Zollhof Weil/Basel, Donnerstagfrüh, 4.40 Uhr. Der Wecker klingelt, ich quäle mich aus der Koje, putze mir im Halbschlaf die Zähne und stehe als erster vor dem noch geschlossenen Tor, dass mich von der Schweiz trennt.
Kurz nach fünf öffnet es sich, die Ampel vor mir springt auf grün, ich gebe meinen „Laufzettel“ ab und los gehts…
Donnerstagvormittag, kurz nach Elf. Ich bin an meiner Entladestelle bei Mailand. So richtig fit bin ich noch immer nicht, aber was macht man nicht alles, um endlich einmal einigermassen früh Wochenende zu haben.
Kurz vor zwölf bin ich leer und melde mich bei meinem Disponenten: „Moin, wo soll ich laden?“
Die Antwort klingt weniger toll – ein Kunde in Piacenza, dessen Ware aber nicht vor Freitagmittag fertig ist.
Ich schleiche mit nicht einmal 80 km/h über die Autobahn, trotzdem stehe ich keine Stunde später auf dem letzten Rasthof vor Piacenza. Feierabend…
Ich versuche ein wenig zu pennen, geht natürlich nicht. Also fange ich an, Staub zu putzen und die Hütte auszukehren. Nach nicht einmal 10 Minuten habe ich darauf keinen Bock mehr und höre auf.
Ich gehe eine Runde über den Rasthof, dann wird mir kalt. Also wieder ins Führerhaus, Standheizung anstellen und einen Blick auf die Uhr werfen: Wow, eine Stunde ist schon rum!
Ich krame ein wenig im Lkw und finde eine angebrochene Tüte mit Salzbrezeln und eine 3 Wochen alte Bildzeitung. Cool, endlich Beschäftigung!
Um Zeit zu schinden, blicke ich öfter aus dem Fenster und beobachte fremde Leute. Nur so richtig befriedigt mich das auch nicht.
Bildzeitung lesen macht müde, erst recht, wenn diese drei Wochen alt ist. Ich lege mich in die Koje und schlummere friedlich hinweg.
Gegen 17.00 Uhr werde ich munter. Neben mir dröhnt ein Kühler, ich kann aber nicht bestimmen, ob er links oder rechts neben mir steht. Ich krabbel aus der Koje und sehe die Bescherung: Es sind zwei Kühler, links und rechts. Was habe ich verbrochen?
Ich beschliesse, die Kühler zu ignorieren und etwas zum Essen zu machen: „Schweine – Gulaschtopf mit Nudeln“ klingt gut. Die Büchse ist schnell auf, der Inhalt fix in einem Topf. Der Gaskocher brennt still vor sich hin. Nur irgendwie zu still.
Ich hebe den Topf an und sehe, dass nichts mehr brennt. Ein Schütteln bringt Gewissheit, die Kartusche ist leer und natürlich keine zweite dabei.
Nach solch einem Tag hilft nur noch Brad Pitt. Erst zweieinhalb Stunden „Troya“ und dann zum x-ten mal „Sieben“. Das Dröhnen der Kühler neben mir fügt sich nahtlos in die Story ein.
Irgendwann neigt sich aber auch der bescheidenste Tag seinem Ende zu. Die Abendwäsche ist schnell erledigt, in meiner Koje liege ich noch schneller.
Der Schlaf kommt und mit Ihm schöne Träume – wie ich unbeschwert durch die Zeit reise und dabei schöne Frauen beglücke.
Träumen darf man ja wohl…
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