Ich wollte es ja eigentlich nicht erwähnen, damit solche Geheimtipps wie „Haidt-Nord“ auch wirklich geheim bleiben. Aber dieses Geheule einiger Fahrerkollegen drüben auf Facebook, wie „wir können nirgendwo mehr duschen„, „kacken ist auch nicht mehr möglich“ oder „selbst warm Essen kann man nicht mehr“ lässt so langsam meine Augen bluten. Und das wirklich magische: Es war sogar eine Toilettenfachkraft anwesend, die mit Eimer und Schrubber die Anlage reinigte.
Kleine Warnung: Sollte jetzt irgendeine oder irgendeiner behaupten, dass genau diese Raststätte eine einsame Ausnahme im großen Deutschland ist, raste ich aus. Versprochen.
So, Feierabend. Nicht wie üblich am Brenner Richtung Italien, sondern im Siegerland. Meine Touren in den Süden wurden erstmal gestrichen. Fahre ich halt eine Zeitlang durch Deutschland. Das ist mein Opfer, welches Corona mir abverlangt.
Plane auf, Plane zu, und das gleich fünf mal heute, kenne ich überhaupt nicht zum Montag. Dazu mal fünfzig, dann zwanzig oder keine dreißig Kilometer Entfernung zwischen den Kunden. Das artet schon fast in Stress aus.
Aber Spass beiseite. Nur in eine der Firmen wo ich heute war, wurde ich gebeten, Einweghandschuhe zu tragen. Das übrigens auch erst, nachdem ich schon mehrere Türklinken anfassen musste. In allen anderen gab es null Vorsichtsmaßnahmen gegen die Ausbreitung des Virus. Also weder Handschuhe, keine Desinfektionsmittel, von Abstand zu den Mitarbeitern oder zumindest Mundschutz ganz zu schweigen. Das wird wohl doch noch nicht überall so eng gesehen.
Überhaupt kein Vergleich zu Italien. Da kam ich keinem zu Nahe, nicht nur weil die Leute es so wollten, sondern auch ich. Regelmäßiges Hände desinfizieren und Gesichtsschutz war da usus. Na ja, mal sehen wie es morgen läuft.
Da bin ich übrigens im Norden, genauer in der Wesermarsch. Keine Ahnung, wann ich da zum letzten Mal war. Ist gefühlte hundert Jahre her. Hoffentlich verfahre ich mich nicht. Aber mal eine ganz andere Richtung. Hat auch was schönes und vor allem 360 Kilometer, ohne das ich die Plane öffnen muss. Wow.
So. Feierabend in der italienischen Sperrzone. Ach ja, seit letzter Nacht ist ja das ganze Land als Gefahrenzone deklariert. Nicht mehr nur der Norden.
Aber mal meine Beobachtungen von heute.
Der Schwer- und Lieferverkehr läuft wie immer. Ist also nicht weniger geworden. Aber logisch, Industrie und Gewerbe müssen beliefert werden, ebenso Super- und Fachmärkte. Menschen müssen auch in einer Krise versorgt werden. Kontrollen habe ich keine gesehen, den ganzen Tag nicht. Auch die Polizei selbst war nicht öfter unterwegs, wie zu normalen Zeiten.
Was merklich nachgelassen hat, ist der Individualverkehr. Viele Italiener halten sich wohl doch an das Dekret der Regierung, private Wege zu beschränken und sich nach Möglichkeit nur zu und von der Arbeit, sowie zu Arztbesuchen draußen aufzuhalten. Auch die Parkplätze vor Einkaufsmärkten waren leerer. Zumindest in der Lombardei. Schließen tun die eh schon um achtzehn Uhr, ebenso die Raststätten an den Autobahnen.
Spaziergang im Piemont
In Turin, also im Piemont, wo ich am frühen Nachmittag war, sah es anders aus. Menschen gingen spazieren, führten ihre Hunde Gassi oder joggten sich gesund. Lag vielleicht auch daran, dass Teile der Lombardei schon länger als „rote Zone“ gekennzeichnet sind, die Leute dort also schon folgsamer sind.
In drei Firmen habe ich entladen. Mit der Gefahr durch das Corona-Virus gingen die Leute unterschiedlich um. In der ersten bei Brescia saß der Pförtner mit Schutzmaske und Gummihandschuhen hinter seinem Tresen, der Staplerfahrer hingegen gab anderen Leuten die Hand, unterhielt sich normal mit denen, irgendwelche Vorsichtsmaßnahmen Fehlanzeige. Aber vielleicht kannten die sich auch gut, wussten das der jeweils andere gesund ist. Was weiß ich.
Interessant noch. Bei jedem Lkw-Fahrer wurde vor der Einfahrt die Temperatur gemessen. 35,9 Grad zeigte das Thermometer bei mir an. Also alles im grünen Bereich. Was mich aber interessiert. Bei Fahrern mit erhöhter Temperatur, werden die nur weg geschickt oder wird ein Arzt benachrichtigt?
In den beiden anderen Betrieben bei Turin, war es ähnlich. Auch dort liefen einige mit Mundschutz rum, andere ohne irgendwelche Schutzmaßnahmen. In der Warenannahme eines Lagers hingen vier Leute auf engsten Raum zusammen. Natürlich ohne Schutz. Die hatten echt vollstes Vertrauen zueinander.
Nicht ohne meine Handschuhe
Ich selber? Gestern von einer deutschen Autobahnraststätte einen Pack Dieselhandschuhe mitgenommen. Die da neben den Zapfsäulen hängen. Sobald ich irgendwas außerhalb vom Lkw anfasse, ziehe ich ein Paar an und entsorge es danach. Dann natürlich Abstand zu jeden und Hände waschen noch öfter als sonst.
Mag leicht panisch klingen, ist aber nicht so. Sowas kann man leicht bewerkstelligen, passt also.