Nochmal zum vorhergehenden Beitrag mit der Auseinandersetzung zwischen Mazur und „seinem“ Fahrer. Hier die Meinungsverschiedenheit aus Sicht des Lohnabhängigen:
Von diesem Vorfall mal abgesehen. In den ersten Wochen des Jahres hab ich wirklich wenig tiefblaue Lkw gesehen. Mittlerweile aber wieder mehrmals täglich.
Und auch wenn die jetzt neutral unterwegs sind, also ohne Beschriftung. Aber die fallen schon auf:
Aufträge scheinen die also genug zu bekommen.
Ach ja. Hier noch ein Bericht, der auf Missstände hinweist.
Diese Dokus laufen irgendwie immer gleich ab: Fahrer beschreiben ihren Job, ein belgischer Polizist oder niederländischer Gewerkschaftler spricht diese vor laufender Kamera an und dann wird gezeigt, wie ein Chauffeur seine Wäsche am aufgeklappten Kühlergrill trocknet oder seine Kollegen ihr Essen auf einem dreckigen Auflieger zubereiten.
An der dargestellten Situation wird sich aber nix ändern. Niemals. Denn das Logistikgewerbe in Deutschland Europa ist so kaputt.
Kunden und Endverbraucher wollen nichts zahlen, erwarten aber Premium-Service. Transporteure konkurrieren untereinander und unterbieten mit Dumpingpreisen ihre Mitbewerber.
Leidtragende sind die Leute ganz unten in der Logistik. Also Fahrer, besonders die, die für Speditionen aus MOE-Staaten unterwegs sind, oder die Be- und Entlader in irgendwelchen Großlagern.
Arbeiten für nen Hungerlohn, bis die Knochen kaputt sind. Von fairer Bezahlung weit entfernt.
Hauptsache Transport bleibt billig. Ist halt nur eine Dienstleistung. Das die Kosten woanders eingespart werden? Egal.
Servus,
erstens, kenne ich vom Messebau so,
Auftraggeber lobt 60€ Std a Monteur aus, Auftragnehmer gibt es weiter, der an Sub, weiter an Sub, am Ende macht es ein Ungar für nichtmal 20€.
Der gemeine Messebauer in D ist Selbstständig und unter 30€ Std geht es nicht.
Zwotens, nach 1990 haben sich Unternehmen aus der SBZ die Praktiken des Westens abgeschaut und betreiben das Dumping extensiver. Das betrifft alle Bereiche, ob Bau, Transport, Logistik, etc. Der schlaue Pole arbeitet, zB in Frankreich oder England. Deswegen Leute aus Inden. Allerdings ist die Welt irgendwo zu Ende.
Drittens, Unternehmen sind in ihrer Denke gefangen. In meiner Umgebung wurde ein Großprojekt ausgerufen. Drei Unternehmen haben sich gegenseitig unterboten, um den Auftrag zu bekommen. Der letztendlich Auftragnehmer hat externe Unternehmen zusätzlich beauftragen müssen.
Hätten sich die drei Firmen abgesprochen, hätte jeder sein Geschäft gemacht.
Hätte der der Hund nicht geschissen, hätte er den Hasen gehabt. Hätte, hätte.
Viertens, nachdem ich Erdnüsse von Hamburg nach Italien und zurück nach Hamburg gefahren habe, mache ich mir keinen Kopf um die Sinnhaftikeit irgendwelcher Transporte.
Letztendlich ist der deutsche selber Schuld, dumping betrieben, praktiziert und gefördert. Der dumme ist der Fahrer.
Mit freundlichen Grüßen