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Schlagwort: Zeitfenster

Warten ist Scheiße

Freitagabend, kurz nach 23.00 Uhr. Eigentlich wollte ich jetzt auf der heimischen Couch liegen und das Wochenende langsam anklingen lassen. Stattdessen stehe ich auf einem Autohof an der A13, nördlich von Dresden.
Laden sollte ich in einer Firma, hier in der Nähe. Angekommen bin ich da gegen Eins heute Mittag. Natürlich wird man nur beladen, wenn man vorher angemeldet ist und ein Zeitfenster bestätigt wurde. In meinem Fall kein Problem, um 14.30 Uhr sollte es losgehen.

Der Laster wurde gewogen, vom Pförtner bekam ich einen Pieper und die Anweisung, mir auf dem angrenzenden Parkplatz eine Lücke zu suchen. Kurz darauf stand ich inmitten zwanzig oder dreißig anderen Lkw. Und wartete. Eine Stunde, drei Stunden, fünf Stunden.
Gegen sechs ging ich nochmal zur Pförtnerbude. Mittlerweile hatte die Schicht gewechselt. Eine Frau packte gerade einige Brote aus und rührte nebenbei Zucker in ein Teeglas. Mit einen „Huhu“ machte ich mich bemerkbar.
„Gibt es hier Toiletten“, fragte ich höflich. „Ja, natürlich“, antwortete Sie. „Hinten in einer Ecke vom Parkplatz steht ein Dixi-Klo“. Ich ging ohne etwas zu sagen und zog es vor, meinen urinalen Drang noch etwas zu unterdrücken.

Zwei weitere Stunden verbrachte ich mit dösen. Zwischendurch untersuchte ich den Pieper, schüttelte ihn und drückte ein paar Knöpfe. Aber das Ding blieb stumm. Dann ging ich nochmal zur Pförtnerfrau. „Huhu, wann werde ich denn nun eigentlich beladen“? Sie fragte nach meiner Ladereferenz, wählte eine Nummer und wiederholte meine Frage. „Aha“, antwortete Sie. „Weit nach dreiundzwanzig Uhr“.
„Nee, heute nicht mehr“, erwiderte ich. „Das ist mir zu spät. Dann fahre ich jetzt weg und komme morgen wieder. Zwischen sieben und acht bin ich wieder hier!“ Damit war Sie einverstanden. Vielleicht wollte die auch nur Ihre Ruhe. Nur die bekam Sie nicht. Zwei weitere Fahrer standen schon parat und hatten die gleiche Frage.

Kurze Zeit später sattelte ich ab und fuhr zum bereits erwähnten Autohof. Der ist zwar auch nicht erste Wahl, aber es gibt Duschen und eine Toilette, die als solches zu erkennen ist. Dazu Nudeln mit Gulasch aus der Mikrowelle. Passt also zum heutigen Tag.
Wie der morgige wird? Keine Ahnung. Ich lass mich überraschen.

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Zu früh gekommen

Seit kurz nach neun stehe ich in einem Gewerbegebiet unweit von Koblenz. Eigentlich wollte ich um diese Zeit abladen, nur wußte ich nichts von einem Zeitfenster. Dieses wurde für meine Ladung auf 14.30 Uhr gelegt.
Den Tag verbringe ich also bisher – vorsichtig ausgedrückt – äusserst ruhig.

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Alles wie gehabt

Apfelschorle durfte ich gestern laden. Einundsechsig Paletten. Wo verrate ich natürlich nicht. Auch wenn ich den Namen gerne erwähnen würde. Und den Auftraggeber gleich dazu. Aber ich bin ja vernünftig und habe mich wieder beruhigt. Zumindest etwas.

Also. Am frühen Nachmittag bekam ich von meinem Disponenten die Order, für einen Lebensmitteldiscounter Mineralwasser zu laden. Komplett versteht sich. Ich erhielt die Ladenummer und den Hinweis, dass die Anlieferung erst am Mittwoch erfolgen kann.
Da mein Wohnort quasi „auf der Strecke“ liegt, wurde mir der Vorschlag unterbreitet, nach Hause zu fahren. Wunderbar. Zwei Nächte im eigenen Bett, dazu mitten in der Woche, wann habe ich das schon. Freudig erregt stimmte ich zu.

Gegen halb drei Uhr nachmittags war ich bei dem Getränkehersteller. Der Parkplatz voll mit Lkw. Bei vierzig hörte ich auf mit zählen. Noch war ich aber guter Hoffnung.
Die ultimative Anmeldung samt Belehrung ausgefüllt und mich anschließend vor dem einzigen Schalter der Warenannahme angestellt. Dort erhielt ich kurze Zeit später den Hinweis, dass, sobald ich an der Reihe wäre, man mich anrufen würde.

Wann, wagte ich nicht zu fragen.

Es wurde um drei, halb vier, um vier. Neue Lkw kamen, alte Lkw fuhren, Schließlich waren auch die neuen Lkw zu alten geworden. Nur ich stand. Und nix passierte.
Kurz nach fünf schlenderte ich nochmal zur Warenannahme. Es würde noch eine Stunde dauern, bekam ich zur Antwort. Wortlos ging ich wieder von dannen. Und es wurde um sechs. Nur mein Handy schwieg.

Mit etwas Überwindung spazierte ich wieder nach vorn. Der üblichen Frage folgte die gleiche Antwort: Warten! „Wieso, weshalb, warum„, sprudelte es nun aus mir heraus. Nun schon etwas lauter. „Alle werden beladen, nur ich nicht“.

Zeitfenster. Die haben alle ein Zeitfenster„, erwiderte der Mann hinter dem Schalter. „Wenn Deine Firma oder deren Auftraggeber Dich hier nicht anmelden, mußt Du halt warten„!

Ihr werdet doch wohl in der Lage sein, auch einen nicht angemeldeten Lkw mal zwischen durch zu laden„, warf ich ein. „Ja, frühs zwischen drei und vier Uhr„, bekam ich zur Antwort. Und ging wieder.

Gegen sieben klingelte das Telefon. Ich war richtig erschrocken. Nach einer kurzen Info durfte ich das Werk befahren und eine weitere Stunde später die Lieferscheine abholen. Achso: Natürlich mußte ich den Auflieger selber beladen. Aber das nur mal so nebenbei.

Jetzt stehe ich auf einem Rasthof und quäle mich gleich in die Koje. Also alles wie gehabt.

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