…nochmal etwas zum letzten Beitrag. Da habe ich auf einen Beitrag von auto, motor und sport verlinkt.
Die Journalistin Brigitte Haschek schreibt in Ihren Kommentar u.a.:
Denn die Transportunternehmen werden nicht auf ihren höheren Maut-Kosten sitzen bleiben wollen. Im hart umkämpften Logistikgewerbe reicht man höhere Betriebskosten an den Kunden weiter. Höhere Lkw-Maut hat höhere Endverbraucherpreise als Konsequenz – ob im Supermarkt, im Buchladen oder im Modegeschäft.
Das ist eigentlich so nicht ganz richtig. Frachtpreise hängen nicht mit steigenden oder sinkenden Kosten zusammen, sondern mit der Transportmenge, die gerade verfügbar ist. Ist diese groß, steigen die Preise. Ist diese gering und die Kosten steigen, so bedeutet das nicht, dass auch die Frachtkosten steigen. Im Gegenteil. Am Ende zählt nur der Preis.
Und was passiert wenn die Fracht“kosten“ – genauer gesagt der Frachtpreis, den ein Unternehmen verlangt (Kosten fallen für den Speditionskunden an) – unterhalb der Betriebskosten des Spediteurs liegen?
Da auf Dauer die Preise für Fracht nicht unter den Kosten liegen können* und die Maut für alle gleich ist (ausser die Maut wird geprellt oder der LKW fährt abseits der Autobahn, was sich aber angeblich nicht dauerhaft/flächendeckend lohnen soll), wird die Maut durchgereicht – es geht einfach nicht anders, auf Dauer.
Das Problem ist nicht die Maut.** Das Problem liegt wo anders.
Das Problem kennst Du ganz genau: Die Menschen im Osten arbeiten für weniger Geld (weil sie es können, und weil sie es müssen). Und das Hauptproblem ist dabei das die Fahrer für weniger Geld arbeiten. Viele andere Kosten sind für die Spediteure aus dem Osten ähnlich hoch (dafür sorgt z.B. auch die Polizei wenn diese schrottreife LKW aus dem Verkehr zieht), somit bleibt der Hauptpunkt das Gehalt des Fahrers.
Bleiben also zwei Möglichkeiten für den Spediteur: Unter (seinem) Kosten zu fahren, oder seine Kosten senken und die Fahrer für vier-fufzich die Stunde fahren zu lassen (beides geht auf Dauer nicht gut – das eine für den Spediteur und die Fahrer, das andere nur für die Fahrer).
Da aber in der BRD und in der EU ein „Wettbewerb“ bis auf die Knochen gewünscht ist (und die Polizei dafür da ist das die LKW in gutem Zustand sind, und nicht dafür da ist das die Arbeitsverhältnisse in gutem Zustand sind) geht diese ganze Diskussion über die Maut vollkommen am Thema vorbei – diesen gnadenlosen Wettbewerb sollten die Medien mal kritisieren. Aber die „heilige Hand des Marktes“ steht über allem, die wird es richten, und die darf nicht kritisiert werden.
Aber solange sich die Fahrer nicht zusammenschliesen und für europaweite gleiche (und vernünftige!) Arbeitsbedingungen kämpfen, und solange nicht entsprechende Solidarität in den Bevölkerungen organisiert wird, solange wird das genau so (und noch schlimmer) weitergehen – egal ob mit oder ohne LKW-Maut. Diskussionen über die LKW-Maut statt Diskussionen über Arbeitsbedingungen ist genau das was diejenigen wollen, die von der jetzigen Situation profitieren – wenn Du Dich daran beteiligst bist Du selber schuld.
* Jedenfalls nicht im Kapitalismus. Wobei, wir haben natürlich *nicht* Kapitalismus, wir haben natürlich „Marktwirtschaft“.
