Berichte, da denkt man erstmal, „was?“ oder „häh?“:

Diese Reise wird einer Gruppe Senioren aus Sachsen-Anhalt lange in Erinnerung bleiben: Ihr Busfahrer hat sie unterwegs einfach sitzen lassen. Schließlich mussten das Rotes Kreuz ausrücken und die Reisenden versorgen.

Die „Mitteldeutsche Zeitung“ berichtet

Einfach sitzen gelassen auf einem Parkplatz in Baden-Württemberg. Ist ja unglaublich. Was erlauben Busfahrer?

Nee, ist es nicht. Denn hier klingt das alles ein bissel anders:

Auf der Fahrt hat es laut den Fahrgästen keinerlei Verpflegungsstops gegeben, es wurden nur Parkplätze mit WC angefahren, wie auch der letzter Parkplatz auf der Gerlinger Höhe an der A81. Hier war nach Aussagen der Reisegruppe die Fahr- und Lenkzeit des Busfahrers erreicht, und eine Weiterfahrt durch selbigen nicht mehr möglich. Ein befreundeter Busfahrerkollege kam mit dem PKW zu dem Autobahnparkplatz und hat angeboten, den Bus voll zurück nach Magdeburg/Stendal zu fahren.

Der Busunternehmer soll dies nicht zugelassen haben und untersagte dem zur Hilfe geeilten Busfahrerkollege die Weiterfahrt mit dem Reisebus. Laut den Insassen soll der Chef der Busfirma dann den Fahrer mit der bereits vollen Lenkzeit angewiesen haben, die Fahrt ohne Fahrerkarte schwarz zu fahren. Dieser verweigerte diese Anweisung, worauf es laut der Senioren am Telefon auch hieß, der Busfahrer sei am Telefon von seinem Chef gefeuert worden.

Dieser packte sodann seine eigenen Getränke die im Bus verkauft werden in den PKW des Kollegen um, und beide verschwinden dann vom Autobahnparkplatz und ließen die Fahrgäste und den Bus dort einfach stehen.

Gelesen bei: 7aktuell

Erst lässt das Busunternehmen den Fahrer wissentlich die Lenkzeit überschreiten, der besorgt dann von sich aus einen anderen befreundeten Fahrer. Die Firma lässt den aber den Bus nicht wenigstens zu einem nächstgelegenen Hotel fahren. Geschweige denn, bis nach Magdeburg.
Tja, Pech für das Unternehmen Der Fahrer hat richtig gehandelt. Denn Lenkzeit voll, heißt Feierabend.

Das der die Leute auf nen unbewirtschafteten Parkplatz sich selbst überlassen hat, dass Problem zwischen Chef und ihm also auf dem Rücken anderer ausgetragen wurde, ist nicht so toll. Aber er wurde ja schon vorher gekündigt.

Gut ist jedenfalls, dass Lenk- und Ruhezeitverstöße endlich mal so an die Öffentlichkeit kommen – und nicht nur über Polizei- oder Unfallmeldungen. Und was mit Personal passiert, welches nicht bereit ist, gegen solche Gesetze zu verstoßen.
Davon abgesehen.Überall liest man was vom Fachkräftemangel. Schön wäre, wenn Fahrer und Fahrerinnen öfter so handeln würden.
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3 Kommentare

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Ein Leser schreibt und fragt:

Hallo, ich habe Deinen Bericht im MDR gesehen. Der wo es um die eigentlich unnötigen Transporte geht. Sehr interessant, und verstehe mich nicht falsch, aber wenn es die nicht geben würde, hättest Du doch eigentlich nichts zu fahren. Du solltest eigentlich froh sein, dass es auch solche im Grunde unnötigen Transporte gibt. Oder wie siehst Du das?

Hallo,

na ja. Es war nicht mein Bericht, sondern nur ein Artikel im Online-Angebot des MDR. Ausserdem ging es da weniger um „unnötige“ Transporte, sondern um die derzeitige Situation unterwegs. Habe ich ja schon hier erwähnt.

