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Grün-Gelbe Entfremdung

Die Allianz steht: Neben dem Grünen Özdemir fordert auch der Vorsitzende des ADAC Südbaden, Clemens Bieniger, eine Ausweitung der Lkw-Maut auf Bundes- und Landesstraßen. Eine Gebührenpflicht für Lastwagen auch auf diesen Strecken würde helfen, den Verkehr in geordnete Bahnen zu lenken, sagte er der Nachrichtenagentur dpa.
Laut Bieniger rollt der internationale Schwerlastverkehr immer mehr durch Städte und Gemeinden. Anstatt die Autobahn zu nutzen, wählten viele Lastwagenfahrer kleinere Straßen. Ein Ausweiten der vor neun Jahren eingeführten Maut könne dafür sorgen, dass Lastwagen die Autobahnen nutzen, anstatt kostenfrei über kleine Straßen zu fahren.

Für diese These hat er auch ein Beispiel parat. So sei in Baden-Württemberg die stark befahrene Ost-West-Verbindung von der Rheinebene über den Schwarzwald in Richtung Stuttgart und Bodensee besonders betroffen.
Aha. Also ich wage mal zu behaupten, dass bereits vor der Mauteinführung auf deutschen Autobahnen viele Lkw-Fahrer den beschwerlichen Weg über den Schwarzwald nutzten, um vom Oberrhein zum Bodensee zu kommen. Wie auch sonst? Kein normal denkender Mensch gurkt von Freiburg nach Karlsruhe, um dann über die Autobahnen 8 und 81 wieder Richtung Bodensee zu fahren. Der Umweg beträgt ja nur läppische 230 Kilometer.

Vom Oberrhein nach Singen

Am 18. September letzten Jahres wurde im Verkehrsausschuss des Verbandes Region Stuttgart (VRS) ein Bericht vorgestellt, der besagt, dass seit der Einführung der Lkw-Maut auf Autobahnen im Jahr 2005 nicht mehr Lastwagenfahrer auf Bundesstraßen ausgewichen sind. Im Gegenteil, der Lkw-Verkehr auf Bundesstraßen ist, von Ausnahmen abgesehen, zwischen 2005 und 2012 sogar um 11,1 Prozent zurückgegangen.

Die Bundesregierung kam Anfang 2013 übrigens zu einem ähnlichen Ergebnis, allerdings aufgrund von Modellrechnungen (Drucksache 17/12028). Danach gab es auf 94 Prozent der Bundesstraßen in Deutschland keine nennenswerte Zunahme des Lkw-Verkehrs.

Mir kann keiner erzählen, dass ein Vorsitzender des ADAC Südbaden diese Studien – der BaWü-Bericht beruht übrigens auf reale Zählungen – nicht kennt. Warum behauptet der dann gegenteiliges? Vielleicht weil die Maut auf Autobahnen für den Bund viel Geld einbringt? Da können auch Landstraßen kostenpflichtig werden?

Aber so direkt kann sich Bieniger natürlich nicht äußern. Er ist ja kein Politiker, sondern nur der Regionalfürst eines Automobilclubs. In dieser Funktion liegt Ihm natürlich das Wohl der Mitglieder des ADAC am Herzen. Was auch sonst. Außerdem muss er sich von der Politik abgrenzen. Das gehört sich in solch einer Funktion so. Denn zusätzlich fordert er den Bau weiterer Ortsumfahrungen und gerade dafür stellt die Bundesregierung zu wenig Geld bereit.

Aber Bieniger kennt noch einen anderen Grund, weshalb Lkw-Fahrer Landstraßen statt Autobahnen befahren. Die moderne Technik ist daran Schuld. So gibt das Navigationssystem die kürzeste Route vor und diese wird dann auch befahren, zumal sie meist kostenfrei ist. Zudem seien hierzulande immer mehr Speditionen aus dem Ausland unterwegs, deren Fahrer nicht ortskundig sind.
Also ich habe in meinem Navigationsgerät nicht die kürzeste Route eingestellt, sondern die schnellste. Mit dieser Einstellung werde ich nur in den seltensten Fällen über Landstraßen gelotst. Eben dann, wenn es über kleine Straßen wirklich schneller geht. Ich denke, mit dieser Konfiguration ist ein Großteil meiner Kollegen unterwegs.

Außerdem befinden sich Be- oder Entladestellen in der Regel nicht direkt an einer Autobahn. Bundesstraßen zu befahren, bleibt somit nicht aus. Aber das darf ein Automobilclubmensch nicht erwähnen. Eher werden Brummifahrer als dümmliche Zeitgenossen dargestellt. Das ist schon eine armselige Polemik.
LKW fahren nicht zum Spaß durch die Gegend und schon gar nicht durch Ortschaften. Oftmaliges Bremsen und Beschleunigen kostet nicht nur Sprit, sondern erhöht auch den Verschleiß eines Lkw. Aber das ist ja allgemein bekannt. Sicher auch den Funktionären des ADAC.

ADAC Südbaden
ADAC fordert LKW-Maut in Ortsdurchfahrten

3 Comments

  1. Hajo
    Hajo 04/01/2014

    lieber Maik,
    Bieniger ist kein Po-Litiker? Seit wann bewegt sich der ADAC im Bereich der schönen Künste oder so?
    Der ADAC macht Po-Litik, selbstverständlich! Und somit ist sein „Gau-Vorsitzender“ auch ein Po-Litiker.
    .. oder sehe ich das falsch?
    und zum Text: damit ist auch dessen Unfähigkeit erklärt.
    Herzliche Grüße
    Hajo

  2. Matthias K
    Matthias K 04/01/2014

    Ich wohne in der besagten Region und mir geht das Gerede über die angeblichen Mautpreller schon lange auf den Sack. Auf der B31 durch Schwarzwald gab es schon immer sehr starken LKW-Verkehr. Dass viele Leute oft vergessen, dass es im Schwarzwald viele Betriebe gibt, die von LKWs angefahren werden, dass die Region Villingen-Schwenningen, Rottweil und Tuttlingen wirtschaftlich sehr stark ist, sollte man auch nicht vergessen, ganz zu Schweigen von der Bodenseeregion um Konstanz, Radolfzell etc. Es gibt hier viele Leute, die glauben, die ganzen LKWs fahren alle hier nur durch, um nach München oder Wien zu fahren. Kompletter Bullshit! Der größte Teil der LKWs auf der B31 steuert die Regionen an, die ich genannt habe. Ein weitere Teil fährt weiter in Richtung östlicher Bodensee oder Allgäu, nur die wenigsten noch weiter, um die A8 meiden.

  3. Ibo
    Ibo 04/01/2014

    Der Aus und Neubau der Infrastruktur wurde jahrelang verschlafen. Schuld daran trägt zum einen die Politik, die diese Aufgabe immer weiter vor sich herschiebt und zum anderen Lobbyverbände wie eben der ADAC, die mit nicht zu erfüllenden Forderungen wirklich wichtige Vorhaben verhindern. Automobilverbände sollten sich auf Ihre Kernaufgaben konzentrieren. Diese bestehen vor allem aus Hilfe im Notfall, populistisches Geschwätz gehört nicht dazu.

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