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Etwas unterschiedlicher Meinung

Es zeugt von Unverschämtheit, ein Telefonat einfach so zu beenden. Aber manchmal kann ich nicht anders:

Tag, Sie suchen per Annonce einen Kraftfahrer!
Ja, was möchten Sie denn wissen?

Wo würden mich Ihre Touren denn überall hinführen?
Wir fahren überwiegend Europa. Ganz Europa!

Aha. Wie sieht es finanziell aus? Also was zahlen Sie?
An Spesen das übliche. Also was gesetzlich vorgeschrieben ist!

Und beim Gehalt. Was kann ich da erwarten?
Eintausendfünfhundert Euro!

Ich rede jetzt nicht vom Netto. Eigentlich hatte ich Brutto gemeint!
Das ist das Bruttogehalt!

Tut, tut, tut, tut…

Gute Bezahlung in Mühlhausen

28 Comments

  1. karsten
    karsten 10/07/2011

    unfassbar…ich frage mich manchmal, warum sich so mancher unternehmer nichtmal an den tariflohn halten kann

  2. Sven
    Sven 10/07/2011

    @karsten: Weil sich so mancher Unternehmer dann nur noch eine dicke S-Klasse für die 4fach-Garage zuhause neben dem Swimmingpool gleich nebem dem 2.000qm-Grundstück und dem 300qm2-Eigenheim leisten kann, und so eine fast leere Garage sieht doch doof aus!

  3. SpaceFalcon
    SpaceFalcon 10/07/2011

    Äh, Maik, suchst Du eine neue Arbeitsstelle?

    Wieso ich jetzt erst diesen Gedanken habe, erschließt sich mir mal wieder nicht so wirklich….

  4. maik
    maik 10/07/2011

    @SpaceFalcon: Nein. Nicht unbedingt. Man sollte halt den heimatnahen Arbeitsmarkt im Auge behalten 🙂

  5. micha
    micha 10/07/2011

    hab ich vor ein paar wochen auch ähnlich in meiner Zeitung entdeckt. 1450€ brutto + spesen für ganz europa per zeitarbeit.

  6. TaxiIngo
    TaxiIngo 10/07/2011

    Das schlimmme an der ganzen Sache ist , das irgend ein Depp für dieses Geld fährt

  7. Florian
    Florian 11/07/2011

    Nene … das schlimme ist nicht das es jemand tut, sondern das es jemand tun muss damit er nicht ganz untergeht. Das ist defintiv keine leistungsgerechte Bezahlung und sie wird wieder einen weiteren Schritt in Richtung Dumpinglohnbereich bei Berufskraftfahrern machen, bis diese durch Harz 4 Unterstütz auf der Straße unterwegs sind und damit dann indirekt vom Staat die Speditionsbranche (zum Teil) subventioniert wird und die Spediteure erst den richtigen Preiskampf anfangen können … eine Spirale …

  8. Hajo
    Hajo 11/07/2011

    aber einem kannst Du nicht widersprechen: „pünktliche Bezahlung“ – da müsstest Du erst mal die Probe auf’s Exempel machen
    .. aber ich habe den Eindruck, die Probe bleibt wohl eher aus 😉
    Gute Fahrt!
    Grüße aus Frankfurt am Main
    Hajo

  9. Fred
    Fred 11/07/2011

    Unverschämtheit!!!
    Der Chef stopft sich die Taschen voll, und der Steuerzahler muß dem Fahrer die HIV-Aufstockung zahlen.

    Im Prinzip zahlen wir alle diesem gierigen Unternehmer seine S-Klasse.

