Yves hat mir per Mail den Link eines Videos gesendet:
Vielen Dank dafür.
Das gleiche Video ist seit einigen Tagen bei actro zu sehen.
Sven schreibt dazu:
Klappt im obigen Video aber auch nur deshalb, weil er zum einen Langgabel fährt, und zum anderen die Rücklichter versetzt hat.
Ich selber habe keine Ahnung, ob das so ist. Oder anders ausgedrückt: Ein Bergungsdienst hätte einen lukrativen Auftrag bekommen und mein Chef wäre im Dreieck gesprungen.
Wenn ich heute/morgen noch die Zeit finden sollte, schreibe ich zu dem Thema Deichseln (Zuggabeln) mal einen Beitrag. Oder nö, doch nicht, lieber hier eine Kurzform.
Der gezeigte Anhänger im Video fährt die sehr seltene Variante Langgabel, die sich zu den normalen Zuggabeln zum einen darin unterscheidet, dass das Dreieck (der Zuggabel) sehr nah an der Achse gehalten ist während normale Zuggabeln sich meist erst bei der Zugöse vereinen, und zum anderen die Gabel länger ist als bei einer „Nürnberger“ beispielsweise, wodurch ein „Anklopfen“ des Anhängers mit dem Aufbau am selbigen des Motorwagens vermieden wird.
Dadurch gewinnt man um die 10° zusätzlich zum maximalen Winkel Zugfahrzeug:Drehschemel hinzu.
Durch das Versetzen der Rückleuchten, welche meist auf gleicher Höhe und in gleicher Linie zum Fangmaul stehen, gewinnt man abermals um die 2-3° – jedoch muss man nun beachten, dass man nun das Fangmaul sprichwörtlich in die Hecktraverse drücken kann.
Setzt man jetzt noch die lange Kupplung von Ringfeder in die Hecktraverse, womit der Drehpunkt nochmals um die 10cm vom Fahrzeug weggeführt wird, hat man einen recht abartigen Winkel zur Verfügung, mit welchem man sich aber auch ordentlich festkeilen kann, denn anders als bei einem Sattelzug, gibt bei einem Hängerzug der Anhänger die Richtung notgedrungen vor, sonst knirscht’s.
Wie man im Video ab auch sieht, hat der Fahrer keinen Respekt vor seiner Technik! Die Vorderachse seines Anhängers ist nicht für solche Winkel konzipiert, wie man beim Drehen dieser recht deutlich sieht (bei 0:20)! Die Achse bleibt irgendwo am Rahmen hängen, und der Fahrer drückt mit aller Gewalt nach. Bei 0:57 dürfte er sich die Gabel verbogen haben, da Anhänger und Motorwagen auf gleicher Höhe waren, und der Motorwagen hydraulische Stützen für den Ladekran montiert hatte, welche definitiv mindestens auf gleicher Höhe wie das Fangmaul waren.
Langgabel nennt sich auch Y-Gabel (im Gegensatz zur V-Gabel). Die Y-Gabel ist nicht ganz so selten, hat aber einen gravierenden Nachteil: Aufgrund ihrer Statik kann man sie auf Dauer auch ohne grobe Fahrmanöver kaputt bekommen. Der Punkt an dem alle drei Streben zusammen laufen ist selbst beim normalen Rangieren extremen Belastungen unterlegen. Diese Stelle weist oft recht schnell Risse und Korrosion auf.
Ihr Vorteil ist der, dass man sie in der Länge verstellen kann, vorausgesetzt sie ist dafür ausgestattet.
„Die Achse bleibt irgendwo am Rahmen hängen“
Das wäre ein hartes Kunststück, meiner Ansicht nach sogar unmöglich. Das Video ist nicht ganz so hoch aufgelöst, ich gehe aber davon aus das der Untergrund nicht eben war und der Anhänger deswegen so gewackelt hat.
Ist allerdings auch nicht ungefährlich. Bei uns haben sie schon mit solchen Fahrmanövern Anhänger umgeworfen. Waren allerdings beladen.
„Bei 0:57 dürfte er sich die Gabel verbogen haben, […] und der Motorwagen hydraulische Stützen für den Ladekran montiert hatte […]“
Die Stützen sind uninteressant. Normalerweise haben die Holztransporter klappbare Stützen um mehr Bodenfreiheit zu erreichen. Der Kollege war einfach nur zu faul die Stützen hoch zu klappen und zu arretieren. In diesen Video kannst du gut sehen wie die Stützen frei hin- und her schwingen. In anderen Videos und auf Bildern von Holztransportern sieht man wie die Stützen hochgeklappt sind. Auf dem Bild sieht man übrigens auch schön die Ringfeder Typ 2020, ein Fangmaul das an den Seiten quasi offen ist und so mehr Spielraum beim Rangieren bietet.