Aber da gefragt wurde. Das Transporte mit dem Lkw sinnvoll sind, stellt doch keiner in Frage. Auch ich nicht, zumal ich damit mein Leben finanziere. Trotzdem wird man doch fragen dürfen, ob dieses endlose Wachstum des Straßengüterverkehrs wirklich alternativlos ist.

Viele sehen doch selbst, wie es auf den Autobahnen ausschaut. Auf der rechten Spur Lkw an Lkw, Parkplätze sind Mangelware. Selbst an Wochenenden sind die Rastanlagen überfüllt, da mit vorwiegend ost- und südosteuropäischen Lkw. Über die Lebensbedingungen dieser Fahrer will ich erst gar nicht anfangen.

Und der Anteil schwerer Lkw steigt Jahr für Jahr weiter. Dabei ist unsere Infrastruktur bereits jetzt an ihrer Grenze angelangt. Viele Baustellen, Brücken die mit Lkw nur mit verringerter Geschwindigkeit befahren werden dürfen oder gleich gesperrt werden. Und es wird nicht besser.

Nur weil ich mir ein paar Gedanken mache, bedeutet doch nicht, dass ich an dem Ast säge, auf dem ich sitze. Im Gegenteil. Denn wenn einige wenige ihren privaten Konsum nur ein wenig überdenken, gibt es trotzdem noch genügend zu transportieren. Auch mit dem Lkw.

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Links und rechts der (Daten-) autobahn

Großspedition verkleinert Lkw-Flotte. Die Sonne verdunkelt sich etwas.
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Die Subunternehmer vieler Lieferdienste zahlen ihren Zustellern nicht mal den Mindestlohn. Ein neues Gesetz soll die Hauptauftraggeber stärker in Haftung nehmen – was den Betroffenen wenig helfen wird.
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Bußgelder für Abstands- und Überholvergehen lassen sich im europäischen Ausland kaum eintreiben. Den Kontrollbehörden bleibt vorerst nur ein Weg: mehr Kooperation, mehr Kontrollen und Kassieren an Ort und Stelle.
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Beim sogenannten Platooning fahren Laster dicht hintereinander, während Computer die Steuerung übernehmen. Die Fahrzeuge nutzen den Windschatten und sparen Kraftstoff. Ein Testlauf auf der A9 bleibt jedoch hinter den Erwartungen zurück.
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Statt die Schiene zu stärken, verlagert PSA die Logistik am Opel – Standort Eisenach auf die Straße. So wird das nix mit der Verkehrswende.
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Links und rechts der (Daten-) autobahn

Wer falsch parkt, wird vertrieben. Oder gleich abgeschleppt: Stadt Hürth ließ zwölf Lkws abschleppen.
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Am 7. Juni stimmt das Europäische Parlament wohl über das Mobilitätspaket ab. Der Europaparlamentarier Ismail Ertug mahnt, sich keinen Illusionen hinzugeben.
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Auf der A 38 in Sachsen-Anhalt erleidet ein Autofahrer während der Fahrt einen Herzinfarkt. Ein dahinter fahrender Lkw-Fahrer verhindert ein größeres Unglück.
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Passt nicht zum Thema dieses Blogs, aber zu diesem Blog: Sascha Lobo über geile Vorschriften.
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Verstoß gegen Sonntagsfahrverbot kostet gesamten Frachtlohn
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Wir kamen auf einem Rastplatz an und sprachen mit einem Lkw-Fahrer. Auf Rumänisch vertraute er uns an, er hätte kein Geld, um eine öffentliche Toilette oder Dusche zu benutzen.