  10. theralf
    theralf 11/07/2011

    Gottverdammt, da kocht mir doch schon wieder die Galle hoch! Was soll denn der Zusatz „puenktliche Bezahlung“ in der Annonce? Das is doch verdammtnochmal selbstverstaendlich, so wie ich eben auch bei jedem Wetter unter allen Umstaenden puenktlich auf Arbeit bin! Und sollte mich hoehere Gewalt mal davon abhalten, rufe ich bis spaetestens halb acht in der Bude an, oder nicht? Ich arbeite jetzt seit zwei Monaten in Down Under und wenn ich sowas lese, faellt mir der ganze Mist wieder ein, den man in der BRDeutschland mit jedem dritten Arbeitgeber erlebt! Hier hat auch wirklich jeder Hilfshucker am Zahltag puenktlich seine Kohle aufm Konto und dazu noch freundliche Umgangsformen und n angenehmes Arbeitsklima. Was laeuft in D eigentlich falsch? Waere gut, wenn alle so (richtig) reagieren wuerden wie du!

  11. Ralf
    Ralf 11/07/2011

    @theralf:
    Du warst noch nie selbstständig, oder!? Ich würde gerne mal die ganzen Meckerbolzen sehen wie die ins Schwimmen und Schwitzen kommen wenn sie mal einen eigenen Laden schmeißen müssten.

    Was macht man denn als Chef eines kleinen oder mitteständischen Unternehmens wenn der Kunde eine fünf- oder gar sechstellige Summe nicht oder verspätet zahlt??
    Entweder geht man an sein privates Vermögen, sofern man welches zur Verfügung hat. Oder man geht zur Bank und zahlt für den Vorschuss saftig Zinsen.
    Die Zinsen kann man sich als Unternehmer aber von niemanden zurück holen, sind also Verlust.
    Das macht man einmal, zweimal, vielleicht mit etwas Glück auch dreimal. Danach macht man seinen Laden zu. Und das ist in Deutschland ganz und gar nicht anders als wie in Down Under oder anderswo auf der Welt.

    Was in Deutschland falsch läuft? Das man als Unternehmer keine Möglichkeit hat seine Rechnungen einzutreiben. Selbst das Finanzamt drückt kein Auge zu wenn die Kunden nicht zahlen. Weder mindern die ihre Forderungen noch stunden sie diese. Und das gleiche gilt für Lieferanten, Werkstätten, Berufsgenossenschaft, Krankenkasse, Banken, usw.

    Wenn das mit den gerechten Löhnen und pünktlicher Zahlung immer alles so einfach ist, warum fahren die ganzen Maulaufreissexperten dann nicht alle eine S-Klasse und haben ihre eigene Firma mit 10 LKW??
    Weil dummes Zeug quatschen zwar niemanden satt macht aber einfacher ist als Unternehmer zu sein.

  12. Verkehrsteilnehmer
    Verkehrsteilnehmer 11/07/2011

    Also wirklich, das war unhöflich.

    Hättste ihn mal ausreden lassen, dann hättste auch noch erfahren, dass das nur eine Halbtagsstelle, also eine Woche fahren – eine Woche Ruhe, ist.

  13. Papa Bodehase
    Papa Bodehase 11/07/2011

    Das mit der Halbtagsstelle war jetzt aber nicht schlecht… 🙂

  14. karsten
    karsten 11/07/2011

    @ralf: du musst aber schon zugeben, dass es an unverschaemtheit grenzt, bei SO einem lohn noch von „guter bezahlung“ zu reden.

    natuerlich geht es nicht jedem fuhrunternehmen blendend und unser chef faehrt auch nur seinen geleasten vw tiguan…aber eine puenktliche bezahlung sollte das mindestmass sein. der kraftfahrer verdient sicher viel zu wenig in diesem land und was ich noch schlimmer finde: das ansehen des kraftfahrers liegt doch oft noch unter dem des halbtags-hausmeisters.

    wenn man dann als „guten“ lohn so eine zahl genannt bekommt, kann ich schon verstehen, dass einem da die galle hoch kommt.

    uebrigens sollte die puenktliche zahlung des lohns selbstverstaendlich sein. da kann man noch so oft ueber die schlechte zahlungsmoral in diesem bereich reden…die, die das bischen kohle einfahren, sollten als erstes bedient werden. sollte es dennoch mal nicht funktionieren, dann sollte jeder chef wenigstens noch mann genug sein und seine mitarbeiter darueber informieren…ich selber habe oft genug den spruch „das kann nicht sein, dass der loh noch nicht auf dem konto ist, ich habe ihn laengst ueberwiesen!“ gehoert und bekomme da jedesmal das kotzen…

