Seit vier Wochen ist die Bundesstraßenmaut nun aktiv. Seitdem gilt sie auf rund 52 000 Straßenkilometern in Deutschland. Die Bezahlstrecken haben sich damit verdreifacht.
Die meisten Autofahrer werden es aber kaum mit bekommen haben. Das einzige Indiz dafür sind die blauen Kontrollsäulen, die momentan an über 600 Stellen bundesweit errichtet werden.
Noch immer werden diese Kamerasäulen von vielen für eine neue Art von Geschwindigkeitskontrollen gehalten. Das ist aber nicht so. Diese hohen blauen Kontrollgeräte kontrollieren die Maut auf Bundesstraßen. So wollen die Behörden die sogenannten Mautpreller erwischen, die keine Gebühr für die Straßenbenutzung entrichtet haben. Ihnen droht ein Bußgeld zwischen 120 Euro und 480 Euro.
Funktion und Kontrolle
Was genau deren Aufgabe ist und wie diese funktionieren, wird in einem Beitrag im Blog von Toll Collect wunderbar erklärt. So sind diese Säulen nur ein Bestandteil von mehreren Kontrollarten, auch Kontrollmix genannt. Neben der automatischen Kontrolle über Säulen auf den Bundesstraßen und Kontrollbrücken auf den Autobahnen, besteht dieser auch aus der stationären und mobilen Kontrolle sowie der Betriebskontrolle durch die Mitarbeiter des Bundesamtes für Güterverkehr.
Also keine Angst vor blau. Diese Farbe soll ja entspannend und beruhigend wirken und steht für Frieden, Harmonie, Zufriedenheit – und ist dazu noch Lieblingsfarbe der meisten Menschen.
Es gibt aber auch Kritik. So warnen Spediteure vor einer zusätzlichen Belastung durch die Maut. Der Deutsche Speditions- und Logistikverband warnt vor einem „erheblichen Kostenschub“ in Milliardenhöhe. Ob und in welchem Umfang die Mehrkosten an Hersteller, Händler und Kunden weitergegeben werden, wird jeder Betrieb selbst durchrechnen müssen. Dagegen geht die Bundesregierung nicht von höheren Preisen für Verbraucher aus.
Was sich für uns Fahrer ändert
Für uns Fahrer änderte sich vor allem die Anzeige in den OBU`s. Das bisher übliche akustische Signal bei Durchfahrt eines Streckenabschnittes und die Anzeige des Mautbetrages entfiel ja bereits bei der Aktuallisierung der Software über Mobilfunk. Der Grund ist, dass sich die Streckenführung auf Bundesstraßen häufiger und öfter ändert, als auf Autobahnen. So z.B. durch neue Durchfahrtsverbote, Straßensperrungen oder Baustellen. Die Daten für die Mauterhebung ändern sich dadurch viel kurzfristiger als bisher.
Heißt also: Die OBU errechnet nicht mehr den Mautbetrag. Die Berechnung findet stattdessen im Rechenzentrum statt. Die anfängliche Skepsis ist bei den meisten mittlerweile verflogen.
Durch die Ausweitung der Lkw-Maut werden nach Schätzungen rund 140 000 Fahrzeuge zusätzlich mautpflichtig. Wie viele sich letztlich eine OBU einbauen lassen, wird sich im Laufe der Zeit zeigen.
Fahrzeuge von Straßenreinigung und Winterdienst bleiben generell mautfrei – nicht aber Müllwagen und Fahrzeuge für die öffentliche Strom-, Gas- und Wasserversorgung. Diese sind vor allem in ländlichen Gebieten oft auf Bundesstraßen angewiesen. Generell haben sich viele vorbereitet, einige werden aber von der Ausweitung der LKW-Maut überrascht werden und empfindlich betroffen sein.
Über die Maut-App werden vor allem Betriebe buchen, die bisher nicht davon betroffen waren. Also Baufirmen, Gärtner oder Handwerksbetriebe, die im ländlichen Raum arbeiten und gelegentlich mit einem 7,5-Tonner unterwegs sind.
Mautflucht. Ja oder Nein?
Eine „Mautflucht“ auf Landes- oder gar Kreisstraßen, befürchte ich nicht. Denn Zeit ist Geld, besonders im Transportsektor. Wer auf solchen Straßen Maut einspart, zahlt dies mit einem Mehrverbrauch an Diesel, einem erhöhten Fahrzeugverschleiß und eben Zeitverlust.
So. Nun bin ich am Ende der fünfteiligen Artikelserie über die Mauteinführung auf deutschen Bundesstraßen angekommen. Bedanken möchte ich mich auch bei den Mitarbeitern von Toll Collect, die sich bei Fragen meinerseits immer Zeit nahmen, mir diese zu beantworten. Mir hat die bisherige Zusammenarbeit gefallen. Also vielleicht auf ein nächstes Mal.
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