Vor etwas mehr als einem Jahr wurde ein Verein gegründet, der das Ansehen von Fahrern und das Image der Logistik in einem etwas besseren Licht darstellen soll. Passend dazu auch der Name: „PROFI – Pro-Fahrer-Image“.
Gründungsmitglieder waren der Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL), die Fahrzeugwerk Bernard Krone GmbH & Co. KG und weitere 19 Mitglieder. Dazu gehören Transportfirmen, Industriebetriebe, eine Zentralgenossenschaft und weitere Verbände.
Ziel war, wie schon erwähnt, der Transport- und Logistikbranche – und besonders den Berufskraftfahrern – zu einem besseren Ruf zu verhelfen.
Ohne Mitgliedschaft kein Image
Nur Fahrer selbst, die fehlten bei der Gründung. Ich glaube sogar, bis heute ist da kein Fahrer Mitglied. Keine Ahnung wieso. Ich selbst habe mich irgendwann im Spätsommer letzten Jahres für eine Mitgliedschaft beworben. Die kostet für eine Einzelperson vierzig Euro pro Jahr. Also selbst für einen Fahrer wie mich durchaus machbar.
Auf eine Antwort warte ich bis heute. Nicht mal eine Bestätigung, ob meine Anfrage überhaupt eingegangen ist, kam zurück. Tja, die wollen mein Ansehen unter der normalen Bevölkerung bessern, ignorieren mich aber selber gekonnt. Auch nicht schlecht.
Seit letzter Woche sogar noch mehr. Denn der „Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung„, also einer der Gründungsmitglieder von „PROFI„, bittet um eine öffentliche Anhörung im Verkehrsausschuss des Bundestags. Der Grund ist, dass derzeit das Berufskraftfahrerqualifikationsrecht überarbeitet wird.
Diese Aktualisierung findet alle paar Jahre statt. Denn Lkw-Fahrer*innen haben nach dem Berufskraftfahrer-Qualifikations-Gesetz (BKrFQG) verschiedene Pflichten. Dazu werden regelmäßig Hinweise erarbeitet, um diese Regelungen einheitlich anzuwenden.
Dieser neue Gesetzentwurf soll am 18. 09. im Bundesrat beraten werden und geht danach in den Bundestag.
Der „BGL“ als Sprachrohr von Teilen des Güterverkehrs hat da natürlich auch Forderungen, die in diesem neuen Gesetzentwurf ergänzt werden müssen. Oder sollten. Eine ist, die Qualifikation in Drittstatten (z.B. Balkan, Ukraine, Indien) zu ermöglichen und so anzuerkennen, als ob diese in Deutschland absolviert wurde.
Fahrer und Fahrerinnen aus Drittstaaten könnten dann sofort in Deutschland arbeiten, ohne hier noch einmal eine Ausbildung und Prüfung absolvieren zu müssen. Vorraussetzung wäre nur, dass dies im Einklang mit deutschen und mit EU-Recht stehen müsste.
Genau. Im Einklang mit EU-Recht. Das ist das, was gerade in der Transportbranche immer und überall beachtet, geschätzt und befolgt wird. Was für eine moralisch akzeptable Begründung.
Ach ja. Natürlich gibt es auch einen Grund für den Wunsch, Leute aus Drittstaaten hierzulande mit Quali nach deren heimatlichen Maßstäben sofort arbeiten zu lassen. Denn ohne einen Hintergrund wäre das ja doof. Der Fahrermangel ist wieder Auslöser für diesen Vorstoß.
Schuld ist der Fahrermangel
Das ist so schön einfach. Man erwähnt das Wort „Fahrermangel„, dazu Nachwuchssorgen und Lieferprobleme. All das kann natürlich nur mit Arbeitskräften aus dem weiten und noch weiteren Osten verhindert werden. Denn das Land hinter dem Ural ist weit. Ja nee, ist klar.
Nein. Ist es natürlich nicht. Es soll sogar noch heimische Firmenchefs geben, die für Nachwuchs sorgen. Die versuchen, den Job attraktiver zu machen, ihren Angestellten keine 0815-Laster hinstellen, sondern auch mal einige Extras anbieten, auf Wünsche und Bedürfnisse ihrer Fahrer und Fahrerinnen eingehen. Dazu gehört auch eine gerechte und angemessene Bezahlung. Denn wer nur Nüsse anbietet, bekommt heutzutage nicht mal mehr Affen.
Tja, BGL. Macht doch auch mal was für mein Wohlbefinden. Wie wäre es beim Be- und Entladen. Das sollte eigentlich meist problemlos ablaufen. Also ohne lange Wartezeiten, nerviges Palettentauschen oder überfüllter Lagerplätze.
Oder helft mir bei der Parkplatzsuche. Denn schon ab 17.00, 18.00 Uhr muss ich mehrere Parkplätze anfahren, um einen einigermaßen adäquaten Platz zu finden. Oftmals unbewirtschaftet, unbeleuchtet, ohne Klo, fünf Meter neben der Autobahn.
Aber ja, ich weiß. Solche Problemchen zu lösen, gehört nicht unbedingt zu den Aufgaben eines Bundesverbandes irgendwelcher Arbeitgeber. Deshalb noch mal ein kurzer Gedanke von mir zu dem Vorhaben, die Qualifikation aus Drittstaaten anzuerkennen.
Kompetenz durch Qualifikation
War nicht der Sinn dieser Qualifikation, bei Fahrern und Fahrerinnen eine gewisse Fachkompetenz durchzusetzen? Denn mit einem Lkw hat man doch schon ein bissel Verantwortung. Und das wenige was einem in der Fahrschule beigebracht wird, reicht nicht um alle Vorschriften zu kennen und umzusetzen.
Denn wenn man ehrlich ist, am Anfang hat man nicht wirklich Ahnung von dem, was man eigentlich macht. Meine Ladungssicherung damals, als ich mit fahren begann? Haha, da schreibe ich mal besser nix dazu. Klar, in all den Jahren habe ich mir das notwendige Wissen irgendwie angeeignet. Das wird bei den meisten älteren Fahrern ähnlich sein.
Nur, wer setzt jetzt eine Grenze und bestimmt, wer nach hiesigen Maßstäben geschult werden soll? Ein Bundesverband? Also nach dem Motto, der hat einen Führerschein und kann den Job ausüben? Die Folgen dieser Einstellung sieht man jeden Tag auf der Straße.
Eine Imageverbesserung schafft man so auch nicht. Im Gegenteil. Denn der Job des Kraftfahrers ist eigentlich komplex und verantwortungsfordernd. Nur mit den Wünschen des BGL wird er wieder einfach abgetan. So nach dem Motto, dass kann doch eh jeder.
Ich bin mittlerweile froh, dass es die EU-Fahrerqualifikation gibt. Die Technik der Fahrzeuge entwickelt sich immer weiter, Ansätze zur Ladungssicherung ändern sich. Es gibt so viel Meinung und so wenig Wissen unter uns Kraftfahrern, viele sind sich kaum bewußt, wie viel Schaden und noch mehr Leid ein Lkw anrichten kann.
Solche Maschinen in die Hände von Leuten geben, die keine Ahnung haben, was sie eigentlich tun, erscheint mir falsch. Denn eine Qualifikation in Ländern wie Indien, Thailand oder der Ukraine ist null nachvollziehbar und noch weniger kontrollierbar. Solch eine Forderung ist also völlig…
Ach das letzte Wort verkneife ich mir besser. Beende ich meine Gedanken lieber auf eine nette Art: Also, herzlichen Glückwunsch, lieber BGL.Toll gemacht.