  15. Wex Stallion
    Wex Stallion 11/07/2011

    ==
    Was macht man denn als Chef eines kleinen oder mitteständischen Unternehmens wenn der Kunde eine fünf- oder gar sechstellige Summe nicht oder verspätet zahlt??
    ==

    Die Nummer hab ich hinter mir, rein auf dem Papier würde ich theoretisch noch ca. 200.000 Euro zu bekommen haben; praktisch ist die Chance höher, von einem Stadtstreicher eine Kiste Champagner geschenkt zu bekommen.

    Nun ist jeder Mensch anders, und damit auch die Frage wo »man« die Linie zieht.

    Ich hab sie gezogen, als abzusehen war, dass die Löhne nicht mehr pünktlich zu zahlen waren. Über einen oder zwei Tage kann man vielleicht noch reden, aber dann wird es eben für viele eng (Miete, Strom usw.).

    Die Auftraggeberstruktur gab auch keinen Spielraum von wegen »Wenn du auf Urlaubsgeld oder x% verzichtest geht es weiter«, das wäre maximal drei, vielleicht vier Monate noch gut gegangen, hätte den Leuten den ALG-Schnitt runtergezogen und meine Schulden noch mehr erhöht.

    Dann lieber ein offenes »Sorry, Leute, aber es ist vorbei.« Das ist zwar auch shiße, aber ehrlich.

    Einen sechsstelligen Außenstand, gleich ob oben oder unten, kompensierst du auch nicht, wenn jeder Arbeiter/Angestellte (mal egal ob Fahrer, Disponent, Lagermurkel oder sonstwer) auf einen Hunderter verzichtet, das ist BWL-Bilanzbullshit. Was ne Bilanz wert ist, wenn der Cashflow nicht stimmt, sehen wir ja seit mindestens drei Jahren.

    Und, bevor einer fragt: Ich bin mit nem 14 Jahre alten Fiesta vom Hof gefahren, die S-Klasse hab ich nie bestellt 😉

  16. Ralf
    Ralf 12/07/2011

    @karsten:
    Ich bin für 1.400 brutto Fixum gefahren.

    [dramaturgische Pause]

    Die _Netto_beträge auf den Abrechnungen lagen allerdings irgendwo zw. 2.500 und 3.000 Euro.

    [Pause um den Kiefer wieder hochzuklappen]

    Ich hatte Netto also meistens mehr Geld als andere Brutto haben. Klar war das Keulerei und es hatte auch seine argen Nachteile. Krank werden war nicht so gut und Urlaub durfte man auch nicht zu lange machen.
    Solche Löhne lohnen sich in erster Linie für Alleinstehende in der Steuerklasse I. Denn wir haben immer noch die Steuerprogression (Die Steuerprogression führt zu einer überproportional steigenden steuerlichen Belastung bei steigendem Einkommen bzw. Vermögen [Wikipedia]). Mehr Brutto bedeutet nicht unbedingt mehr Netto. Denn je mehr man verdient, desto höher sind die Abzüge.
    Von meinem Urlaubsgeld sind dieses Jahr ganze 46% übrig geblieben. Die restlichen 54% sind an Papa Staat und Sozialleistungen gegangen.

    Aus Sicht des Arbeitgebers bedeutet das, dass dieser für einen 1.000er netto über 2.000€ brutto mehr aufwenden muss. Auf lange Sicht wird das kaum noch ein mittelständisches Unternehmen stemmen können. Man wird sich also nach anderen Lohnmodellen umsehen müssen. Werkswohnungen zum Beispiel kommen derzeit wieder ganz groß in Mode. Oder steuerfreie Zulagen wie doppelte Spesen usw.
    Das sind aber alles eher so Steuersparmodelle aus der Grauzone über die man am Telefon nicht so gerne spricht.
    Was den Arbeitgeber aus dem Beitrag angeht, will ich mich deshalb nicht wirklich dazu äußern. Bei manchem Arbeitgeber hilft ein wenig Nachhaken und Verhandeln. Aber die wenigsten werden das wohl mit einem Unbekannten am Telefon besprechen.

