Seit einem Jahr fahren auf speziell ausgesuchten Strecken in Deutschland Lang-Lkw. Über einen Zeitraum von fünf Jahren soll ihr Einsatz getestet und wissenschaftlich untersucht werden. Bisher haben sich aber nur 20 Unternehmen mit 36 Lang-Lkw für den Feldversuch angemeldet.
Pünktlich zum ersten Jahrestag meldete sich der Geschäftsführer des Verbandes „Allianz pro Schiene„, Dirk Flege zu Wort:
Auf dieser schmalen Basis ist es äußerst fraglich, ob eine wissenschaftliche Begleitung dieses Tests überhaupt aussagekräftig ist
Da hat der Mann sicherlich recht. Auch das er eine Ausweitung der Tests ablehnt, ist logisch. Schließlich ist er ein Lobbyist in Diensten der Bahn. Dumm nur, dass selbst die Bahntochter „Schenker“ bereits 25-Meter-Lkw für Überlandtouren einsetzt. Gut, bisher nur in Schweden. Hierzulande will Schenker wohl keinen politischen Ärger riskieren.
Der ADAC hat 2012 auf deutschen Autobahnen rund 285 000 Staus mit einer Gesamtdauer von 230.000 Stunden registriert. Wirklich üble Zahlen. So schlimm, dass die Zeitschrift „Mobilitätsmanager“ natürlich schon den wahren Übeltäter gefunden hat:
Maßgebliche Ursache für die immensen Staus ist die katastrophale Verkehrspolitik mit einem x-Fachen an Brummis, was das Land eigentlich vertragen
Täglich Millionen von Lkw-Fahrten, mehr als die Hälfte davon absolut snnlose, sorgen allein für einen volkswirtschaftlichen jährlichen Schaden von mehreren hundertert Mrd. Euro…
Absolut snnlose Fahrten. Logisch das dieses Land das nicht vertragen. Nein, ich mache mich nicht lustig. Bei der Menge der Staus kann einem schon die Spucke oder eher die Sprache wegbleiben.
Vielleicht liegt das aber an anderen Zahlen, die ich auf der Webpräsentation des „Mobilitätsmanagers“ gelesen habe:
•Rund 700.000 Unternehmen in Deutschland reisen geschäftlich.
•2008 wurden 650 Millionen (!) Dienst- und Geschäftsreisen unternommen, davon rund 490 Millionen mit dem Firmenwagen.
Das sind doch Zahlen, die wirklich beeindrucken.
Der erste Tag des neuen Jahres war noch nicht vorüber und schon gab es erneut Tote, weil ein Fahrer falsch auf eine Autobahn fuhr. Diesmal war es ein Lkw.
Der 40-Tonner war nach Angaben der Polizei zufolge bei der Auffahrt im niedersächsischen Stuhr auf die falsche Bahn geraten. Schon kurz danach kam es zum Zusammenstoß. Mindestens vier Autos waren darin verwickelt.
Der Lkw-Fahrer flüchtete nach ersten Erkenntnissen vom Unfallort, konnte aber von alarmierten Polizisten aus Bremen gestoppt und gestellt werden.
Apropo A1 und falsche Spur. Einige hundert Kilometer südlich ist die Rheinbrücke bei Leverkusen für Lkw über 3,5 Tonnen gesperrt. Anfang Dezember hatten Arbeiter an der Brücke Risse entdeckt. Trotzdem fahren täglich rund 2 800 Brummis über das marode Bauwerk.
Ein Redakteur vom „Express“ machte mit zwei Autobahnpolizisten Jagd auf diese Falschfahrer und berichtete in Schrift und Bild über seine Erlebnisse.
Vor einigen Monaten fuhr ich mit meinem Pkw auf der staufreien A5 über Reifenteile, die ein polnischer Lkw kurz vorher verteilt hatte. So etwas passiert, da kann niemand etwas dafür. Abgesehen von einem Frontschaden an meinem Auto passierte auch nichts. Dieser belief sich laut Kostenvoranschlag meiner Werkstatt auf knapp 1 800 Euro. Die Abwicklung mit dem deutschen Partner der gegnerischen Versicherung erfolgte reibungslos.
Anders ergeht es einer Frau aus Pritzwalk. Sie fuhr im Februar 2010 mit dem Prignitz-Express von der Arbeit nach Hause. Laut „Märkische Allgemeine“ passierte an diesem Tag folgendes:
Als der Triebwagen den Bahnhof Wittstock verließ und beschleunigte, war Erika Horstmann der einzige Fahrgast. Sie saß im vorderen Wagen. Was dann geschah, möchte kein Bahnfahrer je erleben. Plötzlich bremste der Wagen heftig, und der Fahrer kam aus seinem Führerstand gestürzt: „Weg hier!“, habe er ihr zugerufen. Doch ehe sie aus ihrer Sitzreihe klettern konnte, wurde die Frau bereits über die Lehne vor ihr geschleudert. Dabei zersplitterte ihr linker Oberarmknochen.
Der Zug rammte einen quer auf den Gleisen stehenden ungarischen Lkw. Aufgrund der Verletzungen mußte die selbstständige Geschäftsfrau Ihren Laden ein halbes Jahr geschlossen lassen und wartet seitdem auf den Nutzungsausfall.
Die ganze Geschichte findet Ihr hier >>>
Einen Grund zu Feiern haben dagegen wir Lkw-Fahrer. Laut Verkehrsminister Ramsi Ramsauer wurde seit 2008 das Parkangebot an den Autobahnen um über 35 Prozent erhöht. 2012 wurden rund 2 000 Stellplätze fertig gestellt und momentan sind noch weitere 2 000 in Bau.
Da der Bedarf nicht überall direkt an den Autobahnen (BAB) gedeckt werden kann, beabsichtigt das Bundesverkehrsministerium Lkw-Parkflächen ergänzend neben den BAB anzumieten. Dabei verpflichtet sich ein privater Anbieter, für eine bestimmte Zeitdauer zusätzliche Lkw-Parkstände in einer konkreten Bedarfsregion entlang eines BAB-Streckenabschnitts von 50-60 km zu schaffen. Die Straßenbauverwaltung beschränkt sich auf die Vorgabe von Quantität, Qualität und Lage der Parkflächen.
Die Bereitstellung von Parkplätzen neben der BAB soll zunächst über einen Zeitraum von 15 Jahren erfolgen. Die Stellplätze werden den Lkw-Fahrern dann zur Einhaltung ihrer Ruhezeiten kostenlos zur Verfügung gestellt.
Diese Pilotvorhaben sollen entlang der A 9 (Großraum Nürnberg) sowie entlang der A 7 bzw. A 44 (Großraum Kassel) entstehen. Hier kann der Bedarf konventionell nicht gedeckt werden, so das die Voraussetzungen für die Schaffung neuer Lkw-Parkplätze neben der Autobahn im Rahmen von Regionalmodellen gegeben sind.