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Time Of My Life

Irgendwann Ende der 80er fragte mich ein Bekannter, ob ich denn wüßte, was denn „das Schönste“ sei. Als ich verneinte, antwortete er: „Die 60er Jahre“.
Damals lachte ich darüber, denn „Rückschauen“ hatten für mich immer so eine Art Glorienschein und einen Hauch von rosa Brille.

Jetzt, gut 20 Jahre später, ertappe ich mich dabei, selber des öfteren zurückzuschauen – und dabei entdecke ich, dass die Zeit meiner Jugend einfach nur geil war.
In der Schule vergaß ich grundsätzlich meine Hausaufgaben, war faul und hatte irgendwie Schwierigkeiten mich zu konzentrieren. Dabei wollte ich schon so erwachsen und immer mit dabei sein und das letzte Wort haben.

„Easy Come And Easy Go“ war mein Motto, die erste aufkommende Coolness (so dachte ich zumindest), ein leichtes Aufbegehren.
Dazu aber eine Art Freundlichkeit, Respekt und Herzlichkeit, die man heute, auch bei mir, irgendwie vermißt.

Man hat sich entscheiden müssen: Popper, Rapper, Punk oder einfach ein Nichts (der Vorläufer vom Nerd). Dazwischen gab es nix, keine Grauzonen, man musste sich “bekennen”.

Die 80er waren ein, nein, mein Lebensgefühl und was lässt die 80er dazu werden? Die Erinnerungen daran, die ich habe.
Dazu zählen die super Klassenfahrten, die Sommermonate im Ferienlager an der Ostsee, lange Winter mit viel Schnee, warme Sommer im Freibad, die ersten schüchternen Blicke in Richtung des anderen Geschlechts und schließlich das erste Mädel, dass nur mit mir gehen wollte.
Aber auch die erste BRAVO, die meine Mutter nach einem Besuch Ihrer Schwester in der Schweiz über die innerdeutsche Grenze schmuggelte, versteckt in einem Beutel voller Schmutzwäsche.
Diese Zeit kommt nie wieder und je mehr Zeit vergeht, um so mehr favorisiert man die damalige.

Klar gab es auch viel negatives: Waldsterben, Ozonloch, saurer Regen, Tschernobyl, drohender atomarer Weltkrieg, zwei deutsche Staaten usw.
Aber das alles wird verdrängt – das gute zählt und den Rest lässt man „außen vor“.

2 Comments

  1. Stefan
    Stefan 24/10/2009

    Früher war sowieso alles besser…

    …diese Erkenntniss muss jeder selbst machen. Ich dachte auch immer, das ich als Optimist, weniger anfällig für nostalgische Gefühle bin. Trotzdem kann ich, wenn ich z.B. die vergangenen 20 Jahre betrachte, manchmal solche Gedanken nicht ganz verdrängen.

    Sicher liegt es zum einen daran, das es menschlich ist sich an schöne Dinge zu erinnern und Unangenehmes eher zu vergessen bzw. zu verdrängen. Zum anderen muss jeder seine (schlechten) Lebenserfahrungen erstmal selber machen.

    Grüße

  2. hajo
    hajo 26/10/2009

    nun, ich will mal so schreiben: früher waren die Menschen genügsamer.
    Das ist aber m.E. nur natürlich, denn wenn Begehrlichkeiten geweckt werden, dann sind sie auch aktiv.
    Aber letztendlich liegt es doch an jedem selbst, was er/sie mit seinem/ihrem Leben macht und was vor Jahrzehnten ein Ziel war, muss es nicht zwangsläufig heute auch noch sein – tempore mutantur, nos et mutamur in illis (die Zeiten ändern sich und wir uns in ihnen) wussten schon die „ollen Römer“.
    Aber eines ist sicher: das menschliche Gedächtnis speichert vorwiegend das Schöne/Positive etc. und schiebt das Hässliche/Negative etc. in den Orkus
    .. gilt jedenfalls für die Meisten.
    Deshalb ist es nicht das Schlechteste, wenn man einfach den Augenblick geniesst – dazu gehört auch Dein Tagebuch, lieber Maik, denn es ist doch bei allen beschriebenen Ärgernissen positiv ausgelegt und so sind auch seine Kommentatoren.
    Danke!
    Grüsse aus Frankfurt am Main
    Hajo

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