Es ist mal wieder der fünfte eines Monats. Und an diesem fragt „Gut gebrüllt“, wie denn von anderer Leute Blogger der Tag so war. Das nennt sich dann „Was machst Du eigentlich den ganzen Tag„.? Oder eben in Kurzform „WmDedgT„.
Hier ist, zum achten Mal – joa mei, wie die Zeit vergeht – meine Ausgabe:
3.50 Uhr, dass laute fiepen vom Handy weckt mich. Meine Fresse, denke ich. Ist es schon wieder Zeit zum aufstehen? Ich krabbel aus der Koje, suche meine Klamotten zusammen.
Nebenbei stelle ich den Tacho auf Arbeitszeit und den Motor an. Der Auflieger braucht Luft.
3.56 Uhr, die Tankstelle auf deren Gelände ich stehe, ist noch geschlossen. Zum pieseln geht’s also ins Grüne. Morgenwäsche am Kanister.
Während ich Zähne putze, tappe ich um den Lkw. Plane ist ganz, Beleuchtung funktioniert, Tankdeckel sind zu, an der Sattelkupplung hat sich auch niemand zu schaffen gemacht. Noch fix den Mund ausspülen, dann kann ich los.
4.07 Uhr, Abfahrt. Einige Minuten später fahre ich bei Desenzano auf die Autostrada. Das Infotainment über der Autobahn zeigt ne Vollsperrung hinter Brescia-West an.
Der Grund wird nicht verraten, meine Vermutung ist eine Nachtbaustelle. Aber ist ja egal, Vollsperrung ist Vollsperrung.
Ich überlege, wo und wie ich am besten den Stau umgehe. Die Umleitung über die Tangenziale nutzen sicher viele. Also kacke. Aber da gibt es ja eine Möglichkeit weiter südlich über den Zubringer zur A21. So werde ich das machen.
Apropo Infotainment. Diese Hinweistafeln an italienischen Autobahnen, wer an den Gardasee fährt, weiß was ich meine. Ich finde diese Teile genial.
Egal ob irgendwelche Infos, Stau oder anderes Zeugs vor einem oder Warnung vor Schnee, Eis, Nebel, alles wird da angezeigt. Und das auffällig und gut lesbar. Da kann sich die deutsche Autobahn GmbH mal ne Anregung holen, wie nützliche Informationen geteilt werden können.
4.43 Uhr, Brescia habe ich hinter mir. Ohne Stau oder überhaupt eine Verzögerung. Also alles richtig gemacht. Und wieder wunder ich mich, wie ich um diese Zeit schon klar denken kann. Na ja. Ich fahre weiter über die A35 bis Mailand.
Die verläuft etwas südlich der A4. Dort zu fahren ist zwar von der Maut her etwas teurer, aber angenehmer. Schon weil der Verkehr nicht so arg ist.
Kurz vor sechs, ich bin wieder auf der A4. Jetzt kurz vor Mailand. Der Berufsverkehr beginnt, aber es läuft noch gut. Eine Viertelstunde später hab ich die Stadt hinter mir. Weiter Richtung Turin.
6.22 Uhr, ich verspüre wenig Lust. Hoffe ein kurzer Halt an ner Raststätte und nen Kaffee bringen ein bissel Abwechslung. Die Zeit reicht für ne viertel Stunde Pause.
7.54 Uhr, kurz vor Turin. Noch zwölf Kilometer bis zum Kunden. Der ist in einem Vorort. Vor der Mautstation doch noch ein Stau, Unfall zwischen Pkw und Lkw. Aber nix schlimmes, nur ein bissel Blechschaden.
Es ist noch keine Polizei da, gibt also ausser den zwei Fahrzeugen nicht viel zu gucken. Vielleicht geht es deshalb relativ zügig vorbei.
8.20 Uhr, ich bin an der Abladestelle. Einmal kurz gehupt, schon geht das Tor auf. Das ist der Vorteil, auch Stammkunden zu haben. Die Paletten sind fix entladen, die Papiere noch schneller unterschrieben.
Danach einen Espresso und ein kurzes Gespräch über Wetter, Meloni, Trump, Scholz und Merz in einem Mix aus italienisch, englisch, deutsch. Funktioniert aber immer.
9.06 Uhr, wieder im Lkw. Zwischendurch sind auch meine Ladestellen angekommen. Also erstmal zwei, drei sollen es aber werden.
9.13 Uhr, wieder auf der Autobahn Richtung Mailand. In einem Ort auf halber Strecke, Vercelli heißt der, soll ich in zwei Firmen laden. Gussteile in der einen, Pappe in der zweiten.
10.08 Uhr, ich bin in der ersten Firma. Fünf Gitterboxen mit den erwähnten Gussteilen soll ich da bekommen. Mit Auflieger öffnen, laden lassen, über eine Box nen Gurt werfen und festziehen, Auflieger zumachen, Papiere unterschreiben, eigentlich eine Sache von ner Viertelstunde.
Nur irgendwie kommt der Staplerfahrer nicht. Ich setze mich in den Lkw und scrolle ein bissel durch Facebook. Was soll ich auch sonst machen.
Nach einer gefühlten halben Stunde höre ich ihn kommen. Ich würde hier falsch stehen, er hätte mich gesucht. Zur Rückseite der Halle soll ich fahren, da stehen die Boxen.
Ich nicke, werfe die Alubretter auf den Auflieger und fahre einmal um das halbe Lager. Fünfzehn Minuten später ist wirklich alles erledigt.
Zur nächsten Firma sind es kaum vierhundert Meter. Cool. Nicht mal den Auflieger mach ich komplett zu. Dort bekomme ich Paletten mit Kartons.
Geladen wird von der Seite, immer zwei Paletten übereinander. Auch hier dauert es. Aber nicht weil ich wieder falsch stehe, sondern weil echt viel los ist.
13.24 Uhr, fertsch. Mittlerweile habe ich meine dritte Ladestelle bekommen. Die ist in einem Dorf irgendwo bei Bergamo. Was ich da bekomme? Keine Ahnung. Sehe ich, wenn ich da bin. Also erstmal los.
14.18 Uhr, zum zweiten Mal Mailand, zum zweiten Mal läuft es gut.
15.09 Uhr, letzter Kunde. Hier soll ich, hab ich mittlerweile erfahren, dreizehn Paletten laden. Die Frauen im Büro sind aber ein bissel ratlos. Keine hat Ahnung, was ich bekommen soll. Es wird telefoniert, dann klärt es sich.
Allerdings wird die Ware wohl erst morgen verladen. Ich sage „Non domani. Oggi.“ Also „Nicht morgen. Heute„. Irgendwie habe ich dadurch Mitleid erregt. Denn wieder wird telefoniert und plötzlich, juhu, dass Zeugs kann doch geladen werden.
Eine halbe Stunde später bin ich fertig.
16.42 Uhr, Autoparco Brescia. Zeit für eine schnelle Dusche. Ich erwische wirklich noch eine halbwegs saubere Kabine. Das ist da nicht die Regel.
17.58 Uhr, Feierabend. Wieder wie am Abend vorher an einer Tankstelle an der SS11 bei Sirmione. Nur eben auf der anderen Seite, also Richtung Verona. Hier stehe ich oft.
Noch ein bissel mit dem Pächter quatschen, übers Wetter, Meloni, Trump, Scholz und Merz. Ihr wisst schon.
18.34 Uhr, Zeit für ein Bier, zwei Scheiben Brot und nebenbei den Tag hier verwursteln. Dann geht’s in die Koje. Denn morgen früh um kurz vor fünf klingelt der Wecker. Und der ganze Bums beginnt von vorn.