    Was die Pünktlichkeit von Lohnzahlungen angeht: Du bist als Lohnempfänger der letzte in einer sehr langen Kette von Leuten die die Hand aufhalten. Wann du deinen Lohn bekommst, entscheidet in den seltensten Fällen der Chef. So was entscheidet in erster Linie die Bank und die auch noch ganz alleine.
    Die Banken haben nämlich keine Lust sich mit Krankenkassen, Berufsgenossenschaften und Finanzämter anzulegen. Wenn die nämlich mit der Faust auf den Tisch hauen, dann ist das ein ganz anderer Knall als wenn du (oder ich) kleiner Hansel bei denen in der Schalterhalle steht und sein Geld haben will.
    Zudem geht es auch um Zinsen. In einem Betrieb mit 10 Mitarbeitern laufen im Monat schnell mal 30.000 bis 45.000 Euro Lohnkosten auf. Leg mal 45.000 Euro für ein paar Tage an, dann weißt du wo der Unterschied liegt ob du dein Geld am 1. oder am 10. des Monats bekommst. Wenn irgend ein Fräckel bei der Bank meint der Zinsverlust würde deinem Firmenkonto nicht gut tun und die Kredite gefährden, dann geht das Geld halt nicht raus.

    Ich bin erster Linie Angestellter. Allerdings bin ich auch Selbstständig. Ich fahre auch einen Mercedes. Sogar S-Klasse. Aber bei mir bedeutet S-Klasse Smart-Klasse.
    Mir kocht ständig die Galle hoch wenn irgendwelche Wuppties dahergelaufen kommen und behaupten jeder Chef würde ne S-Klasse fahren und seinen Angestellten nur Hungerlöhne bezahlen. Denn genau diese Wuppties haben von Tuten und Blasen keine Ahnung, ausgenommen es geht darum blödes Zeuch zu labern. Denen würde es wirklich mal gut tun 1 oder 2 Jahre als Selbstständiger tätig zu sein. Mal zu erfahren wie es ist wenn auf der einen Seite ein Kunde steht der nicht zahlen will weil die Wuppties diesen Monat mal wieder nur Mist gebaut haben. Und auf der anderen Seite die Wuppties die rumplärren wo ihr Geld bleibt.

  17. Hajo
    Hajo 12/07/2011

    ich bin auch selbstständig und bin froh, dass ich Einzelkämpfer bin (und wohl – dank der ach so kompetenten – Politik – bleiben werde)
    allerdings hatte ich bislang fast nur faire Geschäftspartner, die meine Rechnungen innerhalb des Zahlungszieles (immerhin ein Monat) zahlten und so sind meine Aussenstände auch moderat
    nur: ich habe auch meine Rechnungen „zeitnahe“ geschrieben (im Gegensatz zu einigen Betrieben, die dann über die Säumigkeit der Kunden jammern – auch ein Aspekt)

  18. Ralf
    Ralf 13/07/2011

    @Hajo:
    Wenn du es überwiegend mit Endkunden zu tun hast, dann ist es einen Ticken leichter. Aber wenn dein Kunde selber auf das Geld wartet, was willst du dann machen?
    Ich habe in der Baubranche 30.000DM verloren. Nicht weil mein Auftraggeber nicht gezahlt hat, sondern weil dessen Auftraggeber von seinem Auftraggeber kein Geld bekommen hatte. Einen Vollstreckungstitel kann ich ja nur gegen meinen Auftraggeber erwirken. Wenn bei dem nichts zu holen ist, habe ich Pech gehabt.
    Da fehlt einfach die Möglichkeit beim Verursacher des Zahlungsverzuges vollstrecken zu können.