** Das Haupt-Problem an der Maut ist übrigens nicht so sehr die Höhe, sondern das eine Unternehmensgruppe sich einen nicht unerheblichen Anteil der Maut in die Tasche steckt – dies scheint so von den Regierungen/Parteien/Politikern (alle die seit Beginn der Maut an der Macht waren) gewünscht zu sein – aber das ist natürlich keine Korruption.
„Im hart umkämpften Logistikgewerbe reicht man höhere Betriebskosten an den Kunden weiter. “
Ob das wohl in letzter Konsequenz den Kern trifft?
Ich meine eher, dass letztendlich i.d.R. der Kunde den Preis bestimmt
.. die Einkommenminderung tragen dann eher die Beschäftigten (aber nicht die, die an den Schreibtischen sitzen)
meint
Hajo
Liebe Grüsse und gute Fahrt!
Also: Wir lassen Altpapier transportieren. Das ist Massengut und wird zum Großteil frei gehandelt. Zwischen EK und VK an der Papierfabrik sollen wir 3 € Marge pro Tonne machen – das sind bei 25 ton also 75 € pro Tour – davon müssen wir Vertrieb, Abrechnung, Steuern, Miete, Dispo, Vorstand etc. alles bezahlen – also Masse machen.
Wenn wir die Ladung nicht von A nach B transportieren lassen, dann fährt ein anderer denselben Weg.
Beispiel – Frankfurt/ Main nach Zülpich/Düren kostet bei der einen Spedition 340 € bei der anderen 295 € – Also etwa 2 € / ton Unterschied. 340 € fährt der lokale Unternehmer mit einheimischen Fahrern, 295 fährt der österreichische Vermittler mit ungarischen, polnischen, lettischen oderwasweissich Sub- und Subsubunternehmern.
Also ganz einfach: Wenn ich die Ladung zu fairen Löhnen und Bedingungen mit dem heimischen Unternehmer fahren lasse, dann bekomme ich gute Transport-Qualität – aber nicht genügend Ladungen. Fahre ich mit dem Vermittler habe ich die Masse an Ladungen aber ständig Ärger weil Touren liegenbleiben, den Fahrer niemand versteht, die Ballen nicht markiert werden etc…- dass ist meinem Vertriebler aber egal – der muss Masse machen, die Dispo hat das zu organisieren.
Was lernen wir daraus:
Wenn der heimische Unternehmer seinen Fuhrpark verkauft und die Fahrer entlässt hat er eine ausreichende Marge um die Ladung an einen ersten Subunternehmer zu verschachern und kaum Risiko – egal wie hoch die Betriebskosten sind oder werden. Zur Not stellt er einen polnischen Disponenten ein und verzichtet auf den Österreicher.
Wenn ich den Österreicher einsetze, dann kann ich Masse machen und bin fürs erste als Disponent aus dem Schneider. Neuer Monat, neue Preise, neue Transporte – vielleicht geht es ja dann nach Fulda – da fahren viel mehr Mittelständler – aber auch die haben bei 6-15 eigenen Autos 2-3 zusätzlich Polen laufen….
Es wird niemals eine Weitergabe an den Endverbraucher geben. Der Preis bildet sich durch ganz andere Sache – und mal ehrlich, wieviel Anteil macht denn die Maut bei einem Konsumgut aus ???
Und am Ende ist die Gier der Vorstände und die Gesetze des MArktes dafür verantwortlich, dass auf allen Mittel- und Langstrecken in baldiger Zukunft nur noch Nischenspeditionen mit deutschen Fahrern und Nummernschildern unterwegs sein werden.
Wers nicht glaubt fährt mal nach Belgien oder Holland und schaut auf die Kennzeichen. Da trucken Letten die Trailer von Rotterdam nach Eindhoven oder so.
Ich kann als Disponent diese Entwicklung nicht aufhalten – ich kann sie etwas verzögern, aber nicht wirklich. Am Ende sage ich das auch den dämlichen Ladestellen, die sich mal wieder über einen Ungarn beschweren, der ihnen zwar gute Preise garantiert, aber da ist Deutsch-Sprechen nicht inklusive.–