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Links und rechts der (Daten-) autobahn

Der „Stern“ widmet eine ganze Story osteuropäischen Lkw-Fahrern: Slums auf Rädern: Das Leben im Lkw voller Einsamkeit und Alkohol
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Was haben der europäische Aal (Anguilla anguilla) und ein deutscher Fernfahrer gemeinsam? Beide sind vom Aussterben bedroht.
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Bei „NTV“ heißt es: „Invasion aus dem Osten“. Kleintransporter fahren am Limit.
Na ja, wohl eher teilweise schon darüber.
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Die Situation vor der Schweizer Grenze bei Weil am Rhein war Thema in „20 Minuten„: Lastwagen-Elend vor der Schweizer Grenze
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In der „Krone“ heißt es kurz und knapp: Lkw im Visier: Es wird getrickst und manipuliert.
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Einen habe ich noch: Im „Haller Kreisblatt“ spricht ein Brummifahrer Klartext: Ohne Lkw bricht alles in unserer Gesellschaft zusammen

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Geld vernebelt den Verstand

Seit einigen Wochen ist es Lkw-Fahrern auch in Deutschland untersagt, ihre regelmäßige Wochenruhezeit im Lkw zu verbringen. Stattdessen muss diese Zeit in einer geeigneten Unterkunft verbracht werden.
Mit dieser Regelung soll verhindert werden, dass Fahrer wochen- oder monatelang quasi als Nomaden in ihren Lastern hausen. Auch sollen Unternehmer gezwungen werden, ihre Angestellten regelmäßig nach Hause zu holen.

Ich finde, dass ist eine gute Sache. Und auch längst überfällig.

Niemand will Osteuropäer vertreiben

Nicht so Jochen Eschborn. Er ist Vorstand des Europäischen Ladungsverbundes Internationaler Spediteure (Elvis). In einem Interview mit der „Verkehrsrundschau sagt er unter anderem folgendes:

Das Gesetz ist quasi eine Maßnahme, um die Osteuropäer zu vertreiben.
Dabei werde aber übersehen, dass das deutsche Transportgewerbe diese Frachtführer braucht, weil sie zu günstigeren Konditionen fahren können

Das ist Quark. Keiner, der für dieses Gesetz ist, will Osteuropäer vertreiben. Im Gegenteil.

Wer wochen- oder monatelang unterwegs ist, verliert nicht nur seine sozialen Bindungen in die Heimat. Nein, der vereinsamt und verbittert. Herr Eschborn sollte mal unter diesen Bedingungen arbeiten. In einem Lkw kann man kaum entspannen. Nach einem Wochenende im Laster ist man eine Gefahrenquelle.

Überleben wie?

Auch kann ich nach dieser Aussage nicht verstehen, wie die deutsche Transportwirtschaft all die Jahre ohne osteuropäische Hilfe überleben konnte?
Vielleicht dadurch, dass die Lenk- und Ruhezeiten lockerer gehandhabt wurden? Nein, wer seine Arbeit in zehn oder zwölf Stunden nicht bewältigt, schafft die auch in sechzehn oder achtzehn Stunden nicht.

Oder viele Fahrer relativ gut verdienten? Also im Gegensatz zu heute? Vielleicht eine Ursache für den derzeitigen Fahrermangel, unter denen deutsche Firmen leiden. Aber daraus herzuleiten, dass ohne Osteuropäer alles zusammenbricht, ist schon mutig. Ich wage jetzt mal zu behaupten, dass diese Schwemme aus Osteuropa an der derzeitigen schwierigen Situation des deutschen Transportgewerbes mit dafür verantwortlich ist.

Fairness wird ein Fremdwort

Auch einem Unternehmer sollte daran gelegen sein, seine Fahrer – und natürlich auch die seiner Kooperationspartner – zumindest einigermassen zufrieden zu sehen. Das gebietet nicht nur seine Fürsorgepflicht, sondern auch ein zumindest kleines Maß an Fairness. Wenn beides endgültig verloren geht, dann ist die deutsche Transportwirtschaft wirklich nicht mehr zu retten.

Aber Geld regiert halt die Welt, vernebelt aber den Verstand. Und Elvis ist eh tot.

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