    Ich bin auch Einzelkämpfer, habe aber wieder die blöde Situation das die Zahlungen von Zahlungen anderen abhängen. Das kann ich nur dadurch abmindern, dass ich nicht hauptberuflich Selbstständig bin.

  19. highwayfloh
    highwayfloh 13/07/2011

    @karsten:

    [quote]aber eine puenktliche bezahlung sollte das mindestmass sein.[/quote]

    Als erstes müssen die Sozialversicherungen bedient werden vom Unternehmer, ansonsten sind diese berechtigt für diese Firma Insolvenz anzumelden.

    Faustregel für Unternehmer:

    3 Monatslöhne + SV-Beiträge x Angestellte muss als Liquidität vorhanden sein!

    @Ralf:

    [quote]
    Ich bin für 1.400 brutto Fixum gefahren.
    Die _Netto_beträge auf den Abrechnungen lagen allerdings irgendwo zw. 2.500 und 3.000 Euro.
    [/quote]

    Jeder seriöse Steuerberater hätte so eine Abrechnungspraxis abgelehnt, da dies schlichtweg illegal ist (Sozialversicherungsbetrug steht da strafrechtlich im Raum)!

    Dir selbst hast Du damit auch ins Knie geschossen, eben bei Krankengeld- Urlaubsgeldanspruch usw. …

    Darüber hinaus lese ich zwischen den Zeilen heraus, dass Deine damalige Tätigkeit wohl unter „Scheinselbstständigkeit“ gefallen ist, kann mich aber in diesem Punkt auch irren.

  20. Thomas
    Thomas 13/07/2011

    @highwayfloh

    Die Einen können lesen, die Anderen aufnehmen und wieder Andere, weder das Eine noch das Andere!

  21. Ralf
    Ralf 13/07/2011

    @highwayfloh:
    Du irrst dich in 2 von 3 Punkten. Fixum plus Provision ist ein durchaus zulässiges und vor allem beliebtes Lohnmodell. So ziemlich jeder Makler oder Vertreter arbeitet zu diesen Bedingungen.
    Man kann es sogar zum Teil austesten ob die Angestellten zum Festlohn oder auf Provision arbeiten. Gehst du in ein Geschäft und kein Verkäufer lässt sich blicken, arbeiten die auf Festlohn. Ist ja egal ob sie was verkaufen, Geld kommt so oder so.
    Stürmen gleich drei Verkäufer auf dich zu, arbeiten die wahrscheinlich auf Provision. Je mehr sie verkaufen, desto mehr können sie verdienen.
    Zudem arbeitet man in der Gastronomie mit einem ähnlichen Modell. Bei den Service-Kräften zählt das Trinkgeld i.d.R. zum Lohn dazu. Es gibt einen relativ niedrige Grundlohn und der Rest ist abhängig von dem Einsatz und den Fähigkeiten des Personals.

    Das hat absolut nichts mit Scheinselbstständigkeit zu tun. Ich hatte einen ordentlichen Arbeitsvertrag mit Kündigungsfristen und war im Krankheits- und Urlaubsfall sozial abgesichert.
    Bei der Scheinselbstständigkeit gibt es weder Urlaub noch Kündigungsschutz. Und im Krankheitsfall verdient man rein gar nichts.

    Es ist richtig das man im Krankheitsfall, bei Arbeitslosigkeit oder im Urlaub finanziell gesehen eher schlechte Karten hat. Hatte ich aber ja bereits angemerkt. Was das im übrigen mit dem Urlaubsgeld zu tun hat, verstehe ich nicht. Urlaubsgeld ist eine frei verhandelbare Größe und nicht gesetzlich vorgeschrieben. Genauso wenig wie Weihnachtsgeld. Finanztechnisch gesehen sind Urlaubs- und Weihnachtsgeld freiwillige Bonuszahlungen.
    Solche Lohnmodelle werden jedoch in Zukunft eher die Regel als die Ausnahme sein. Jeder wird sich entscheiden müssen ob er in einem warmen, vollkommen sozial abgesicherten Nest leben will und dafür auf einen hohen Lohn verzichtet. Oder ob er lieber viel verdient und sich um seine soziale Absicherung selber kümmert.
    Vor allem für Kraftfahrer sind solche Lohnmodelle interessant. Bons für sparsames fahren, Bonus für unfallfreies Fahren. Bonus für gepflegtes Auto, Bonus für pünktliches Erscheinen am Arbeitsplatz usw. Nennt sich Leistungsgerechte Entlohnung und wäre z.B. in der Firma in der Karsten fährt gar nicht mal so verkehrt.

