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Unterschiedlicher Meinung

Montagfrüh, kurz vor acht, mein erster Kunde diese Woche. Eine kleine Spedition in Mittelhessen, etwas abseits einer Hauptstraße.

„Guten Morgen. Ist das hier zufällig Zindler Transporte?“
„Morgen. Ja, hier bist Du richtig.“
„Na ein Glück. Ich bin schon zweimal vorbei gefahren. Wärst Du jetzt nicht grad auf der Rampe gestanden, hätte ich noch ne halbe Stunde gesucht. Kein Schild da, nix.“
„Ja, dass geht einigen so, die zu uns müssen. Was bringst Du? Oder willst Du was holen?“

„Nee, 55 Paletten mit Leergut. Die kommen aus Stuttgart.“
„Ah, dass sind diese roten Plastekisten?“
„Genau.“
„Dann stell Dich da an die Seite. Wir laden von hinten mit Hubwagen ab.“

Nach einer halbe Stunde.

„Machst Du die Papiere fertig?“
„Nee. Das macht der Chef. Der ist da rechts im Büro.“

„Guten Morgen. Unterschreiben Sie die Papiere?“
„Ja klar, wer denn sonst. Aber ich will erst kontrollieren.“

Drei Minuten später.

„Das war mir schon wieder klar. Da stimmt nichts.“
„Was stimmt denn nicht?“

„Das sind keine 55 Paletten. Drei Einweg sind auch dabei.“
„Sind das keine Paletten?“

Chef schaut mich an, schüttelt mit dem Kopf.

„Sie verstehen das nicht. Oder?“
„Nein, nicht so richtig. Denn eigentlich ist mir das egal, ob es Einweg oder Euro sind. Ist eh nur ein innerbetrieblicher Rundlauf.“

„Wenn Sie meinen. Und die Stückzahl der Kisten passt auch nicht. Auf einer Palette stehen 24 kleine.“
„Ich habe die selber geladen. Es waren 55 Paletten mit je 12 Kisten. Macht 660 Stück. Also wie es auch auf dem Lieferschein steht. Hab ich sogar selber ausgerechnet.“

„Dann haben Sie sich verrechnet. Ich ändere das jetzt und Sie unterschreiben mir das dann.“
„Beim Absender habe ich bereits unterschrieben. Bei Ihnen sicher nicht mehr.“
„Dann bekommen Sie auch keinen Lieferschein.“
„Mir egal. Dann fahr ich ohne und Sie faxen den dann später meinem Disponenten.“
„So Fahrer wie Sie braucht die Welt. Und zu uns brauchen Sie auch nicht mehr zu kommen.“
„Wenn Sie meinen. Ist letztlich Ihre Entscheidung.“

Der Rest unserer Zusammenkunft verlief schweigend. Der Chef hinterlies seine Anmerkungen auf dem Lieferschein und dann gab er ihn mir doch.
Ich verabschiedete mich mit einem netten „Tschüss„. Ein „Auf Wiedersehen“ fand ich dann doch ein wenig unpassend.

6 Kommentare

  1. Hajo
    Hajo 08/03/2018

    Du bist ja so richtig sensibel 😉
    Na ja, nach so einem Wochsnstart kann’s nur noch aufwärts gehen 🙂
    Gute Fahrt!
    Grüsse
    Hajo
    P.S.: Du wärst aber doch für weitere Fahrten zu diesem Kunden prädesteniert, immerhin kennst Du den Weg.

  2. maik
    maik 08/03/2018

    Endlich merkt mal jemand, dass ich auch eine sensible Seite habe 🙂

    Und klar. Wenn es sein muss, fahre ich auch da nochmal hin. Hab ich kein Problem damit.

  3. Hans Olo
    Hans Olo 16/03/2018

    Was ist denn jetzt richtig? Wenn er 55 Europaletten quittieren soll, obwohl es nur 52 + 3 andere sind, würde ich das auch ändern.
    Und wie kommen auf einmal 24 Kisten auf eine Palette, obwohl du 55 x 12 geladen hast? Das hätte man ja nochmal schnell nachzählen können. Wenn die Anzahl insgesamt stimmt, ist das ja eigentlich kein Problem.

    Manchmal lesen sich deine Posts mit Problemen beim Laden oder Abladen so, als wenn du ganz schön stur bist und wenig Interesse daran hast, dass man auch gütlich auseinandergehen kann.

  4. Leser246
    Leser246 16/03/2018

    @Hans Olo: In der Antwort von Maik ist das doch klar geschrieben: „Es waren 55 Paletten mit je 12 Kisten“. Er hat die ja wohl selbst geladen, also nehme ich mal an, er hat die auch gezählt. Aber auch das hat er ja auch geschrieben 😉

    Das mit der Sturheit fällt mir auch manchmal auf. Nur wenn es so ist, ist es so. Warum soll er sich verstellen? Ich lese einige Blogs und finde es gut, wenn die authentisch geschrieben sind. Alles andere wäre unglaubwürdig.

  5. Hans Olo
    Hans Olo 17/03/2018

    @ Leser

    Das habe ich auch gelesen. Aber der Kunde zählt ja auch eine Palette mit 24 Kisten. Wie passt das zu 55 x 12? Während der Fahrt verrutscht? Hat der Lagerarbeiter schon rumgeräumt? Das hätte man bestimmt kurz klären können.

    Insgesamt muss man sich sicher nicht verstellen. Aber er ist halt bei einem Kunden. Der Kunde vergleicht das Angelieferte mit den Frachtpapieren und stellt Unstimmigkeiten fest. Anstatt darauf einzugehen, tut er die Unstimmigkeiten als unwichtig ab (als wenn ein Fahrer das entscheiden könnte).
    Jetzt hat er Hausverbot und keinem ist geholfen. Man muss auch mal die Faust in der Tasche lassen können. Sturheit oder ein „mir kann sowieso keiner was“ bringen einen nicht nach vorne.

  6. Leser246
    Leser246 17/03/2018

    @Hans Olo: Vielleicht lief das Gespräch ein wenig unglücklich ab. Aber das weis ich nicht, da ich nicht dabei war. Nur die Unstimmigkeiten sehe ich nicht als unwichtig abgetan. Denn oben steht ja:

    „Ich habe die selber geladen. Es waren 55 Paletten mit je 12 Kisten. Macht 660 Stück. Also wie es auch auf dem Lieferschein steht. Hab ich sogar selber ausgerechnet.“

    Also ich denke, das reicht als Erklärung. Und auch von einem Fahrer, der seine Ware selbst geladen hat. Das kann der wohl selbst entscheiden.

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