Das extreme Wenden ist aber nicht ganz ungefährlich für die Elektrik. Bei einen unserer Kunden wird der Anhänger mit dem Stapler umgedreht da man ansonsten aus der Bumsbude nie wieder raus kommen würde. Bei meinem Anhänger hat der Staplerfahrer dann etwas zu heftig und weit eingeschlagen, das hat dem ABS-Kabel das Leben gekostet.
(in der Bumsbude ist auch der Anhänger umgekippt. Jetzt lautet die Devise: Erst abladen, dann Wenden)
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Ich glaube die haben da einen Wettbewerb veranstaltet. Sein Kollege kann das nämlich auch. Und falls es schief geht, rufen die keinen Abschleppdienst. Dafür haben sie ja genug Kollegen 😉
Naja, ist jedenfalls keine besonders materialschenende Variante des Wendens.
Leider kann man in dem Originalvideo nicht erkennen, ob die Stützen arretiert sind oder frei hängen, aber alleine vom Aufbau her sehen die Stützen starr montiert aus, da ein Rahmen mit dem LDK.
Dieses Fangmaul kenne ich noch nicht, das ist Premiere. Wie kuppelt man mit dem Dingen ohne Hilslouie einen drucklosen Anhänger mit gedrehter Achse an??? 😯
Die Sache mit dem Kippen. Bei Metallkoffern (so wie in meinem Fall) müssen die noch nichteinmal mehr beladen sein, da Höhe, Eigenmasse und Schwerpunkt schon voll ausreichend sind, um den Anhänger zu schmeissen. Habe ich beim Kunden schon gesehen. Fahrer hatte seinen Anhänger in der Straße abgestellt, kam wieder, und der Wendehammer war plötzlich durch PKW zugeparkt. Anstatt die Fraggles zu rufen, hat er es vorgezogen, den Anhänger auf einen Y10 zu schmeissen – interessant, wie wenig Fahrzeughöhe übrig bleibt, wenn ein leerer BDF mit Metallkoffer nur draufkippt.
Appr. Langgabel. Ich hatte mal aushilfsweise eine Lafette mit Langgabel. Als ich noch Begegnung gefahren bin, wollte ich die zuvor vom Kollegen abgestellten Brücken mit meinem Zug aufnehmen.
Die Gabel war sowas von krumm, dass ich nur im Winkel unter beide Brücken fahren konnte. Aber dessen noch nicht genug. Als ich mit dem Motorwagen komplett untergefahren war musste ich feststellen, dass die Gabel auf „lang“ eingestellt war – Motorwagen passte, Lafette guckte hinten knapp 70cm heraus. Selbstverständlich konnte ich dank der krummen Gabel die Lafette nicht mehr einfach nur nach vorne ziehen, da die Rollen nun an die Brücke anschlugen und nicht mehr in der Führung waren.
Das war der Punkt, an welchem der ehemalige Schwerlast- und Überlängenfahrer durchkam. 🙂
Abgehangen, Motorwagen gewendet, Anhänger an die Schnauze genommen, und dann die Lafette in wenigen Zügen komplett angelassen (also ohne Rollen und Anschlag) unter der Brücke so platziert, dass es wieder passt.
Naja, irgendwie mag ich Gliederzüge mit Drehkranz ja….. Sattel sind dagegen irgendwie „unhandlich“.
Dieses „offene“ Fangmaul kommt ursprünglich aus dem militärischen Bereich und wurde dann von Holländern und Belgiern übernommen. Bei denen und den Skandinaviern sieht man das recht häufig.
Meistens ist es ja so, dass in anderen Ländern manche Techniken (z.B. Y-Gabel) seit Jahren im Einsatz sind bevor die in Deutschland merken welche Vorteile ihnen da entgehen.
Eine Y-Gabel wollte ich ursprünglich auch mal an meinen Anhänger haben. Ich habe da so einen „tollen“ französischen Aufbau. Die Rücklichter sind an dem Aufbau mit zwei stabilen Kästen geschützt. Eigentlich ist der Aufbau nur für Solofahrzeuge geeignet, bei uns musste aber ja ein Anhänger hinten dran. Ergebnis: Scharfes Wendemanöver oder beim Zurücksetzen mal nicht aufgepasst und schon ist die Gabel krumm. Zwei Stück habe ich bis jetzt auf dem Gewissen. In der Werkstatt haben die mir dann mal die Vor- und Nachteile der Y-Gabel erklärt und den Haufen mit krummen Y-Gabeln gezeigt. Jetzt habe ich wieder V-Gabel, ist ja nicht sooo teuer (meint der Chef) 😀
Mal schauen ob ich in vier oder fünf Jahren ein Auto mit vernünftigen Aufbau bekomme. Dann versuche ich auch mal so ein Wendemanöver.
Bis dahin muss ich halt immer erst schauen wo ich hin fahre. Denn vorne anhängen ist beim MAN ja nicht 🙁