    Bei einem weiteren Punkt irrst du dich gewaltig: 3 Monatslöhne + SV Liquidität ist völliger Irrsinn. Kannste bei einer kleinen Bude mit 5 Angestellten machen.
    Bei unserem Konzern würde es bedeuten das wir mindestens 20 Millionen Euro Liquidität aufweisen müssten. Und das auch nur, wenn ich mit sehr (sehr, sehr) niedrigen 3.000 Euro/Arbeitnehmer rechne. Gehe ich von 4.500 Euro aus, was als Durchschnitt eher hinhauen dürfte, dann wären es 27 Millionen Euro.
    Für unseren Konzern sollte es nicht das große Problem sein die nötige Liquidität vorzuweisen. Wir haben Materialien die sich schnell und einfach verkaufen lassen.
    Aber wie soll das z.B. in einer großen Werbeagentur mit hoch bezahltem Personal aussehen? Oder in einer Tischlerei mit 10 Angestellten? Glaubst du ernsthaft die haben irgendwo 100tsd Euro rum liegen??
    Für eine Spedition mit einem etwas älterem Fuhrpark dürfte es sogar unmöglich sein eine solche Liquidität zu erreichen.

    Wie kommst du auf so ein Brett? Aus dem Handbuch für den Kleinunternehmer??

  22. highwayfloh
    highwayfloh 14/07/2011

    @Ralf:

    Die wenigsten Boni sind aber steuer- und sv-frei, sondern müssen korrekter weise dem Brutto hinzugerechnet werden.

    Dass diese Lohnmodelle auf den ersten Blick für den Arbeitnehmer / Angestellten interessant wirken, ist aber nur der Tatsache geschuldet, dass sich ein fettes Netto im Kopf festsetzt.

    Die wesentliche Nachteile werden aber oftmals übersehen:

    Meist sind diese Boni im Arbeitsvertrag als „freiwillige Zahlungen“ deklariert und mit dem Zusatz versehen, dass diese jederzeit gestrichen werden könnnen.

    Was bleibt in einem solchen Falle? Genau! Nur noch das „magere“ Brutto, welches sich entsprechend dann auch aufs Netto auswirkt.

    Von daher ist mir ein „fettes Brutto“ wesentlich lieber.

    Zu der „Vorhaltung“ der entsprechenden Liquidität:

    Das ist ja oftmals das Problem, oder warum glaubst Du dass sich die Insolvenzanmeldungen diverser Firmen häufen?

    Fakt ist:

    Wenn Du bei den SV-Beiträgen im Rückstand bist und die nicht bedienen kannst, musst Du vorbeugend Insolvenz anmelden.

  23. Ralf
    Ralf 14/07/2011

    @highwayfloh:
    Tja, da unterscheidet sich der Betrieb mit den guten von den Betrieb mit dem weniger guten Steuerberater.
    Doppelte Spesen sind bei Kraftfahrern sehr beliebt weil BAT und steuerfrei. Aber ein Bonus muss ja nicht immer in Bargeld ausgezahlt werden. Betriebswohnung hatte ich schon als Beispiel genannt. Zinslose Darlehn, Fahrtkostenzuschüsse, Betriebliche Altersvorsorge, usw.
    Da unterscheidet sich halt auch der Arbeitnehmer der nur „gut“ verdient von dem der besser verdient. Wenn man einen ertrag unterschreibt in dem festgelegt ist das gut die Hälfte des Lohns freiwillig gezahlt werden, muss man wohl nicht viel dazu sagen. Und wenn jemand sich erst gar nicht schlau macht welche Möglichkeiten es alles gibt, dann sollen die halt weiter jammern das man mit 1.500 Brutto so schlecht über die Runden kommt.


