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Für alle Arbeitgeber: „Leistungsgerechte Bezahlung“

Von Udo Skoppeck

Im Fernverkehr ist es zu rund 90% üblich:

  • dreimal pro Woche eine 15-Stunden-Schicht
  • zweimal pro Woche eine 13-Stunden-Schicht

Das ergibt im Schnitt 14,4 Stunden täglich. Auf 22 Arbeitstage im Monat hochgerechnet, sind das sage und schreibe 316 Stunden!

Diese 316 Stunden im Monat verbringt nahezu jeder Lkw-Fahrer im Fernverkehr mit Arbeit. Auch wenn er natürlich gesetzlich gezwungen ist, Pausen einzulegen und entsprechend auf „Pause“ zu stellen.

Natürlich wird der Fahrtenschreiber so bedient, dass alles gesetzeskonform hinterlegt ist. Genau das wird von den meisten Fahrern im Fernverkehr so praktiziert und von den Arbeitgebern gern angenommen. 

lkw fahrer wartet darauf, dass der pieper piept und er endlich abladen kann. wartezeit ist arbeitszeit

Es gibt auch Ausnahmen, aber in etwa 80 bis 90 Prozent der Fälle ist das in dieser Branche die Realität.

Ein Lkw-Fahrer mit Herzblut, der seinen Beruf aus Leidenschaft ausübt, beschwert sich nicht ständig darüber – er bringt einfach zuverlässig sehr gute Leistung.

Wenn Sie also in Zukunft in Ihren Stellenanzeigen von einer „leistungsgerechten Bezahlung“ sprechen, dann rechnen Sie bitte mit diesen 316 Stunden.
Multiplizieren Sie diese (nur) mit dem gesetzlich vorgeschriebenen Mindestlohn von 12,41 € in Deutschland – und schon sprechen wir von einem monatlichen Grundgehalt von mindestens 3.920 €,

Und das ohne Zulagen und ohne Spesen

Komischerweise sind viele Arbeitgeber der Meinung, Spesen seien ein Lohnbestandteil. Das ist jedoch falsch. Spesen sind Spesen – und nicht Lohn!

Zusätzlich gehört es zur Ehrlichkeit und zur Pflicht eines Unternehmens, auch die gesetzlich vorgeschriebenen Nachtzuschläge zu vergüten.
Und wenn es nur in Form einer monatlichen Pauschale geschieht, die ebenfalls „leistungsgerecht“ ist.

Pünktliche Lohnzahlung ist übrigens selbstverständlich. Schon alleine deshalb, weil ein anständiger Lkw-Fahrer seine Arbeit auch pünktlich und zuverlässig erbringt.

Ein ordentlicher und gepflegter Fuhrpark, nette Disponenten und ein gutes Arbeitsklima sind zwar wünschenswert und schön.
Nur kann davon kein Lkw-Fahrer seine monatlichen Rechnungen bezahlen, geschweige denn seiner Familie und sich selbst etwas bieten.

Sollte dies in Ihrem Unternehmen nicht möglich sein, dann sprechen Sie bitte nicht mehr von „leistungsgerechter Bezahlung“.
Denn das ist schlicht und einfach eine glatte Lüge.

Seien Sie dann lieber ehrlich und schreiben: „Wir bieten Ihnen branchenübliche schlechte Bezahlung.“

Das wäre zumindest ehrlich

Und noch etwas: Bewerber stellen Ihnen persönliche Unterlagen zur Verfügung, meist per E-Mail.
Eine Rückmeldung ist Ihre Pflicht, wenn Sie sich als gutes Unternehmen bezeichnen wollen. Das gehört einfach zum guten Ton.

Ich wünsche mir, dass sich Unternehmen endlich trauen, Klartext zu reden. Nicht mit langweiligem Politikerdeutsch zu inserieren, sondern offen und ehrlich zu sagen, was den Lohn betrifft.

Offene Karten und faire Entlohnung schaffen zufriedene und langjährige Mitarbeiter. Dann müssen Sie auch nicht ständig neue Fahrer suchen.

Doch meistens heißt es leider nur: „Fuhrparkerweiterung“.

