Seit zweieinhalb Jahren müssen Lkw-Fahrer, also auch ich, an einer Grenze oder bei der erstmöglichen Alternative manuell das Ländersymbol des gerade befahrenen Landes erfassen.
Das muss man sich so vorstellen. Fahre ich in der früh bei Nürnberg los, bestätige ich in einem Menupunkt im digitalen Tachographen „Beginn Land D„. Also Deutschland.
Stunden später bei der Einfahrt nach Österreich halte ich kurz in Kiefersfelden und gebe „Beginn Land A“ ein. A wie Österreich. Auf dem Brenner dann „Beginn Land I“ und zum Fahrtende irgendwo bei Brescia oder Bergamo schließlich „Ende Land I„.
Ausgenommen davon sind nur Fahrzeuge, in denen die neue Generation von Fahrtenschreibern verbaut ist, dem sogenannten intelligenten Tachographen 2.0.
Die zeichnen dank GPS-Technologie jeden Grenzübertritt automatisch auf und sind in Lkw zu finden, die seit Ende August letzten Jahres zugelassen werden.
So viel zur Theorie. Jetzt zur Praxis.
Die ist so, wie es bei Kiefersfelden Richtung Deutschland oft abläuft. Viele Kolekas aus Osteuropa, und ja, dass machen auch deutsche, fahren durch die Kontrollstelle der Bundespolizei, bleiben hundert Meter weiter auf dem Standstreifen stehen, um eben die Ländereingabe im Tacho vorzunehmen.
Das mit „erstmögliche Alternative“ eine „geeignete Stelle“ und kein „Standstreifen“ gemeint ist, kapieren die nicht. Zumal es diese „geeignete Stelle“ sogar direkt am Grenzübergang gibt, nämlich auf dem Rasthof gleich nebenan.
Aber logo, der besteht ja aus Lava. Also muss das auf der Autobahn gemacht werden.
Aber mehr noch. Nach der Eingabe fahren die los, ziehen fast aus dem Stand links rüber. Ob von hinten was kommt? Scheiß egal.
Richtung Tirol ist es übrigens ähnlich. Die fahren durch die Engstelle der Blockabfertigung, bleiben auch danach auf dem Standstreifen stehen, um eben „A wie Österreich“ zu bestätigen.
Hat sich halt so eingebürgert.
Nun zu Heute. In der früh fahre ich da durch. Den Tacho hab ich schon kurz vorher beim tanken in Kufstein umgestellt. Wie bereits geschrieben, überhaupt kein Problem.
Steht wieder einer auf dem Standstreifen. der gerade auf die rechte Spur ziehen will. Ich fahre links rüber, gleichzeitig kommen vom Rasthof zwei Lkw auf die Autobahn. Beide von einer Firma, polnische Kennzeichen.
Da bleib ich natürlich erstmal links. Zumindest so lang, bis ich zwischen beiden wieder rechts rüber kann. Ist ja Überholverbot für Lkw.
Jetzt macht der hintere natürlich zu, kam ich nicht rüber. Der vordere gibt auch Gas.
So quäle ich mich an beide vorbei, blinke schon um zu zeigen, dass ich wieder auf die rechte Spur will. Aber Sturheit siegt.
Dann war ich auch am ersten Lkw vorüber, ziehe nach rechts. So weit, so gut.
Überholt mich der erste Pkw, der zweite, der dritte. Danach ein Motorrad, der Fahrer guckt aufs Nummernschild, gibt wieder Gas. War natürlich die Polizei.
Tja, so leicht fängt man Punkte. Denn einen gibt es mit Sicherheit. Und diese Begebenheit kann ich der Bußgeldstelle genau so schreiben. Denn genauso ist es passiert.
Das wird die aber nicht jucken. So wie es der Bundespolizei nicht interessiert, dass in Sichtweite von denen zig Mal am Tag Lkw regelwidrig auf einem Pannenstreifen halten.
So gibt es halt für mich nen Punkt in Flensburg und eine saftige Geldstrafe. Bin ich natürlich schon etwas bedient.
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