    Wenn ich mir vor Augen halte das in den meisten Speditionen heutzutage die LKW geleast bzw. gemietet sind, das Betriebsgelände höchstens gepachtet, dann müssten die eine Cash Ratio nahe 1 haben, ansonsten hätten sie deiner Definition nach ein gravierendes Problem. Eine Cash Ratio von nahe 1 ist wirtschaftlicher Selbstmord.

    Wenn du Außenstände, egal welcher Art, hast die du nicht bedienen kannst, BIST du insolvent. Da muss man nix vorsorglich anmelden. Selbst wenn man alle Löhne und SV-Abgaben bezahlt hat, kann man dann die Leasingraten nicht mehr zahlen, ist die Insolvenz unverzüglich anzumelden.
    Eine „vorsorgliche“ Insolvenzmeldung gibt es nicht. Entweder man ist insolvent oder nicht.

  24. highwayfloh
    highwayfloh 15/07/2011

    @Ralf:

    aber selbst solche „nicht-bare“ Boni müssen in der Regel (von Anteilig bis 100%) der Lohnsteuer und SV unterworfen werden, als sogenannter „geldwerter Vorteil“.

    Und wenn ein Arbeitgeber auf „stur“ schaltet, wälzt er auch noch die dafür anfallende Lohnsteuer auf den Arbeitnehmer ab, was durchaus zulässig ist, dann bleibt von den ganzen „Boni“ nicht mehr viel übrig… .

    Dies betrifft insbesondere den von Dir angeführten Fahrtkostenzuschuss, egal ob der für einen PKW gewährt wird, oder für eine Fahrkarte für den ÖPNV.

    Und nochmals:

    Die Krux ist de facto, dass solche „Boni“ jederzeit gestrichen werden können. Und der Steuerberater des Unternehmers wird sicherlich in erster Linie die Interessen des Unternehmers sprich Arbeitgebers berücksichtigen, nicht die der Arbeiter und Angestellten.

    Zu den Aussenständen:

    Wie ich jetzt schon mehrfach gesagt habe:

    Zuerst muss die SV bedient werden und das Finanzamt, dann erst kommen die übrigen Gläubiger im Falle eines Falles an das was noch „übrig“ ist.

  25. highwayfloh
    highwayfloh 15/07/2011

    Nachtrag:

    es gibt die „vorsorgliche / vorläufige“ Insolvenzanmeldung durchaus. Gerade in dem von mir genannten Fall, dass die SV nicht bedient werden kann, z.B. weil eben Kunden Ihre Rechnungen nicht bezahlen.

    Dies wird so gemacht, damit, falls es dann wirklich „zu Ende gehen sollte“, sich der Unternehmer / das Unternehmen nicht der Insolvenzverschleppung schuldig macht.

    Ist der Unternehmer / das Unternehmen wieder „flüssig“ kann dies ja belegt werden und die Insolvenzmeldung hat sich erledigt.

    Nochmals zur Liquidität:

    Daran gehen ja viele kleine Unternehmen zu Grunde, weil die oftmals gar nicht durchkalkulieren, was mit einem neu eingestellten Arbeiter / Angestellten an Kosten auf das Unternehmen zukommt.

    Gut, man kann natürlich entsprechende Kredite aufnehmen um diese Kosten vorläufig zu decken, aber langfristig lohnt sich das nicht.

  26. SpaceFalcon
    SpaceFalcon 15/07/2011

    Na dann hoffe ich mal, dass es genügend Anwälte und freie Ressourcen bei den diversen Amtsgerichten gibt….

  27. highwayfloh
    highwayfloh 17/07/2011

    @SpaceFalcon:

    was glaubst Du warum gerade die Arbeitsgerichtsprozesse immer so lange dauern, bis die mal verhandelt werden?

    Und auch die anderen ausstehenden, die an den Amtsgerichten anhängig sind?

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