Mit freundlichen Grüßen
Ein leidenschaftlicher Fernfahrer

(im Namen aller Kolleginnen und Kollegen, die täglich eine großartige Arbeit leisten)

9 Kommentare

  1. Gregor Ter Heide 30/08/2025

    Ja so denken sehr viele BKF als Fernfahrer…

    Nur leider fehlt es ganz unten im Artikel, wie es *Richtig* sein müsste…
    Wenn ich den Inhalt lese ist es mir immer wieder unbegreiflich das viele BKF ihre Rechte und Pflichten nicht kennen

    Das Mindest-Gehalt ist falsch
    Die dortigen Mehrarbeiten sind falsch
    Der Begriff Pause als Ruhepause ist falsch
    Die Bezahlung ab 208 Std Mehrarbeit ist falsch

    Nur eine richtige glaubhaft beweisbare Aufklärung für BKF kann in Zukunft zum Erfolg führen

  2. Jörg Schwerdtfeger 30/08/2025

    Top geschrieben und für jeden verständlich!!!

  3. Christian 30/08/2025

    Das Blöde dabei ist ja, es sind eigentlich nur 10 Stunden von eben diesen 13 oder 15 Stunden reine Arbeitszeit. Der Rest ergibt sich aus Pausen und Bereitschaftszeiten.

    Und wenn dann noch der Fahrer seinen Tacho korrekt bedienen könnte und auch würde … Ach, lassen wir das. Das ist und bleibt einfach eine Never-Ending-Story …

  4. Matthias 30/08/2025

    10 Stunden maximal an Arbeitszeit. Die sich natürlich aus fahren und arbeiten zusammensetzen. bei mir ist ab und aufladen immer auf Arbeitszeit. Bei den Wochentouren habe ich meistens Hälfte fahren und Hälfte arbeiten. Da wir bei den Wochentouren auch immer die selben Kunden haben kann man häufig schon morgens überlegen wo man abends Feierabend hat und mehr als 12 Stunden inklusive Pause/n bin ich selten aktiv.

  5. Wir sind Zwei 30/08/2025

    Wir sind als Doppelbesetzung auch ständig unterwegs und dann wird immer behauptet wir verdienen zu viel? Leider passt auch hier nichts.
    Die Meisten akzeptieren leider alles, wer rechnet denn seine Stunden nach?
    Dann heißt es “ Ich hab ja Festlohn“ Und was ist mit den Mehrstunden? Geschenke an den Arbeitgeber?
    Wir machen gute Arbeit und die muss auch belohnt werden.

  6. Pac 02/09/2025

    Als jemand der nicht vom Fach ist, was muss ich mir denn unter Spesen genau vorstellen?

    • maik 03/09/2025

      Eigentlich heißt es Verpflegungsmehraufwand. Dieser soll die zusätzlichen Kosten ausgleichen, die eine Person zu tragen hat, wenn sie sich längere Zeit aus beruflichen Gründen außerhalb der eigenen Wohnung aufhält. Heißt, es sollen die Verpflegungsmehraufwendungen fürs unterwegs sein berücksichtigt werden.

      Seit fünfeinhalb Jahren gibt es 14 oder 28 Euro pro Tag. Der unterschiedliche Betrag richtet sich nach der Dauer der Abwesenheit.

  7. Ein Kollege 05/09/2025

    Ganz ehrlich. Hier kämpft ein ausgeprägt idealistisch veranlagter Fernfahrer für Kollegen, die sich einen Dreck darum scheren, was gut für sie ist. Wenn man der Realität gnadenlos ins Auge schaut, dann wird man feststellen, dass dieser Kampf inhaltlich zwar korrekt, aber menschlich sinnlos ist. Diese Arbeitsbedingungen gebe es gar nicht, wenn die Intelligenz unter Berufskraftfahrern nicht so rar verteilt, wäre. Wie kann man einen Beruf so sehr lieben, wenn die Rahmenbedingungen so schlecht sind? Na weil man die Rahmenbedingungen einfach ignoriert und sich darauf besinnt, seinen Idealen zu folgen. Zwei Ideale davon sind das Gefühl der Freiheit und ’ne geile Karre unter dem Hintern zu haben. Für viele Kollegen reicht das halt aus. Das kann auch ein Udo Skopeck nicht verhindern. Die Richtung geht nicht umsonst hin zum autonomen Fahren

    • Kollege Peter 05/09/2025

      Der Nachname ist Skoppeck. Überzeugung beginnt bereits bei der richtigen Schreibweise eines Namens 😉

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